Kurzcheck: Darum geht es in Crystal Palace
In diesem asymmetrischen Workerplacement bzw. Diceplacement Spiel für 2-5 Spieler mit einer Spielzeit von 90-150 min seid ihr eine der stolzen Nationen, die sich auf die erste Weltausstellung 1851 vorbereiten. Und vorbereiten bedeutet: Ihr wollt und müsst abliefern! Denn der Konkurrenzkampf ist groß in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die ganze Welt soll sehen, dass eure Nation führend ist und den meisten Ruhm erntet. Und dafür setzt ihr an verschieden Orten Würfel ein. Ihr braucht Geld? Und glaubt mir, Geld braucht ihr immer! Also ab zur Bank of England. Ihr wollt ein wichtiges Forschungsplättchen ergattern? Dann flux ins Britische Museum. Ihr wollt euren Ruf verbessern? Lasst uns die London Times besuchen und schauen, was wir rausholen können. Crystal Palace wird dabei über fünf Runden gespielt, die in verschiedene klar getrennte Phasen unterteilt sind.
Geniales Diceplacement
An welchem Ort möchte ich meinen Würfel einsetzten? Und was ist es mir wert? Diese Entscheidung wartet in jeder Runde auf euch und sie ist haarig und fies. Die Orte haben nämlich verschiedene Slots für Würfel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit einem hohen Würfel das bekomme, was ich mag, ist hoch. Sehr hoch. Aber alles hat seinen Preis. Die Anzahl der Slots entspricht auch nicht gleichzeitig einer Gegenleistung. Denn erst werden alle Slots mit Würfeln belegt sind, dann werden sie auf die Plätze nach unten geschoben und die Aktion ausgelöst. Und das in der Reihenfolge ihrer Wertigkeit. Und jetzt geht das Taktieren los. Welche Würfel hat Marco? Fuck. Da liegen noch zwei Dreier und ich habe nur Zweier. Alex hat noch eine Vier. Die Interaktion ist immer hoch und man schaut und fiebert mit, was die Mitspieler machen.
Money’s too tight to mention
In Crystal Palace wird allerdings nicht ein einziges Mal gewürfelt. Ihr stellt zum Rundenbeginn geheim die Würfel auf Zahlenwerte, die ihr dann bezahlen müsst. Und das ist bitter, denn in den fünf Runden schwindet euer Geld immer weiter. Wie im richtigen Leben. Ihr müsst Geld ausgeben, um Bonusaktionen freizuschalten oder die Löhne von Persönlichkeiten zu bezahlen, die ihr im Laufe des Spieles einstellen könnt. Klar, ihr könnt in jeder Runde Einkommen generieren, aber am Rundende sinkt euer Einkommen immer um drei Pfund. Ihr habt ja Fixkosten, um diese verdammte Ausstellung ins Laufen zu bekommen. Einmal kurz mit zu meinem Rechenbeispiel: Zum Spielbeginn gehören euch 40 Pfund und 4 Worker. Klassisch beginnt Alex mit einer Straße. 5, 4, 3, 2. Schwups. 14 Pfund sind schon weg. Ein Drittel seines Barvermögens in der ersten Runde.
Vernetzung
Ich werde einen Teufel tun und euch weitere Details von Crystal Palace beschreiben und Zusammenhänge erklären. Das geht nicht, denn das Spiel ist so vernetzt und trotzdem so klar in seiner Spielstruktur. Ihr habt Orte, die euch bestimmte Güter oder Ressourcen nur dort generieren. Ihr habt Assistenten, Zahnräder, Energie, Geld, Ruf und die Zeitung als Ressourcen und unterschiedliche Dinge, die ihr damit kaufen müsst. Dazu der Schwarzmarkt, auf den alle Spieler einwirken können. Ich habe selten ein Diceplacement Spiel gesehen, das so viele Wege und Möglichkeiten bietet. Hammer.
Achtung: Hausregel
In letzter Zeit wurde dieses Thema häufiger angeschnitten. Ein Grund dafür ist Crystal Palace. Ich habe beide Varianten gespielt. Die offizielle Regel, nach der ich das Spiel im Blog bewerte wird kontrovers gesehen, aber sie bietet sehr reizvolle taktische Variationen. Hier wird der Startspieler in jeder Runde anhand des Einkommens für seine Würfel bestimmt. Wer viel zahlt, fängt an. Allerdings geht es dann im Uhrzeigersinn weiter, d.h. der zweite Spieler kann auch der sein, der am wenigstens bezahlt hat. Logisch, dass sich der Zweitplatzierte ärgern könnte. Diese Regel wird tlw. kritisch gesehen, aber sie bietet sehr viele taktische Möglichkeiten. Vor allem treibt es den Preis in die Höhe, wenn ich wirklich anfangen will.
Eine beliebte Hausregel reguliert das Ganze. Ich habe meine Würfel auf die Summe 15 eingestellt. Marco ebenfalls. Alex hat eine 13 und Uwe eine 9. Marco fängt an, weil er eine 5 hat und ich nur eine 4. Danach folgen Alex und Uwe. Diese Reihenfolge variiert in jeder Runde und sorgt für eine gefühlte Gerechtigkeit und andere taktische Möglichkeiten. Beide Regeln haben ihren Reiz und sollten ausprobiert werden.
Fazit
Crystal Palace nimmt mich als Dice-Placement-Spiel total mit. Das Thema erste Weltausstellung ist dabei mit den unterschiedlichen Orten richtig gut umgesetzt. Die Modularität nicht ganz so hoch wie bei Marco Polo II, aber trotzdem ausreichend. Die Vernetzung und die Interaktion mit den Mitspielern macht richtig Spaß. Es gibt quasi keine Downtime, dabei ist das Spiel fordernd, motivierend und echt haarig. Für mich ist das harte Kämpfen ums Geld in der Kombination mit dem Bezahlen der Würfel und der daraus resultierenden Startspielerregel ein unfassbarer Spielspaßmagnet. Wie viel Geld haue ich für welchen Würfel raus? Und was haben meine Homies vor. Dazu die Tatsache, dass das Spiel für 2 – 5 Spieler:innen funktioniert. Und mal ehrlich? Wann hat man ein Dice-Placement-Spiel für 5 Spieler? Weiter geht es mit den Empfehlungen. Die Spielzeit ist, wenn man es einmal drin ist, superfluffig für so ein vernetztes Spiel. Zudem konnten neue Spieler trotz der vielfältigen Angebote schnell mitspielen und hatten Spaß. Herz was willst du mehr. Crystal Palace hat sich so schnell in meine Top 10 der Worker-Placement-Spiele katapultiert.
Crystal Palace
54.95Kurzfakten
- Sehr geiles Diceplacement
- Viele vernetzte Aktionen
- Hohe Interaktion
- Sogar 5 Spieler möglich
- gute, schnelle Spielzeit
- Thematisch sehr schön
Spielinformationen
- Genre: Würfeleinsetzspiel
- Spieler: 2 - 5
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: 90 - 150 Minuten
- Autor: Carsten Lauber
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- 31. Oktober 2024
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Markus,
kurze Anmerkung zum Begriff „Crystal Palace“, auch wenn deine Einleitung an sich dazu kein Widerspruch ist: Der Fußballverein heißt tatsächlich so, weil er im entsprechenden Gebäude gegründet worden ist. Also DEM Gebäude. Dem Crystal Palace eben. 🙂