Lesezeit: 6 Minuten
The Great Wall: Stretch Goals ist den immer lauter werdenden Rufen nach Tests zu Erweiterungen von The Great Wall geschudet. Ich lebe schließlich für die Community. Zu meiner Schande muss ich euch einiges gestehen. The Great Wall ist in meiner Top Liste des letzten Jahres nicht aufgetaucht. Ein Skandal. Warum ist es nicht aufgetaucht? Es wurde vergessen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ein Skandal. Oder auch ein Qualitätsbeweis an ein gutes Spieljahr ’22. Aber in meiner Gruppe setzt sich der Trend durch, Spiele häufiger und tiefer zu spielen. So wurde der Vorschlag The Great Wall mit all seinen Erweiterungen zu spielen, dankend angenommen. Und spätestens nach der ersten Partie in der alle Mitspieler Tränen der Rührung in den Augen hatten, war jedem klar, warum. The Great Wall ist einfach eines der besten Spiele überhaupt. Bitte lest den Test noch mal. Für mich hat dieses Spiel keinen Reiz verloren. Im Gegenteil. Die letzten Partien waren ein orgasmisches Feuerwerk an Spannung und Spielspaß. Doch was kann die Erweiterung: The Great Wall: Stretch Goals?

Kurzcheck: Darum geht es in der Erweiterung: The Great Wall: Stretch Goals

Die Erweiterung The Great Wall: Stretch Goals enthält ein paar mehr oder weniger relevante Module, die man in das Spiel integrieren kann oder nicht. Bestandteile dieser Erweiterung sind die Erweiterung für den fünften Spieler, die alten Chroniken mit 6 Szenarien für das kompetitive und kooperative Spiel, die Erweiterung der Ratte und die Dschingis Khan Erweiterung. Die Auswirkungen der einzelnen Module stelle ich in den einzelnen Absätzen vor.

Das war in der Kombination sehr mächtig.

„Die Ratte…

…setzt ihre Energie gezielt am richtigen Ort und zur richtigen Zeit ein. Das muss die Ratte immer wieder aufs Neue lernen. Doch Menschen mit diesem chinesischen Tierkreiszeichen verfügen über eine scharfe Auffassungsgabe und sind geistig sehr beweglich.“ So weit der Auszug aus dem Portfolio der Chinesischen Tierkreiszeichen. Die Ratte ist eine eigene Spielfigur, die vom Spieler, der in der Tee-Zeremonie platziert wird. Der Ort, an dem die Ratte steht, generiert ein zusätzliches Gold für alle Spieler, die an diesem Ort eine Aktion ausüben. Ist das spielrelevant? Nein! Es gibt allerdings Aktionen und Situationen, in denen das zusätzliche Gold vielleicht notwendig sein kann. Beispiel: Die Horden stehen hart vor der Tür, ihr seid kurz davor, den letzten Abschnitt zur Verteidigung auf der Mauer zu bauen. Allerdings fehlt euch ein Gold. Natürlich ist jetzt das Feld der Ratte interessant. Die Ratte kann so das Zünglein an der Waage sein. Gerade weil eben der letzte Spieler der Teezeremonie diese für sich gewinnbringend platzieren kann. Fazit: Die Ratte tut nicht weh, macht aber auch kein riesigen Impact.

Ratte…tut nicht weh.

Dschingis Khan

Dschingis Khan hat mich als Stretch Goal total überrascht. Der Effekt der stumpfen blutsaugenden Horden vor der Mauer ist jedem ein Begriff. Aber: Dschingis Khan gibt den Truppen einen netten, anspruchsvollen Twist und schweißt die Spieler beim Kampf gegen den Mongolen deutlich zusammen. Dschingis Khan reitet hinter den feindlichen Linien, flankiert von zwei Truppen mit jeweils speziellen Fähigkeiten. Und die haben es in sich. „Der Schmerz hält uns nicht auf“ war eine dieser flankierenden Truppen. Wurde nämlich der Sieg über die Horde überprüft, wurden alle Schadensmarker von jeder Horde entfernt. Ja! Richtig. Regenerierende Horden, weil Dschingis Khan hinter den Truppen reitet. Das Spiel ändert sich, plötzlich wird sich gezielt auf eine ganze Horde konzentriert. Die Bogenschützen machen nur Sinn, wenn sie die Horde auslöschen und so werden Allianzen gebildet. Denn jeder hat ein Interesse daran, die Bedrohung wegzuschaffen. Durchbrechende Horden können ganz schnell das Ende des Spiels bedeuten.

 

Dann hau ich doch einfach den Khan aus dem Sattel

Fehlanzeige. Der nächste starke Move im Spiel. Dschingis Khan reitet hinter den Linien. Immer in einem Mauerabschnitt. Damit ist er außer Reichweite von Bogenschützen und kann nur von Lanzenträgern oder Reitern angegriffen werden. Aber thematisch bricht man ja nicht einfach durch die Horden durch. Das geht nicht. Also könnt ihr nur, wenn ihr eine Horde besieht habt und eine eurer Figuren überlebt hat, Dschingis Khan oder seine Wingman angreifen. Und dieser Soldat ist dann für das ganze Spiel raus. Bei drei Reitern ist das schon eine taktische Überlegung. Macht das Spaß? Und wie. Der Kampf mit Dschingis kann ist so spannend und abwechslungsreich und thematisch so wahnsinnig gut initiiert, dass ich beim Schreiben sofort auf eine neue Runde bekomme.

