Lesezeit: 5 Minuten
Die Insel der KatzenKatzen? Insel? Die Insel der Katzen? Mein Brettspiel Buddy Michael sitzt mit leuchtenden Augen vor mir und erzählt voller Inbrunst, dass sie am Wochenende Die Insel der Katzen in einer Brettspielrunde gespielt haben. Er erklärt mir die liebevollen Details und die Spielmechanik. Ich höre aber nicht mehr zu! Hat der sie noch alle? Katzen? Jetzt mal ehrlich …

Zwei Wochen später schleppt er das Teil an. Mein Interesse? Gleich null. Ich schaue auf die Uhr. Alex wollte noch zu einer epischen Runde Teotihuacan dazu stoßen, aber das dauert noch. Also lupfe ich den Karton doch mal kurz, um in das Spiel reinzuschnuppern. Meine Frau schaut mit ähnlichem Desinteresse über meine Schulter. Währenddessen baut Michael geschickt und schnell drei Spielertableaus auf und erklärt das Spiel.

Kurzcheck: Darum geht es in Die Insel der Katzen.

Das Setting ist klar. Es geht um eine Insel mit Katzen. Diese müssen über 5 Spielrunden von einer Insel auf ein Boot gerettet, spricht: gepuzzelt werden. Die verschiedenfarbigen Katzen haben – wie bei Ubongo – unterschiedliche geometrische Formen und müssen auf dem Boot geschickt angeordnet werden. Das gibt am Ende des Spiels massig Punkte, je nachdem wie gut ihr die Viecher auf dem Boot unterbringt. Punkte dafür, wenn gleichfarbige Katzen (Familien) zusammenliegen, Punkte für vollständige gefüllte Räume auf dem Boot, Punkte für abgedeckte Mäuse und Punkte für ausliegende Lektionen. Echter Punkte-Katzen-Salat!

In der Mitte die Insel, drumherum die Spielertableaus.

Alles für die Katz‘

Widerwillig setzte ich mich vor mein Tableau und begutachte den Spielaufbau. In der Mitte liegt die Insel, links und rechts davon räkeln sich divenhaft anmutig die Katzen. Links kosten die Katzen drei Fische, rechts fünf Fische. Ich bekomme zu Beginn 20 Fische, einem permanenten Korb mit dem ich die Katzen fangen kann und Handkarten. So far so good.
Das Material ist hochwertig. Alleine der Karton ist der stabilste Karton, den ich je gesehen habe. Muss er auch sein. Denn in der Mitte des Kartons ist ein „Platz für die Katz“. Phhh, ich stelle mir vor wie so ein fetter Kater wie Garfield in diesem Karton sitz, einen hinterlistig liebevoll anschaut und das Spiel vollhaart. H.P. Lovecraft als Katzenliebhaber hätte seine wahre Freude, denn das ganze Spiel ist thematisch stringent und gut umgesetzt. Alle Mechaniken tragen das Thema. Absolut liebevoll.

Hier soll die dicke Katze rein.

Katzenjammer

Kommen wir auf die Karten zurück. Zu Beginn einer jeden Runde bekomme ich sieben Karten auf die Hand, alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Davon darf ich aber nur zwei behalten, die anderen gebe ich an Micha weiter und erhalte fünf Karten von Kati. Solange wird gedraftet, bis ich wieder sieben unterschiedlich teure Karten auf der Hand halte und nun entscheiden kann, welche ich für die Währung (Fisch) im Spiel kaufe. Ein perfektes Draftsystem, denn ich will eigentlich alle Karten haben. Und die Karten stellen mich in jeder Runde vor wichtige Entscheidungen.

…eine kleine Auswahl an Karten

Möchte ich viele Katzen auf der Insel fangen? Die zwei grünen Katzen wären perfekt. Sie passen so gut in mein Boot. Ich habe eine Jokerkarte, mit der ich sofort zwei Katzen fangen kann. Aber ich habe nur einen Korb, also muss ich noch eine Korbkarte auf die Hand nehmen, damit ich zwei Katzen fangen kann. Logisch, jedes dieser verschlagenen charaktervollen Wesen braucht seinen eigenen Korb. Aber dann wird das Ganze so teuer. Und ich habe keinen Fisch mehr. Dazu habe ich noch eine geniale Schatzkarte und der Schatz würde gut in meine Puzzlelücke passen. Die blaue Lektionskarte gibt mir allerdings viele Siegpunkte am Ende. Ahhhh! Ich darf nur zwei Karten behalten, will aber alle. Upps, was ist mir denn gerade passiert? Ich bin völlig im Spiel drin. Michael grinst genauso mies wie die Grinsekatze und sagt nur: „Is‘ gut, oder?“

