Lesezeit: 8 Minuten Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich? – könnte ich jetzt singen und es wäre mein perfektes Fazit zur SPIEL ’23. Ich kann es euch sagen. Ich liebe es. Ich liebe die Leute und Menschen, die ich dort treffe. Christian und seine Buddies aus Hamburg, alles altbekannte Gesichter, alles tolle Gesellen. Besucherrekord, volle Hallen und Gedränge – ich mag alle, die mich anrempeln. Ich lächele sie an und sie lächeln zurück. Ich liebe meine Leute aus Trier. Es war unser zweiter gemeinsamer Messebesuch und wir haben Rituale, Orte und Erlebnisse geschaffen. Erlebnisse, die für immer im Herz sind. Ich mag die Menschen aus dem Beeple Netzwerk, die man trifft und die strahlen, sich freuen und mich herzlich laut rufend über den Parkplatz begrüßen. Nun ja, ich bilde es mir jedenfalls ein, dass sie sich freuen. Ich liebe es, bekannte Autoren oder Pressesprecher zu treffen, die einem immer das Gefühl geben, ein wichtiges Teil dieses Hobbys zu sein. Und ich bin begeistert, wenn mich einer, ein einziger Mensch auf einen Artikel anspricht, der ihm gefallen hat.

Kritik, mal anders

Ich greife nicht alles auf, was Christian bereits in seinem Artikel dezidiert beschrieben hat. Das neue Hallenkonzept ist, wie es ist. Ich mag es, Fakten zu schaffen. Das typisch Deutsche nervt. Immer alles schlecht reden. Klar, man kann alles von einer Seite sehen oder von der anderen. Kehrt man wieder zurück zum alten Konzept, nörgeln die, denen das diesjährige gut gefällt. Wer ändert was? Niemand! Denn niemand hat heute mehr die Eier in der Hose, den Mut, Dinge auszuprobieren oder zu machen und dafür gerade zu stehen. Deswegen ziehe ich auch meinen Hut vor Robin de Cleur, der einfach gemacht hat. Aber viele nehmen sich das Recht raus, lautstark zu kritisieren. Alle, die kritisieren, dass Halle 3 zu voll ist, haben eine sehr gute Möglichkeit, dem zu entgehen. Sie können zu Hause bleiben.

Ich fand es sehr angenehm, alles gebündelt zu haben. Ach ja, ich fand es auch letztes Jahr sehr angenehm, alles zu entdecken. Und noch was, ich fand es auch dieses Jahr angenehm, mich durch alle andern Hallen zu bewegen und Sachen zu entdecken. Ich fand den Kaffee angenehm. Und ich fand die Schlangen angenehm. Weil ich immer entscheiden kann, was ich wie für mich positiv nutze. Ich bleibe bei den Ärzten: Bin ein einfaches Gemüht, krieg selten mit wie mir geschieht.…Ich bin zwar kein Schlagzeuger, aber das Glas ist immer halb voll.

Shopping Queen

Kommen wir zurück zu den Schlangen. Was da dieses Jahr abgegangen ist, habe ich noch nie erlebt. Disney Lorcana als Gelddruckmaschine. Krass – da sind Leute durch die Hallen zu den Ständen gehechtet, die haben noch nie vorher Sport gemacht. Aber machen dann auf dem Weg zum Shopping-Stand ihrer Wahl den Usain Bolt. Das war ein lustiges Bild. Meine Buddies und ich sahen um halb zehn am Tisch von Skellig Games vor Corduba und als um 10:00 Uhr die Pforten öffneten, spielten sich solche Szenen ab. Eine Stampede von Shoppingsüchtigen. Heftig auch, wie wie viele Menschen sich mit mehr als zehn Brettspielen durch die Hallen sich bewegten. Mit teuren dicken Boxen, mit echten Krachern von Gloomhaven über Zootycoon bis hin zu allem von Chiptheory Games. Das ist so heftig.

Ich stand eine 3/4 Stunde an, um bei Asmodee den Geheimtip Trio zu bekommen. 30 Minuten bis ich im Shop war. 15 Minuten zum Checkout. Queen Games war mit der Erweiterung zu Marrakesh und allen anderen Brettspielen genauso ein Magnet wie Feuerland, die mit Wasserwelten dieses Jahr deutlich besser aufgestellt waren als letztes Jahr mit ihren Zooplänen oder Flügelschlag Asien. Habe ich mich davon anstecken lassen? Nein, ich war moderat.

