Darum geht es in Ein wundervolles Königreich.
In diesem Enginebuilder geht es nicht wundervoll zu. Das ist eindeutig. Hier herrscht purer Überlebenskampf und hartes Optimieren. Zwei Herzogtümer liefern sich ein Duell um den rechtmäßigen Thron. Zu Beginn des Spiels wählt ihr aus verschiedenen Modulen mindestens eins aus, das zum Basismodul hinzugenommen wird. Dann wird vier Runden gespielt. In der Auswahlphase platziert ihr beliebig für euren Gegner zwei Entwicklungskarten an zwei verschiedenen Orten. Dies erfolgt abwechselnd und so lange, bis jeweils 8 Entwicklungskarten verteilt wurden. Mit diesen Karten, die ihr von den Orten auf die Hand genommen habt, wird anschließend geplant. Konkret dazu später mehr. In der Produktionsphase, produzieren eure fertig gebauten Karten Rohstoffe, die ihr sofort auf die Gebäude oder Einheiten verteilen müsst. Nur in der Auswahlphase spielt ihr abwechselnd. Anschließend kann jeder kurz an seiner Stadt und Engine werkeln. Was das Spiel ultra schnell und knackig macht.
Viele kleine Details
Was ich oben alles nicht erwähnt habe? Die Gestaltung des Materials und der Karten ist einfach nur toll und liebevoll. Die Symbolsprache eindeutig und zielgerichtet. Zudem würzen viele Zutaten das Spiel zu einem komplex vernetzten Duell um den Thron. In der Auswahlphase könnt ihr die Karten an zwei verschieden Orten in beliebiger Anzahl spielen. Der Gegner nimmt immer alle Karten an einem Ort. Zudem darf ich in jeder Runde zwei Karten verdeckt spielen. Miese Täuschungsmanöver sind hier in Hülle und Fülle möglich. Da es auch Katastrophen gibt oder übele Bedrohungen, wenn man das Bedrohungsmodul auswählt, kann das ziemlich schmutzig werden. Zumal es auch Schatzkarten mit mächtigen Belohnungen gibt. Kati schafft es regelmäßig, mir ihre negativen Karten unterzujubeln.
Das sind aber nicht genug der feinen Zutaten. Die Produktion spielt eine entscheidenden Rolle. Produziere ich mehr Ressourcen einer Art als der Gegner, erhalte ich Soldaten, die wiederum für einige Karten notwendig sind. Und welche der Ressourcen benötige ich? Baumaterial? Bevölkerung? Gold? Erkundung? Oder Krystallium? Schwierig. Welches Gebäude soll ich bauen? Habe ich erwähnt, dass die Gebäude unterschiedliche Synergieeffekte haben? Durch geschicktes Bauen werden so höhere Siegpunkte ermöglicht und dadurch bekommt der Draft eine noch höhere Bedeutung.
Spielgefühl
Ehrlich. Die Erstpartie war schon krass und ich wusste sofort, dass ich eine echte Perle vor mir liegen habe. Ich habe mit Marco das Spiel aus dem edlen Schuber auf den Tisch gepackt und wir haben uns für das zusätzliche Bedrohungsmodul entschieden. Also wurden die standardmäßigen Katastrophenkarten gegen Karten des Bedrohungsmoduls ausgetauscht. Jeder muss sich dann für sein Herzogtum eine Bedrohung auswählen, die er natürlich auch dem Gegner unterjubeln kann. Ich schnappte mir aus dem Legenden-Material die Unheilschwestern, Marco wählte die Schatten. Die Module waren für mich brutal, Schatten um Schatten gelang in meine Stadt und für jeden Schatten musste ich eine Karte recyceln, ohne die Belohnung dafür zu erhalten.
Bei den Karten ist es nämlich so. Nach dem Draft entscheide ich mich: Bauen oder recyclen! Baue ich, liegt die Karte so lange vor mir, bis alle Ressourcen, die auf der Karte abgedruckt sind, bezahlt sind. Diese werden direkt auf der Karte abgelegt und sind gebunden und können nicht mehr verschoben werden. Recycle ich, so kann ich die Karte abwerfen und erhalte die eine aufgedruckte Ressource. Nur nicht mit dem Schatten. Für jeden Schatten in meiner Stadt muss ich eben eine Karte abwerfen ohne Ressource. Nach zwei Schatten und einer Unheilschwester in meiner Stadt habe ich keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Das Spiel war nach 35 Minuten aus.