Fieser Wingman…

Nicht nur Aua

Damit es von dem Mongolenführer nicht nur auf die Mütze gibt, stellt euch das Spiel auch nette neue Gimmicks zur Verfügung. Und auch hier gerate ich thematisch wieder ins Schwärmen. Der Kaiser hat mit dem ganzen Geplänkel an der Mauer nicht so viel am Hut. Klar, ihm geht im Palast die Düse und sein Interesse am Bau der Mauer ist entsprechend hoch. Was macht also ein Kaiser. Richtig: Er ehrt den Spieler, der an der Mauer arbeitet. Pro Partie liegt eine kaiserliche Ehrung aus, die der Spieler nutzen darf, der als Letztes einen Bauabschnitt fertiggestellt hat. Und was macht diese Ehrung? In meiner Partie ermöglichte sie es mir, Berater für zwei Gold weniger zu kaufen, solange ich die kaiserliche Ehrung hatte. Plötzlich wird es interessant, in der Teezeremonie hinten zu sitzen, mir das Siegel zu schnappen und vielleicht in der nächsten Runde einen Berater günstig zu schießen. In einer Partie hatte am Anfang niemand Interesse an diesem Siegel und ich kaufte mir jede Runde Berater. In Kombination mit einer End-of Game Karte war das mächtig.

Die Kombination war traumhaft.

Lasst die Fahnen wehen

Der Kaiser schickt gegen Dschingis Khan eine zusätzliche Truppe ins Spiel, um der Übermacht der Horden etwas entgegenzustellen. Bannerträger. Dieses Fußvolk agiert wie die Lanzenträger und darf nur in der ersten Reihe angreifen. Die Bannerträger lösen für mich allerdings eine kleine Schwachstelle des Grundspiels auf. Nämlich, dass die eigenen Truppen hinter der Mauer sehr schwer in den Kampf zu bringen sind. Das war im Grundspiel nur über die Karte Angriffsbefehl möglich. Die Bannerträger ermöglichen jetzt aber mehr Flexibilität. Habt ihr euren Bannerträger im Spiel, dürft ihr im Winter vor den Bogenschützen mit zwei Soldaten im entsprechenden Mauerabschnitt angreifen. Dabei ist es unerheblich, ob der Bannerträger im Gefecht oder der Aufmarschzone steht. Er ruft einfach: Attacke.

Starkes neues Element!

Fazit

Ich liebe The Great Wall. Für mich eines der besten Spiele. The Great Wall: Stretch Goals machen das Grundspiel noch fetter. Spiele ich immer mit Dschingis Khan? Nein! Es ist ein thematischer Flavour der uns noch tiefer in den Kampf eintauchen lässt, den Bau der Mauer verändert, einfach ein paar kleine Zahnrädchen dreht und so unfassbar viel Spaß macht. Genauso wie die kaiserlichen Ehrungen oder die Bannerträger. Der Inhalt dieser Box ist nicht bloß Add On, er ist liebevoll entwickelt und wirkt nicht aufgesetzt. Alle Veränderungen sind so durchdacht und immersiv. Es lässt mich immer wieder mit staunenden Augen zurück. Dazu die Erweiterung für den fünften Spieler. Es gibt nicht viele Workerplacement Spieler für 5 Spieler, aber The Great Wall schafft auch das. Weil eine Runde gestippt wird, weil die flankierenden Horden  und Dschingis Khan einen Slot mehr haben, weil jeder Spieler auch im Zug der Mitspieler partizipiert, beobachtet und teilnimmt. Welches Spiel kann das? Ich habe immer das Gefühl, mein Kopf rattert und trotzdem habe ich Spaß. Zudem findet ihr in der Box noch unterschiedliche Szenarien. Da habe ich leider nicht reingeschaut, weil ich so was nicht gerne spiele. Der Preis? 35€ in den meisten Shops. Für alle, die The Great Wall mögen ein Pflichtkauf.

 

 

The Great Wall: Stretch Goals

35€
9.3

MATERIAL

9.0/10

SPIELIDEE

9.2/10

SPIELSPASS

9.6/10

Kurzfakten

  • Thematisch unfassbar tief
  • Dschingis Khan also Gegner
  • Neue Einheiten
  • Feinste Spielmechanik
  • unterschiedliche Szenarien
  • Erweiterung für den 5. Spieler

Spielinformationen

  • Genre: Workerplacement
  • Personen 1-5
  • Alter: 14+
  • Dauer: 120min +
  • Autor: Kamil Cieśla, Robert Plesowicz, Łukasz Włodarczyk
Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

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