Reisetagebuch Hamburg Teil II: Freitag, Tag 3:
Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe sehr lange am Abend noch On Mars im Kopf gespielt. Das Spiel hat mich derart beschäftigt, dass ich abends im Hotel noch Spielmechaniken und Strategien durchgegangen bin. Das ist unglaublich, wie sehr Spiele einen fesseln können. Morgens, bei einer brutal guten Tasse Kaffee im Hotel, fange ich an zu schwärmen und spreche mit meiner Frau über die Spielerfahrungen des letzten Tages. Ihr einziger Kommentar während sie ihr Rührei und ein Käsebrötchen zelebriert? „Ich fand On Mars auch gut.“ Ich schüttle nur den Kopf.
Hamburg Tour
Christian kommt, greift uns am Hotel ab und wir machen wieder zu Fuß eine sehr schöne Tour durch Hamburg. Alster, die Altstadt, die architektonischen Besonderheiten einiger Gebäude, Planten und Blomen, Japanischer Garten usw. Wir wechseln immer zwischen Spielethemen und anderen. Das ist so herrlich und unkompliziert. Christian zeigt uns den weltweit zweithäufigsten #-Photohotspot in der Speicherstadt. Für mich ist die Speicherstadt nach all den Jahren immer noch der schönste Teil von Hamburg, weil unvergleichlich. Wir laufen an diesem Tag 14 Kilometer durch Hamburg und kommen total zufrieden in der HafenCity an. Da Inga leider noch arbeiten muss und Kati keine Lust zu spielen hat, widmen Christian und ich uns einem seiner Lieblingsspiele: Remember Our Trip. Wie passend.
Remember Our Trip
Ich bin ein Allesspieler, generell kann man mich fast für jedes Spiel begeistern. Remember Our Trip? Löste jetzt keine Jubelstürme bei mir aus. Der Artikel von Christian zog mich nicht so in den Bann, das Spiel vom Material her echt gewöhnungsbedürftigt, dazu das vage Puzzeln auf eine imaginäre Erinnerung. Puh. Da frage ich mich, was der Autor da wohl genommen hat? Aber natürlich höre ich auf Meister Christian und wir spielen Remember Our Trip. Und ich bin positiv überrascht, muss Abbitte leisten, schäme mich für meine schlechten Gedanken zum Spiel. Sehr viel ich noch zu lernen habe, ich sehr junger Padawan. Das Spiel ist toll, es macht Spaß, es ist kommunikativ, denn in der ersten Runde gewinne ich das Spiel und halte Christian immer wieder vor, warum er sich nicht an diese oder jene Attraktion in Kyoto erinnern kann. Die Zweitpartie geht dann ganz klar an Christian und entsprechende Seitenhiebe inklusive. Ein gutes Spiel. Für mich nicht auf dem Niveau von Die Insel der Katzen, aber das steht auf dem Plan, wenn Christian und Inga nach Trier kommen.
Es bleibt bei diesem Spiel für diesen Tag. Nein, Moment. Abends haben wir noch eine Absacker-Runde Krasse Kacke gespielt. Aber an diesem Tag standen andere Dinge auf dem Programm. Hotel, frisch machen und abends mit zwei tollen Menschen essen gehen und sehr wenig über Spiele reden. Dazu stilvoll über der Elbe sitzen, der Wind im Gesicht und Christians Laune, die nach der Derbypleite vom HSV auf St.Pauli nur kurz in den Keller fiel. Natürlich, man ist ja als HSV Fan einiges gewohnt.
Reisetagebuch Hamburg Teil II: Samstag, Tag 4:
Der epische Samstag. Ich verneige mich vor diesem Tag. Er wird für immer und ewig in meinem Herzen einen Platz haben. Ich verneige mich vor den Autoren dieser Spiele, ich bedanke mich bei Christian, Björn und Martin für diese tollen Stunden, die im Flug vergangen sind. Dieser Tag wird dem Begriff Gesellschaftsspiel so gerecht. Mir laufen gerade wieder Tränen der Freude über mein Gesicht, ich habe Christian angerufen, um das nächste Treffen vorzuplanen, ich habe mir eine BahnCard bestellt, um günstig nach Hamburg zu kommen.
Cloudspire
Der epische Samstag beginnt mit Cloudspire. Christian, ich und ein Spiel von Chip Theory Games. Nicht mehr und nicht weniger die höchste Wertung, die von Christian vergeben wurde. Ein Material wie ein Orgasmus. Neoprenmatten, Pokerchips als Spielfiguren, asymmetrische Fraktionen, die vor Kreativität nur so glänzen. Ehrlich, Christian hat so von diesem Spiel geschwärmt, ich habe im Vorfeld so viele Berichte darüber gelesen. Und wisst ihr was? Glaubt Christian! Niemand anderem! Wenn ich den Scheiß lese, es wäre zu klein geschrieben, oder man könnte die Figuren schlecht unterscheiden. Jetzt mal ehrlich. Wir reden von einem Spiel für zwei Personen, bei dem ich meine Fraktionen vor mir liegen habe. Punkt.
Das Spiel ist zwar asymmetrisch mit unterschiedlichen Regeln für die Fraktionen, aber ich habe es schnell verstanden, nicht beherrscht und konnte es sehr gut spielen. Warum? Weil ich die Riesen hatte, mir den Flavour-Text durchlas und die Riesen so gespielt habe, wie es sich gehört. Es waren gute Züge dabei, die Christian kontern konnte, es war ein harter Kampf. Ich dachte, ich hätte ihn zum Ende hin gewonnen, aber wir haben einen kleinen Fehler zum Schluss gehabt. Passiert. Aber dieses Spiel wird definitiv den Weg in meine Sammlung finden. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich es endlich mit meinen Buddys spielen kann.