Im Vorfeld zur Messe

Tatsächlich habe ich die Messe sehr gut vorbereitet. Über die Preview List auf BGG, über die starke App und über die Infos der Verlage. Da machen viele große Verlage vor Essen einen brutal guten Job. Sei es Pegasus, B-Rex, Queen Games usw. Und die Verlage, die auf der Messe Termine und Slots machen, müssen sich dahinter keine Sekunde verstecken. Asmodee mit dem sehr sympathischen Blog-Kontakt Jonas führte das gefühlt zehnte Pressegespräch genauso ehrlich, sympathisch und interessiert wie das erste. HeidelBär war so witzig, der Board Games Circus kurzweilig. Oder Susanne von HCM Kinzel in bester Plauderlaune. Hier fühlt man sie als Blogger wertgeschätzt und die Arbeit wird anerkannt. Muss sie auch, denn ich breche mal eine Lanze für alle Blogger, Podcaster und YouTuber. Das, was diese Hobby-Enthusiasten (Brett & Pad eingeschlossen) leisten, ist immens, der entsprechende zeitliche Aufwand sehr hoch. Der Vorteil, wenn man gut vorbereitet ist…

… man hat Zeit zum Spielen und Entdecken

Die Messe der Erweiterungen

Ich bin oft geschlendert, habe mich treiben lassen, habe geshoppt, gespielt und beobachtet. Ihr seid natürlich heiß drauf, was mir gefallen hat. Erweiterungen. Eines meiner großen Highlights der diesjährigen Messe. Ich habe Cascadia Landmarks, Arche Nova Wasserwelten, die Erweiterungen zu Darwins Journey, die Erweiterung zu Arnak und alle Promokarten zu Terraforming Mars gekauft oder bekommen. Dazu noch die „Kamelrennen-Erweiterung“ zu Marrakesh, die ein absolutes Must-have ist. Wasserwelten habe ich schon gespielt. Es passt perfekt und macht das großartige Arche Nova genauso großartig. Arnak? Liegt noch eingeschweißt, wartet auf seinen ersten Abenteuereinsatz. Hier freue ich mich sehr auf die neuen Charakter, Kampagne und Solo ist ja eher nicht so mein Ding.

Auch bin ich gespannt, was die Erweiterungen zu Darwins Journey machen. Cascadia Landmarks habe ich bereits dreimal auf dem Tisch gehabt. Es macht aus dem Familienspiel Cascadia ein anderes Spiel. Plötzlich fängst du das Grübeln an, die Tannenzapfen gewinnen an Bedeutung und das Spiel wird um einige Stufen anspruchsvoller und komplexer. Muss man mögen, mag ich!

Zu Terraforming Mars habe ich eine besondere Beziehung, wie ihr ja durch das Special zur Genüge wisst. Ich werde hier jede Karte kaufen, die ich bekommen kann. Dieses Spiel ist eines meiner Lieblinge und wird es immer bleiben. Allerdings das Original. Ich kann weder etwas mit der Ares Expedition anfangen, noch etwas mit dem Würfelspiel. Hier wird – ähnlich wie bei Terra Mystica oder Expeditions – eine Marke gemolken, bis sie keine Milch mehr gibt. Und da bin ich raus. Wenn ich TFM spielen mag, spiele ich das echte Terraforming Mars. Spiele ich etwas im Scythe-Universum, kommt Scythe aus dem Brettspielregal. Ein Ausflug auf die Everdell Lichtung gefällig? Schwups ist der Baum aufgebaut und eine passende Erweiterung dazu, aber ich werde nicht segeln gehen.

Die Messe des Geldbeutels

Ich hatte so viele Highlights und bin mit so wenig teueren Spielen nach Hause gefahren. Die ajurverdische Frischzellenkur, die Christian mir eingeimpft hat, diese tandramäßige innere Ausgeglichenheit hat sich auf die Messe und deren Besuch übertragen. Ein Corduba faszinierte mich sehr. Die Tischpräzenz ist enorm. Ich durfte, während Christian mit seinen Buddies am Nebentisch ein anderes Spiel teste, einer Erklärung lauschen und sicherte mir bei Melli einen Slot mit meinen Jungs am nächsten Tag. Corduba ist ein tolles Spiel, aber…Ich werde es mir aktuell nicht besorgen. Es hat Spaß gemacht, aber es waren auch einige Aber’s bei mir in der Erstpartie vorhanden. Daher bleibt es erst mal außen vor.

Ähnlich ging es mir bei Delta, ähnlich ging es mir bei Europa Universales. Und natürlich bei Zoo Tycoon. Das Spiel sieht sehr toll aus, die Erklärung machte unfassbar viel Lust auf mehr. Aber, ich war nicht bereit, 93€ für dieses Spiel auszugeben. Nicht ohne es gespielt zu haben. Oder auf vielfältige Meinungen zurückzugreifen. Der Vorteil eines prall gefüllten Spieleregals. Abwarten und beobachten, was kommt und solange Arche Nova spielen.

