Lesezeit: 5 Minuten
Eine kleine Anekdote von vor ein paar Wochen – Everdell: Newleaf ist erschienen und wer steht bei Pascal in der Spielbar und nervt ihn täglich, wann denn endlich das Packet von Pegasus kommt? Richtig: Der Everdell-Fanboy aka Markus. Also ich. Es ist soweit gekommen, dass ich angerufen werde, wenn ein Paket von Pegasus da ist, der Inhalt aber noch nicht bekannt ist, weil der Karton noch verschlossen. Aber ich hatte Glück. Everdell: Newleaf befand sich im Inneren und befriedigte meine Gier nach der nächsten Erweiterung. Hier stellt sich wieder mal die Frage, braucht man eine weitere Erweiterung zu Everdell? Nachdem mit Pearlbrook, Spirecrest und Bellfaire doch schon drei im Regal stehen? Ich sage eindeutig ja, denn die Erweiterungen machen alle etwas besonders, so auch Everdell: Newleaf. Oh, geht gerade einen Schritt zurück, der Zug fährt ein.

Kurzcheck: Darum geht es in Everdell: Newleaf

Nachdem die Perlenbucht erkundet ist, die beschwerliche Wanderung durch Wind und Wetter absolviert wurde und das Jubiläumsfest des Königspaars gefeiert wurde, erstrahlt die Stadt in voller Blüte. Ein Bahnhof wurde errichtet, der neue Bewohner nach Everdell bringt. Everdell: Newleaf ist, ähnlich wie Bellfaire modular aufgebaut. Dazu kommt ein neuer, passender Spielbereich mit Bahnhof, der rechts an das Basisspiel angelegt wird. Auf diesem befinden sich die Bereiche für die neuen Aktionen. Ferner habt ihr die Möglichkeit,  zusätzliche, thematische Module in Everdell: Newleaf auszuwählen, die das Spiel durchaus entscheidend verändern.

Kartendurchsatz

Der Zug rollt ein und macht am Bahnhof von Everdell halt und bringt somit drei neue Spots für Karten ins Spiel. Ein großes Manko von Everdell war immer der geringe Kartendurchsatz, gerade bei zwei Spielern. Also kommen über den Bahnhof drei neue Auslagen dazu. Mehr sogar noch, denn neben dieser neuen Auslage hält der Zug mit seinen prall gefüllten Waggons. Wählt ihr nun eine Karte aus dem Bahnhof, bekommt ihr zusätzlich die passende Ressource des Waggons und eine neue Ware wird aus dem Beutel nachgezogen. Die Auslage wird natürlich ebenfalls aufgefüllt.

Der Hügel am Bahnhof greift zudem das Thema Kartensatz weiter auf. Für mich sehr durchdacht, denn mit all‘ seinen Erweiterungen ist der Kartenstapel mittlerweile beachtlich groß. Also kann ich nun einen Arbeiter auf den Hügel schicken, mir drei Karten von Wiese oder Bahnhof nehmen und mir noch eine Belohnung aus dem Wagon nehmen.

Ein anderes Spiel

Alleine durch die Elemente des Bahnhofs habe ich deutlich mehr Möglichkeiten. Nehme ich noch die zwei Module aus Everdell: Newleaf dazu, ist ordentlich Dampf auf dem Kessel und das Grundspiel verändert sich.  Spiele ich Everdell betreibe ich Mangelwirtschaft. Ich kämpfe um jede Ressource und entwickle langsam meine Stadt. In Everdell:Newleaf wäre eine solche langsame Entwicklung unthematisch. Warum sollte sich eine Stadt, die einen Bahnhof hat und bereits ein 100 jähriges Jubiläum feierte, langsam entwickeln? Also tut sie genau das nicht, sondern nimmt Tempo und Fahrt auf. Die beiden Module Tickets und Reservierungen werden dem gerecht.

Tickets und Reservierungen

Die Tickets bieten euch eine Hin- und Rückfahrt. Damit könnt ihr einen Arbeiter an einen verfügbaren Ort versetzen. Allerdings kann die Rückfahrt erst ab Sommer gebucht werden. Mächtig, ihr habt also zu Beginn des Spiels, wenn ihr möchtet, einen Zug mehr. Hier kann jetzt die Engine direkt ins Rollen kommen. Zudem bekommt ihr einen Reservierungsmarker. In jeder Jahreszeit könnt ihr damit eine ausliegende Karte reservieren und diese dann im weiteren Verlauf für eine Ressource weniger bauen.

Was macht das mit Everdell?

Wie bereits erwähnt geht das Tempo nach oben und zwar brutal. Vorbei die Zeiten der Mangelwirtschaft. Ich kann bauen was das Zeug hält und wichtige Karten sichern. Das Spiel wird deutlich einfacher. Halt! Ich ziehe die Notbremse im Zug und widerspreche. Wird es nicht. Ein Problem, was jetzt sehr leicht entstehen kann: Eure Stadt ist sehr schnell an ihrer Kapazitätsgrenze. Oh ja. Die neuen Ressourcen und Möglichkeiten sind Segen und Fluch. Ihr habt nur 15 Spots in eurer Stadt. Ok. Die Wanderin nimmt immer noch keinen Platz ein, die Hauptstraße ermöglicht einen neunen zusätzlichen Platz. Aber trotzdem: Ihr müsst teuflisch aufpassen, was ihr wann baut. Und dann gesellen sich noch die drei goldenen Besetzt Marker dazu.

