Lesezeit: 5 Minuten
Sebastian Fitzek – Killercruise lag unter dem Weihnachtsbaum als fettes Geschenk meiner Tochter Hannah. Eigentlich naheliegend und ein sicheres Zeichen, dass Kinder sehr schöne Beobachter sind. Der Papa spielt gerne, er hat weniger kooperative Spiele und meistens Spiele im Regal, die im Kenner- oder Expertenspielbereich einzuordnen sind. Was aber noch wichtiger ist: Papa liest gerne. Stephen King, Michael Tsokos, Blut, Horror, Thriller, Psycho und da passt der irre Sebastian Fitzek als Popstar der deutschsprachigen Literatur perfekt ins Bild. Also liegt es doch sehr nahe, dass ein Spiel eben jenes Autors unter dem Weihnachtsbaum landet. Ok, gerade hält der Sommer Einzug und die Weihnachtsbaum-Thematik passt nicht mehr so ganz. Zum Sommer passt dann aber das wunderschöne Thema der Kreuzfahrt. Leider wird diese eben nicht so schön, sondern eher blutig, was bei einem Psychopathen auch nicht ungewöhnlich ist. Und damit liebe Lesenden. Kommen sie an Bord, denn ein Freund hat sie eingeladen.

 

Kurzcheck: Darum geht es in Sebastian Fitzek – Killercruise

Ein wahnsinniger Mörder treibt sich auf dem wuchtigen Kreuzfahrtschiff umher. Er hat einen unserer Freunde unter Deck verschleppt und meuchelt munter die Schiffspassagiere. Nur gemeinsam können wir dem Psychopathen Einhalt gebieten, indem wir Schlüssel sammeln, Passagiere retten und nach und nach das Schiff erkunden. Im ersten Schritt befreien wir natürlich unseren Freund. Im weiteren Verlauf der Partie stellen wir den Mörder und machen ihn kalt. Dabei ist der Star des Spiels das Schiff selber. Die Spielmechanik ist eng an die Bewegung des Mörders über das Kartendeck gekoppelt. Ein interessanter Kniff. Entsprechend der Anzahl meiner ausgespielten Handkarten ziehen ich nach, decke ich dabei eine Mörderkarte auf, macht der Killer seinen Move. Faktisch läuft der Gegner nur stumpf im Kreis. Trifft er bei seiner Bewegung auf einen Passagier, zack – Kehle durch. Trifft er auf einen Ermittler, zack – Verletzung. Schlägt der Killer bei einem verletzten Ermittler erneut zu, macht dieser für immer die Augen zu. Die Ermittler haben nur eine Chance. Über die Schlüssel, die zahlreichen Räume erkunden, um tief ins Schiff vorzustoßen, dort den Hinweisen zu folgen und den Killer in seinem Raum zu stellen. Und natürlich die Passagiere retten, denn sind fünf gestorben, verliert das Team.

Wir haben Post von einem Freund. Der Fitzek tut immer so nett.

Der Star ist das Schiff

Tatsächlich hat es etwas gedauert, bis Sebastian Fitzek – Killercruiseauf dem Tisch gelandet ist. Zu viele andere Spiele im Regal oder die Kinder außer Haus. Wer kennt das Dilemma des Pile of Shame nicht? Und ich war am Anfang tatsächlich skeptisch, ob ein Spiel die Qualität von Büchern wie Der Augensammler oder Der Seelenbrecher erreichen kann. Natürlich nicht, hier nehme ich die Spannung raus. Die Bücher habe ich in einem Atemzug weggefrühstückt. Gänsehaut pur. Aber zurück auf das Kreuzfahrtschiff. Als SSebastian Fitzek – Killercruise dann tatsächlich auf den Tisch kam, war ich schwer begeistert und überrascht. Die komplette Spielschachtel transformiert sich zu einem riesigen Kreuzfahrtschiff, unserem Spielbrett. Auf dem Spielbrett sind die unteren Räume bereits abgedeckt. Entsprechend den unterschiedlichen Szenarien legt ihr nun Hinweise auf vorgegebene Räume. Diese terminieren einen eindeutigen Aufenthaltsort des Killers und machen die Suche spannend und herausfordernd. Auf das aufgedruckte Unterdeck wird nun Mittel- und Oberdeck platziert. Los gehts!

 

Knifflige Entscheidung

Hannah hat mächtige Karten auf der Hand. Sie alle passen. Sie kann einen Raum öffnen, einen Passagier retten und ihre Figur aus der Schusslinie des Killers bewegen. Der steht nämlich knapp hinter ihr in mörderischer Schlagdistanz. Sie schaut kurz in die Runde. Lissy nickt stumm, Kati schweigt und ich möchte ein kurzes „Aber“ in den Raum werfen. Vier Karten sind nämlich auch vier neue Karten, die ins Spiel kommen. Und der Killer hat sich lange nicht bewegt. Aber zu spät. Hannah führt die Aktionen aus, legt einen Raum frei und haut ab. Die Quittung folgt auf den Fuß. Zwei Killerkarten sind zufällig im Deck hintereinander angeordnet. Und beide Karten haben zwei Füße abgebildet. Fuck Off. Der Killer bewegt sich vier Schritte. Er schnetzelt einen Passagier weg und verletzt unsere Ermittlerin Gerlinde Dobbkowitz schwer. Zudem kommen für jede Bewegung des Killers neue Passagiere ins Deck.

