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Den Aufschlag im Tsukuyumi Special macht Marco. Wer erst jetzt dazugekommen ist, dem empfehle ich dringend den Teaser. Alle anderen können sich auf Marco und seine Eindrücke zu den Fraktionen und dem Spiel freuen. Danach geht es mit Uwe und Marc weiter. Aber auch danach ist noch nicht Schluss. Ihr könnt also gespannt sein.

Darf ich vorstellen: Tsukuyumi Special – Marco

Brett & Pad: Hallo Marco, erzähl mal bitte den Leser:innen von Brett & Pad wer Marco ist und wie er zu den Brettspielen gekommen ist.  

Marco: Hallo liebe Leser:innen, ich spiele schon seit meiner Kindheit Brettspiele und das mit immer wachsender Begeisterung. So richtig eingestiegen in die Welt der Spiele bin ich aber während meines Studiums. Anfang 2000 hatte ich einen Nebenjob in einem kleinen, aber feinen Spieleladen in Trier und war regelmäßig als Einkäufer auf der Spielwarenmesse in Nürnberg und der Spielmesse in Essen unterwegs. Die Nürnberger Messe war damals noch sehr exklusiv. Man hatte feste Termine bei den großen Verlagen, wurde von Hostessen in private Besprechungskabinen geführt und zur Pressemappe gab es feine Häppchen und Schnittchen. Spiele und Neuheiten wurden einem persönlich präsentiert und nach der Messe ging es ab zur After-Party. Die Messe in Essen hingegen dürften die meisten ja kennen. Dort war es schon Ende der 90er chaotisch, bunt, laut, überfüllt, stickig und voll mit Leuten in Kettenhemd-Bikinis oder Warhammer-Rüstungen. Ich habe beides geliebt.

Zu der Zeit war ich auch leidenschaftlicher Magic-Spieler, ich habe an deutschen Meisterschaften, irgendwelchen Pro-Tour-Runden im Ausland und Pre-Release-Turnieren in der tiefsten Eifel teilgenommen. In Trier habe ich einen offenen Magic-Treff in einem Jugendzentrum initiiert und dort meine Freunde fürs Leben kennengelernt.

Aus dieser Zeit sind in der heutigen Brettspielrunde Uwe und Michael hängen geblieben und auch Marc, der jedoch zwischendurch immer mal wieder längere Auszeiten hatte. Gemessen an der Vergangenheit ist Markus immer noch ein Neuling in unserer Spielerunde, wir kennen uns gerade mal 2 Jahre, aber irgendwie war es Liebe auf den ersten Blick oder auch Liebe nach dem ersten Spiel.

Brett & Pad: Was magst du denn eigentlich an dieser Brettspielrunde?

Marco: Eigentlich nichts. Ich rege mich an jedem Spieleabend tierisch auf, mein Puls rast wie bei einem Halbmarathon und meine Halsschlagader platzt fast vor Wut. Gefühlt greifen alle nur mich an, werfen irgendwelche Random-Effekte auf den Tisch, zerstören meine gesamte Spielstrategie oder durchkreuzen meine Pläne auf perfideste Art und Weise. Aber ich bin ja bekannt dafür, dass ich sehr gut mit Verlusten, Verlieren und Randomness umgehen kann. Daher kommt dann das ein oder andere Mal auch so etwas wie Spielspaß oder Freude auf. Spaß beiseite, eine Woche ohne meine Brettspielrunde und die Jungs ist kaum auszuhalten. Ich freue mich wirklich jedes Mal auf die kleine Auszeit und spannende Diskussionen.

Brett & Pad:  Ok, wenn du jetzt deine 5 Lieblingsspiele – neben Tsukuyumi – auflisten musst und in zwei Sätzen sagen musst, warum, wie sieht dein Ranking aus?

Marco: Meine derzeitigen TOP 5:

Brett & Pad: Mit welchen Spielen kann man dich denn jagen?

Marco: Alle KOOPERATIVEN Spiele. Ja, auch Spirit Island. Mehr sage ich nicht dazu. Sonst bekomme ich wieder Ärger mit Michael.

Tsukuyumi

Brett & Pad: Kommen wir zum Themenspecial – Tsukuyumi. Warum magst du diese Art von Spiel überhaupt?

Marco: Ich mag Asymmetrie durch individuelle Fraktionen oder Fähigkeiten, Area Control und Drafting-Elemente. Tsukuyumi bietet alles davon in fast perfekter Kombination.

Brett & Pad: Was macht Tsukuyumi anders als andere Area Control Spiele?

Marco: Erstens: Man wird nie komplett aus dem Spiel gekickt. Die Verluste von Einheiten halten sich in Grenzen. Fehler werden verziehen. Zweitens kann man viele Strategien ausprobieren. Es gibt unendlich viele Zug- und Aktionsmöglichkeiten. Und das in jeder einzelnen Phase des Spiels. Mit kopflastigen Dauergrüblern und Optimierungsfreaks würde ich das Spiel allerdings niemals spielen wollen. Drittens: Man hat durch die unterschiedlichen Fraktionen und den variablen Spielaufbau immer wieder ein neues Spielerlebnis. Die Fähigkeiten und Einflüsse der Fraktionen auf das Spiel sind immens und überaus vielfältig.

