Lesezeit: 4 Minuten
Christian von Spielstil schrieb mich mit der Intention an, blogübergreifend etwas auf die Beine zu stellen. Das hat aus meiner Sicht schon vor der SPIEL ’19 wunderbar geklappt und entsprechend war ich sofort dabei. Das Konzept sieht dabei eine Frage des Monats vor, die wir für euch beantworten und dabei alle TeilnehmerInnen verlinken. Was ich äußerst sympathisch finde: Der Content bleibt bei einem selbst und wird nicht, wie gerne auf YouTube gemacht, bei einem Kanal gesammelt, der dann hauptsächlich die Aufmerksamkeit abgreift. Die Aktion läuft unter #BG2GETHER und brettert damit am Tag der Veröffentlichung durch die Social-Media-Welten. Genug Buchstaben-Gelaber, starten wir die Aktion, bei der du ebenfalls herzlich eingeladen bist in den Kommentaren deine Finger über die Tastatur tanzen zu lassen.

Wie sehr kämpfst du bei Brettspielen um den Sieg? Hat sich deine Einstellung hierzu über die Jahre geändert? Hängt es sogar von den Mitspielenden ab? Empfindest du es als unverschämt, wenn sich jemand weniger reinhängt, als du selbst?

Markus

I’m gonna fight ‚em all – A seven nation army couldn’t hold me back. Das ist mein Motto! Ich spiele um zu gewinnen. Hallo? Warum sitzt ich denn sonst am Tisch? Ein Spiel ist ein Spiel und muss gewonnen werden. Besonders bei Area Control fliegen da bei uns am Tisch die Fetzen. Cthulhu Wars auf dem Tisch und es wird mächtig diskutiert. Ich führe und Uwe greift Marco an…Das lässt dieser nicht auf sich sitzen, egal wie sehr ich mit Engelszungen versuche, Uwe von der Richtigkeit dieser Aktion mit dem Verweis auf spätere Fähigkeiten zu verweisen. Ah wie schön. So heftig wird mit falschen Zungen gesprochen.

Ich erwarte natürlich auch von meinen Mitspielern, dass sie alles geben, weil sonst kippt das Ganze. Der Autor hat ja ein Spiel entwickelt, damit alle das bestmögliche Spielzeit erreichen und niemand seine eigene Ziele kreiertet. Was bringt es, wenn sich zwei oder drei bis aufs Messer bekämpfen und ein Mitspieler ein eigenes Ziel verfolgen. Michael ist da manchmal ein Paradebeispiel. Bei Area Control ist seine Lieblingstaktik: Einigeln. Manchmal ist er so fett mit Ressourcen und Einheiten gesegnet, aber er bewegt sich nicht. Das ist bitter dann, weil diese Taktik führt selten zum Erfolg und die anderen Mitspieler brauchen ja auch die aktive Mitarbeit. Deswegen liebe ich solche Spiele auch mit den gleichen Mitspielern, weil jeder dann besser wird und dann neue Taktiken und Möglichkeiten entstehen. Und nicht nur bei Area Control. Bei allen Spielen, egal ob Workerplacement, Enginebuilder oder was sonst noch alles auf den Tisch kommt. Für mich ist das auch eine Qualität. Gute Mitspieler kreieren im Spiel keine Subziele, sondern arbeiten auf den Spielsieg hin. Und werden daran besser.

Meine erste Runde Council of Shadows war eine Katastrophe, ich habe keine Schnitte bekommen. Aber ich versuche trotzdem alles. Und beim nächsten Mal wird es besser. Ich will gewinnen. Ich verliere nicht so gerne. Warum sollte sich da meine Einstellung ändern? Ich zitiere meinen guten alten Freund Michael Fuchs mit dem ich sehr lange guten Fußball gespielt habe. Der hat immer gesagt: „Ich will immer gewinnen, man muss nicht gerne verlieren, aber man muss es mit Anstand tun“

