Kurzcheck: Darum geht es in My Lil‘ Everdell
My Lil‘ Everdell ist die kleine Schwester von Everdell. Eigentlich geht es bei dem Spiel genau um das Gleiche wie beim großen Bruder: Ich möchte das wertvollste Dorf bauen. Das Schönste. Das Dorf, welches die meisten Siegpunkte generiert. Die Siegpunkte erhalte ich auf verschiedene Arten. Während dem Spiel. Über die ausliegenden Bewohner oder Gebäude. Oder über die Endwertungskarten. Karten gibt es mit verschiedenen Symbolen. Jedes Symbol bedient einen bestimmten Karteneffekt. Es gibt in dem Spiel drei Ressourcen, eine Auslage von 8 Karten, drei Workerplacementaktionen pro Runde, vier Runden und zwischen den Runden eine Produktionsphase. Auf dem Spielbrett gibt es vier Felder auf denen nur ein Arbeiter eingesetzt werden kann, die drei anderen Felder sind frei und offen für alle. Oh, ihr wundert euch, warum ich detailliert Regeln beschreibe? Weil das nämlich schon alle Regeln sind.
Von Null auf Spielspaß in fünf Minuten
Das Spiel kam, die Verpackung wurde geöffnet, die Regeln kurz überflogen und innerhalb von 25 Minuten waren Lissy, Kati und ich durch mit dem Spiel. Langeweile? Zu keinem Zeitpunkt. Unterforderung? Nope, jedem hat es Spaß gemacht obwohl wir das große Spiel gewohnt sind. Easy & logisch. Also My Lil‘ Everdell zu einer befreundeten Familie einpackt. Achtung. Nichtspieler Alarm. Zwei Kinder, zwei Eltern. Regeln kurz erklärt. Aufgebaut. Losgespielt. 35 Minuten später waren wir durch. Langeweile? Fehlanzeige. Alle hatten Spaß. Und das beste dabei: Die Regeln konnte sich auch die Nichtspieler selber erschließen und die abschließende Frage von meinen Freunden war: Wo bekomme ich das Spiel her? Und ich fragte mich, welche Spiele das sonst schaffen?
Perfekte Reduktion
My Lil‘ Everdell geht den perfekten Weg der Reduktion des Hauptspiels. Dabei wird das Workerplacement als Grundmechanik beibehalten, allerdings auf wenige Orte beschränkt. Die Rohstoffe wurden auf drei runtergebrochen. Daraus resultiert, das Wesen ausschließlich Beeren kosten, Bauwerke eben Holz und Harz. Die teilweise kleinen Zeichnungen auf den Karten im Hauptspiel im Hauptspiel wurden durch liebevolle große Darstellungen ersetzt. Auch passend für die Zielgruppe. Dabei wurde der Kartentext bei den wenigen Karten mit Synergieeffekten reduziert. So simple Dinge würde ich mir in manch anderen Spielen in der Gestaltung einfach wünschen. Genial. Ein einfacher, liebevoll gestalteter Streifen aus Karton symbolisiert euer Tableau, auf dem ihr alle Rohstoffe lagern könnt. Links kommen die Bewohner hin, rechts die Bauwerke. Oder umgekehrt. Klar und einfach strukturiert. Jeder der vier Runde wurde auf das Wesentliche reduziert. Einen Arbeiter einsetzen, Rohstoffe erhalten und eine Karte aus der Auslage bauen. Sind alle Arbeiter weg, kommen sie am Ende der Runde wieder nach Hause. Die neue Jahreszeit beginnt und das Dorf, also meine ausliegenden Produktionsgebäude, produzieren mir wertvolle Rohstoffe.