All I wanna Do

Schlüsseldienst

Im nächsten Schritt wägen wir gemeinsam ab. Machen wir langsam? Oder nutzen wir unsere Aktionen, wenn sie uns bieten? Ich schaue meine Hand an. Meine Karten passen überhaupt nicht. Aber Lissy signalisiert, dass sie einen gelben Schlüssel gebrauchen kann. Ich habe eine Karte mit gelbem Schlüssel und hinterlege sie ins Schlüsseldepot. Eine Karte gespielt, eine Karte nachgezogen. Keine Killerkarte – nichts passiert. Lissy schnappt sich meinen Schlüssel und spielt einen Schlüssel aus ihrer Hand dazu und öffnet den nächsten Raum. Unseren vierten Raum des Oberdecks. Wenn das geschieht, folgt ein Algorithmus, der festlegt, wohin unser vermisster Ermittler verschleppt wurde. Jetzt hat unsere wahllose Suche ein Ende. Lasst uns einen Freund retten.

Schlüssel sind ein Schlüsselelement des Spiels und der Schlüssel zum Erfolg.

Abwägung

Sebastian Fitzek – Killercruise macht vieles recht einfach und dabei vieles richtig. Was mich beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass ihr den Rhythmus des Spiels selbst bestimmt. Spielt ihr schnell, hart und aggressiv, schleudert euch das Spiel der Killer  vielleicht die gleiche Härte zurück. Die Aktionen sind dabei simpel, benötigen aber dennoch Absprachen. Und ja, man kann Sebastian Fitzek – Killercruise durchaus auch verlieren. Alphaspieler kommen hier nicht so zur Geltung, weil Karte geheim sind und nur Absprachen getroffen werden. Das fördert das kommunikative Element. Meist sieht jedoch der Dialog wie folgt aus „Kannst du den Passagier in Raum A retten?“ oder „Ich brauche einen blauen Schlüssel, dann kann ich in meinem Zug Raum K öffnen“. Kein Kennerniveau. Definitiv nicht. Meine Nichte Saskia mit ihrem Mann Richard waren zu Besuch. Beides Nichtspieler. Wir packten Killercruise aus, die Regeln schnell erklärt. In zwei unterschiedlichen Szenarien hatte der Killer keine Chance. Die letzte Runde stand allerdings aufs Messers Schneide. Alle hatten Spaß. Was möchte man mehr von einem Spiel?

Fazit

Sebastian Fitzek – Killercruise hat mich positiv überrascht. Der erste Pluspunkt ist die tolle Aufmachung, das hochwertige, schick gestaltete Material und das die Spielschachtel einfach zum Schiff transformiert wird. Hier hat sich der Spieldesigner mächtig ins Zeug gelegt. Fitzek steht hinter seinen Produkten Spielen. Das wird auf der sehr guten Homepage des Autors deutlich. Die zweite Überraschung ist, dass der kooperative Titel durchaus gefällt und kurzweilig ist. Schnelle Erklärung, einfache Mechanik und simple Kooperationsregeln. Dazu ein Killer, der einfach, aber effektiv agiert. In unterschiedlichen Szenarien wird durch Ausschlussverfahren ein Raum bis zum finalen Showdown eingegrenzt und unterwegs Passagiere gerettet. Einfach, niederschwellig und trotzdem gut. Ich mag Sebastian Fitzek Killercruise tatsächlich sehr. Es ist ein angenehmes Familienspiel, bei dem wirklich alle am Tisch miträtseln können. Dazu eine kurze Spielzeit und wenig Downtime. Der Name Fitzek steht zwar eigentlich für deutlich mehr Spannung und Angstschweiß, aber die Kreuzfahrt mit dem Killer ist ein guter, kurzweiliger Kooperationsspaß. Der Preis? Absolut angemessen. Hier hat meine Hannah einen fantastischen Geschmack bewiesen und mich abseits meiner Vorlieben nachhaltig positiv überrascht. Wie Fitzek so oft mit seinen Büchern.

Sebastian Fitzek Killercruise

34.95
7.9

AUSSTATTUNG

9.0/10

SPIELIDEE

7.2/10

SPIELSPASS

7.5/10

Kurzfakten

  • 3D Schiff aus der Box!
  • Einfache Regeln und Mechanik
  • Unterschiedliche Szenarien
  • Ihr bestimmt das Tempo
  • Kooperation mit einfachen Mitteln
  • Spannend und kurzweilig

Spielinformationen

  • Genre: Kooperatives Spiell
  • Personen: 2 - 4
  • Alter: ab 12
  • Dauer: 30 Minuten
  • Autor: Sebastian Fitzek, Marco Teubner
Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Liest sich, als wäre es genau mein Beuteschema. Mangels hinreichend gezeugtem Nachwuchs könnte es mir allerdings an Mitspielerns mangeln – meine potentiellen ziehen ja oft bei Spielen unter gehobenem Kennerniveau leider nur die Augenbrauen hoch.

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