Zwei Blogger – zwei Meinungen
Earthborne Rangers – Markus Meinung
Ich mache den Aufschlag, denn ich habe bereits die News zu Earthborne Rangers geschrieben. Und dann kam Christian von der Berlin Brettspiel Con zurück und hatte das Spiel live gesichtet und direkt auch einen Termin mit Rosa von Frosted Games über Tabletop Simulator dingfest gemacht. Da ich mich mit dem Spiel vorab ja schon für die News beschäftigt habe und Christians Beitrag über das Spiel sehr neugierig machte, war ich natürlich Feuer und Flamme. Info: Das hier gezeigte Material ist noch nicht final!
Die Weiterentwicklung des Guten
Rosa steigt mit dem Satz ein „Wer von euch spielt Arkham Horror LCG?“ Herrlich. Ich bin sofort begeistert. Kein Rumgeplänkel. Kein Versuch, irgendwas zu kaschieren oder schönzureden. Earthborne Rangers ist Arkham Horror LCG und das finde ich absolut gut und legitim. Warum sollte man ein sehr gutes System und Konzept nicht übernehmen und weiter daran arbeiten? Respekt. „Ich habe euch eine Mission rausgesucht, die zwei, drei Missionen nach der Einsteigermission spielt. Ist das ok für euch?“ Ich nicke und bin tatsächlich begeistert, denn Arkham Horror hatte mich schnell in den Bann gezogen. Das dezidierte Deckbuliding mag ich nicht so, wohl aber den Ansatz von Arkham Horror: Geile Geschichten und knifflige Entscheidungen, die sich durch die Story ziehen und nachhaltige Effekte haben. Eigentlich das Gefühl immer zu Versagen mit der Motivation, es immer besser zu machen. Dieses Spiel, das dir als kooperativem Team Knüppel zwischen die Beine wirft.
Mission Failed
Und so läuft auch unsere Mission in der Wildnis. Was mir sofort auffällt, ist die geile Abbildung der Wildnis. Sei es über Wetter, die Karten, Dinge die „Along the way“ sind oder eben „in reach”. Dazu die unfassbare Freiheit, ohne ein Spielziel aus den Augen zu verlieren. Der Hammer und Atmosphäre pur. Dazu die herrlich gestalteten Karten. Und die Interaktion der Karten miteinander. Alles hat Auswirkungen aufeinander. Unsere Quest? Eine Flutkatastrophe bricht herein. Aber nicht an unserem Ort, sondern etwas weiter weg. Plötzlich ändert sich das Wetter. Aus einem sonnigen Tag wird ein regnerischer. Zudem müssen wir als Nebenquest Jagen gehen. Damit halten wir uns zu Beginn auf und bekommen was? Richtig! In die Fresse. Wir erlegen ein Tier und sind nach zwei Stunden Spielzeit in einem Ort der Flutkatastrophe angekommen. Christian hängt im Gestrüpp fest und ich bin kurz vor Tod. Rosas trockener Kommentar: „Ihr hattet aber auch echt Pech mit den Karten“. Vom Sieg in dieser Quest sind wir meilenweit entfernt. Rühmte sich Christian vor kurzer Zeit noch, mir mit seinem mächtigen Stab aus der Patsche geholfen zu haben, wimmert er jetzt in seinem Dornbusch um Hilfe. Oder CEO? Was sagst du?
Earthborne Ranger – Christians Meinung
Die Ähnlichkeiten mit anderen LCG wie Arkham Horror, Marvel Champions oder Android Netrunner verwundert wenig, schließlich arbeitet Andrew Navaro mit an Earthborne Ranger und der war bei den anderen Projekten ebenfalls involviert. Allerdings halte ich Earthborne Rangers für wesentlich mehr als nur eine neue Formel des Arkham-Horror-Prinzips. Ansonsten wimmerte ich nicht, sondern war erbost, wie mich Markus einfach im Gestrüpp vergessen konnte! Unfassbar, oder? Ich wäre dort wohl gestorben …
Der Kniff des Spiels
Was mich an Eartborne Rangers einfach beeindruckt, ist die Lebendigkeit seiner Solarpunk-Welt. Dazu gehört zum einen die Freiheit, alles zu tun, was man gerade möchte, aber ebenso eine Logik innerhalb der Kartenwelt. Lasst es mich exemplarisch erklären. Jedes Mal, wenn du eine Probe absolvierst, musst du eine Karte ziehen, die deine Probe modifiziert. Das ist nichts Neues. Diese Karte hat aber gleichzeitig einen farbigen Ereignisbalken (Rot, Blau, Gelb), der alle Karten im Spiel beeinflussen kann.
