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Zwei Blogger – zwei Meinungen

Ein Prototyp flattert ins Haus und in der Zentrale von Brett & Pad entsteht rege Betriebsamkeit, so auch bei Tectonia. Es werden Termine koordiniert. Pakete hin und her geschickt und währenddessen Telefonate geführt und Emails geschrieben. Der Dialog ist hoch, unsere Spielgruppen fachsimpeln, der Spieleentwickler bekommt ein Feedback und jede Menge Ideen. Ein sehr geiler Prozess. Vor allem wenn man ein so gutes Produkt wie Tectonia bekommt und der Autor Hagen Behr in den ernsthaften Dialog tritt.

Tectonia – Markus Meinung

Tectonia ist ein echtes Schwergewicht. Christian hat den massigen Inhalt vorsortiert und mir die Regeln schnell im Gespräch erläutert und Feinheiten geklärt. Das war zu diesem Zeitpunkt auch bitter notwendig, denn die Regel ließt einiges an offenen Fragen stehen. Meine Spielgruppe war in unterschiedlichen Konstellationen begeistert am Start. Ich nehme den Kommentar von Marco sofort vorne weg: „Tectonia würde ich mir sofort ins Regal stellen“. Dazu die Geste von Uwe: Ein zufriedenes Kopfnicken. Ein Ritterschlag für ein Spiel. Vor allem, weil bei uns die Bandbreite an Area Control sehr groß besetzt ist. Wir spielen sowas gerne und Tectonia muss sich gegen mächtige Gegner wie Cry Havoc, Tsukuyumi oder Dominant Species behaupten.

Der Start ins Abenteuer.
Alleinstellungsmerkmal

Dabei macht Tectonia vieles sehr geil. Das Alleinstellungsmerkmal ist die permanente Veränderung des Spielbretts. Das ist taktisch und spannungstechnisch ein Highlight. Warum? Nun, Aktionen, Bewegung und Ressourcen sind hart umkämpft. Auch die Siegpunkte. Einen brauche ich noch, um mit dem mächtigen Uwe und seinem Volk gleichzuziehen. Dafür benötige ich aber in der letzten Runde Kontrolle über vier Bergregionen in verschiedenen Sektoren. Ich plane den Schachzug, indem ich in der vorletzten Runde in einem Sektor über eine Aktion aus Gras ein Gebirge entstehen lasse. Und den ganzen Zug in einem anderen Sektor wiederhole. Hammer. Mächtig und gut. Doch Vorsicht, auch das Spiel ändert von alleine pro Runde Gebiete und sorgt so für Überraschungen.

Landschaften, Gebiete und Sektoren
Die Kämpfe

Zudem mag ich tatsächlich die Kämpfe. Diese fühlen sich wie bei Star Wars Rebellion sehr dynamisch an. Sie sind mit der Möglichkeit verknüpft, seine verschiedenen Krieger:innen aufzuleveln. Dadurch entsteht ein cooles strategisches Geflecht. Die einzelnen Ziele sind ebenso hart umkämpft, wie die einzelnen Sektoren und Gebiete, die übrigens alle eine unterschiedliche maximale Armeegröße zulassen. So entsteht ab der ersten Minute ein richtiges Area-Control-Feeling mit hohem Wiederspielwert. Ich finde es sehr beeindruckend, dass ein solcher Prototyp sich gegen die Schwergewichte der Kategorie behaupten kann. Dabei setzt Tectonia  seine eigene spektakuläre Duftmarke. Ich bin sehr gespannt, was die Kampagne so bringt und was alles noch überarbeitet wurde.

Ein Kampf bahnt sich an.

Tectonia – Christians Meinung

Markus ist ja schon auf die Mechanik der Spielplanveränderung eingegangen und den spielerischen Reiz Wasser, Wiesen und Gelände an- oder abzuheben. Mich hat diese Mechanik an den Videospielklassiker Populous erinnert. Ich möchte an dieser Stelle aber noch etwas tiefer gehen, denn der Spielplan ist wirklich das besondere an diesem Spiel, auch abseits der besprochenen Veränderung der Gebiete. Tectonia besteht nämlich aus vier großen Sektoren, in denen die Gebiete beheimatet sind, um die man sich streitet. Der Clou ist nun, dass die 7 verschiedenen Aktionskarten, von denen ich übrigens pro Runde nur vier ausspielen darf, sich immer nur auf einen Sektor beziehen.

Jetzt Gebiet 10 in Wasser verwandeln!
Starke Verzahnung aus Aktion und Sektor

Diese Verzahnung finde ich eigentlich fast noch reizvoller! Du willst Ressourcen abbauen? Klar, aber eben nur in einem Sektor. Du willst Einheiten bewegen oder ausheben? Ihr kennt die Sektorantwort. Und so zieht es sich durch alle Ebenen. Das ist vor allem deswegen strategisch und taktisch interessant, weil die zu erfüllenden Missionen für Siegpunkte sektorübergreifend sind. Missionen erfordern das Erobern von Gebieten in allen Sektoren am Spielfeldrand oder z.B. in der Mitte. Du musst dich ausbreiten, nur wartet da eben der zweiköpfige Endboss. Ein Kopf sind klassischerweise deine Mitspielenden, die eben auch Missionen erfüllen wollen. Der andere Kopf diese verzwickte Sektorenmechanik. Schnell mal eben über das Schlachtfeld huschen? In verschiedenen Sektoren Einheiten zur Verstärkung ausheben oder zusammenziehen, um deine eroberten Gebiete zu schützen? Kannst du in Tectonia vergessen. Manche Ziele erfordern langfristige Planung, die an weiteren Reiz gewinnt, weil du auch bei den Aktionen nie alle pro Runde auslösen kannst, es aber eigentlich immer möchtest.

Würfel, Karten und unzählige Einheiten.
Eine echte Überraschung

Tectonia ist in seiner Ausrichtung ein aggressives Spiel. Der Kampf und die Eroberung stehen im Fokus. Ein Grund, warum meine Frau so gar keine Lust auf einer Partie hatte. Da schwirrt einem vielleicht der Klassiker Risiko im Kopf herum oder vor allem Kemet: Blut & Sand. Am Ende saß meine Frau mit Feuereifer am Tisch und war gefesselt. Es ist eben mehr als nur schnelles Draufhauen! Vor allem kann man nur maximal zweimal pro Runde Kämpfen und würde damit schon zwei seiner vier Aktionen verbrauchen. Will man das? Lässt es die Spielsituation zu? Meist nur mit anderen harten Abstrichen.

Dazu kommt das motivierende Verbessern der verschiedenen Einheiten, um Würfelmanipulation zuzulassen. Wer hier geschickt agiert, der hält manchmal mit einer kleinen, aber gut zusammengestellter Armee einen großen Ansturm stand. Jubelschreie und verzweifelte Gesichter stehen an der Tagesordnung. Ja, Glück wabert durchs Wohnzimmer, aber eben nicht nur. Eine gute und eben auch langfristige Planung gehört zum Erfolg immer dazu und wird hier belohnt! Wer nun neugierig geworden ist, der sollte sich die im Juli startende Kampagne vormerken. Ich selber bin sehr gespannt, vor allem weil der Autor Hagen Behr ein offenes Ohr für Anregungen hat und sicher noch für die ein oder andere Überraschung gut ist!

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