Kurzcheck: Darum geht es in Schwingenschlag
In Schwingenschlag wählt ihr abwechselnd aus drei möglichen Aktionen je eine aus, bezahlt die angegeben Kosten und führt die Aktion aus. Am Ende eurer Aktionen erfolgt eine Rundenwertung. Nach vier Runden ist Schluss. Auf eurem Spielertableau wählt ihr eure Aktionen. Entweder ihr grabt eine neue Kammer in einer der drei Höhlen aus, oder ihr lockt einen Drachen in eine dieser Kammer ein. Das Ausgraben einer Höhlenkammer kostet ein Geld, das Anlocken eines Drachen kostet ein Geld plus die Kosten für den entsprechenden Drachen und das Erkunden einer Höhle kostet auch immer ein Geld plus ggf. Dracheneier. Am Anfang einer Runde habt ihr mindestens sechs Geld. Ist das Geld weg, könnt ihr nichts mehr machen. Für alle die Flügelschlag kennen, ist der Einstieg in Schwingenschlag denkbar einfach, für alle anderen ist es etwas verzwickter.
Vernetzung
Ich mag einen Einzelgängerischen Braun-Draken anlocken. Dieser ist günstig. Er kostet nur ein Fleisch und einen Kristall. Dieser Drache ist sechs Siegpunkte wert und ist von der Charaktereigenschaft scheu und triggert am Spielende zusätzliche drei Siegpunkte, wenn die Höhle komplett ausgegraben ist. Perfekt. Ich habe nämlich noch die Hochmütige Wyvern auf der Hand. Seine Spezialfähigkeit ist zwei Siegpunkte für jeden anderen scheuen Drachen in dieser Höhle. Das Problem: Beide Drachen haben keinen Entdecker auf ihren Karten abgebildet. Damit ist das Entdecken dieser Höhle nicht ganz so lukrativ.
Das Forschen ist des Drachenzüchters Lust
Wurden bei Flügelschlag die Aktionen von den Vögelhabitaten von rechts nach links ausgelöst, kehrt Schwingenschlag diese Richtung um. Eure Aktionsfigur erkundet beim Auslösen der Funktion Erforschen die Höhle und löst alle Boni aus, die ein entsprechendes Symbol haben. Die Bewegung endet, sollte er eine leere Höhlenkammer betreten. Thematisch finde ich das sehr schön. Eure Spielfigur wandert durch die Höhlen, kümmert sich um die Drachen und enthält entsprechende Boni. Entsprechend haben die Drachen dann ein Symbol aufgedruckt. Und damit beginnt die Krux. Welche Symbole spiele ich über die Drachenkarten aus? Spielende? Rundenende? Soforteffekt? Forschungssymbol?
Denksport
Was auf den ersten Blick recht reduziert aussieht, lässt einiges an Grübelei zu. Welchen Drachen spiele ich? Welche Ressourcen benötige ich dafür? Wie sind die Synergien unter den Karten? Welche Höhle spiele ich? Wo grabe ich die Höhle aus? Wann gehe ich auf Forschungstour durch die Höhle? Durch welche Höhle laufe ich? Und wann wandere ich auf der Drachengilde weiter? Sagte ich Drachengilde? Ein neues und tolles Element in Schwingenschlag und ein weiterer Baustein zu einer höheren Komplexität als Flügelschlag. Erhaltet ihr ein Gildensymbol, wandert ihr auf der Drachengilde weiter. Diese generiert euch Sofortboni und Siegpunkte und ist daher ein weiterer taktischer Baustein. Stark.
Solitär
Dieser ganze Denksport führt dazu, dass Interaktion am Tisch Mangelware ist. Klar, Marco schnappt mir mal Spitzzahn-Breitwyrm weg, mal ist eine benötigte Höhle ausgetauscht, aber das war es schon. Das hat aber keine Auswirkungen auf mein Spiel. Ich muss vielleicht ein wenig umplanen, wenn mal eine Karte weg ist, aber so What? Meine Mitspieler werken von meinen Überlegungen nichts. Das Spiel spielt sich auf meinem Tableau ab. Die Siegpunktabrechnung ist entsprechend eine Wundertüte. Ich habe keinen Überblick, wo meine Mitspielenden stehen. Entsprechend verliert meiner Meinung nach auch Schwingenschlag mit steigender Spieleranzahl. Zwei bis drei ist eigentlich optimal. Bei vier und fünf muss man schon mal warten, besonders wenn ein Langsamspieler in der Runde ist. Auf der anderen Seite wuppt das Spiel, wenn alle wissen, was abgeht. Das ist dann richtig gut.
Material
Feuerland? Material? Noch Fragen? Die Qualität des Spiels ist einfach der Hammer. Die Anleitung ein haptischer Genuss. Zudem lässt die Anleitung keine Fragen offen und ermöglicht es Spielenden, die bisher Flügelschlag kennen, einen schnellen Überblick über die Veränderungen. Die Eier sehen optisch stark aus, lediglich die Grafik der Drachen hätte etwas größer gestaltet sein können. Aber bei der Vielzahl an Informationen auf den Karten war das wohl gestalterisch unmöglich. Auch die Münzen hätten Coins sein können. Aber da kommt bestimmt bald ein lukratives Deluxe Kit.
