Lesezeit: 4 Minuten
Christian von Spielstil schrieb mich mit der Intention an, blogübergreifend etwas auf die Beine zu stellen. Das hat aus meiner Sicht schon vor der SPIEL ’19 wunderbar geklappt und entsprechend war ich sofort dabei. Das Konzept sieht dabei eine Frage des Monats vor, die wir für euch beantworten und dabei alle TeilnehmerInnen verlinken. Was ich äußerst sympathisch finde: Der Content bleibt bei einem selbst und wird nicht, wie gerne auf YouTube gemacht, bei einem Kanal gesammelt, der dann hauptsächlich die Aufmerksamkeit abgreift. Die Aktion läuft unter #BG2GETHER und brettert damit am Tag der Veröffentlichung durch die Social-Media-Welten. Genug Buchstaben-Gelaber, starten wir die Aktion, bei der du ebenfalls herzlich eingeladen bist in den Kommentaren deine Finger über die Tastatur tanzen zu lassen.

Welche Spiele konnten euch emotional so richtig berühren?

Markus

Emotional. Emotional werde ich in der Regel bei Filmen und Musik. Hey, ich bin zwar echt hart im Nehmen, aber ich kann auch richtig hemmungslos heulen. So viel Emotion gibt es nur im Südwesten, also nehmt euch jetzt schon mal eure Portion Emotion, denn aus dem Norden wird da sicher nicht so viel kommen. Mark Knopfler spielt live Sailling to Philadelphia und ich durfte ihn in Oberhausen sehen und Leute, mir sind die Tränen nur so gelaufen. Julia Roberts in Notting Hill, wo sie ihn bittet, sie zu lieben, weil sie einfach nur ein Mädchen ist, das geliebt werden möchte. Hit me. Auch beim zehnten Mal strömt alles aus mir raus. Aber wir sind ja beim Thema Brettspiele. Tatsächlich. Drei Dinge. Scythe, Gaia Projekt und Super Fantasy Brawl. Warum? Ganz einfach, weil ich so etwas Schönes und Tolles und Wertvolles besitzen darf. Scythe, als eines meiner ersten großen Spiele, mit der BigBox und dem Inlay. Ein Gedicht. Gaia Projekt, weil es ein liebevolles Geschenk mit sehr viel Mühe, Know How und Wissen um die Freude war. Und Super Fantasy Brawl? Das hat Christian mir relativ am Anfang unseres Weges geschenkt, eine so große und nette Geste, dass ich heute immer noch voller Ehrfurcht den Karton öffne und die Figuren, in der Hand halte. Figuren die ein Schaumstoffinlay haben und sukzessive bemalt werden.

Also Emotion wird bei mir über verschiedene Faktoren gezaubert. Von Menschen als Geschenk ausgewählt und dabei meinen Geschmack getroffen. Liebevolle Details und Zeit, die ich mit dem Spiel und der Auswertung verbringe. Ach ja, zudem sind es unfassbar tolle Spiele, die ich am liebsten mit meinen lieben Menschen spiele und wenn ich an euch denke, kullern mir wieder die Tränen.

Christian

Emotional werde ich, wenn die Leute aus dem Süden meinen, sie hätten die Emotionen gepachtet, nur weil sie jedem die Hand freundlich schütteln. Da geht bei mir die Trauer und Wut Hand in Hand. Hanseatische Zurückhaltung ist eine Höflichkeitsgeste. Vorsicht vor den Reinländern! Und wenn wir schon beim Kino sind, ich habe von 4 bis 12 in jedem scheiß Film geheult. Kino-Trauma! Ohne Witz. Die Filme waren emotionale Folter: Ein Land vor unserer Zeit, Die unendliche Geschichte, Feivel, der Mauswanderer. Später hatte ich von Hinter dem Horizont wochenlang Schlafstörungen. Aber Emotionen sind ja nicht nur Tränen oder Trauer. Meine Metapher von Bockwürsten und Halsschlagadern streue ich auch wie bestes Gewürz in meine Texte und das nicht ohne Grund. Das Hobby Brettspiele ist bei mir ein sehr emotionales. Wäre es das nicht, würde ich es nicht betreiben.