Cthulhu Wars
Es klingelt. Martin, den ich schon von Die Verteidigung von Procyon III online kenne und Björn schneien rein. Zack zack zack, keine Floskeln, es geht direkt mit Cthulhu Wars los. Vier asymmetrische Fraktionen. Nein, Meisterwerke. Ihr habt vielleicht den Beitrag zum Bemalen der Figuren von Christian zu Cthulhu Wars gelesen. Die Bilder gesehen. Aber sie tippen nicht an die Realität. Erst durch die Figuren wird dieses Spiel episch. Sorry. Wenn ihr dieses Spiel kauft, dann müsst ihr, ich wiederhole, ihr müsst diese Figuren anmalen.
Genau wie bei Nemesis. Das Spiel ist sehr einfach in den Regeln, aber es geht ab. Es wird gewitzelt, gefrotzelt und hart gekämpft. Christian, mit der blauen Fraktion, sieht wie der sichere Sieger aus, aber Björn kämpft brutal hart zurück und Martin schließt einen Nicht-Angriffspakt mit Björn. Leider habe ich die gelbe Fraktion etwas zu spät so gespielt, wie man es machen sollte. Anfängerfehler. Ich hätte es gerne gesehen, wenn Martin Björn in die Zange genommen hätte. Jungs, ich freue mich auf das nächste Mal. Auch dieses Spiel habe ich vorbestellt. Wer braucht schon das neuste Kickstarter Projekt, wenn das hier zu haben ist.
Dominant Species
Mit Blick auf die Uhr bleibt festzustellen: Es ist noch Platz für ein weiteres Schwergewicht. So wird Dominant Species ausgepackt und es packt mich wieder. Diesmal kämpfen Björn und ich hart, ultrahart, brutal. Aber Björn hat frühzeitig und cleverer seine Tiere aufs Spielbrett gebracht. Dadurch hinke ich zum Schluss hinterher und habe kaum Arten. Bitter. Was mir an diesem Spiel so gut gefällt: Es ändert sich ständig und obwohl es so abstrakt aussieht, ist es sehr thematisch. Ein Traum. Ereignisse verändert das ganze Spiel, werfen Strategien um und erfordern Anpassung. Das gefällt mir richtig gut. Wie oft habe ich innerlich: „Oh nein, nicht das!“ geschrien. Etwas schwierig ist die lange Spielzeit. Etwas weniger hätte es auch getan. Auch dieses Spiel habe ich vorbestellt, allerdings das im Dezember ’21 erscheinende Dominant Species Marine. Es soll, ähnlich wie bei Gaia Projekt und Terra Mystica, die verbesserte Variante sein.
Vampire: Die Maskerade – Vendetta
Inga steigt ein und der Abschluss bildet das sehr gute Vampire: Die Maskerade – Vendetta. Kurze Anekdote dazu. Als ich noch reiner Leser von Christians Blogg war, habe ich damals den Artikel zu diesem Spiel gelesen und nach dem Lesen sofort auf den Knopf gedrückt. Und es bis heute nie bereut. Dieses Spiel ist für 3 – 6 Personen ein Paradies, so auch an diesem Abend. Es wird geblufft und getäuscht. Fallen ausgelegt und offen gekämpft. Dabei ist die Spielrunde so fantastisch, dass viel gelacht und geredet wird. Ein Traum. Inga, klammheimlich und bissig, sitzt in ihrer Tischecke und saugt alle aus. Gewinnt vor Björn. Cherchez la Femme. So ist es immer.
Fazit
Vielen Dank für diese wunderschönen Tage, die wir sicherlich nicht zum letzten Mal erlebt haben. Ich bin sehr froh, an diesem Blog mitwirken zu können. Glücklich, Christian und Inga und ihre Familie als Gast besuchen zu dürfen. Froh, Christians Freunde kennengelernt zu haben und so schöne Tage auf meine Festplatte und mein Herz brennen zu dürfen. Und das war nicht das letzte Mal. Meine Wunschliste ist definitiv mit On Mars, Cloudspire, Cthulhu Wars und Dominant Species Marine vorerst geblockt und darüber bin ich sehr froh.
(Anmerkung von Christian: Ich gebe das Dankeschön zurück. Es war genial mit euch am Wochenende und an einem Blog zu zweit zu schreiben, ist mehr als doppelt so schön!)
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Sehr schöner Bericht. Er fängt das ein, was viele sich am Hobby Brettspielen wünschen: das Spielen mit Freude und vor allem Freunden. Solo spielen kann auch Spaß machen (beispielsweise bei Cloudspire), aber in einer Runde von Leuten, die man gerne hat, gewinnen solche Momente einfach unfassbar viel dazu.
Hallo Pascal,
vielen Dank für diese schöne Rückmeldung. In der Tat bin ich noch immer sehr bewegt, wenn ich an dieses Jahr und diesen Einstieg bei Brett & Pad denke und wie sich durch das Spielen auch im privaten Umfeld viel Neues ergeben hat. Ich glaube tatsächlich, dass viel mehr gespielt werden müsste.
Liebe Grüße und stay magic