Christian

Was für ein wunderbares Thema. Ich sehe es etwas anders als Markus oder sagen wir ambivalenter. Ich gewinne zwar gerne und gerade bei harten Duell-Spielen wie Super Fantasy Brawl oder Cloudspire, da sollte man natürlich alles geben, was man im Hirn hat. Und für das holde Glück darf auch gerne etwas dem Würfelgott geopfert werden. Auch sehe ich es als wichtig an, dass alle zumindest versuchen sollten zu gewinnen, zumindest wenn das Spiel interaktiv ist. Eine Person am Tisch, die keine Lust auf den Spielsieg hat und mit einer Mischung aus Ist-mir-egal-und-macht-ihr-mal spielt, die versaut jedes Eclipse oder Twilight Imperium. Jetzt aber der Einwand. Mir ist etwas anderes oft mindestens genauso wichtig und das ist das schöne Spiel. In einem Spiel etwas ausprobieren, Grenzen auszuloten, andere Strategien sich zu überlegen oder thematisch passend zu spielen, sodass ich am Ende mich beim Spielen wohlgefühlt habe, ist mir oft wichtiger als der Spielsieg. Ich will mich in einem Spiel auch verlieren und je nach Spiel ist das weiter weg vom reinen mathematischen Punktesalat im Kopf, der dann auftaucht, wenn man jeden Zug im Kopf auf den Spielsieg ausrichtet.

Wenn ich aktuell in Unfair im Kopf eine fette Achterbahn habe, bei der Vampir-Roboter einen Doppellopping und eine Schraube zieren sollen, dann ist mir das wichtiger, als irgendwie am Ende einen Zug auszubaldowern, bei dem ich am jemanden etwas klaue, wegnehme oder so weit von meiner Spielstrategie und damit meinem Spielspaß abweiche, damit ich mit einem Punkt Vorsprung gewinne. Nicht meins! Ich bin bei Blood Rage ehrenvoll Zweiter geworden, nur mit Loki-Karten. Hätte ich am Ende etwas anders machen können? Vielleicht. Ich war aber Loki. Ich fand das cool und es hätte theoretisch auch für den Spielsieg reichen können.

Daher, ernsthaft mitspielen? Immer! Sein Bestes geben? Absolut. Um jeden Preis gewinnen? Nicht unbedingt. Ich habe auch Spaß, wenn andere gewinnen. Würde ich immer auf den reinen Spielsieg spielen, dann würde ich manche Strategien gar nicht ausprobieren. Ich würde manches Risiko auch gar nicht gehen. Beides kann übrigens trotzdem zu einem Sieg führen. Es ist dann aber ein Nebenprodukt des spielerischen Ausprobierens.

Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:

Redakteur bei Brett & Pad

Brettspieler | Carromspieler | Viel-Spieler | Ran NFL süchtig | Weinliebhaber | Leseratte | | Brettspielsammler | MTB Fahrer | Sportler | Hobby-Koch | Kooperativ-muss häufiger-sein | Terraformer | Musikgenuss | Spotifyer | Familie | Fußballer |

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Mein Lieblingszitat eines unbekannten Siegers zu dem Thema: „Boah ihr habt so schlecht gespielt, dass macht keinen Spaß zu gewinnen. Was soll denn das, wenn ihr euch nicht anstrengt.“ 😉

    Ich war auch früher von der Fraktion…ich muss nicht gewinnen, mir reichen 25 Punkte, wenn der Erste mit über 100 davon zieht. Wahrscheinlich war das damals der Versuch den Frust zu minimieren.
    Gewinnen ist noch immer nicht alles für mich, aber ich gebe mein bestes und kann mittlerweile auch super durchgeführte Strategien anderer abfeiern und freue mich, wenn es ein knappes und vor allem spannendes Spiel war.

    Antworten
  • Ich spiele 80% der Brettspiele mit / gegen 😉 meine Frau. Und sie kann sehr schlecht verlieren, ich etwas besser, aber nicht wirklich. Das heisst, wir beiden älteren Semester (60 plus) spielen immer auf Sieg, aber beide mit recht unterschiedlichen Strategien. Und da stimme ich Christian zu. Ich liebe es auch, neue „Spielwelten/-Strategien“ auszuprobieren, dabei auch manchmal auf die Nase zu fallen, und dafür ein anderes Mal himmelhochjauchzend zu gewinnen.
    Ein weiterer für mich sehr wichtiger Aspekte ist der Soziale. Ich spiele nicht gerne alleine, d.h. beim Spielen ist das gemeinsame Spielerlebnis genau so wichtig wie der Sieg. Und es passiert nicht selten, dass wir rückblickend von legendären Spielrunden sprechen, wohlwissend wer gewonnen hat, aber auch was für ein unglaubliches gemeinsames Spielerlebnis das war.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: