Kurzcheck: Darum geht es in On Mars
Das thematische Setting beim Mars ist doch immer wieder ähnlich. Menschheit. Mars. Kolonisieren. Lebensfähige Systeme aufbauen. In On Mars ist es das gleiche Spiel. Ihr müsst auf dem Mars eine Kolonie errichten und euch dadurch autark von der im Orbit schwebenden Raumstation machen. Hört sich banal an, aber On Mars ist fett.
Ihr habt vielfältige Möglichkeiten und Aufgaben: Gebäude erforschen im Orbit. Die Gebäude auf dem Mars bauen. Die Lebenserhaltungssysteme auf dem Mars verbessern. Dadurch autark werden und weniger Shuttleflüge machen. Raketen bauen, um mehr Arbeiter von der Erde zu erhalten. Gleichzeitig aber Gebäude für die Arbeiter bauen. Dafür euren Bauroboter passend positionieren. Technologie erforschen, ausbauen und gemeinsam nutzen. Wissenschaftlicher einstellen, um zusätzliche Aktionen zu haben. Den Mars mit dem Rover erkunden, um Bonusse zu generieren. Gebäudekomplexe erstellen, um Ressourcen zu produzieren. Erdenverträge erfüllen. Bei On Mars gibt es richtig viel, alles hängt zusammen und es gibt keine Sackgasse. Die Vernetzung und die Interaktion ermöglichen taktische Planung und adäquate Anpassungen. Das Spiel bleibt aber durch die logische thematische Verknüpfung in sich schlüssig. Ach, könnten doch alle Spiele so gut entworfen sein.
Die vielfältigen Möglichkeiten sind aber nicht das Einzige, was On Mars ausmacht. Möglich wird dieser extraterrestrische Leckerbissen erst durch eine grundlegende und innovative Mechanik. Der Weltall und die Orbitalstation mit ihren entsprechenden Aktionsfeldern sind auf der linken Seite des Spielbretts abgebildet. Die Kolonien mit dem Lebenserhaltungssystem „LSS“ entsprechend auf der rechten Seite. Es gibt Dinge, die passieren eben nur auf der Raumstation, werden aber auf dem Mars benötigt. Damit ist der thematische und spielerische Bogen gespannt. Zwischen diesen beiden Aktionsbereichen fliegt ein Shuttle hin und her. Und nur da, wo sich meine Spielfigur befindet, kann ich exakt eine Aktion pro Runde ausführen. Es ist also entscheidend, wo sich meine Spielfigur befindet. Im Orbit oder auf der Kolonie.
Workerplacement Deluxe
Vom Kern ist On Mars ein typisches Workerplacement. Ich setze auf einem Aktionsfeld einen Kolonisten ein und führe die entsprechende Aktion durch. Nächster Spieler. Einige Aktionen werden teurer, wenn bereits andere Kolonisten anwesend sind. Einer meiner Kolonisten entwickelt Technologien im Orbit. Linke Seite. Nach der Runde entscheide ich mich, auf den Mars zu fliegen. Der Kolonist arbeitet jetzt solange an seiner Aufgabe, bis das Shuttle wieder vom Mars zurückkommt. Hey, was soll er sonst tun? Tetris spielen? Erst wenn das Shuttle wieder zurück ist, hat der fleißige Kolonist Feierabend und kommt zurück in meinen Vorrat.
Dieses Management ist ein echter Schmankerl. Macht ihr während des Spiels Fehler und keine Kolonisten zum Arbeiten sind vorhanden, macht ihr einen Blindflug. Die Kolonisten im Spiel sind damit ein entscheidender Faktor. Ihr wollt mehr Arbeiter haben? Diese könnt ihr von der Erde mit gebauten Raketen einfliegen lassen. Haben sie allerdings nach Feierabend keinen Platz auf eurem Tableau in ihrer Unterkunft, werden sie eliminiert. Also muss ich neue Gebäude für die Arbeiter bauen und so zusätzliche Platz für neue Arbeiter freischalten. Gebäude und Raketen baut man auf dem Mars.
Facility Manager
Die Gebäude auf der Marsoberfläche dienen der Kolonie, an der gemeinschaftlich gewerkelt wird. Am liebsten baue ich dabei zusammenhängende Gebäudekomplexe. Denn diese schalten mir Boni und fette Ressourcen frei. Jeder ist dabei auf seinen maximalen Vorteil bedacht. Die Gebäude auf dem Mars tragen dazu bei, dass die Kolonie autark vom Orbit wird. Diese Mechanik wird über die LSS abgebildet. Zu Beginn auf Level eins, seid ihr auf dem Mars abhängig vom Orbit. Das Shuttle fliegt in jeder Runde hin und her. Eure Kolonie auf dem Mars wächst aber mit jedem Gebäude. Sie produziert mehr Sauerstoff oder Energie oder andere dringend benötigte Ressourcen. Habt ihr alle notwendigen Lebenssysteme der LSS um einen Wert erhöht, erhöht sich auch euer Kolonielevel mit weitreichenden Konsequenzen. Eine moderne LSS benötigt weniger Shuttleflüge. Das Shuttle pendelt also nicht mehr jede Runde zwischen Mars und Orbit, sondern nur jede zweite. Was das für eure Kolonisten in den Arbeitsbereichen bedeutet, ist klar? Überstunden!
