Welche Spiele kennst du, deren Layout dich perfekt durch das Spiel führen und welche behindern dich eher? Hinter welchem weniger gelungenem Layout verbirgt sich dennoch ein gutes Spiel und umgekehrt? Kann das Layout alleine für dich bereits ein Kaufgrund bzw. Hindernis sein?
Markus
Oh yes! Jetzt komme ich, denn es ist mein Thema. Ich lasse jetzt mal ordentlich vom Stapel. Und zwar drehe ich die Frage ins Negative. Jawoll! Markus, der Wutbürger. Ich kotze nämlich immer im Strahl, wenn nach 100 Testpartien der Spieletester so ein Scheiß-Layout herauskommt und etwas nicht sauber durchdacht ist. Was denken sich die Leute, die das hauptberuflich machen? Was erlaube Struunz? Ehrlich, wenn ich als Vielspieler und Kritiker bereits in der ersten Partie merke, das da noch Luft nach oben ist, hat doch jemand etwas falsch gemacht. Und hier maße ich mir nicht an, eine Mechanik zu kritisieren, die sich noch vielem Spielen erschließt. Als Beispiel das Spielbrett. Ich liebe Spielbretter, weil ich ja Brettspieler bin. Und dann so was: Darwin’s Journey. Wartet die Rezension dazu ab. Aber das Spielbrett? Grafisch, Top. Gestaltung hübsch, aber: Warum in aller Herrgotts Namen hilft mir das Spielbrett nicht? Da hat man das Gefühl, jemand hat einfach Layout Blöcke wild gemixt und irgendwas eingefügt, wo noch Platz war. Hier noch was kleines an den Rand, hier nicht eine Zeile dazwischen, dann einen Rechteck zur Seite. Hilfestellung für den Spieler? Fehlanzeige. Thematische Strukturierung? Ausbaufähig. Warum macht man das und macht sich nicht als erstes daran ein tolles Spielbrett zur entwickeln, dass übersichtlich und klar strukturiert ist?
Das Brett muss überzeugen.
Als positives Beispiel habe ich da ganz klar Dominant Species. Alles im Spiel ist auf dem Spielbrett abgedruckt, klar strukturiert und eindeutig. Das Spielbrett führt mich. Beyond the Sun ist auch so ein gutes Beispiel. Ein zweites Mismatch sind für mich Farben. Ja, ich habe eine leichte rot-grün Sehschwache und mein Ishihara Test ist meistens ein wildes Raten und sorgt bei der sehenden Bevölkerung für lustige Gesichter. Und dann kommt Anachrony. Ein tolles Spielbrett, klar strukturiert und thematisch aufgebaut und die Farben? Eine einzige Katastrophe. Alles in Pastell gehalten, kaum Kontrast. Selbst meine Mitspieler schauen immer mal wieder nach. Was soll das? Es muss doch ein Mittelding zwischen Eindeutigkeit von Farben und weg von knallbunt geben, oder? Dabei ist Anachrony im Design des Spielbretts und in der thematischen Umsetzung für mich vorbildlich.
Wo sind die Testspieler und was macht eigentlich die Redaktion?
Ach ja, die Thematik. Was dachten sich die Designer von Boonlake? Das Spiel heißt Boonlake! BoonLAKE! Der See des Segens oder segensreicher See, was durchaus auch der Name eines Geistes bei Spirit Island sein könnte. Und was ist auf dem Brettspiel abgebildet. Richtig. Ein fucking Fluss. Ich bin da bei Grönemeyer? Was soll das? Warum setze ich das Thema nicht grafisch um? Gut bei dem Spiel ist thematisch einiges schiefgelaufen. Und wenn ich dann unbedingt das Spielbrett so gestalten will, unbedingt den Fluss hochfahren möchte, warum zaubere ich mir dann keinen anderen Titel zurecht. Boonriver! Wow. Meine Überlegung dauerte 0.04 Sekunden. Genausolange wie bei Spotify das Anklicken und das Abspielen eines Titels. Es gibt doch Spiele, die ein Thema fantastisch auf das Brett zaubern. Champions of Midgard, The Great Wall, Everdell. Kann doch nicht so schwer sein und wenn man es nicht besser kann, dann fragt doch die Spieler. Das kann doch manchmal keine Redaktion durchwinken. Ich höre jetzt auf, sonst rede ich mich in Rage. Christian übernehmen sie.
Christian
Herrlich. Markus, ich würde dir ja noch mehr die Bühne überlassen. Wie er sich aufgeregt hat, dabei bin ich der gelernte Grafiker. Und wieso hat er nicht Feudum erwähnt? Ein Spielbrett, welches in erster Linie ein Kunstwerk ist und erst in zweiter achter Instanz als Spielbrett verstanden werden will. Kennt ihr nicht? Schaut es euch auf BoardGameGeek an. Sieht nicht schlimm aus? Dann lasst euch gesagt sein, es gibt dort ein Wegenetz mit unterschiedlichen Wertigkeiten und Areale für Mehrheiten. Game Over! Lustig finde ich auch Symbolsprache mit wunderlichen Assoziationen. In Gentes weiß man nicht, ob es um die Aktion Kartenausspielen oder Damenbinden geht.
Richtig gut finde ich On Mars. Komplexes Spiel, ich brauche aber nie wieder die Anleitung lesen, weil die Symbolsprache so glasklar ist. Oder Luna Maris! Das war irre, weil Markus und ich das Spiel nicht kannten, aber alleine durch die Symbolsprache schon vor der Erklärung wussten, was wir da zu tun hatten. Grundsätzlich ist das Layout, welches ich als spielmechanische Gestaltung definiere, selbst aber selten ein Kauf- oder Ablehnungsgrund. Thematische Gestaltung an sich, vom Cover übers Spielbrett bis hin zu Tableaus hingegen schon. Hier reizen mich schlichte Design wie T.I.M.E Stories genauso wie der Overkill an Farben und Formen von Black Angel oder vor Atmosphäre triefende Titel wie Nemesis, Beast oder Tainted Grail.
Grundsätzlich habe ich mich des Öfteren in dieser Kolumne schon aufgeregt, diesmal geht die Auszeichnung aber an Markus. Warum auch immer, aber Symbolsprache mag manchmal nicht ganz so perfekt sein, aber ich sehe da schnell drüber hinweg.
Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:
Brettspielgalaxie: https://brettspielgalaxie.podbean.com/e/layout-bg2gether/
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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich hätte mal wieder bock auf ne Runde Feudum 😀
Auf jeden Fall!
Dabei 😉
Markus, ich fühle mit dir 😀
Danke Jonas. Endlich einer, der mich versteht.