Module
Ich will die Karte haben. So geht es mir in jeder Runde von Ein wundervolles Königreich und ich habe echt schon viele gespielt. Ah, nein, jetzt hat Kati eine verdeckte Karte an diesen Ort gespielt. Da ist bestimmt was Schlimmes drunter. Aber da liegen jetzt schon fünf Karten an diesem Ort. Ich muss ihn nehmen. Der Draft ist unwahrscheinlich spannend. Weil eben so viel passieren kann. An einem Ort können natürlich durch das beliebige Platzieren mehr Karten liegen als an einem anderen. Und jede Karte bringt i.d.R. ja eine Ressource. Die Module sind reichhaltig. Ich bin kein Fan von Modulen. Immer diese blöde Auswahl, was ich mit ins Spiel nehme. Ich mag keine Freiheiten und auch keine Open World Videospiele. Ich will eine Richtung. Die Module verändern aber das Spiel und sind atmosphärisch brutal gut.
Ein paar Zahlen: In der Legenden-Version sind vier unterschiedliche Module enthalten. Das erwähnte Bedrohungsmodul mit 8 unterschiedlichen mystischen und üblen Bedrohungen. Das Unterstützungsmodul, das euch helfende Charakter zur Verfügung stellt. Das Missionsmodul, das den Sieg nur ermöglicht, wenn die letzte Stufe erfüllt wird und das Eroberungsmodul, dass eine neue Phase und die territoriale Ausbreitung einführt. Abwechslung pur. Zudem gibt es einen Solomodus, da ich aber Solo nicht spiele, kann ich dazu keine Aussage treffen.
Not so Nice
Durch die Module ist immer ein bisschen Vorbereitung notwendig. Das ist am Anfang, wenn man das Spiel nicht kennt, aufwendig. Es gibt keine empfohlene Erstpartie, um ggf. leicht einzusteigen. Auch die Tatsache, dass in der Legenden-Version sowohl das Grundspielbrett als auch das neue Spielbrett in der Box sind, verwirrt. Die Verwirrung wird komplett, weil man zwei Anleitungen hat, Grundspiel und Zusatzmaterial. Nervig. Ich habe oft hin und her geblättert und war kurz davor, alles auszuschneiden und neu zusammenzukleben. Das Spiel ist eigentlich so simple und genial und doch habe ich so viel Zeit mit dieser umständlichen Anleitung verbracht. Beispiel? Im Hauptspiel hat das Bedrohungsmodul die Nummer 1. In den Regeln des Zusatzmaterials taucht es unter Nummer 4 auf. Unnötig und verwirrend und leicht zu beheben.
Fazit
Ich liebe Ein wundervolles Königreich, weil es so einfach und trotzdem komplex, so umfangreich und trotzdem so schnell zu spielen ist. Knackige Spielzeit bei keiner Downtime, hoher Interaktion und vernetzte Mechanik? Da bin ich dabei. Der aktuelle Preis für ein 2-Spieler Spiel ist ok. Die Module geben dem Spiel eine abwechslungsreiche Note. Mit jedem Modul wird die Ausrichtung des Spiels verändert. Es gibt wenig goldene Wege zum Spielsieg, sondern man muss auf die wechselnden Situationen reagieren. Dass ich über den Kartendraft und den Bluff hier jede Menge Möglichkeiten habe, trägt zum tollen Spielgefühl bei. Ich habe mich oft dabei erwischt, dass ich eine Runde gespielt habe und dann noch eine und noch eine. Ich bin ultraglücklich, das Spiel in meiner Sammlung zu haben. Meiner Meinung nach braucht es sich nicht vor 7 Wonders Duell oder Riftforce zu verstecken. Da das Material zudem hochwertig ist, die Regeln einfach zu lernen sind und die Spielzeit knackig kurz ist es für mich in der Weekly-Rotation angekommen und damit ein klarer Kauftipp. Wundervoll.
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- 21. November 2024
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ach Mist.
Da hatte ich vlt doch bei der Kampagne mitmachen sollen…
Ist denn die Retailversion gg die KS Version trotzdem noch spannend oder fehlen da essentielle Dinge?
Hallo Denny.
Also im Retail ist das große Spielbrett und die Holz- und Metalltoken nicht dabei. Diese sind dann normal aus Pappe. Die Erweiterung hat zusätzlich 6 neue Herzogtümer. Dazu 5 Entwicklungskartten, 4 Unterstützungskarten und 16 neue Bedrohungskarten. Das sind nur Ergänzungen zu den vorhandenen Modulen. Im Zusatz- und Deluxematerial ist zudem noch das Eroberungsmodul drin. Aber ob man das braucht? Achte mal drauf, häufig bietet die Spiele bei anderen Projekten doch immer den Pledge auf alte Projekte an. Vielleicht geht das was. Aber mit der Retail hast du auch Spaß.
OK, Dann merke ich mir das vor und schau mal, ob es einen Platz zwischen den anderen 2p only Spielen haben kann