Kurzcheck: Darum geht es in Luna Maris
Der Konzern, der die Mondbasisstation Luna Maris betreibt, will fette Gewinne erwirtschaften. Darum schickt er bis zu vier Forscherteams auf die moderne Mondstadion, um Bohrfelder zu erschließen, wertvolle Ressourcen abzubauen und zu synthetisieren. Gleichzeitig sollt ihr den Kohlendioxidverbrauch der Station und die Müllverwertung verbessern. Ach ja, Ressourcen zur Erde schicken, die einzelnen Module der Station aufwerten und Nahrung generieren ist ebenfalls Teil eures Bewerbungstestlaufs. Dafür habt ihr 2,5 Mond-Tage Zeit. Oder fünf Runden. Willkommen auf der Mondstation Luna Maris. Herausforderung angenommen.
Einfache Anleitung
Normalerweise sind Anleitungen eine erste Hürde und bei Brett & Pad kein eigener Absatz. Die Anleitung von Luna Maris ist eine Ausnahme und lässt keine Wünsche offen. Mit ihr ist das Spiel schnell erklärt und lässt einen gleichzeitig tief eintauchen. Die Arbeit auf der Station strukturiert sich zudem in ganz klare Phasen und wenige Aktionen. Perfekt. In zwanzig Minuten kann man so Luna Maris auf dem Tisch bringen, erklären und losspielen. Zudem ist die Symbolsprache auf dem Brett eindeutig und eine der besten in Brettspielen überhaupt. So machen Spielerklärung auch richtig Spaß.
Station
Der Konzern auf der Erde hat ganze Arbeit geleistet und eine funktionierende Station auf den Mond gebaut. Die verschiedenen Arbeitsbereiche und Module der Station lassen das Forscherherz höher schlagen. Dabei gibt es einige grundlegende Dinge zu beachten. Jeder Spieler hat einen Forscherstab als Handkarten. Möchtet ihr einen Arbeitsbereich nutzen, müsst ihr den entsprechenden Forscher ablegen. Ist der Arbeitsbereich, den ihr dadurch nutzen wollt, noch nicht aktiv, müsst ihr eine Energie ausgeben. Er wird quasi hochgefahren. Ach ja. Ihr müsst euch auch natürlich zu dem entsprechenden Arbeitsbereich hinbewegen. Für jeden Schritt verbraucht ihr einen Sauerstoff.
Ein typischer Zug
Sauerstoff wird immer verbraucht und Stress ist immer da. Das ist die Grundlage auf dem Mond und jetzt geht die Planung und Grübelei los. Ich möchte den Arbeitsbereich des Minenkontrollfelds aktivieren. Ich stehe aber im Modul Labor. Um dorthin zu gelangen, muss ich drei Schritte abschreiten. Das Modul ist zudem nicht aktiv, ich muss also Energie ausgeben. Drei Sauerstoff und eine Energie ist ein teurer Zug. Marco hat aber direkt neben mir das Modul Kommunikationsraum aktiviert. Dadurch, dass er bereits dort arbeitet, kann ich dieses Modul mit nutzen und ich muss keine Energie ausgeben. Ich plane also um.
Ich kann so lange auf der Mondstation arbeiten, wie ich passende Forscher, Energie und Sauerstoff habe. Das gibt mir spielerische Freiheiten. Dabei sind jedoch oft Module mit starken Symbiosen weit auseinander, sodass ich nicht permanent hin und her laufen kann. Trifft nämlich der Sauerstoffmarker den Stressmarker, dann ist meine Runde beendet. Stress bekommt mein Arbeiter zum Beispiel, wenn er die Station im Modul Luftschleuse verlässt, um neue Minenfelder zu erschließen. Verdammt, dass will ich auch, weil neue Minen mir mehr Ressourcen in der Produktion bringen und die brauche ich, um im Modul Raumhafen Aufträge für die Erde zu erfüllen. Aber bloß nicht zu viel auf einmal, denn ungebrauchte Ressourcen werden Müll und Müll drückt mein Ergebnis in Form von negativen Siegpunkten.
Will ich überhaupt jetzt schon durch die Luftschleuse raus? Mein Stresslevel ist so hoch, dass heißt ich ich atme schneller und habe weniger Sauerstoff zur Verfügung und damit weniger Möglichkeiten. Also soll ich noch eine Runde warten und das Modul Quartiere aufsuchen? Hier kann ich Karten ablegen und entsprechend der Werte meinen Stress reduzieren. Aber dann habe ich keine Forscher mehr auf der Hand. Entweder ich rekrutiere vorher neue oder ich ernte noch Nahrung. Gebe ich nämlich Nahrung aus, kann ich wieder Forscherkollegen auf die Hand nehmen.
