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Auf EOS: Island of Angels warte ich ehrlich gesagt schon länger. Ich bin ja bekanntermaßen ein Fan von Tsukuyumi und entsprechend verpflichtend waren Besuche auf Messen beim Verlag King Raccon Games. Da schielten meine Augen immer diesen opulenten Prototyp von EOS: Island of Angels an. Nun hat das Spiel um die Insel, Engel und Dämonen bei Brett & Pad festgemacht und konnte von Markus und mir ausgiebig gespielt werden. Da der Kickstarter auch schon an die Tür klopft, wollen wir euch von dem wilden Abenteuer berichten. Also Segel gehisst und auf in den Kampf gegen fiese Dämonenlords!

Was ist EOS: Island of Angels?

Vor langer Zeit rangen strahlende Engel stetig fürchterlichen Dämonen nieder, welche aus dem Abgrund von EOS krochen. Doch die Engel wurden verraten und in Stein verwandelt. Äonen später fand ein Kapitän einen dieser versteinerten Engel und erweckte ihn. Für das Geschenk der Unsterblichkeit legte er den Schwur ab, auch die anderen Engel zu erwecken, damit die dämonische Kraft endlich schwindet …

… und ehe du dich versiehst, bist du mit deiner Crew im Kampf um Moral, Schiffsausbau und Segelwettrennen verstrickt. EOS: Island of Angels ist eine wahnsinnig motivierende Mischung aus asymmetrischer Crewentwicklung, Engine-Building, Wettrennen um Hotspots für Siegpunkte und Worker-Placement. Ziel ist es Chroniken auszulösen, die Siegpunkte einbringen. Das geht über das Erwecken von Engeln, Besiegen von Dämonenlords, Spenden von überschüssigen Ressourcen, der Erfüllung von Abenteuern oder rein durch den Kampf gegen kleinerer Imps, die das Schiff überfallen. Kurzum, es gibt viele Pfade, die du einschlagen kannst!

EOS: Island of Angels
Eine ordentliche Tischpräsenz!

Christians Meinung

Der Weg dahin

Herzstück und die Brise des Spielspaßes ist das Crewtableau. Es gibt sechs völlig unterschiedliche Fraktionen, doch eines haben sie alle gemeinsam: Moral und Ränge. Jedes Crewmitglied besitzt eine Leiste für Moral, die man für sofortige Boni erhöhen kann und deren maximaler Wert zwingend notwendig für die Interaktion mit Engeln und Dämonenlords ist. Die zweite Leiste zeigt den Rang. Je höher der Rang, umso stärker und vielfältiger ist die Aktion, die das jeweilige Crewmitglied ausführen kann, wenn man es für einen Goldbetrag mit einem Arbeiter aktiviert.

Es macht einfach richtig viel Spaß, sich durch seine Crew zu optimieren! Willst du dein Schiff für coole Boni ausbauen? Dann solltest du den Quartiermeister verbessern. Oder vielleicht lieber den ersten Offizier, weil du dadurch schneller Ränge aller Crewmitglieder erhöhen kannst? Du brauchst am Ende alle Charaktere, wie du sie verbessert und welchen Weg du insgesamt einschlägst, ist deine Entscheidung. Auch die Verbesserung der Moral kitzelt den Planungsgaumen! So kannst du plötzlich außerhalb der Aktivierung deines Scouts in See stechen, nebenbei ohne Krieger Imps besiegen oder wie beim Schatzmeister die Moral erhöhen. Fulminante Kettenzüge sind möglich und je nach Fraktion völlig unterschiedlich!

EOS: Island of Angels
Die Crew und dein Boot.
Engel & Dämonen

Ziel dieser Optimierung ist es, schneller und besser vorbereitet zu sein. Denn egal ob du Engel erweckst, Abenteuer anfährst oder Dämonenlords besiegen willst, einfach wird es nicht! Imps werden deine Schiffe überfallen und so Aktionen oder Upgrades blockieren. Und gerade die Dämonen Lords haben es in sich. Zwar gibt die Erweckung der Engel oft größere Vorteile, aber ausliegende Dämonenlords attackieren nicht nur SpielerInnen, die sein Feld betreten, sondern haben eine Aura, die das Spiel negativ für alle verändert und im Spiel bleibt, bis der Lord besiegt wird. Was für eine unheimlich abartige Abwärtsspirale und damit coole Sache. Plötzlich wird alles teurer, alle erhalten weniger Siegpunkte oder verlieren Crewmitglieder, der Bosheit sind keine Grenze gesetzt.

Diese spielerübergreifende Facette besitzt EOS: Island of Angels auch noch in positiver Natur. Es gibt einige Aktionseffekte, wo alle etwas erhalten, du aber einen besonderen Bonus. Zu den Punkten von Interesse segelt man übrigens über das Ausspielen von Karten, die echt mannigfaltig sind. Ob schneller und ins eigene Fleisch schneidend, langsamer mit starken Boni oder irgendwas dazwischen, die richtigen Karten auf der Hand erleichtern dir das Leben. Also vielleicht das Upgrade für ein erhöhtes Handkartenlimit bauen? Ah, da sind wir schon wieder bei der Optimierung.

EOS: Island of Angels
Einige der Engel mit ihren Fähigkeiten.
Spielgefühl

Ich könnte noch so viel schreiben, aber Markus will ja auch noch. Als Indiz für den Spaß an der Sache schiebe ich hier meine Frau ins Rampenlicht, nachdem wir schon 150 Minuten am Spielen waren: „Das macht echt Spaß, oder?“ Kein Widerspruch meinerseits oder anderen SparingspartnerInnen am Brett. Man verliert sich nicht nur in der coolen Optik, sondern auch in seiner Optimierung. Irgendwo passiert immer etwas! Auch der Wettstreit um die Erfüllung der Chroniken ist spannend, denn es gibt nur eine gewisse Anzahl bis zum Spielende. Nach mehreren Partien merkt man dann, wie unterschiedlich sich die Fraktionen spielen. Großartig!  Ich gerate ins Schwärmen und dabei bin ich auf viele Details, wie unterschiedliche Schiffe, Aktionen der erweckten Engel oder den modularen Abenteuern noch gar nicht eingegangen.

Allerdings waren wir uns in einer anderen Sache ebenso einig. Die Spielzeit und Downtime ist in der jetzigen Form gerade für den Tiefgang des Spiels, welches auf Kennerspielniveau schippert, einen Tick zu lang. Vor allem das Pacing ist nicht ganz optimal, weil sich anfängliche Chroniken für Siegpunkte kaum lohnen, später aber stark skalieren. Das Spiel wird also immer schneller, was nicht schlecht ist, aber die Verweildauer ist im ersten Abschnitt der weniger lukrativen Chroniken vielleicht etwas zu lang. Bei wenig Siegpunkten lässt sich eben jeder Zeit. Auch die Menge an Gold, gebraucht für Aktionen der Crewmitglieder, war zu inflationär vorhanden. Da kann EOS: Island of Angels durchaus knackiger werden. Es wird im Hintergrund aber auch noch gefeilt, entsprechend bin ich da guter Dinge. Markus, wie war dein Eindruck?

EOS: Island of Angels
Der Markt für neue Karten.

Markus Meinung

Mein Eindruck schließt sich an Christians Spielgefühl an. Ich habe aktuell zwar nur die Online-Partie gespielt, aber ich war erstaunt, wie schnell wir in dem Spiel waren. Kurze Erklärung und dann ging es auch schon los. Ich hatte immer das Gefühl, dass man viel machen kann, immer am Optimieren ist und seine mächtigen Züge plant. Das mit dem langsamen Anschippern in Sachen Spielgeschwindigkeit finde ich null Komma null schlimm. Im Gegenteil. Ich mag es, wenn man erst einmal etwas optimiert und das Schiff nur langsam Fahrt aufnimmt. Die Zeit verging wie im Fluge und Downtime war kein Problem. Kapitän Markus war immer wieder schnell an der Reihe. Auch mag ich bei EOS: Island of Angels die Tatsache, dass Gold inflationär in hohen Summen vorhanden ist. Ich fühle mich als Freibeuter auf dem Meer, der neben der Befreiung von Engeln auch Geld scheffelt. Herrlich.

Bemerkenswert ist die Asymmetrie im Spiel. Ich habe zwar nur ein Tableau gespielt, aber mitbekommen, wie Christian ganz anders agiert hat. Auch die Chroniken als Auslöser für Wertung finde ich sehr stark. Da muss man seine Bewegung und Fortschritt im Auge behalten. Und zwar genau, sonst schnappt jemand dir die Chronik weg. Am mächtigsten fand ich jedoch die Aura, das Böse, dass von den Dämonen ausgeht und auf alle Auswirkungen hat. Für mich hätte das thematisch noch stärker sein können. Fieser. Härter. Ich fand die Imps in der ersten Partie auch zu zahnlos. Man ist im Entwickeln des eigenen Boards halt sehr stark. Für mich hätte es etwas schwieriger sein können. Auch wenn die Kampagne jetzt diese Woche startet und ich den physischen Prototypen noch eintauche, bin ich sehr gespannt, was meine Brettspielrunde sagt. Die haben auch immer gute Ratschläge zur Balance. Ich fände es schade, wenn dieses Brett kein waschechtes Kennerspiel wird. Für ein lockeres Familienspiel ist da zu viel Potenzial. Ich freue mich riesig und werde ggf. über Kommentare meine Einschätzung ergänzen oder korrigieren. Und ich bin richtig gespannt, was die Kampagne mit sich bringt.

Abschließende Infos

Wer nun richtig Lust bekommen hat, der kann nicht nur bei der Kampagne einsteigen, sondern auch vorher die Regeln lesen und sogar digital in das Spiel schnuppern. Ansonsten schaut einfach im Discord von King Raccon Games vorbei, da ist immer was los.

© King Racoon Games
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo ihr Zwei!

    Erstmal ein großes Lob für eure tolle Seite. Ich lese sehr gerne eure Berichte und Rezensionen, da sie soviel positive Energie ausstrahlen und alles so sympathisch rüberkommt! Man merkt mit wie viel Herzblut ihr an die Sache heran geht. Super, bitte weiter so!

    Nun zu meinem anderen Anliegen: Habt ihr mittlerweile schon das fertige Spiel vorliegen, und hat sich da noch was geändert? Gerade Markus hatte ja seine Sorge geäußert, dass es nicht ganz sein Potenzial ausschöpft und etwas zu „seicht“ daherkommt.
    Da ich mich eigentlich sehr für das Spiel interessiere, fände ich eine Einschätzung eurerseits ganz spannend.

    Antworten
    • Hallo Alex,
      leider (und ich könnte heulen) liegt EOS aktuell auf meinem Pile of Shame. Irgendwie kamen in letzer Zeit immer andere Spiele auf den Tisch. EOS kam halt sehr ungünstig, kurz vor Essen. Aber es wird in den nächsten Wochen gespielt und getestet. Bitte habe nich ein wenig geduld.
      Alex, in welchem Kommentar war das? Dann füge ich die Info noch für alle ein.

      Antworten
  • Hallo Alex,

    das fertige Spiel wurde unter anderem nach unserem Feedback noch leicht angepasst. Allerdings habe ich die fertige Version nie gespielt. Markus hat sie und kann dazu vielleicht mehr sagen.

    Liebe Grüße

    Christian

    Antworten

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