Wer Food Chain Magnate, Root oder Feudum spielt und hart auf die Fresse bekommt, der erlebt brachiale Emotion. So kurz vor dem Moment, wo man die Schärfe eines Buttermessers am Gegenüber ausprobieren möchte. Stumpf ist Trumpf. Emotional wird es, wenn man beim Eisernen Thron freundschaftlich seine Hand auf die Schulter legt. So als Ouvertüre für den verräterischen Großangriff. Das ist Emotion, Baby! Wer davon mehr lesen will, dem empfehle ich meine Top-Liste genau zu dem Thema. Emotional wird es aber auch um 19h. Die Zeit, wenn die besten Freunde an der Haustür klingeln und man weiß, gleich erlebt man mit seinen Babos Herzbärchis einen tollen Abend. Gemeinsam Abtauchen. Zeit genießen. Das kitzelt die Seele mit Zufriedenheit und Glück.

Es ist aber auch manchmal nur das Öffnen eines lang ersehnten Brettspiels. Der spezielle Duft, der nach Aufregung, Entdeckergeist und Kindheit riecht. Es ist nicht das eine Spiel, es ist das Hobby, welches mich emotional berührt. Es ist die Freunde und Begeisterung meiner Kinder, wenn wir zusammen Dungeons erkunden, es ist das Betreten der großen und kleinen Hallen von Conventions und Messen, wo ich Menschen sehe, die spielen und sie sind, wie sie sind. Es ist die Arbeit an diesem Blog, auch mit Markus, dem Heuler des Südens. Kein Brettspiel allein besitzt diese Kraft, die das Hobby im Gesamten für mich bedeutet. Und manchmal wird es einfach nur emotional, wenn das Glas Cola umkippt oder der sorgsam aufgetragene Farbverlauf im letzten Finish versaut wird.

Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:

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7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Gordon Shumway
    19. Dezember 2022 21:58

    Wunderschöne Text von Euch beiden. Genau dafür liebe ich diesen Blog hier. Da geht es nicht vordergründig um möglichst viel Content raushauen wie diverse Youtuber es fabrizieren: Masse statt klasse. Sondern hier merkt man, dass zwei Menschen mit Leidenschaft und Emotion dabei sind.

    So, jetzt ein paar meiner Emotionshighlights:
    – Jedes Mal, wenn wir in verschiedenen Gruppen zusammenkommen, um ein paar Stunden nur für uns zu haben.
    – Wenn man eintauchen kann in die Welt der Phantasie, der epischen Schlachten, des Taktierens, der geölten Silverzungen, des Trashtalks.
    – Die leuchtenden Augen, wenn wieder eine neue Perle auf den Tisch kommt
    – Die Vorfreude auf den nächsten Spieleabend
    – Die Vorfreude auf unsere halbjährlichen Männer-Wellness-Urlaube in Dänemark im charmebehafteten Rentnerhaus, wenn das Hobby für 4-5 Tage komplett im Mittelpunkt steht.
    – Das Durchschreiten der heiligen Messehallen in Essen
    – Wenn nach 2,5 Jahren das Ende von Gloomhaven + Forgotten Circles kurz bevor steht.
    – Das ehrfürchtige Bestaunen der eigenen Sammlung.
    – Die Vorfreude auf das Ankommen der nächsten Bestellungen (PS: Die OOCL Japan mit meinem Frostpunk-All-In ist in der Ostsee auf Höhe Rostock. Morgen kommt sie in Gdansk an. 🙂

    Und jetzt die spielerischen Highlights:
    – Axis & Allies 1942 in der globalen Variante zu viert: Wenn der Engländer seine gesamte Flotte im Atlantik vergessen hat zu bewegen und man noch schnell durch den Ärmelkanal schlüpfen kann.
    – TI4: Wenn ein Mitspieler der eigenen Allianz die Seite wechselt, sich der gegnerischen anschließt und dann direkt im nächsten Zug von seinen neuen „Freunden“ plattgemacht wird mit den Worten „Sorry, aber ich brauche Deine Planeten.“
    – Wenn man bei Robinson Crusoe das Vulkanszenario im 12. Anlauf schafft und sich abfeiert, weil der Arbeitskollege 13 Versuche gebraucht hat.
    – Wenn man bei Junta mit seiner Armee in den Präsidenten-Palast einrückt, der Präsident einen verdutzt bis verärgert anguckt und man ganz freundlich mit Silberzunge zu ihm sagt „Mach Dir keine Sorgen. Ich beschütze den doch nur für Dich.“
    – Wenn man bei Xia in einem Raumkampf die Waffen am eigenen Schiff zerschossen bekommt und man mit letzter Kraft den Gegner rammt, so dass dieser ohne Antrieb im Weltraum gestrandet ist.
    – Wenn man sich bei Terraforming Mars eine heftige Engine aufgebaut hat….aber leider zu spät, weil das Spiel fast vorbei ist.
    – Wenn man bei This war of mine in der allerletzten Nacht ein Geräusch an der Unterschlupftür bemerkt, man hingeht und direkt die Tür aufgesprengt wird und der Unterschlupf geplündert wird.
    – Wenn man bei dem Magnetspiel Kluster heimlich unter dem Tisch mit seinen Magneten spielt, die Magnete des Gegners dadurch komplett zusammenrauschen und man sich das Grinsen verkneifen muss.

    Ach ja, es gab bestimmt noch viiiiieeeeele weitere Momente, die erwähnenswert wären. Ich liebe das Hobby.

    Antworten
    • Was für ein toller Kommentar! Habe ich total gerne gelesen und absolut gefühlt. Die ein oder andere Emotion kenne ich selber nur zu gut. Xia und Twilight sind wohl absolute Klassiker und werden wegen dieser Momente geliebt. Und beim Magnetspiel musste ich herzhaft lachen. Ich glaube, du passt ganz wunderbar an unseren Tisch.

      Antworten
  • Gordon Shumway
    20. Dezember 2022 13:36

    Hehe, Danke. Freut mich, wenn ich Euch auch etwas zurückgeben kann. Es sollen ja nicht nur hochpreisige Inlays, Spielmatten oder Miniaturen kommentiert werden. 😉
    Sag gerne bescheid, wenn Markus mal in HH ist und Ihr noch einen Mitspieler sucht. Dann komme ich mit meinem Raumschiff vorbei. 🙂

    Antworten
    • Touché 😀 Da sage ich gerne Bescheid! Allerdings … wenn du ein Raumschiff hast, muss ich dir eigentlich sofort Bescheid geben. Das will ich sehen!

      Antworten
      • Gordon Shumway
        21. Dezember 2022 11:55

        Das Raumschiff hängt leider noch in der Garage bei den Tanners rum. Muss mal schauen, ob ich es bis dahin repariert kriege. 😉

        Antworten
  • Gorden,
    treuer Leser. Tatsächlich freue ich mich immer, wenn DU etwas schreibst. Ich liebe es, wenn wir mit unseren Lesern in Kontakt sind, man sich austauscht. Das macht uns so viel Spaß und deswegen buttern wir auch jede Menge persönliches von uns rein.
    Und auch liebe ich es, wenn ihr uns teilhaben lasst. Ein tolles Hobby mit tollen Menschen.

    P.S. Hast du jemals bei TF Mars eine Engine aufgebaut und nicht das Gefühl gehabt, es ist zu spät? Ich habe immer das Gefühl es ist zu spät. Ist es meistens auch, weil immer andere gewinnen.

    Antworten
    • Gordon Shumway
      21. Dezember 2022 12:22

      Markus, alter Boardgamepimper, ich liebe Eure Berichte auch gerade wegen der persönlichen Noten und des Schreibstils. Und natürlich wegen des ähnlichen Spielegeschmacks. Wenn ich nach Euren Bewertungen sortiere, dann passt das mit meinen Vorlieben schon sehr gut. Insbesondere auch mit so Perlen wie Xia oder insbesondere Tsukuyumi. Außer vielleicht mit Cthulu Wars, aber das liegt hier am Thema. Irgendwie kann ich mit Cthulu so gar nichts anfangen. Ist schon komisch, weil normale Monster, Gnome und Drachen schon geil sind. Aber irgendwie werde ich mit dem Cthulu Zeugs nichts warm. Na ja, egal. Gibt ja noch genug andere Spiele.

      Ich finde es bei Spielen immer wieder reizvoll zu entscheiden: Baue ich noch weiter an meiner Engine oder farme ich Siegpunkte. Meistens muss man bei den Spielen irgendwann „umschalten“. Am krassesten fand ich das bisher bei dem guten alten Dominion (mittlerweile ausgezogen), wenn das Siegpunkte farmen zugleich bedeutet, dass man sich seine Engine zerschießt. Ich persönlich neige immer dazu zu lange an meiner Engine zu bauen.
      Bei TFM hat bei uns in den meistens Fällen derjenige gewonnen, der wirklich den Mars terraformt hat. Oh Wunder. Wenn ich 2 Sekunden darüber nachdenke, macht es ja auch thematisch Sinn. Ich lande mit meiner (aus eigener Sicht heftigen) Engine knapp dahinter. Aber ich lieeeeebe halt Engines. Von daher sehe ich es eher als Ansporn an meiner Engine zu feilen. Irgendwann packe ich es……zur Not im 12. Anlauf…..so wie bei Robinson. 😉

      Antworten

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