Keine Entwicklung ohne Forschung
Forschen, bauen und entwickeln ist ein Schlüssel zum Erfolg. Alles ist vernetzt und hängt zusammen. Im Orbit forsche ich nach einem Bauplan für ein für Gebäude. Dieses Gebäude wird dann auf dem Mars gebaut und produziert mir Ressourcen. Fett. Allerdings hat Uwe den passenden Wissenschaftler für die dazugehörige Aktion zu nutzen. Not so Nice. Egal. Ich mache es. Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen. Vielleicht forsche ich aber auch nach Technologien oder entwickele diese weiter? Das ist ein bisschen Beyond the sun Feeling. Entwickelt ich meine Technologie nicht weiter, hinke ich hinterher. Und das will ich nicht. So fährt mein mächtiger Rover durch meine passende Technologie schon viel weiter als die der anderen. Das ist gut, denn Uwe schart mit den Hufen und will mit seinem Rover Bonusplättchen abgrasen. Soll er doch! Wenn er meine Technologie dazu nutzt, kassiere ich mit.
Material Deluxe
Lacerda Spiele haben pornöses Material. On Mars bildet da keine Ausnahme. Das Material hilft allerdings auch das Spiel besser zu spielen. Nein, nicht besser, einfacher. Beispiel: Ihr habt vier Wohneinheiten für Kolonisten. Baut ihr ein zusätzliches Wohngebäude, kommen darunter zwei neue Schlafplätze für Kolonisten zum Vorschein. Natürlich auf dem Double Layer Board. OMG, wie ich das Liebe. Dazu die Bildsprache. Seit ihr einmal im Spiel drin – und passiert nach der ersten Partie – erklärt sich On Mars von selber. Dazu die tollen Holzmeepel, Raketen, Rover, Roboter, die Ressourcen, das Playerboard und die Trays, die das Spiel sortieren und einen schnellen Aufbau ermöglichen.
Fazit
On Mars komprimiert zu beschreiben ist eine Herausforderung. Seit Wochen feile ich mit Christians Hilfe an diesem Bericht. Bewusst habe ich mich nur für einige wenige exemplarische Beispiele entschieden, denn On Mars ist ein Spiel mit dem Prädikat „Heavy“. Das Ranking schreckt ab und ist vielleicht dem Namen Lacerda geschuldet und ich finde dieses Rating zu hart. Jeder, der Workerplacement und das Thema liebt, sollte sich dieses Schmankerl nicht entgehen lassen. Wer das Spiel einmal durchlebt, dem eröffnet sich eine wunderbare, komplexe Workerplacement Perle mit einer einzigartigen thematischen Vernetzung der Aktionen. Da jeder Spieler nur eine Aktion hat, spielt sich das Spiel mit kaum Downtime fluffig, mit jeder Partie schneller und routinierter.
Die Möglichkeiten, die sich in dem Spiel ergeben und die Tiefe des Spiels sind einfach der helle Wahnsinn. In meinem Kopf laufen Planungsphasen ab. Ich beobachte, was meine Mitspieler machen, denn die Interaktion zwischen den Kolonisten Spielern ist vorhanden. Dabei funktioniert das Spiel zu viert am dichtesten, aber auch zu zweit war die Spielspaßrakete im Orbit. Dazu die einmalige Aufteilung zwischen Orbit und der Kolonie auf dem Mars. Wer eine Aktion in einem Bereich ausführen möchte, muss fliegen. Dass das Material Referenzgüte erreicht, ist bei dem Preis zu erwarten. Wer halbwegs gerne Workerplacement spielt und vernetzte Aktionen mag, der muss On Mars anspielen. Eine absolute Referenz.
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- 21. November 2024
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die Review. Neben der Begeisterung hat die Einschätzung der „Einstiegshürde“ dafür gesorgt, dass ich es als meinen ersten Lacerda in Empfang genommen habe. Und was soll ich sagen. Das Ding hat in unserer Spielegruppe eingeschlagen wie kein Spiel zuvor. Die Thematik mit dem Artwork und die sagenhafte Verzahnung der Mechaniken üben einen unglaublichen Spielreiz aus. Kann mich nur anschließen. Wer das Thema interessant findet und Workerplacement mag (und bereit ist das Geld auszugeben), für den ist das Spiel definitiv einen Blick wert. LG Max
Hallo Maexer,
das sind die Dinge, warum ich diesen Blog und meine Hobbyarbeit so liebe. Die Einstiegshürde ist immer ein sehr abschreckendes Beispiel. Aber gerade On Mars ist für mich eine Meisterleistung von Lacerda, ein komplexes, aber thematisch getragenes Spiel zu entfachen. Und manchmal bin ich sehr überrascht, wie schnell On Mars mittlerweile von meiner Gruppe gespielt wird. Ich habe bisher auch fast alle Lacerda Spiele gespielt. Meine Einschätzung? On Mars ist mein Liebling, das beste Lacerda und unerreicht. Wir haben auch oft schon versucht andere auf den Tisch zu bringen. Sie fallen hinter On Mars immer runter. Und wir finden sie alle gut, aber sie kommen leider nicht an diesen Titel dran. Oder Gott sei Dank. Ich bin jedenfalls froh, dass ihr in der Gruppe mit diesem Titel Spaß habt. Und ja, es ist eine Stange Geld, aber mir geht jedesmal einer flitzen, wenn ich das Edelteil aus dem Regal ziehe.
Danke für deine schöne Rückmeldung.