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Christian von Spielstil schrieb mich mit der Intention an, blogübergreifend etwas auf die Beine zu stellen. Das hat aus meiner Sicht schon vor der SPIEL ’19 wunderbar geklappt und entsprechend war ich sofort dabei. Das Konzept sieht dabei eine Frage des Monats vor, die wir für euch beantworten und dabei alle TeilnehmerInnen verlinken. Was ich äußerst sympathisch finde: Der Content bleibt bei einem selbst und wird nicht, wie gerne auf YouTube gemacht, bei einem Kanal gesammelt, der dann hauptsächlich die Aufmerksamkeit abgreift. Die Aktion läuft unter #BG2GETHER und brettert damit am Tag der Veröffentlichung durch die Social-Media-Welten. Genug Buchstaben-Gelaber, starten wir die Aktion, bei der du ebenfalls herzlich eingeladen bist in den Kommentaren deine Finger über die Tastatur tanzen zu lassen.

Brettspiele wie Fun Facts, Impact und That’s not a hat bringen immer wieder die Diskussion auf, was ein Spiel ist und was nicht. Doch was macht für euch persönlich ein Brettspiel aus? Ab wann darf es sich überhaupt Spiel nennen? Welche Eigenschaften muss es mindestens in sich vereinen? Was muss es mitbringen, um euch zu begeistern?

Markus

Was macht ein Brettspiel aus? Puh. Brettspiele wie Fun Facts, Impact oder That’s not a hat kommen bei mir höchst selten auf den Tisch. Und das obwohl viele meiner Freunde und auch meine Familie solche Spiele mag. Ich bin daher wohl der völlig falsche Ansprechpartner. Ich hasse Skip-Bo. Aber ich spiele aber dann Skiyo auch mal mit. Love Letter geht immer, besonders wenn es Lovecraft Letter ist. Ich spiele eigentlich alles gerne. Wirklich. Aber ich soll ja festlegen, was für mich ein Spiel ausmacht. Ich hege jetzt keinen philosophischen Ansatz und hege auch keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Und: Jeder darf für sich entscheiden was einem Spaß ausmacht und was sein Spiel ist. Für mich ist es immer ein befremdlicher Ansatz, wenn andere Menschen einem sagen was die richtige Meinung oder Definition ist. Oder gar einer kreativen Leistung eines Menschen den Wert absprechen.

Also: Ein Spiel muss für mich Spaß über einen definierten Zeitraum ermöglichen. Also über den ungefähr bekannten Zeitraum der Partie. Die Spaß kann von verschiedenen Faktoren und deren Verhältnis zueinander abhängig sein: Wettbewerb, Thema, Material, Mechanik, Interaktion, Innovation, etc. Für mich ein elementarer Baustein sind aber herausfordernde Entscheidungen. Und diese können auch wie im Fall von Skijo einfache Herausforderungen sein. Decke ich die Karte auf oder werfe ich sie ab? Aus diesen beiden Punkten funktioniert für mich eine Partie Skijo auch gelegentlich. Eine Partie Skip-Bo eben nicht, weil ich keine herausfordernden Entscheidungen entdecke, sondern nur ein banales Abarbeiten von Handlungen. Ach ja, die Herausforderungen müssen des Spiels und des Spielniveaus der Mitspieler angepasst sein. Was bringt mir eine Partie Gaia Project, bei der ein Mitspieler in der dritten Runde mental aussteigt, weil ihn die Herausforderungen überfordern? Nichts.

Christian

Schon wieder so eine Frage, die ich öfters emotional beackert habe. Ich finde es nämlich maximal unverschämt gegenüber anderen Spieler:innen, Autor:innen und Verlagen, wenn mal wieder jemand einem Brett- oder Kartenspiel seine Definition als Spiel abspricht. Erlebt habe ich das ganz extrem bei The Mind, aber auch in abgeschwächter Form bei den Adventure Games von KOSMOS oder anderen narrativen Spielen. Und natürlich müssen sich Party-Spiele wie Fun Facts auch diese Vorwürfe anhörenDröseln wir das doch einfach mal von der anderen Seite auf. Was bedeutet Spielen? 

Für mich ist es die zwanglose, freiwillige Beschäftigung, die oft in Gesellschaft, also in Interaktion ausgeübt wird, bei der keine ökonomischen Werte geschaffen werden sollen, sondern der Gewinn von Lust. Dabei klammere ich die Professionalisierung des Spielens wie z. B. beim Sport aus. Weiter kann Spielen das Schlüpfen in eine Rolle bedeuten, die je nach Spielart mehr oder weniger weit weg von der Realität gelagert sein kann, aber grundsätzlich sich von dieser Realität entfernt. Dabei ist das Spielen begleitet von Regeln und Handlungsanweisungen, die unterschiedlich komplex und zudem aushandelbar sind.

Das Spiel wiederum, im Kontext hier Brett- oder Kartenspiel, ist einfach nur ein Ermöglichungsgegenstand für die oben ausgeführten Aspekte. Nichts mehr! Es ist ein Objekt, wo wir uns unter Regeln einer zwanglosen Beschäftigung in Interaktion miteinander (und/oder mit sich selbst) der Realität entziehen und uns ausprobieren. Entsprechend können zwei Wallnusskerne und ein Kaugummi im richtigen Kontext (!) zu einem Spiel werden. Worüber unterhalten wir uns dann hier eigentlich? Ich halte das auch nicht für persönlich definierbar. Es mag sein, dass einem ein Spiel nicht anspricht, deswegen bleibt dieses Spiel aber ein Objekt der das Spielen ermöglicht. Der Wohnzimmertisch meines Nachbarn ist auch nicht nach meinem Geschmack und ich halte ihn für unpraktisch, trotzdem bleibt es ein Tisch. Anders gefragt, was ist The Mind denn, wenn es kein SPIEL sein darf? Deko? Ein Stapel bedrucktes Papier im Karton? Kann es alles sein, im Kontext seiner Zusammenstellung ist es aber ein Spiel.

Das ist kein Klopapier!

Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:

 

Redakteur bei Brett & Pad

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