Kurzcheck: Darum geht es in Harmonies
Harmonies greift Mechaniken aus Cascadia auf, ergänzt sie mit dem Auswahlmechanismus aus Azul und rundet das Ganze mit passendem Neuen ab. Ihr wählt zu Beginn eures Zuges aus der Auslage drei Spielsteine. Felder, Gebirge, Flüsse, Gebäude, Stämme und Baumkronen müssen im Anschluss frei auf die Hexfelder eures Playerboards platziert werden. Zudem dürft ihr euch während eures Zuges eine der ausliegenden Tierkarten nehmen. Und, solltet ihr einen Lebensraum für ein Tier erschaffen haben, einen Tierwürfel von der Karte entfernen und auf eurem Playerboard markieren. Anschließend wird aus dem Beutel wieder nachgezogen und der freie Slot der Auslage um drei neue Spielsteine ergänzt.
Sagte ich „frei“?
Ich entschuldige mich für meinen Satz im Kurzcheck: Felder, Gebirge, Flüsse, Gebäude, Stämme und Baumkronen müssen im Anschluss frei auf die Hexfelder eures Playerboards platziert werden. Die Aussage ist zwar richtig, ihr dürft die Steine frei platzieren, allerdings hat das Spiel richtig tolle Bedingungen geknüpft. Beispiele? Felder müssen aus mindestens zwei zusammenhängenden Steinen bestehen. Ein Fluss bringt am Spielende Siegpunkte, je länger er ist. Gebirge werden nur gewertet, wenn mindestens zwei Gebirge sich berühren. Ein einsamer Berg bring am Spielende nix. Und: Je höher die Berge des Gebirges, desto mehr Siegpunkte. Das ist unfassbar gut bei Harmonies gemacht. Berge dürfen gestapelt werden. Ein 3er Berg bring mehr als ein 1er. Auch Bäume wachsen in die Höhe, dafür brauche ich Stämme und oben auf kommt ein Krönchen.
Interaktion
Hat mir Cascadia feuchte Hände beschert, rutsche ich bei Harmonies vor Aufregung oft auf dem Stuhl hin und her. In der Auslage liegt die perfekte Kombination aus. Ein Fluß und zwei Felder. Das sehen leider auch alle anderen am Tisch. Lissy lässt diese Kombination nicht liegen und schwupps ist sie weg. Eine kleine verbale Beschimpfung fliegt von meiner Seite in ihre Richtung, die sie süffisant mit einem Lächeln quittiert. Hier frage ich mich echt, wie Harmonies zu seinem Namen gekommen ist, denn wenn mir jemand die richtige Kombi wegschnappt, bin ich weit von Harmonie entfernt. Vor allem die innere Harmonie stellt sich oft nicht ein. Wie viel Risiko gehe ich? Baue ich den Stamm? Ich benötige für die Wertung dringend eine Baumkrone. Das kann besonders zum Spielende haarig werden.
Teil II
Als ob die Landschaftspuzzelei nicht schon anspruchsvoll genug wären, kommen jetzt noch die Habitate ins Spiel. Jedes Tier möchte in einen passenden Lebensraum angesiedelt werden. Dieser Lebensraum ist exakt auf der ausliegenden Karte abgebildet. Habe ich diesen Lebensraum auf meinem Hexfeld erstellt, siedel ich ein Tier an, indem ich einen Würfel von der Tierkarte entferne und ihn auf den angezeigten Spielstein platziere. Dieser Stein ist jetzt raus und kann natürlich nicht mehr für andere Tiere als Lebensraum genutzt werden. Aber ich kann ja neue Lebensräume suchen.
Suchtfaktor
Die Kombination aus Landschaft und Tierkarten ist brutal motivierend und Sucht erzeugend. Welche Strategie fahre ich? Mache ich mächtige Landschaften? Wie passen meine Tierkarten rein? Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie geil das ist, wenn auf einmal in eine fette Landschaft unterschiedliche Tiere reinpassen. Das Spiel bietet euch nämlich eine feine Hilfe an. Unten rechts auf der Tierkarte ist markiert, welches Art von Spielsteinen markiert wird. Ihr solltet keine zwei Karten der gleichen Art in eurer Auslage haben. Die Tierkarten haben zudem eine unterschiedliche Anzahl an Tierwürfeln. Je mehr Würfel ihr entfernt, also Tiere in den Lebensraum ansiedelt, desto mehr Punkte gibt es.