Puzzleteile, Insel, Zugreihenfolge, Joker-Katzen und seltene Schätze

Haarige Angelegenheit

Ich drafte meine Karten und bereite mich auf meinen Zug vor. Die abgebildeten Stiefel auf den grün ausgelegten Karten bestimmen am Anfang jeder Runde die Zugreihenfolge. Je mehr Stiefel auf den Karten, desto weiter rücke ich in der Zugreihenfolge nach vorne. Ich könnte wie so oft durchdrehen. Meine Frau schiebt sich in der Zugreihenfolge vor mich und schnappt sich genau die Katze weg, die ich haben möchte. Also gut, dann eben anders. Hier gibt es viele Wege die funktionieren können, also schnappe ich mir eine andere Katze und drehe sie so, dass sie gut auf mein Boot passt. Zack, zack, zack…die Runde geht angenehm fluffig von der Hand und ich habe immer was zu tun oder schaue gern meinen Gegnern zu. Downtime? Langeweile? Fehlanzeige. Wir haben das Spiel sowohl mit drei und vier Personen gespielt. Gerade mit vier Personen greift der Mechanismus mit der Zugreihenfolge sehr gut. Hier schnappen einem die Gegner die besten Katzen weg (dass ich das jemals sagen würde). Oder, wenn es mir wichtig ist, schiebe mich mit meinen passenden Handkarten in der Reihenfolge nach vorne. Die Spielzeit liegt bei vier SpielerInnen bei ca. 90 Minuten. Das Spiel macht aber genauso mit zwei oder drei SpielerInnen richtig Laune.

Ratten, Räume, Fische, Körbe (benutzt = grau) und jede Menge Puzzleteile.

Fazit

Ich greife zum Fazit Michaels Satz auf: „Is‘ gut, oder?“ Verdammt ja ist es. Ohne es zu merken packt dich das Spiel, weil alle Spielelemente sehr gut ineinandergreifen und thematisch logisch sind. In jeder Spielrunde ist das Spiel leicht zu erlernen, egal ob dabei Spielanfänger, Kinder und Vielspieler am Tisch sitzen. Interessante Karten mit einem guten Draftsystem wie bei Terraforming Mars, dazu ein simples Ressourcenmanagement (Korb + Fisch = Katze) mit vielfältigem Punktesystem und abschließend ein sehr spaßiges Puzzeln.

Wir haben es nicht mit einem Regelmonster wie bei Ein Fest für Odin zu tun, sondern mit einem abwechslungsreichen Spiel mit einfachen Regeln. Spielt man es häufiger, läuft es allerdings sehr ähnlich ab. Es fehlt mir etwas die Tiefe! Das Thema nimmt mich null Komma null mit, trotzdem macht Die Insel der Katzen einfach Laune. Mit der Erweiterung kann man es sogar mit bis zu 6 Personen spielen. Wer Lust auf einen Allrounder für alle Spielgruppen hat, noch kein Puzzlespiel besitzt und starke Spielmechaniken die ineinandergreifen liebt, der sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Ich habe es getan.

Die Insel der Katzen
AUSSTATTUNG
100
SPIELIDEE
100
SPIELSPASS
100
Leserwertung0 Bewertungen
0
Kurzfakten
Gutes Draftsystem und
Herausforderndes Puzzlelegesystem
Sehr gut mit unterschiedlichen Spielern zu spielen
Katzenthema konsequent und liebevoll umgesetzt
Nicht kompliziert und trotzdem mit Anspruch
Wenig Downtime
Spielinformationen
Genre: Strategie-Puzzler
Personen: 2-4
Alter: ab 8
Dauer: 60 - 90 Minuten
Autor/in: Frank West
82
Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Moin Markus,

    Sehr schön und witzig geschrieben! Freut mich, dass Christians Casting, bei dem du aus den Besten der Besten auserwählt wurdest, so erfolgreich war 😜.

    Freue mich auf weitere Beiträge von Dir!

    Antworten
  • Danke Dim,
    er war auch ein hartes Stück Arbeit. Testartikel, Recall Zettel, dann das Zitieren aus Regelheften zu diversen Spielen und schließlich noch das Kennenlernen der Familie…
    Aber hat sich alles gelohnt. Es macht riesig viel Spass und ich bin dankbar für Deine lieben Worten.
    Stay magic

    Antworten

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