Befriedigender Überfluss
Die Anzahl der produzierenden Gebäude ist bei My Lil‘ Everdell entsprechend hoch. Die unterschiedlichen Symbole und die korrespondierenden Effekte der Karten wurden beibehalten. Und hier spielt das Spiel wieder seine Stärken aus. Einfachheit, gepaart mit Möglichkeiten und Tiefgang. Lissy hat die Produktionsmaschinerie angeworfen. Eine Karte mit putzigen Bewohnern an die nächste gereiht. Jede Runde eine und so war ihr ganzes Tableau nach zwei Jahreszeiten voll mit Beeren, Holz und Harz. Lissy konnte bauen was das Zeug hält. Mein Dorf sah weniger strukturiert aus. Eine Wohlstandskarte, eine rote Aktionskarte, zwei Produktionsstätten und eine blauen Verwaltungskarten. Diese Verwaltungskarten haben Effekte mit anderen Aktionen und ermöglichen so fette Siegpunkte oder Synergien. Diese Mechanik ist essentiell bei Everdell und wird hier dosiert eingesetzt. Das ist perfekt, denn so verschwindet nichts aus dem Hauptspiel. Meine blaue Karte konnte ich recht früh spielen und sie bescherte mir immer zwei Siegpunkte, wenn immer ich eine Parade erfülle. Parade?
Parade!
Ein weiterer mechanischer Kniff, der so unfassbar gut, wie simpel ist sind die Paraden. Liebevoll auf dem Tableau aufgedruckt ist ein volle Tribüne von Dorfbewohnern, die sich die Auslage der Parade anschaut. Es liegen vier verschiedene Stapel von Paraden aus, jeder Stapel mit absteigenden Siegpunkten beginnend. Wer zuerst die Bedingung erfüllt, bekommt mehr. Und schwupp wird beiläufige ein Wettrennen um die wertvollen Siegpunkte installiert. Die unterschiedlichen Paraden beziehen sich auf unterschiedliche Kombinationen von Kartensymbole. Habe ich eine solche Kombination von Symbolen erreicht, nehme ich mir eine entsprechende Parade. Dadurch wird sowohl die eigene Taktik etwas gelenkt, wie auch der Blick auf die Dörfer der anderen. Kann ich Kati vielleicht eine Karte wegschnappen, damit ich eine Parade vor ihr erfülle? Neben dem Workerplacement und Ressourcenmanagment kommt hier ein wenig Set-Kollektion mit rein. Hier ein kleiner Spoiler. Ohne die Paraden gewinnt ihr in My Lil‘ Everdell keinen Blumentopf. Mit meiner speziellen blauen Verwaltungskarte sicherte ich so zusätzlich zu den Paraden 8 Siegpunkte. Hammer.
Fazit
My Lil‘ Everdell ist für mich ein absolutes perfektes Spiel. Die Aktionen einfach reduziert, logisch und sinnvoll. Die Karten sind von herrlicher Gestaltung und die Regeln klar, deutlich strukturiert. Was für mich aber beeindruckend ist, ist die Tatsache, dass der Grundgedanke des Hauptspiels eingefangen wird. Ehrlich, wenn ich mit neuen Spielern, wenig Spielern, Vielspielern eine Partie Everdell spielen will, spiele ich My lil‘ Everdell zuerst. Das Spiel ist für mich das perfekte Tutorial, aber darüber hinaus ist es aber noch viel mehr. Es ist ein eigenständiges, starkes Familienspiel mit einer perfekten Mechanik, die ein schnelles Spiel ermöglicht. Dadurch ist My lil‘ Everdell ein möglicher Einstieg. Der Einsteig in die Brettspielwelt. Der Einstieg für Familien. Der Einstieg für Kinder. Man muss das Hauptspiel nicht kennen und gespielt haben. Die kleine Variante macht einfach unfassbaren Spaß, weil es nicht banal ist, sondern einiges an Möglichkeiten bietet und dabei gleichzeitig fordernd ist. Es möchte kein Kennerspiel sein, dafür gibt es den großen Bruder. Wir haben innerhalb von vier Tagen 8 Partien gespielt und ich habe keine Probleme damit, jeder Familie dieses Spiel zu empfehlen und es immer wieder zu verschenken. Für mich ein ganz klarer Kauftipp und die Einstiegsdroge.