Einfach und doch komplex.
So laufen meine Aktionen auf Luna Maris immer ab. Durch die Tatsache, dass aktive Module attraktiver werde, weil sie nicht hochgefahren werden müssen, plant ihr zu Beginn eures Zuges um. Denn manchmal ist die Aktion eures Mitspielers entscheidend für euch. Die Zugreihenfolge richtet sich nach der Passreihenfolge der Spieler. Auch hier könnt ihr entscheiden, wo ihr agieren wollt oder müsst. Dadurch kann Downtime entstehen, aber da ihr nur eine Aktion zur Verfügung habt, gestaltet sich das alles nicht so wild. Ebenfalls macht es Spaß den anderen bei ihren Aktionen zuzuschauen. Man hat wirklich das Gefühl, man betreibt konkurrierende Forscherteams.
Wissenschaft
Neben den Modulen bietet das Spiel noch sehr geile Leisten, die Luna Maris taktische Tiefe bieten. Upgrades von Modulen bringen mehr Möglichkeiten und Siegpunkte, ebenso der Fortschritt der Kohlendioxidbeseitigung. Im Forschungsmodul Labor könnt ihr Müllverwertung und Wertstoff-Synthese auf ein höheres Level heben. Der Umgang mit den wertvollen Mondressourcen ist hier nämlich entscheidend. Was bekomme ich aus Kohlenstoff und Titan hergestellt? Der Mutterkonzern möchte Helium-3. Doch dieser Prozess lässt Müll entstehen. Und je mehr Müll ihr anhäuft, desto schlechter ist euer abschneiden im Bewerbungslauf um die Lizenz auf der Mondbasis. Also Müll gleich negative Siegpunkte. Natürlich könnt ihr forschen, um bessere Recycling- und Syntheseergebnisse zu erzielen, um diese in anderen Modulen zu nutzen. Das liebe ich, dass etwas vorbereitet wird und es dann in anderen Modulen genutzt werden kann.
4 gewinnt
Luna Maris bewegt sich jetzt nicht auf dem Niveau von On Mars. Es spielt sich mit 4 Personen zügig in 90 Minuten. Trotzdem hängen die verschiedenen Aktionen miteinander komplex zusammen. Durch die Beschränkung auf eine Aktion ist die Downtime bei Luna Maris gering, die Interaktion durch die Abhängigkeit meiner Mitspieler groß. Dadurch ergibt sich aber auch die Tatsache, dass es zu viert am besten ist. Logisch, bei zwei Personen geht man sich auf der Mondbasis aus dem Weg. Es funktioniert auch zu zweit, aber mit jedem Mitspielelenden mehr wird es besser. Bei der Erstpartie hatten wir die Angst, dass der Wiederspielwert durch die vorgegebene Mondstation nicht so hoch ist. Dem kann ich nach mehreren Partien widersprechen. Jedes Spiel ist in Feinheiten anders. Und gerade das reizt sehr, weil man möchte einfach das beste Ergebnis rausschlagen und die passenden Stellschrauben drehen. Das ist ungemein fordernd und motivierend.
Fazit
Luna Maris ist ein Kennerspiel mit einer hohen Thematik und vielen verzahnten Aktionen. Es gibt modulare Elemente, die an feinen Stellschrauben tunen. Zudem ist das Optimieren in der Station liebevoll und mechanisch stark gelöst. Das Spiel macht mit vier Personen sicherlich am meisten Spaß, weil die Interaktion und das gegenseitige Anpassen und Optimieren der Aktionen so den größten Einfluss hat. Der Mechanismus mit den Forscherkollegen und dem Sauerstoff fordert zudem ungemein. Man hat immer das Gefühl, man möchte alles machen und schafft es doch nicht. Dabei entsteht bei geübten Spielern kaum Downtime. Aufgrund der sehr guten Symbolsprache auf dem Brett und der logischen Thematik finden zudem alle schnell ins Spiel. Für mich ist Luna Maris knapp hinter Underwater Cities, aber nur weil das Wasserspektakel mit allen Spieleranzahlen funktioniert.
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- 16. Dezember 2024
- 28. November 2024
- 21. November 2024
- 14. November 2024
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Deine Erfahrung spiegelt auch das wider, was ich auf der Mondbasis zu dritt erleben durfte. Ich hätte mir noch ein Wort zum Spielmaterial gewünscht. Die dünnen „Schlabberkarten“ und das man Titan- und Erzwürfel fast nicht unterscheiden kann, ist für mich echt unverständlich im Jahr 2022. Das Spiel selbst ist top…keine Frage. Aber für den Preis von 50 Euro sollte das Material schon in Summe vernünftig sein.