Ich traf nun einen mächtigen Faulbären. Macht erst einmal nichts. Der Faulbär würde mich bei einem roten Balken angreifen, aber nur, wenn ich selber auf meinem Müdigkeitsstapel vier Karten habe. Ansonsten wäre ein Angriff für den Bären viel zu anstrengend. Bei Markus wird plötzlich ein Strauch mit Beeren ausgelegt. Dieser kann bei entsprechender Ereignisfarbe den Bären zu ihm wandern lassen und dieser frisst die Beeren und ist satt. Wir finden auch ein Wespennest und einen Schwarm, auch dieser könnte mit den Beeren interagieren. Tiere können sich gegenseitig jagen oder getroffene Personen vertrieben werden. Auch man selbst hat immer zwei Optionen. Friedliche Interaktion oder den Knüppel. Je nach ausliegenden Flora- und Faunakarten zeigt sich die Welt anders, aber immer dynamisch sich selbst beeinflussend. Earthborne Ranger ist somit keine Aneinanderreihung von Ereignis-Feind-Massakern, welches ein Spiel typischerweise eskalieren lässt, sondern es reagiert auf sich selbst. Dazu bringt ein 48-seitigen Story-Buch zu gewissen Ereignissen und getroffenen Personen ordentlich Atmosphäre ins Spiel.
Immer der Nase nach
Dazu ist Eartborne Rangers eine echte Sandbox und Open World. Wo du verweilst, zu welchen Orten du gehst und auf welchem Weg dorthin, ist dir überlassen. Du hast nicht nur die Entscheidung, wie z.B. im LCG Arkham Horror, wo du zuerst hingehst, um ein vorgeschriebenes Szenario zu lösen. Du hast die Entscheidung, was du überhaupt grundsätzlich machst. Die Art und Weise, wie und wohin du reist, verändert dein Begegnungsdeck am Ort immer wieder aufs Neue. Auch eine zeitliche Komponente wird eingestreut. Für manche Aufgaben hat man eben nicht unendlich Zeit. Ist es überhaupt etwas, was du erfüllen willst? Du kannst jederzeit darauf hinarbeiten, deinen Ort zu verlassen und deine Nase in eine andere Region zu stecken. Wenn auch natürlich eine Hauptquest durchaus einen roten Faden bietet. Was du also entdeckst, hängt von vielen Faktoren ab. Letztendlich ist dies ein Grund, warum man Earthborne Ranger auch mehrmals spielen kann und trotzdem auf neue Ereignisse und Storys trifft.
Charmanter Deckbau
Markus hat es angerissen, trotzdem möchte ich hier noch erwähnen, wie sehr ich die Art des Deckbaus in Earthborne Rangers liebe. Es erinnert an einen Charaktereditor aus einem Pen & Paper oder Rollenspiel am PC. Durch verschiedene Fragen und passenden Bausteinen aus Karten, zimmerst du dir aus einigen Aspekten deinen Charakter zusammen. So hat das Deck direkt eine persönliche Note und Geschichte. Gleichzeitig ist niemand überfordert, weil eben eine Struktur vorgegeben ist.
Fazit
Du liebst kooperative Spiele mit Story und hast ein Faible für das Arkham Horror LCG? Du badest gerne in nervenaufreibenden Proben und genießt die große Freiheiten in Spielen mit weitreichenden Entscheidungen? Dann sollte Earthborne Rangers ein Pflichtkauf werden. Das Spiel bietet zudem Einsteigern eine gute Möglichkeit, sich mit leichtem Deckbau zu beschäftigen oder auf vorgefertigte Decks zuzugreifen. Beeindruckend finden wir, dass sich Earthborne Rangers das Beste aus Arkham Horror nimmt und das Konzept an den richtigen Stellen weiterdenkt. Die Interaktion zwischen den Karten erschafft eine äußerst lebendige und spürbare Umwelt. Die Entscheidungen sind greifbar und nachhaltig. Die Kombination aus, was passiert auf deinem Weg und was passiert direkt vor dir, ist genial gelöst. Dazu darf man sich zudem sehr sicher sein, dass die Lokalisierung von Frosted Games wunderbar wird. Wir sind hin und weg.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich hatte das Game schon auf der Pflichtkauf-Liste. Dann bei der Vorbestellung über 90 Euronen gestolpert. ?Seriously? Für ein Kartengame… echt krass..
Ja, ich hab bereits das doppelte für Arkham versenkt. Dennoch wollte ich das hier (vorerst) nicht mitmachen.
Also erst einmal ist ein Arkham Horror LCG auch nicht billig und hat zweitens viel weniger Wiederspielwert. Ja, es ist ein Kartenspiel, aber ein sehr umfangreiches (535 Karten) und hat dazu ein 48-seitiges Abenteuerbuch und über 70 Token. Dazu ist es absolut fair in Deutschland produziert und nicht in China. 5% der Einnahmen aus der Vorbestellung werden für Naturschutzprojekte gespendet. Der Preis ist natürlich nicht niedrig, aber er ist verständlicher und fairer als bei vielen anderen Brettspielen da draußen.
Das hört sich wirklich fantastisch an! Ich hatte mir kürzlich ein Video zu Sleeping Gods angeschaut, aber ich muss sagen, dass mich Earthborne Rangers bisher deutlich mehr anspricht. Gerade das Deckbuilding und die von euch beschriebene Interaktion zwischen den Karten hört sich echt spannend an. Arkham Horror LCG habe ich leider immer noch nicht angefangen, leider zu wenig Zeit. Aber im Herbst sollte es dann so weit sein… ☺️