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Zu Beginn eine schlechte Nachricht: Imker – Das Spiel ist in seiner ersten Auflage schon vergriffen, nur ein paar wenige Exemplare gibt es noch bei Amazon oder anderen Bienenhändlern. Die gute Nachricht: Das Erstlingswerk von Hobbyimker Marco Ringel ist bereits in der zweiten Auflage auf den Containern unterwegs nach Trier. Ihr habt noch nichts von Imker – Das Spiel gehört? Marco Ringel auch noch nicht? Gut, dass ihr Brett & Pad habt. Marco ist ein alter Weggefährte von mir. Gemeinsam in der Grundschule, später im Karneval erste Auftritte und dann gemeinsam Abi ’97. Auch der berufliche Werdegang ist ähnlich. Wir beide sind als Lehrer und im Studienseminar tätig. Marcos Kreativität und seine Liebe zum Imkern schlagen sich in der erfolgreichen Pin-Stock-Karte nieder. Ein Must-Have für jeden Imker. Und als Give-away entwickelte er nebenbei Imker – Das Spiel. Naja, Give-away ist wohl etwas untertrieben, denn das Spiel summt echt ordentlich auf dem Tisch.

Kurzcheck: Darum geht es in Imker – Das Spiel 

Wie es sich für einen Hobbyimker und studierten Pädagogen geziemt, fährt Imker – Das Spiel einen sehr realistischen Ansatz, ohne ins Fachliche abzudriften. Im Spiel versucht ihr, über ein Imkerjahr erfolgreich euer Hobby zu betreiben und eure Hobbyeinnahmen zu maximieren. Bei Imkern steht das Geld definitiv nicht an erster Stelle, aber für ein kompetitives Spiel ist es natürlich ein passendes Vergleichsmittel. Das Imkerjahr ist hierbei in 16 Spielrunden unterteilt, beginnend im März. Zu Beginn einer Phase wird das Wetter simuliert. Drei Würfel manipulieren die vorhandene Futtermenge, die Volksstärke und den Varroadruck. Fun Fact: Natürlich liefert die Anleitung fachliche Erklärungen und damit einen thematischen Bezug. Auch die Würfel sind thematisch, denn das Wetter ist natürlich ein entscheidender Faktor beim Imkern.

In der Aktionsphase müsst ihr euch für eine Sache entscheiden: Ableger bilden, Honig verkaufen, füttern oder die Varroa-Behandlung. Zusätzlich würzt Imker – Das Spiel die einzelnen Phasen mit bittersüßen Ereigniskarten. Diese erhaltet ihr, wenn ihr das Imker-Symbol würfelt. Netter Twist: Der Würfel wird dann als Wert „0“ behandelt.

Spielgeld

Um die Ohren

Das Spiel zögert nicht lange, es legt direkt los. Bei uns spannt im Märzen der Bauer nicht die Rößlein an, sondern beginnt der Imker mit seinem Bienenvolk.
Zu Beginn habe ich 5 kg Futter zur Verfügung, die Belastung durch die Varroamilbe ist bei angenehmer Stärke 3 und mein kleines, aber feines Völkchen hat eine Stärke von 5. Schau ich mir den März an, sieht es für die Bienen nicht rosig aus. In der Natur ist sehr wenig Futter vorhanden, die Völker vermehren sich wenig, allerdings ist die Milbe auch noch reduziert im Winterschlaf. Ich würfle und habe Glück? Ich weiß es nicht. Der gelbe Würfel zeigt ein Imker-Symbol. Ich darf oder muss eine Ereigniskarte ziehen. Allerdings verringert sich meine Futtermenge direkt um einen Wert. Wenn das so weitergeht, hat dies massive Auswirkungen auf mein Volk. Es könnte ob des fehlenden Futters weniger werden. Stirbt mein letztes Volk, ist das Spiel frühzeitig vorbei.

Steigt der Varrodruck, sterben Bienen. Ist das Volk zu stark, schwärmen die Dinger einfach aus.

Ereignisse in Hülle und Fülle

Mein Ereignis ist mir wohlgesonnen. Marcel von Macello Hobbyimkerei hat einige Schwärme übrig und gibt mir einen davon ab. Bämm. Meine Volkstärke schießt im März bereits durch die Decke. Plus fünf. Läuft bei mir. Das Besondere an den Ereigniskarten: Marco hat vor der Produktion des Spiels Crowdfunding betrieben und so die Ereigniskarten mit individuellen Partnern bestückt.  Der Imkerverband ist neben der BeeConn oder Bienen Meier vertreten. Und natürlich ist auch Brett & Pad vertreten.
Die Grafik ist dabei zweckdienlich und niedlich gestaltet. Wer hier ein Hochglanz-Awaken Realms-Produkt erwartet, hat nicht alle Tassen im Schrank.