Hallo,
das freut mich sehr, allerdings bin ich etwas irrwert wegen deiner Anmerkung zum Material. Darüber haben Christian und ich noch sehr lange gesprochen. Die Double Layer Boards sind sehr wertig und richtig dick, ebenso die Module und alles andere aus Pappe. Dazu normale Holzmeeple und die Karten habe ich auch als guten Standard empfunden. Und gerade weil das Spiel eben „nur“ 50€ kostet ist diese Qualität schon toll, zumal gerade das Playerboard wirklich richtig gut ist. In meinem Spiel ist Titan graumelliert und Kohle schwarz, was ich auch cool finde, weil so ist es ja auch. Zudem sind die Ressorcen alle größer als üblich. Deswegen wurde das Material auch eher gut bewertet. Oder wie siehst du das? Natürlich hast du recht, ich hätte diese Ausführung zum Material auch in den Text bringen können oder im Fazit anmerken müssen. War mir tatsächlich so nicht präsent, daher danke für deinen Kommentar. Ich hoffe mit meiner Erläuterung wird es klarer.
Liebe Grüße
In 20 Minuten auf den Tisch gebracht, erklärt und los gespielt ? Vielleicht sollte da der Zusatz zu, dass dann das Spiel schon jemand gut drauf haben sollte. Bzw dass das für die Erstpartie nicht gilt.
Was das Material angeht, schließe ich mich dem anderen Kommentar an. Die Karten sind zu dünn und die Unterscheidung Erz und Titan gelingt nur mäßig. Schade, denn das trübt den ansonsten sehr guten Eindruck den das restliche Spielmaterial macht. Insbesondere die Playerboards sind hier zu nennen.
Bei uns war die Downtime schon deutlich länger…..lag vielleicht auch an der Tatsache, dass es die Erstpartie war.
Ansonsten ein wirklich gutes Spiel. Neben der Mechanik/Thematik ist die Iconongraphie wirklich sehr gelungen.
Ich habe es nicht rezensiert und nur einmal gespielt. Es war allerdings so, dass Markus und ich uns das Spiel selber beigebracht haben. Auf einem Event. Also nicht die besten Bedingungen. Das ging recht flott. Dann kamen zwei Personen hinzu und wir haben denen, ohne das Spiel selbst gespielt zu haben, die Regeln dann erklärt, um es zu viert zu spielen. Auch das ging sehr sehr flüssig von der Hand und durch die Symbolsprache konnten die hinzukommenden Personen sich vieles direkt ableiten. Natürlich sind wir alle Vielspieler und daher ist das sicher mit etwas Vorsicht zu genießen und die 20 Minuten können als Fixwert gerne diskutiert werden, aber ich empfinde das Spiel auch als sehr schnell zu begreifen und zu erlernen.
Zum Material … ganz witzig, ich persönlich hätte das Material sogar höher bewertet. Schicke Ressourcensteine, die ich sehr gut auseinanderhalten konnte, Double-Layer, Symbolsprache, Plättchen & Druckqualität und vielleicht dünne, aber aus meiner Sicht robuste Karten. Für unter 50 € in der aktuellen Zeit? Wo bekomme ich das sonst?
Hier ärgere ich mich richtig. Ich hatte es auf meiner SPIEL`22 Watchlist bereits drauf. Ich war am Stand und habe sogar bei der Regelerklärung zu gehört. Aber es war unser letzter Messetag, ich war müde, ich war reizüberflutet und dann kam da „Beyond the Sun“-Teil2-Artwork auf dem Tisch. Meine Neonfarben-geübte Augen waren einfach unterfordert und haben meinem Gehirn gesagt „is langweilig“.
Sehr schade und wird wohl eine zweite Chance bekommen müssen – ganz abseits vom Messetrubel.
Vielleicht einzige Frage: würdet ihr es öfter spielen oder war es okay, 1-2x zu spielen? (Mein Schrank ist auch voll und es gibt eigentlich genügend zu spielen)
Hallo Horst,
ja so verpasste Gelegenheiten sind schon bitter. Aber ich bin ja froh, dass dein Schrank prall gefüllt ist. Ich mag LUNA MARIS definitiv und es kommt auch öfter auf den Tisch. Ich habe schon einige Partien und es wird mit Sicherheit häufiger aus dem Regal gezogen. Die Vorteile liegen bei dem Spiel halt auf der Hand, denn durch die sehr gute Symbolsprache ist man auch immer wieder drin und es macht richtig Spaß, geht fluffig und fordert. Fast wie ein Ü-Ei.
LG