Lesezeit: 6 Minuten
So liebe Freunde, ich erzähle euch jetzt ein paar Sachen, die ihr über Porta Nigra mit Sicherheit nicht wusstet. Die Porta Nigra ist das besterhaltene Stadttor Europas. Die Porta Nigra ist Weltkulturerbe, steht in meiner Heimatstadt Trier und ist zudem ein Brettspiel von Eggertspiele. Christian hat ja mit Hamburg von Queen Games schon sein Spiel und so war ich sehr überrascht, als Uwe aus seiner Schatzkammer mit Porta Nigra um die Ecke kam. Ich wusste tatsächlich nicht, dass es ein Spiel um das fantastische und imposante Bauwerk gibt. Wer noch nie in Trier war, sollte das unbedingt nachholen. Der Weg vom Hauptmarkt in Trier zur Porta Nigra ist unfassbar schön, zudem gibt es unzählige malerische Ecken. Und wer nett ist, bekommt Insidertipps und einen Spieleabend bei mir. Vielleicht kommt dann Porta Nigra auf den Tisch? Aber klären wir vorab mal, was das Spiel kann.

Kurzcheck: Darum geht es in Porta Nigra

Augustus, der erste römische Kaiser und Nachfolger des Großen Julius Cäsar, gründete die Stadt Augusta Treverorum, also Trier, die sich im weiteren Verlauf der römischen Geschichte zur größten Stadt nördlich der Alpen und zur Weltstadt aufschwang. Zahlreiche Baumeister hinterließen ihre Spuren, so auch ihr. In Porta Nigra schlüpft ihr in die Rolle der Baumeister, die in vier verschiedenen Bereichen der Stadt an einzigartigen Monumenten bauen. Und wenn ich einzigartige sage, dann meine ich es auch. Mithilfe von verschiedenen Aktionen, die über Karten ausgelöst werden, kauft ihr euch Bauteile, platziert diese, lässt euren Einfluss gelten machen und erntet Ruhm und Ehre.

Der Bauplatz

Im Zentrum des Spielplans liegt der zentrale Bauplatz. Hier gibt es fünf unterschiedliche farbliche Steine, die ihr kaufen könnt. Schwarze Steine kosten 1 Sesterz, Rote kosten 3 Sesterzen. Die Steine sind aber alle grau. Wer jetzt denkt, mir ist ein Stein auf den Kopf gefallen, der irrt. Es ist vielmehr ein Wermutstropfen in diesem Spiel. Alle Bausteine sind in einem abstrakten Grau gehalten, lediglich die Plätze auf dem Spielbrett spielen eine Rolle. Dort seht ihr, welche virtuellen Farben die Bausteine haben & was sie eben kosten. Dann legt ihr sie auf euer Tableau und auch dort werden sie entsprechend zugeordnet.

Farben

Warum halte ich mich so lange mit den Farben auf? Die Frage ist relativ einfach beantwortet. Je nach Farbe bekommt ihr mehr oder weniger Siegpunkte beim Bau der einzelnen Abschnitte. Beispiele: Seit zwei Runden steht mein Reiter im Viertel des mächtigen Amphitheaters. Ich rieche Sand, die Ausdünstungen von wilden, hungrigen Tigern & Löwen und der Angstschweiß der Gladiatoren. Ja, hier möchte ich bauen und mit Brot & Spielen das Volk vergnügen, ganz in der Tradition von Commodus. Ich habe mir über meine Aktionskarten drei weiße Steine gekauft, denn nur das Beste und Teuerste ist gut genug. By the way: Je teuerer, desto mehr Siegpunkt. Ich baue also im äußersten Ring des Theaters einen Abschnitt mit drei Steinen und setze meinen Baumeister oben auf. Dafür gibt es Siegpunkte.

Bei dem Viertel der Porta Nigra sieht es anders aus. Entsprechend dem Grundriss des historischen Monuments benötige ich entsprechende Farben und Höhe. Je höher ich an diesem Bauwerk baue, desto mehr Ruhm gibt es. Die Stadtmauer wird hingegen flach in die Länge gebaut. So ist jedes Viertel unique und die Bauplätze eng. Ist eine Farbe weg, kann ich eben diese nicht mehr bauen. Und es ist wie im wirklichen Leben. Ist das Geld weg, wird es eng mit bauen und bewegen. Ja richtig, bewegen. Mein Baumeister muss sich von Viertel zu Viertel bewegen, um entsprechende Steine zu kaufen und am jeweiligen Monument zu bauen. Und jeder Wechsel dieses Viertels kostet eben auch einen Sesterz.

Wenn ihr ein Viertel überquert, müsst ihr zahlen.

Einfache Aktionen

Porta Nigra ist im Kern kein anspruchsvolles Spiele. Ihr wählt aus euren verfügbaren Karten eine aus und wählt auf dieser Karte aus verschiedenen Aktionen zwei oder drei Aktionen. Ihr betreibt Pick Up & Deliver, sammelt also verschiedene Bausteine und platziert sie in Vierteln und ergattert dafür Siegpunkte. Zudem könnt ihr über Schriftrollen, die euren Einfluss symbolisieren, Bonus karten kaufen. Baut ihr in einem passenden Moment einen passenden Stein, erhaltet End of Game Karten und betreibt so wichtige Set-Collection. Ihr müsst Geld und Baumeister verwalten und gleichzeitig die Mehrheitswertung der Viertel etwas im Blick haben. Hierbei glänzt das Spiel mit Schnelligkeit, einfachen Regeln und Interaktion, denn das Timing um die richtigen Bauplätze ist entscheidend.