Goldenes Zeitalter

Für die Wesen und Bauwerke aus der Everdell: Newleaf Erweiterung verwendet ihr nicht die normalen Türen, sonder die drei neuen Goldenen, die jeder Spieler erhält. Einige neuen Karten haben goldene Banner auf denen eine Bedingung steht, wer einziehen darf. Beispiel 1: Die Fotofgrafin. Sie darf in ein beliebiges Wohlstandsgebäude einziehen. Dazu ist ihr Effekt so herrlich thematisch. Ich liebe das. Beispiel 2: Das Gewächshaus. In dieses Gebäude darf jedes produzierende Wesen einziehen. Wie liebevoll und goldig die Karten gestaltet sind und wie viel Kreativität darin steckt, ist jedem klar der Everdell spielt. Und die taktischen Möglichen sprießen wie die Alraunen im Gewächshaus. Ihr könnt dort flexibel entsprechende Wesen einziehen lassen und das Gebäude darf sich den Platz mit der Farm teilen. Und ihr versteht bestimmt jetzt warum die Stadt so rasant wächst und verstopft.

End of Game

Das thematische Setting des Bahnhofs wäre nicht komplett, wenn nicht auch neue Ereignisse und Gäste mit dem Zug einfahren würden. Zwei neue, einfache Ereignisse erweitern das Basisspiel auf sechs. Ihr könnt jetzt Ausflüge oder die Großstadt für euch beanspruchen. Dazu gesellen sich natürlich neue Wald-Karten, besondere Ereignisse und neue Fähigkeitskarten. Und dann sind da natürlich noch die liebevollen Gäste, die euch mit dem Zug besuchen können. Und diese Gäste liefern euch zusätzliche End-of Game Wertungen. Darf ich vorstellen? Benni Klein, ich liefere ihnen sieben Siegpunkte, wenn mindestens sieben Zielkarten, also die mit der Pfote, in der Stadt liegen. Gestatten, Bernd Schuster, von mir 6 Siegpunkte für vier nicht genutzte Harze. Ach, aus dem letzten Abteil steigt Bärbel Süßpfote aus und liefert 6 Siegpunkte für mindestens 15 Karten in meiner Stadt. Wenn ihr jetzt auch noch die Großstadt mit 15 Karten für euch beansprucht, sind das fette Siegpunkte.

Fazit

Ja, ich liebe Everdell. Nutze ich die Perlenbucht fühlt sich Everdell eher wie ein Wettlauf an. Die Wanderung in Spirecrest unterstützt die beschwerliche Mangelwirtschaft und liefert mir mit den magischen Tierwesen und wo sie zu finden sind tolle atmosphärische Möglichkeiten. Bellfaire und die einzigartigen Fähigkeiten gehören für mich zum festen Bestandteil einer jeden Partie. Und jetzt kommt Everdell: Newleaf und was macht besonders? Sehr viel!

Die neuen Karten mit den goldenen Bannern sind richtig schön und haben tolle Effekte. Ich liebe die neuen Karten und die damit verbundenen Möglichkeiten. Doch der Bahnhof und der hohe Kartendurchsatz sind für mich der Star! Auch wenn die Mangelwirtschaft mit der neuen Erweiterung eher Geschichte ist, wird das Spiel dadurch nicht einfacher. Haben vorher die ausliegenden Karten eure Strategie bestimmt, so könnt ihr jetzt die Engine und die Strategie eurer Stadt selber beeinflussen. Everdell: Newleaf erhöht die Flexibilität und die Möglichkeiten, ohne dem Spiel auch nur im Ansatz etwas Negatives hinzu zufügen. Für mich wieder eine perfekte und gelungene Erweiterung, auch wenn der Preis durchaus happig ist. Jetzt bin ich sehr gespannt, was die letzte Erweiterung Mistwood zu bieten hat. Was ist eure Lieblingserweiterung? Warum?

 

 

Everdell: Newleaf
Spielinformationen
Genre: Engine-Builder | Personen: 1 - 4 | Alter: ab 12 Jahren | Dauer: 90 - 120 Minuten | Autor/in: James A. Wilson | Illustration: Andrew Bosley, Natalie Johnson, Naomi Robinson
AUSSTATTUNG
8.5
SPIELIDEE
8.5
SPIELSPASS
9
Positive Aspekte
Bahnhof als Thema
Neue tolle Karten
Gäste erweitern die Endwertung
Erhöht enorm den Kartendurchsatz
Das Ende der Mangelwirtschaft
Bringt ordentlich Fahrt ins Spiel
Negative Aspekte
Behebt vielleicht einfach nur subjektive Schwächen des Grundspiels
9
Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Mir hat die Newleaf-Erweiterung auch sehr gut gefallen. Vor allem im Spiel zu zweit macht es das Spiel meiner Meinung nach deutlich besser, da man einen viel besseren Kartendurchlauf hat. Der geringe Kartendurchlauf war für mich auch immer der größte Kritikpunkt am Grundspiel bei 2 Personen, der aber jetzt durch die Newleaf-Erweiterung behoben ist. Ansonsten hat Markus ja alles schön beschrieben. Mir gefallen insbesondere die neuen Karten, die größere Flexibilität mit den goldenen Türchen sowie die Gästekarten mit den zusätzlichen Punkten bei der Endwertung. Mit Neulingen würde ich aber eher das Grundspiel spielen, weil die vielen Möglichkeiten bei Newleaf für Neulinge überfordernd sein könnten.

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