Der große Brett & Pad Vergleichsabsatz
Ich spiele Flügelschlag sehr gerne und teile die Eier-Mechanik-Diskussion nicht. Sie ist mächtig und wird sehr häufig am Ende eingesetzt, aber es ist nicht der einzige Weg. Ich mag bei Flügelschlag die Interaktion mit den anderen Karten der Mitspieler und die mögliche Bewegung der Karten. Flügelschlag hat Schwächen, die Schwingenschlag gezielt, thematisch und gut behebt. Man hat bei Schwingenschlag das Gefühl, ein Wohlfühlspiel zu spielen und nach Hause zu kommen. Für Flügelschlag-Kenner ist Schwingenschlag eine Evolution. Neulinge könnten vielleicht bei der Vielzahl an Synergien überfordert sein. Hier ist der Einstieg für Neulinge deutlich schwieriger und komplexer. In Sachen Interaktion liegt Schwingenschlag hinter Flügelschlag. Es spielt sich solitär und das nimmt leider mit der Spieleranzahl deutlich zu. Ein Problem beider Spiele. Wer mehr Interaktion möchte, greift zu Flügelschlag: Asien. Allerdings ist die Interaktion auf zwei Spielende beschränkt.
Fazit
Schwingenschlag ist ein Wohlfühlspiel und für alle Kenner des Flügelschlag-Prinzips eine brutale und gute Weiterentwicklung. Es ist komplexer ohne verkopft zu sein. Für alle, die noch kein Spiel aus diesem Universum gespielt haben, ist Schwingenschlag ein tolles Kennerspiel und verdient den Hype zu 100%. Hier hat Connie Vogelmann eine tolle Arbeit geleistet und ein Spiel weiterentwickelt und zeitgleich ein eigenständiges Werk kreiert.
Es ist thematisch stark und die neuen Aktionen Erforschen und Drachengilde lassen viele Möglichkeiten zu. Die vielen unterschiedlichen Karten mit ihren individuellen Fähigkeiten lassen einiges an Kombinationen zu. Entsprechend geht die Downtime bei zunehmender Spielerzahl in die Höhe. Sind Langsamspieler oder Grübler am Tisch kann es tatsächlich schwierig werden. Hier überlegt jeder für sich und eine Interaktion kaum vorhanden ist. Auf der anderen Seite bekomme bei geübten Spielern ein tolles Spiel mit vielen Möglichkeiten, Aktionen und Entscheidungen in weniger als 60 Minuten. Das mag ich gerne. Die Qualität des Materials ist zudem absolut exzellent und eine wahre Freude. Schwingenschlag ist ein eigenständiges Spiel und keine Neuauflage von Flügelschlag. Beide Spiele passen parallel ins Spieleregal und werden unabhängig voneinander gespielt. Daher eine klare Kaufempfehlung.
Schwingenschlag
64,90€Kurzfakten
- Spiel aus der Flügelschlag-Welt
- Behebt die Schwächen von Flügelschlag
- Jeder spielt für sich, kaum Interaktion
- Ab vier Spielern hohe Downtime
- Einfache Aktionen mit vielfältigen Möglichkeiten
- Starkes Material
Spielinformationen
- Genre: Strategiespiel
- Spieler: 1-5
- Alter: ab 12
- Dauer: 90 Minuten
- Autor: Connie Vogelmann
Brettspieler | Carromspieler | Viel-Spieler | Ran NFL süchtig | Weinliebhaber | Leseratte | | Brettspielsammler | MTB Fahrer | Sportler | Hobby-Koch | Kooperativ-muss häufiger-sein | Terraformer | Musikgenuss | Spotifyer | Familie | Fußballer |
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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Mal von der Qualität als Spiel abgesehen (ich habe beide – aus Gründen 😉 – nicht gespielt) hat ja Flügelschlag den Vorteil, ganz nebenbei ein wenig über die verschiedensten Vogelarten lernen zu können, wobei diese Wissensvermittlung zwar von Schwingenschlag kopiert werden will, aber dabei bloss unnütz Zusammenfantasiertes über Fabelwesen anbietet.
In meiner Kindheit habe ich viel über Wildtiere mit dem Spiel „Wild Life“ von Ravensburger gelernt, daran hatte mich dieser informatorische Ansatz von Flügelschlag erinnert.