Eine Aktionskarte: Die Fackeln zeigen an, wie viele Aktionen ihr von der KArte nutzen dürft. Zwei habe ich verballert. Eine bleibt noch übrig.

Tiefe &

Sagte ich kein anspruchsvolles Spiel? Ich muss mich revidieren. Es handelt sich um ein Kennerspiel, denn das Timing ist entscheidend. Durch die mächtige Mehrheitswertung zum Spielende muss ich meine Gegner im Blick haben. Marco wurde gestern beim Bau der Porta Nigra etwas alleine gelassen, da die anderen drei Baumeister in anderen Viertel ihr bauliches Wirken verwirklicht haben. Ein Fehler. So konnte er die Mehrheitswertung der Porta Nigra dominieren und dort in vielen Bereichen Punkte abgrasen. In der zweiten Partie war der Kampf um die Porta Nigra enger. Hier versuchten Marc & ich ebenfalls mit Marco mitzubauen. Das nutze Uwe und baute mächtig und fast alleine in zwei anderen Vierteln und sicherte sich da die Endwertung & den Spielsieg.

Die Siegpunkte fürs platzieren und oben die Mehrheitswertung fürs Amphitheater.

Timing

Dadurch bekommt Porta Nigra eine Tiefe, die man diesem Spiel beim ersten Spielen nicht zutraut. Wenn dann alle wissen, wie das Spiel und die Mechaniken funktionieren, dann wird es knackig auf dem Spielbrett und es erfolgt ein erbitterter Kampf um Ressourcen und Bauplätze. Was ich noch im Blick haben muss: Ich habe sechs Karten mit entsprechenden Aktionen. Ich spiele aus zwei Handkarten eine und ziehe dann nach und spiele so mein Deck durch. Ist eine Karte weg, dann ist sie weg. Ich sollte also ein wenig meine Aktionen und Karten im Kopf halten. Denn bei nur zwei zu spielenden Runden kommt eben jede Karten nur zweimal. Tragisch ist das nicht, denn die Karten bieten genügend Auswahl, aber wenn einem zum Schluss die entscheidende Karte fehlt, schaut man den anderen beim Feiern zu.

Die Porta Nigra. Hier wäre atmosphärisch mehr möglich gewesen.

Wermutstropfen

Ich greife den o.g. Tropfen noch mal auf. Porta Nigra ist von 2015 erschienen. Was kann man von einem kleinen Spiel mit lokalem Bezug zwischen all den großen Blogbustern wohl erwarten? Nun, grafisch leider nicht so viel. Die Viertel hätten schöner illustriert werden können, da gibt die Stadt einfach mehr her. Und – nach heutigen Maßstäben betrachtet – würde man die Monumente doch deutlich anders aufbauen. Nicht mit grauen Einheitssteinen. Das alles ist aber der Funktionalität und entsprechend auch dem Preis untergeordnet. Dem Spielspaß tut es definitiv keinen Abbruch.

Fazit

Porta Nigra besitzt mehr Tiefe, als auf den ersten Blick gedacht. Zwar ist das Spiel ein Pick Up & Deliver, dass über Handkarten und entsprechende Aktionen gesteuert wird, jetzt kein komplizierter Kracher, jedoch bietet es taktische Möglichkeiten und Interaktion. Die Einstufung als Kennerspiel verdient Porta Nigra durch die Mehrheitsregelung bei der Endwertung, die ein feines Timing erfordert und die Set-Collection. Das Spiel selber ist grafisch & materialtechnisch zwar nicht mehr Up to Date, aber trotzdem lässt es sich schnell, spaßig und herausfordernd spielen. Der Bau in den verschiedenen Quartieren an berühmten Monumenten der Moselmetropole Trier zündet vor allem mit vier Spielern. Da der Spielmechanismus sehr eingängig ist, gelingt der Einstieg für geübte und neue Spieler zügig. Porta Nigra ist definitiv mehr als einen Blick wert und bietet für alle Fans der Stadt zudem ein thematisches Bonbon.

Porta Nigra
Spielinformationen
Genre: Strategiespiel | Spieler: 2-4 | Alter: ab 12 | Dauer: 75 Minuten | Autor: Michael Kiesling, Wolfgang Kramer | Illustration: Michael Menzel
AUSSTATTUNG
7
SPIELIDEE
7.5
SPIELSPASS
7.5
Positive Aspekte
Sehr schönes Pick & Deliver
Einfacher Einstieg, schlanke Regeln
Mehr Tiefe als am Anfang vermutet
Interessantes Mehrheitswertungssystem
Trier & Porta Nigra als Thema
Negative Aspekte
Veraltete Grafik und Material
7.5
Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

Brettspieler | Carromspieler | Viel-Spieler | Ran NFL süchtig | Weinliebhaber | Leseratte | | Brettspielsammler | MTB Fahrer | Sportler | Hobby-Koch | Kooperativ-muss häufiger-sein | Terraformer | Musikgenuss | Spotifyer | Familie | Fußballer |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: