Reisetagebuch Hamburg Teil I: Mittwoch, Tag 1:
Heute startet unsere Anreise. Da meine Frau in Münster ihre Wurzeln und Familie hat, Münster auf dem Weg liegt, der Zug von Münster nach HH schneller und günstiger als die Alternative Auto + Parkplatz ist, entschieden wir uns weit im Vorfeld für diese Konstellation. Mittwoch von Trier nach Münster mit dem Auto, Donnerstag mit der DB von Münster nach HH. Ich hasse Autofahren und liebe die Bahn.
Wer sorgt allerdings für Chaos? Die Bahn und ihr Streik mitten in der Urlaubs- und Coronazeit und das zum Ende der Woche und flächendeckend. Ehrlich, ich muss mir hier kurz Luft machen. Ich finde die Möglichkeit des Streiks sehr gut, eine wichtige Errungenschaft. Aber die Bahn und generell der ÖPNV sollte gepusht werden. Gerade wenn man über Zukunft und Klima redet. Sie kommt eh immer zu spät, ist für Familien viel zu teuer und und und. Und nun? Mitten in Pandemie und Ferien fällt sie aus. Macht Sinn, einfach nur noch 1/4 der Züge zu bedienen, damit die Menschen diese dann überfüllen. Vielen Dank dafür. Egal. Heute geht es erst mal nach Münster. Ein bisschen Bummeln in der Stadt, alte Plätze meiner schönen Studentenzeit besuchen. Eine Stadt, die den ÖPNV und Transport deutlich besser gelöst hat. Weiter so.
Reisetagebuch Hamburg Teil I: Donnerstag, Tag 2:
Überraschung um 6:56. Trotz Streik kommt die Bahn und das auch noch pünktlich. Zwei Stunden zwanzig später liegen Christian und ich uns tränenüberströmt minutenlang in den Armen und stammeln Sätze wie „endlich sehen wir uns“, „nach so langer Zeit“. Nein. Spaß. Aber es ist echt toll, Menschen direkt zu treffen, vor allem nach so langer Zeit. Auf dem Weg zum Hotel mit der U-Bahn wird locker geplauscht, keine Distanz oder ein vorsichtiges Abtasten. Das zweite Highlight des Tages: Unser Hotel auf der Reeperbahn ist perfekt gelegen und wir können schon um halb elf morgens einchecken. Danach machen wir uns zu Fuß und per Schiff über die Landungsbrücken, Elbphilharmonie und durch ein paar Gässchen zu Christian in die HafenCity. Da Inga, Christians Frau, leider noch arbeiten musste, starteten wir zu dritt mit dem ersten Spiel des Tages.
Cooper Island
Kati und ich werden vorgewarnt, ähnlich dem Tenor in seiner Rezension. Hartes Optimieren. Kein einfaches Spiel. Ressourcen sind immer knapp. Und er behält recht. Trotzdem spielt sich das Spiel sehr flüssig. Mir gefällt die Optik, die Mechanik mit dem Boot finde ich klasse, auch die Tatsache, dass ich in die Höhe baue. Die Höhe wird in vielen Spielen noch mehr Einzug einhalten. Das werde ich als Trend für die Zukunft voraussagen. Oros ist da ein Beispiel und auch Lords of Ragnarök wird das aufgreifen. Die Stimmung am Tisch ist locker und gelöst und es macht einfach so unfassbar viel Spaß mit Christian zu spielen. Man merkt das harte Optimieren und mein Vorteil ist, dass Christian auch schon lange kein Cooper Island mehr gespielt hat. Ich schaffe es 18 Punkte zu ergattern, Kati gute 12, aber Christian mit 20 Punkten gewinnt dieses sehr gute Spiel.
Da Kati Azul und Sagrada, aber auch Novo Luna sehr mag, begeben wir uns direkt ins nächste Spiel. Mandala Stones sieht sehr schön aus und die Rezension von Christian trifft den Spielspaß-Faktor wieder auf den Punkt. Leider kommt es in diesem Spiel zum Eklat.
Mandala Stones
Ich wurde beschuldigt zu schummeln. Von meiner Frau und Christian bläst ins selbe Horn. Unfassbar. Und das, weil Christian die Regel mit den Sammlern völlig beiläufig erklärt und nicht ausreichend herausgestellt hat. Worum geht es? Die Sammler bei Mandala Stones haben zwei unterschiedliche Symbole und nur das entsprechende Symbol darf entsprechende Steine sammeln. Habe ich nicht mitbekommen. Ich dachte, es wäre nur Gestaltung, also haben meine Sammler immer entschieden, was sie sammeln. Nachdem ich so die erste Partie souverän gewonnen habe, ist Kati in der zweiten Runde der Fehler aufgefallen. Mitleid? Verständnis? Mitnichten! Stattdessen stellten mich beide an den Pranger, wollten die erste Runde annullieren und kommentierten jeden Zug mit hämischen Bewertungen. Eine Frechheit. Ich schummle nicht. Nur bei Schummel Hummel.
Während Inga und Kati in der Küche das Abendessen vorbereiten, kramt Christian noch schnell Mandala raus. Ehrlich, als er den Gebetsteppich von Mandala rausbrachte, dachte ich, jetzt hat es ihn erwischt. Aber für mich ein weiteres Highlight, das Spiel macht ultra Spaß und gehört in jedes Regal und jede Urlaubstasche. Gerade wenn man abends mit seinem Partner auf der Terrasse sitzt, ist dieses Spiel ein musst-have. Nach dem sensationellen Veggie-Burger mit roter Beete sollte nun das Highlight des Tages kommen. Und es kam.
On Mars
Ich würde euch gerne eine Rezension von Christian zu diesem Spiel verweisen, aber ich verstehe nun, warum es keine gibt. Ich habe 1/3 Spielzeit benötigt, um das System des Spiels zu verstehen. Es ist nicht unlogisch, im Gegenteil. Es ist auch nicht abstrakt, sondern sehr thematisch. Alles, und das ist echt einiges, ist so gut und so miteinander verzahnt. Der Wahnsinn. Ein kleines Beispiel: Das Spielziel ist eine funktionierende Forschungsstation auf dem Mars zu errichten. Dafür kann ich über Workerplacement auf der rechten Seite des Spielbretts Aktionen ausführen. Auf der linken Seite des Spielbretts sind Supports von der im Orbit befindlichen Raumstation möglich. Auch hier sind wichtige Aktionen über Workerplacement möglich. Der Witz: Arbeiter auf der linken Seite können nur mit einem Shuttle rüber zu rechten Seite fliegen, sind also erst mal gebunden und müssen freigeschaltet werden.
Ultrathematisch, unfassbar gut und extrem viel Planung! Trotzdem spielt es sich eher sehr schnell. Die weiteren Mechaniken sind so gut ineinander verzahnt, dass hier eine Perle von einem Spiel entstanden ist. Dazu ein Spielmaterial, was seinesgleichen sucht. Dieses Spiel wird jeden Spieler, der halbwegs was auf sich hält, begeistern und muss in jede Experten-Sammlung. So auch in meine. Kati wird ihrem Ruf der unglaublichen Erstspielerin wieder gerecht und gewinnt die Partie unfassbar deutlich. Ich habe die Hälfte ihrer Punkte und habe erst im Midgame eine Taktik entwickelt. Leider keine Gute und zu spät.
Feierabend
Was sagt die Uhr? 0:09. Heftig. Die Zeit verging wie im Fluge. Wir setzten uns in den Bus und fuhren zurück. Um zu unserem Hotel zu gelangen, mussten wir noch über die Reeperbahn schlendern. Ich sauge die Atmosphäre auf. Ich liebe diese Atmosphäre. Kultur, Diversität. Ich trage den Regenbogen in mir. Ein toller Tag geht zu Ende. Genau wie dieser erste Teil. Mehr zum Reisetagebuch und den Tagen Freitag und Samstag im zweiten Teil des Specials.
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