Naturgeister
Die Naturgeister sind End-of-Game Karten, die ihr dazunehmen könnt oder sollt, wenn ihr das Spiel ein paarmal gespielt und verinnerlicht habt. Aus zwei Karten zu Beginn des Spiels wählt ihr entsprechend eine aus. Habt ihr den Naturgeist in eurer Landschaft angesiedelt, dann triggert dieser euch zum Spielende fürstliche Siegpunkte für die abgebildeten Landschaften. Muss man mögen oder nicht. Die Naturgeister geben einem die Strategie schon vor und machen es sehr taktisch. Ohne die Geister kann ich immer noch stärker variieren. Beide Varianten sind ungemein motivierend.
Material
Harmonies kommt in einer schönen stabilen Box. Das Material und die Spielsteine sind toll. Ein schöner Leinenbeutel, der endlich groß genug ist, damit meine dicke Hand problemlos reinpasst. Dazu Spielsteine aus Holz. Ich finde Holzspielsteine persönlich viel schöner als Plastik. Ein logischer Siegpunkteblock und wunderschön gestaltet Tierkarten. Dazu eine Spielerhilfe, ein zweiseitiger Spielplan. Auslage für die Steine mit Startspieleranzeiger und die Schachtel verstaut alles an seinem Platz. Ihr könnt sofort in drei Minuten los spielen. So, exakt so, hat ein Spiel inklusive Box 2024 auszusehen. Die Anleitung lässt dazu keine Frage offen und sehr gut strukturiert und bebildert. Herzlichen Dank & good Job an den Libellud Verlag.
Fazit
Harmonies hat mich völlig gepackt. Ich spiele Cascadia und Azul für mein Leben gerne. Harmonies fordert mich einen Tick mehr, gibt mir mehr taktische Möglichkeiten und kommt mit einem feinen Konstrukt von Siegpunkten um die Ecke. Der Auswahlmechanismus in Kombination mit den Tierkarten erfordert ein Anpassen der Spielstrategie und ist fordernd. Alles an diesem Spiel wirkt rund. Die Downtime ist quasi nicht vorhanden. Im Gegenteil. Ich nutze die Zeit, die ich nicht am Zug bin, um mir einen Überblick über die Tierkarten und Steine und meine nächsten Schritte zu überlegen. Die Materialqualität und die Gesamtbox ist für mich zudem Referenz. Kein WOW-Material oder Bling-Bling, sondern sauber durchdachtes, passendes Material clever verpackt. Ich bin sehr froh, dass Jürgen das Spiel nicht gefallen hat. So konnte es in meine Sammlung einziehen. Jeder, der Spaß an Azul oder Cascadia hat, muss hier zuschlagen.
Harmonies
34.99€Kurzfakten
- Mischung aus Cascadia und Azul
- Sehr gutes Material und Gesamtbox
- Suchtfaktor im Spiel
- Kaum Downtime
- Tiefgang bei einfachen Regeln
- Vielfältige Möglichkeiten
Spielinformationen
- Genre: Legespiel
- Spieler: 1 - 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: 30 Minuten
- Autor/in: Johan Benvenuto
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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für den Test..das Spiel spricht mich sehr gut…Gerade mit deinen angegebenen Referenzen.
Für den Pfingsturlaub ist es zu groß, aber spätestens für die Sommerferien wird das für die Famile angeschafft
Hallo Denny,
so groß ist es garnicht. Ich habe dir mal schnell ein Vergleichsbild gemacht.
danke für das Vergleichsbild inkl gutem Buchgeschmack..aslo zumindest vom Thema 😀
erzähl mal ob das Buch was kann. Ich les immer gerne biografien…meine Frau hat die von Phil Collins gelesen „Not dead yet“ und war sehr begeistert
@Ferien/Urlaubsspiel:
Für Pfingsten habe ich mich (leider ?!?) schon für Vaalbara entschieden…mal gucken
Ja, ich fand das Buch sehr gut. Schonungslos, authentisch, aus seiner Sicht. Man merkt diese Seite und er lässt tief Blicken. Bei ein paar Sequenzen hätte ich mir eine andere Perspektive gewünscht, manche Szenen enden plötzlich, aber genau das hat es für mich ausgemacht. Ich liebe diesen Künstler, seine Lieder, seinen Blick und das Buch rundet alles ab. Dazu letztes Jahr sein Konzert in Deutschland. Sorry, bekomme gerade wieder Gänsehaut…