AUSSTATTUNG
9
SPIELIDEE
8
SPIELSPASS
9
Hallo Markus,
vielen Dank für deine Rezension. Ich stimme dir in allen Punkten zu. Ich finde auch, dass Schwingenschlag eine Weiterentwicklung von Flügelschlag ist und einige Sachen besser macht. Vor allem das Engine Building finde ich bei Schwingenschlag noch besser, da man sich hier in jedem Spiel eine individuelle Engine mit den ausgespielten Drachen aufbaut, ohne wie bei Flügelschlag auf eine „Standard-Eier-Engine“ zurückgreifen zu können. Das macht für mich Schwingenschlag nochmals interessanter und variabler.
Toll sind auch die Silbermünzen, die man für jede Aktion benötigt. So ist es im Spiel reizvoll, an zusätzliche Silbermünzen zu gelangen, um zusätzliche Aktionen ausführen zu können. Zugleich gibt es aber auch stärkere Drachen, bei denen man eine wertvolle Silbermünze als Kosten ausgeben muss, wodurch man dann aber auch eine Aktion weniger hat. Dies stellt einen vor interssanten Entscheidungen.
Ich finde es übrigens gut, dass du dich bei deiner Rezension mehr auf die Spielmechanik und nicht so auf das Thema fokussiert hast. Bei den bisherigen Besprechungen über das Spiel, die ich gesehen habe, ging es viel zu häufig um die Frage, ob man Vögel oder Drachen besser findet, und ob man statt Drachen nicht lieber Fische oder Dinosaurier hätte nehmen sollen. Ich finde diese ständige Diskussion etwas anstrengend, weil es in erster Linie Geschmackssache ist, welches Thema man besser findet, und es nichts über die Qualität des Spiels aussagt.
Viele Grüße
Florian
Hallo Florian,
ja, mich reizt das Enginebuilding von Schwingenschlag total. Es macht einfach richtig Spaß. Gebe ich die Münzen für einen teuren Drachen aus? Habe ich an Ende einer Höhle vielleicht noch die Möglichkeit eine Münze zu ergattern? Das mag ich total, das ich ggf. meinen Zug verlängern und verkürzen muss oder kann. Allerdings, wenn ich dann bei vier Spielern warten muss, ein Langsamspieler immer erst grübelt, wenn er dran ist, dann muss ich mich darauf einstellen und vielleicht etwas warten.
Bei 4 Spielern ist allerdings Schwingenschlag und auch Flügelschlag nicht das erste Spiel meiner Wahl. Aber das kann ja jeder für sich entscheiden.
Das Thema: Drachen…Nun ja…ich hätte tatsächlich einige Exemplare im näheren Umfeld und in ihren gewohnten Habitaten, die ich beschreiben könnte. Aber Spaß beiseite. Drachen sind ein ähnliches Thema wie Wikinger, Zwerge, der Weltall, Griechen, Pyramiden….
Ich mag Drachen, ich schaue mir entsprechend die Karten an. Punkt. Ich habe keinen Zugang zu Vögeln, entsprechend hat mich Flügelschlag lange nicht interessiert. Einmal gespielt hat es mich aber total gepackt. Das sie Schwingenschlag mit Drachen gemacht haben, finde ich thematisch echt schön, weil es passt. Die Höhlen erforschen ist richtig gut. Bei Gaia Projekt störe ich mich auch nicht am Thema.
Und nur weil in Flügelschlag echte Vogelarten bebildert und dort aufgearbeitet sind, werde ich kein Ornithologe. Ich finde es eher bemerkenswert, das Elisabeth ihr Hobby oder Passion zum Brettspiel machte.
Die Themendiskussion finde ich auch manchmal etwas ermüdend. Nur weil ein Thema da sein muss, zerreißt man es? Nicht, dass ich falsch verstanden werden. Es gibt Spiele da passt alles. Und es lässt mich noch tiefer eintauchen. Bei Schwingenschlag stört mich das Fantasie-Thema Drachen nicht. Die Mechanik ist so gut und anders als bei Flügelschlag. Deswegen schreibe ich über dieses Gefühl. Ein Thema muss ja trotzdem her. Und die Drachen sind einfach sehr toll und passend. Wer sich an dem Thema stört, der soll es halt nicht spielen, aber nicht diese vordergründige Diskussion führen, um ein Spiel abzuwatschen.
Bin da ganz auf deiner Seite.
Liebe Grüße
„Und nur weil in Flügelschlag echte Vogelarten bebildert und dort aufgearbeitet sind, werde ich kein Ornithologe.“
Natürlich nicht – aber einfach nebenbei beim Spielen auch noch Wissen zu erlangen ist ja auch ein Mehrwert.
Ebenso gibt es natürlich wichtigeres als Vögel… wenn ich mir den heutigen Kenntnisstand in Geschichte der Jugendlichen in meinem Umfeld anschaue, da wünschte ich mir ein Spiel, das ganz nebenbei auf ähnliche Art ein wenig Historie vermitteln könnte… 😉
Ja, sehe ich auch so. Ich mag Drachen. Das Thema ist nicht sehr innovativ, aber wurde stimmig im Spiel umgesetzt. Viel wichtiger ist das Spielgefühl und die Weiterentwicklung der Spielmechanik.