Die Messe der Zukunft

Einige Spiele haben mich aber dennoch gepackt, waren günstig zu haben oder waren ein Blick in die Zukunft wert. So hat mir Die Weiße Burg direkt zugesagt. es hat den Eindruck aus den Highlights bestätigt und zack in der Tüte, fertig für eine zukünftige Rezension. Nucleum ist schon auf dem Versand, ebenso wie Kutna Hora, mein absolutes Spielhighlight. Sowohl Christian als auch ich waren von dem HeidelBär-Kracher überzeugt, dass wir beide ein Exemplar bestellten. Inferno habe ich ebenfalls im Blick gehabt und das Spiel bestätigt meinen Eindruck. Hier bin ich bereits im Austausch mit dem Autor und hoffe auf eine Zusammenarbeit.

Aprospos Austausch. Ich hatte einen tollen Plausch in einer Mischung aus fränzösisch und englisch mit Damien Chauveau, dem sehr sympathischen Schöpfer des absoluten Geheimtipps Hybris: Disordered Cosmos. Der Nachfolger der Workerplacement-Perle war als Prototyp aufgebaut und Hybris: Twilight in Olymp wird nächstes Jahr in Essen die Kickstarter Reife erreichen. Mein Schwätzchen dauerte fast 30 Minuten und ich bin begeistert. Von dem Enthusiasmus und die Ideen zum neuen Projekt. Ähnlich begeistert war ich tatsächlich auch von Unconscious Mind, den Erweiterungen und dem Spiel dahinter. Ich habe bereits in meiner Vorschau erklärt warum, aber jetzt habe ich Gewissheit. Dieses Spiel will ich definitiv spielen. ein Highlight welches Brett & Pad im Gespräch mit den Autoren herausfinden konnte: Unconscious Mind soll von Frosted Games auf deutsch kommen. Schnappatmung deluxe.

Die Messe der Gegensätze

Was die Branche auszeichnet, vielleicht auch ihren Reiz versprüht, mich aber auf jeden Fall schmunzelnd zurücklässt und ich euch unbedingt mitteilen möchte, sind die krassen Gegensätze. Ein Beispiel. Auf der einen Seite das Ravensburger Presseevent im Atlantic Hotel, mit feinstem Essen, geskripteten witzigen Dialogen, wo jeder einzelne schlechter war als in Die nackte Kanone, eine Zelebration zum 10-jährigen Geburtstag inklusive Showkuchen (der ultralecker war) samt Tischfeuerwerk zu Kakerlakak, einem gehypten Disney Lorcana, bei dem die Partie mit den Starterdecks mich null Komma Zero umgehauen hat. Ehrlich, bis auf zwei, drei nette Menschen war dieses Event in etwas so interessant wie ein Geburtstag bei meiner Tante Helga. Der läuft mit bei gutem Essen ähnlich steril ab und die Witze meiner 86-jährigen Tante sind meistens besser als die von Ravensburger, aber schlechter als die aus meinem Lieblingsfilm.

Auf der anderen Seite unkomplizierte Stände, nahbare Leute und warmes Bier aus Flaschen bei King Racoon Games. Das war so schön, vor allem weil dort ganz locker in unkomplizierter Atmosphäre geplaudert wurde. Dirk, den ich bisher nur vom Battle kannte, mit Oli, Alex und Dennis von The Board Game Theory, Lisa, Felix und jede Menge andere Gesichter und ein Gefühl, an diesem Stand einfach zu versacken und das warme Bier zu vernichten. Ehrlich Felix, hier wäre etwas Kühlung angesagt gewesen.

 

Mein Fazit

Ehrlich, ich bin glücklich. Es gibt auch von mir kein Loot, weil ich viele kleine und große Spiele mitgenommen habe, diese mich im Vorfeld erreicht haben und jetzt auf eine echte und verdiente Rezension warten und nicht im Loot Bild untergehen sollen. Ein Loot-Bild wird keinem dieser Spiele gerecht. Weder dem kleinen, tollen Trio oder dem sehr geilen Next Station: Tokyo,  noch dem opulenten Kennerspiel was bald kommt. Warum bin ich also glücklich? Weil diese Messe mit den Menschen für mich das schönste Event des Jahres ist. Jürgen Karla von … hat zu mir gesagt: „Markus, diese vier Tage sind für mich das Highlight des Jahres, das hier ist wie Urlaub!” Ich wusste sofort, was er meint und fühlt. Mir geht es genauso. Dieses Erlebnis mit Freunden und mit euch zu teilen ist einfach nur toll und ich hoffe, dass ich das noch viele Jahre mit Christian, Marco, Michael und Uwe, mit Björn, Martin und Tillmann erleben darf. Ich liebe die Symbiose mit den Verlagen und Autoren und die Freude, wenn man seine Bekannten und Mitstreiter aus dem Beeple Netzwerk trifft. Und ich freue mich schon jetzt auf nächstes Jahr. Und Ihr? Was waren eure Highlights?