Sentinels & Circle of the Sun

Brett & Pad:  Jetzt hast du zwei Fraktionen zugelost bekommen. Die Sentinels und Circle of the Sun. Starten wir mal mit den Sentinels. Was ist dir aufgefallen?

Marco: Die Sentinels sind kampferprobte Pandabären und die Erzfeinde der Oni. Sie gewinnen das Spiel sofort, wenn alle Oni besiegt sind, können aber auch ganz normal über Siegpunkte am Spielende gewinnen. Die Sentinels sind eine kleine, aber durch ihre Portale, sehr flexible Truppe, die im Kampf kaum zu besiegen ist. Sentinels können sich nämlich tarnen und Kämpfen ausweichen. In der ersten Partie hatte ich schnell alle Sentinel-Einheiten im Spiel und wollte unbedingt alle Oni besiegen. In der Vierer-Runde hat sich das als Sisyphus-Aufgabe herausgestellt, da die Mitspieler je Runde neue Oni auf dem Spielfeld auftauchen lassen und man nicht schnell genug mit dem Metzeln hinterher kommt.

Brett & Pad:  Also unmöglich? Oder muss man einfach sofort kämpfen? 

Marco: Man muss jede Runde so viele Oni wie nur möglich ausschalten. Die besondere, 1x-pro Runde-Kampfkarte der Sentinels hilft einem dabei und sorgt für eine zusätzliche Bewegung und somit für einen kleinen Überraschungsmoment. Allerdings fordert dieser Angriff in der Regel auch ein Opfer in den eigenen Reihen. da einer der angreifende Sentinel mit dem Oni stirbt.

Aber jede Runde so viel angreifen wie möglich, reicht zum Gewinnen nicht aus. Als Sentinel-Spieler muss man auch darauf achten, dass möglichst wenig Oni auf dem Spielfeld spawnen. Das erreicht man, indem man die Aktionskarten draftet, die viele Oni erscheinen lassen. Man draftet also eine Karte, die für andere Spieler besser geeignet wäre und für einen selber nur bedingt Vorteile bietet. Solange nämlich eine bestimmte Sentinel-Einheit auf dem Tisch ist, kann man die Oni-Fähigkeiten der Aktionskarte ignorieren und somit neue Oni-Einheiten quasi schon im Keim ersticken. Gute Aktionskarten für den Sentinel-Spieler sind also Karten mit Bewegung, vielen Angriffen und vielen Oni-Fähigkeiten. Vernachlässigen kann man Aktionskarten mit Fraktionseffekt und vielen Ressourcen.

Brett & Pad:  Und wenn die Sentinels mit dem Reef zusammenspielen? Oder andere Fraktionen die auch gerne Oni metzeln? Gibt es da Konstellationen, die du als günstig für die Sentinels oder unlösbar siehst?

Marco: Das Reef-Collective oder die Lords of the lost Sea sind eher problematisch für die Sentinels, da diese Fraktionen die Oni nicht direkt bekämpfen und kaum Schaden austeilen. Sie helfen den Sentinels nicht wirklich, sondern verfolgen ihre eigenen, ganz besonderen Ziele. Kampffreudige Fraktionen wie die Nomaden oder der Moon Circus hingegen sind gute Mitspieler für die Sentinels, da diese Fraktionen sich schnell und weit über das Spielfeld bewegen müssen und somit hin und wieder auch ein paar Onis aus dem Weg räumen.

Brett & Pad:  Wo ist der Unterschied beim Circle of the Sun

Marco: Der Circle oft the sun ist weniger kampflastig und baut auf Formationen. Die Anführerin, Gospel Bearer genannt, schart ihre Follower um sich und man muss versuchen mit den besetzten Gebieten bestimmte Muster, bspw. einen Kreis oder eine gerade Linie zu bilden. Dadurch erhält man in jeder Phase besondere Boni in Form von zusätzlichen Bewegungspunkten, Ressourcen oder Siegpunkten. Der Circle spielt sich sehr angenehm und elegant. Um die Formationen zu bilden, muss man nämlich nicht die Kontrolle über die Gebiete haben, sondern es reicht aus, auf den Gebieten vertreten zu sein. Der Circle kommt daher ganz gut ohne Kämpfe aus. Eine weitere Besonderheit ist, dass vernichtete Follower in die Dreamtime gelangen. Von dort können sie schnell über die eigene Fraktionsfähigkeit wieder ohne Kosten ins Spiel zurückkehren. Beim Spielaufbau sollte man besonders auf die Positionierung des Heimatgebietes und auf umliegenden Barrieren achten. Der Circle ist nicht besonders mobil und alles hängt von den Bewegungen der Anführerin ab.