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- 16. Dezember 2024
- 28. November 2024
- 21. November 2024
- 14. November 2024
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Och, auch wenn das Ur-Everdell bei uns nicht dolle gelandet ist, muß ich bei dem Spinoff wirklich sagen, das es mich wieder voll anspricht…vlt kaufe ich das als Schlechtwetter Joker für den Familienurlaub
Denny, warum? Warum ist Everdell denn nicht gelandet? Ich würde dir diesen Joker echt empfehlen.
Wir fanden das Basisspiel zu begrenzt von den Optionen her. Vlt hätten wir dem Spiel noch 2-3x mehr ne Chance geben müssen, aber wir hatten mehrmals das Problem, das der Marktplatz gerade in der ersten Jahreszeit 1-2 bestimmte ressourcenplätze so bevorteilt hat, das die Spieler, die an diese Plätze kamen es viel leichter hatten ihre Engine für die weiteren Jahrezeiten aufzubauen. Für die anderen war es irgendwie dann nicht wirklich belohnend. Wie gesagt ggf noch 2x mehr Spielen wäre fairer für das Spiel gewesen, aber das war zu der Hochzeit von KS wo jeder aus der Runde neue Spiele mit einbringne wollte und da hat Everdell bei seinen zwei Probespielen keinen bleibenden Eindruck hintelassen können
Da kann ich nur meine Partie anführen, wo ein Mitspieler nur Beeren sammelte und Bewohner ohne Behausung „baute“. Ich hatte mich stark gewundert. Er war dann auch relativ früh fertig und gewann am Ende das Spiel. Everdell kennt nicht den einen Weg. Es mag sein, dass man viel früher als andere im Sommer ist, eine schlechte Ressourcenengine hat, das macht aber nichts, wenn der Rest eben um das, was man hat, geschickt aufgebaut ist. Klar, etwas Kartenglück gehört dazu, aber es ist eben sehr viel mehr möglich als der klassische Weg. Es geht nämlich auch andersrum. Viel zu früh alle Bauplätze voll und am Ende kannst du mit deinen Ressourcen und Workern gar nichts mehr machen. Gerade das ist für mich der spannende Punkt, wie man immer wieder mit rein gar nichts anfängt und am Ende irgendwo landet, aber immer mit einer vollen Stadt.
Ich finde gerade den Aspekt des Timings bei Everdell stark. Schaffe ich es ggf. eine Aktion zu verzögern, damit die Mitspieler in die nächste Jahreszeit wechseln müssen, damit die Plätze frei werden?
Oder ein Problem war, dass der Kartendurchsatz zu gering war. Also passt man seine Strategie an und versucht an mehr Karten zu kommen. Gerade die Belfaire Erweiterung mit den individuellen Fähigkeiten macht das Spiel in der Hinsicht um Klassen besser. Aber es zeigt auch, dass nicht alles im Grundspiel perfekt war und die Autoren sinnvoll und gut nachgebessert haben.
Ich möchte einen kurzen Kommentar zu My LiL Everdell ergänzend einfügen. Die Frage steht nämlich im Raum, ab welchem Alter My Lil Everdell zu empfehlen ist, da ich explizit nicht das Alter der spielenden Kinder im Artikel angegeben habe. Ich würde die Verlagsangabe als passend bezeichnen, denn mit 8 Jahren ist man in der Regel in der Lage, die einfachen Kartentexte zu lesen. Wenn ihr natürlich engagierte Eltern seid und die wenigen Karten erklärend einführt und eure Kinder unterstützt, kann das auch durchaus ein niedrigeres Alter spielen. Ich bin selten im Familienbereich unterwegs, aber das ist meine Einschätzung, weil die Aktionen reduziert sind, der Text auf den Karten reduziert ist und es sogar einen Booster für Kinder gibt, bei dem sofort eine Produktion vorhanden ist. Meine Kinder sind jetzt mit 12 und 16 definitiv keine Referenz mehr, aber Lissy hat halt auch mit 9 Jahren Terraforming Mars gespielt und ist daher in einem Vielspielerhaushalt keine Referenz. Ich hoffe, ich konnte mit dieser Hilfestellung ein paar Punkte erörtern. Wenn ihr weitere Fragen habt, nutzt gerne weiter die Kommentarfunktion.