Ein fetter Stapel voller cooler Ereignisse

Das Jahr läuft

So gut wie mein Start läuft, geht es weiter. Mein Volk explodiert und die Volkstärke geht stetig nach oben. Und schon droht die nächste Gefahr: Bei einer Volkstärke von über 15 geht den Bienen der Platz weg und sie sind in der Gefahr zu schwärmen. Schwärmen ist echt doof. Denn die Bienen nehmen einfach die Hälfte des Futters in ihre pelzigen Bäuchlein und türmen mit der Hälfte ihrer Artgenossen zu einer schöneren Blumenwiese. Ich könnte also in dieser Runde einen Ableger bilden. Kostet mich 160 €. Problem: Dann muss ich zwei Völker ernähren. Was kein Problem ist, denn ich kann ganz realistisch Zucker zukaufen und auf mehrere Völker verteilen.
Allerdings kann ich bei einem künstlich ernährten Volk keinen Honig mehr verkaufen, denn dieser wäre dann eben nicht rein.

Timing

Das Spiel verfügt über feine kleine Stellschrauben, die den Spielspaß oben halten. Gerade das Zusammenspiel von Futtermenge, Varroadruck und Volksstärke ist elegant gelöst und bringt mich vor schwierige Entscheidungen. Wann ist ein guter Zeitpunkt, um Honig zu verkaufen? Logisch, die Futtermenge sinkt dadurch. Wann kaufe ich Zuckersirup ein? Wie reagiere ich auf das zufällige Wetter? Wie viele Völker spiele ich? Wann bilde ich Ableger? Und wann behandle ich mein Volk gegen die schädliche Milbe? Denn ist dieser Druck zu hoch, geht die Volkstärke sofort in den Keller. Und hat ein Spieler kein lebendes Volk mehr, dann endet das Spiel eben auch.
Der Wettstreit der Imker erzeugt sofort Spannung. Man fühlt sich verantwortlich für sein Volk. Dass alle Spielenden gleichzeitig spielen, sorgt für keine Downtime und ein schnelles Spiel. Der Nachteil ist natürlich, dass jeder Spieler eher solitär vor sich hin arbeitet.

Fazit

Imker – Das Spiel hat mich positiv überrascht. Es ist kein Spiel für Imker oder am Hobby Interessierte, sondern sehr einsteigerfreundlich. Ich erhalte in einer leicht zu verstehenden und schnell zu lesenden Erklärung viele Informationen zu den Bienen und dem erfolgreichen Imkern. Mehr noch: Die Mechaniken sind sauber und realistisch aufeinander abgestimmt und sorgen für Spannung vom ersten Monat an. Ich möchte mein Volk ernähren und überleben lassen und mir dabei noch den leckeren Honig sichern. Das Wetter wird durch Würfel simuliert, die gemeinsam mit den unique gestalteten Ereigniskarten dem Spiel eine realistische, weil nicht vorhersehbare, natürliche Note geben. Auch die Tatsache, dass alle Spielenden eher solitär spielen, stört mich bei diesem Spiel kaum. Imker kümmern sich eben eher alleine um ihr Volk. Die Gestaltung des Spiels ist einfach nur liebevoll und passend.
Auch wenn das Spielbrett eher an Mensch ärgere dich nicht erinnert, ist es doch sehr passend zum Spiel und der Thematik. Und der Preis ist mit 24,50 € einfach unfassbar günstig.

Apropos Thematik: Diese hat mich tatsächlich sehr gepackt, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man diese Mechaniken und die Zusammenhänge in ein Spiel wie Viticulture verstoffwechseln kann. Ähnlich wie die Bienen den Honig. Oder eben die Idee von Marco zu Imker – Das Spiel. Die neue Wertungskategorie 7 passt hervorragend zu diesem Spiel, denn das Spiel funktioniert handwerklich und bedient ein spezielles Thema. Und ein wichtiges obendrein: Bienen und Umwelt.
Weil wir wollen ja nicht, dass die Bienen in den Weltraum abhauen.

P.S.

In den nächsten Tagen könnt ihr 2 × 1 Exemplar von Imker – Das Spiel gewinnen. Haltet die Augen auf. Auf der Eurobee ist zudem schon eine Weltmeisterschaft geplant. Auf der Seite der Pin-Stock Karte findet ihr zudem Tutorial Videos. Mehr an Service geht nicht.

Imker – Das Spiel Summ Summ Summ
Spielinformationen
Genre: Strategiespiel | Personen: 2 - 4 | Alter: ab 12 | Dauer: 45 - 60 Minuten | Autor/in: Marco Ringel | Illustration: n.a | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
7
MATERIAL
6.5
SPIELIDEE
7.5
Positive Aspekte
Einfacher, schneller Einstieg für Imker, Familien und Brettspieler
Die Zusammenhänge beim Imkern werden fein in der Mechanik umgesetzt
Gutes Timing in den einzelnen Aktionen notwendig
Alle spielen gleichzeitig
Einzigartige Ereignisskarten
Passendes Material mit niedlicher Grafik
Sehr günstiger Preis
Negative Aspekte
Man spielt solitär
7
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