Brett & Pad:  Wie kann ich die besonderen Boni verstehen? Gibt es dann massig Siegpunkte? Ist das ein Game-Changer?

Marco: Die Kreisformation ist auf jeden Fall ein Game-Changer, da sie einem zwei Siegpunkte am Ende jeder Runde gewährt. Das ist bei Tsukuyumi schon eine ganze Menge. Die Mondmitte bringt bspw. nur einen Siegpunkt am Ende der Runde und ist hart umkämpft. Allerdings ist diese Formation in der ersten Runde auch nur schwer zu bilden, man braucht schon mindestens zwei Bewegungspunkte pro Einheit und eine günstige Startposition mit wenig Barrieren.

Mit der Transformation, einer Art Kreuz-Formation, kann man in jeder roten Phase einen Oni entfernen und durch eigene Follower ersetzen. Damit hält man sich die Gebiete sauber und benötigt weniger Ressourcen, kann also Aktionskarten mit anderen Effekten auswählen.

Der Circle of the Sun-Spieler sollte zwingend auf Formationen spielen und alle Vorteile nutzen. Über eine große Reichweite oder besonders schlagkräftige Truppe verfügt er nämlich nicht.

Brett & Pad:  Was muss ich mit dem Circle tun um zu gewinnen? Gibt es günstige Momente die ich erkennen muss? 

Marco: Die Kreisformation schnell bilden und dann auch halten, verschafft einen guten Siegpunkte-Vorsprung. Auch sollte man als Circle-Spieler einfach mal die Klappe halten und still und heimlich die Boni einkassieren oder aktivieren. Bloß nicht auffallen und ja kein Stress machen ist die Devise des Circle oft the Sun. Der Circle gewinnt nicht über die Anzahl der Gebiete, sondern über die Missionen und Sondersiegpunkte der Kreisformation.

Brett & Pad: Gab es irgendeinen Gegner, der es dir besonders schwer gemacht hat? Warum?

Marco: Fies fand ich vor allem das Reef Collective. Das Reef breitet sich einfach nur aus und ignoriert alles mögliche, was sonst so über die Ereignisse oder Kontermöglichkeiten in Kämpfen passiert. Als Sentinel-Spieler konnte ich dagegen wenig ausrichten, zumal ich nur mit den Oni beschäftigt war. Und überhaupt gefällt mir das Reef als Fraktion nicht besonders, ist mir zu passiv, zu unspektakulär.

Fazit

Brett & Pad: Wenn du mal alle Fraktionen im Spiel nimmst, welches ist deine Lieblingsfraktion?

Marco: Ganz klar die Menschen, also die Nomaden. Die Fähigkeit Fallen in Form von Minen auszulegen, finde ich schon sehr gelungen, um Zugangswege zu sichern oder Gebiete zu schützen. Auch der Einsatz von Waffen, eine Besonderheit, die so keine andere Fraktion besitzt, macht die Nomaden im Kampf sehr stark. Auch identifiziere ich mich mehr mit den Menschen, als bspw. mit einem Korallenriff oder einem Schimpansen im Raumanzug.

Brett & Pad: In den verschiedenen Partien zum Special – was war da dein absolutes Highlight?

Marco: Es gab einen finalen Zug von Uwe mit der Schildkröten-Fraktion, den First Guardians. Da hat er die ganze Zeit still und heimlich seine dicken Monster über den Tisch geschoben und sich am Ende mit der Eingraben-Fähigkeit ziemlich viele Siegpunkte gesichert. Eigentlich war es vorhersehbar, aber durch das Getümmel auf dem Spielfeld und die Aktionen der anderen Mitspieler auch wiederum nicht. Ein sehr gelungenes Finale.

Brett & Pad: Warum denkst du, dass Uwe die ersten beiden Partien gewonnen hat? Hat das was mit den Fraktionen zu tun? Gab es da eine günstige Konstellation? Oder können alle Fraktionen gewinnen? 

Marco: Uwe spielt immer mit weiter Voraussicht und verfolgt immer eine Art Langzeitplan. Das ist bei Tsukuyumi sehr hilfreich, da das Spiel erst in der letzten Runde entschieden wird und die Rangfolge sich nochmal komplett ändern kann.

Brett & Pad: Was kommt jetzt nach Tsukuyumi auf den Tisch?

Marco: Ich hoffe, kein kooperatives Spiel, auch kein Spirit Island.

Brett & Pad: Ein Wort eventuell an die Leser von Brett & Pad?

Marco:  Vorneweg ein Dankeschön an Markus für die Idee und Umsetzung des Tsukuyumi-Specials und auch an Christian, dafür dass wir einen kleinen Beitrag für Brett & Pad leisten können. Großes Dankeschön an die Leser, die das Special mitverfolgen und bis zum Schluss dranbleiben. Danke fürs Lesen, Kommentieren und Weiterspielen. Und falls jemand noch ein paar gute kooperative Spiele kennt, kann er diese gerne in einen Kommentar packen. Ich leite diese dann an Michael weiter.

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