Worum geht es in New York Zoo?
Die Grundregeln des Spiels sind schnell erlernt. Jeder läuft mit dem gleichen Meeple-Elefant rund um das Zoogelände. Dabei könnt ihr euch bei den fünf möglichen Elefantenschritten jeweils entscheiden, ob ihr zwei Tiere nehmt und sie in ihrem artgerechten Gehege platziert oder ob ihr ein neues Puzzleteil nehmt. Legt ihr dass Puzzleteil aus, muss sofort ein Tier eurer Wahl ins Gehege. Jedes Quadrat des Puzzleteils ist exakt für ein Tier reserviert. Und so füllt ihr nach und nach das Gehege. Der Clou? Lauft ihr mit dem Dickhäuter an einem „Vermehren“ Feld vorbei, fangen die Tiere der entsprechenden Art – sofern mindestens zwei dieser vorhanden sind – an zu poppen was das Zeug hält und produzieren tierischen Nachwuchs. Es kommt noch besser. Animiert von dem freudigen Einsatz ihrer Artgenossen oder Nachbarn, steigen andere Zoobewohner in dieses Spiel mit ein, sodass ihr zusätzliche Tiere platzieren könnt. Herrlich.
Gehege voll = Attraktion
Ist das Gehege durch das muntere Taktieren, Platzieren und Puzzeln gefüllt, dürft ihr alle Tiere abräumen und eine Attraktion bauen. Große Attraktion, kleine Attraktion, verwinkelte Attraktion, gerade Attraktion mit null Anbindung zum Rest des Puzzles. Der einzige Zweck dieser Attraktionen liegt darin, die auftretenden Lücken im Zooplan zu stopfen. Ihr merkt langsam, wie meine Stimmung in triefende Ironie umschlägt. Die Tiere verschwinden ohne Begründung vom Spielfeld. Ist das Gehege voll, bekommt ihr eine Attraktion. Fabelhaft. Was passiert mit den Kängurus? Ich äußere jetzt nicht meine Gedanken dazu, aber Tönnies und seine tierunwürdige Massenproduktion kommt mir da in den Sinn. Ich wiederhole mich gerne noch mal um es deutlich zu machen. Die Mechaniken und Attraktionen haben null Bindung zum Spiel. Keine Funktion, außer das bereits erwähnte Stopfen von Planungslücken.
Ziel des Spiels = Sinnloses im Kreis laufen
Bei meinen Testspielen ist Folgendes aufgefallen. Das Material steht so vollgestopft auf dem Spielfeld, dass mit meinen wurstigen Fingern jedes Mal das halbe scheiß Gehege umfällt. In der Mitte der Spielzeit ist irgendein Spieler sicher in Führung. Besteht eine Chance, ihn einzuholen? Negativ Dr. Doolitle. Der Sieger steht fest. Ein Balancing ist nicht vorhanden, taktische Möglichkeiten? Fehlanzeige. Liege ich in Führung, stellt sich aber kein erhabenes Gefühl meiner spielerischen Überlegenheit ein, wie ich sie bei anderen Spielen sehr genieße. Im Gegenteil. Ich laufe im Kreis, stopfe die Gehege mit Tieren voll, um eine Attraktion zu erhalten, mit der ich eine Lücke stopfen kann. Wow.
Die finale Schlusswertung
Am Ende des Spiels werden wir allerdings mit einem komplexen Wertungssystem belohnt, dass wenigstens etwas entschädigt. Ihr erinnert euch an die Vielzahl der verschiedenen Tiere? Die unterschiedliche Größe der Puzzleteile und deren Platzierung auf dem Spielplan? Und die unterschiedlichen Attraktionen und ihre Anordnung im Zoo? All das spielt gar keine Rolle. Null Komma null. Wer zuerst seinen Plan vollgepuzzelt hat, gewinnt. Das wars. Ende Gelände. Der Zoo hat geschlossen und der Erste, der den Plan voll hat, ist durch. Plump. Ehrlich, wir schreiben 2021. Ich habe das Spiel mit Michael gespielt, mit meiner Frau und mit meinen Monstern. Ich dachte immer, vielleicht passt es ja irgendwann, ist ja schließlich ein Rosenberg, aber es stellte sich nie eine Zufriedenheit ein. Und das ist echt bitter, weil das Material gut aussieht.
Fazit
New York Zoo ist ein Familienspiel von Uwe Rosenberg für 1-5 Spieler und kommt über den Status eines seichten Wettrennens aus der Spielesammlung von Großmutter nicht heraus. Ach ne, da werde ich der Spielesammlung nicht gerecht. Da erzeugt ja wenigstens der Würfel Spannung. Lasst euch von dem Material und der Beschreibung nicht täuschen. Das Spiel ist maximal nett. Mehr nicht. Wie ein Date, bei dem man sich freut, wenn man um 22 Uhr zu Hause ist und noch zwei Folgen Two and a Half Man schauen kann, weil die witziger sind als diese dröge Gesellschaft. Die Spielmechaniken in diesem Spiel kommen um ihren isolierten Status nicht hinaus und besitzen keinerlei Logik und Verzahnung. Als ob man alles, was Rosenbergs guten Spiele wie z.B. Arler Erde oder Ein Fest für Odin ausmacht, einfach nimmt, ihm ein schickes Material verpackt und ein Spiel daraus macht. Bitte spart euch hier jeden Versuch. Hier gibt es hundert Spiele die mehr Spaß machen, also setzt diesen Rosenberg aus.
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18 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Als hätten wir uns abgesprochen, was wir nicht haben. Ich finde New York Zoo auch ziemlich öde. Ich habe es drei Partien gespielt und keine hat mich überzeugt. Nerviger Aufbau, unthematischer Umgang mit den Tieren, keine Puzzle-Symbiosen und ein Wettrennen, was am Ende oft spannungsarm war.
Das war bisher mein einziges Rosenberg Spiel und hat mich daher mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen. Das soll einer DER Designer der Brettspiel Szene sein?
Aber gut, Geschmäcker sind verschieden und als Designer hat man auch Mal einen schlechten Tag….aber das da bei soo viel Kontroll-Instanzen keiner Mal was sagt, wundert mich doch sehr. Als hätte man sich nicht getraut aufgrund des großen Namens ein Notstop zu machen.
Aber was positives an dem Spiel: das Cover hat einen schönen Malstil….aber selbst da: warum hat es eigentlich das Erdmännchen nicht aufs Cover geschafft🤔😬
Ich glaube, es hat sich gut verkauft. Viele behalten es wegen der süßen Tiere…dazu hat es das Blue Label bei Feuerland. Die Spiele sind ja alle eher seicht. Von daher kann es schon bewusst so für eine gewisse Zielgruppe designt worden sein. Ich kenne auch Leute, die finden es als schnelles und niedliches Spiel ganz cool. Mich hat es damals enttäuscht zurückgelassen. Ich hatte nicht einmal Lust drüber zu schreiben 😀 Dafür hat es mich dann zu wenig genervt.
Das liest sich tatsächlich nicht so spaßig…Aber als Altenpfleger bin ich jetzt doch neugierig geworden. Meint ihr das New York Zoo für Senioren geeignet ist? Durch den einfachen Ablauf könnte ich mir das gut für die Betreuung vorstellen 🤔
Der Aufbau ist fitzelig, das Platzieren der Tiere ebenso. Ich weiß nicht, ob diese beiden Faktoren dann nicht schon der Killer sind.
Falls Du den Job noch nicht geschmissen hast inzwischen:
Fürs Altersheim würde ich mir mal Project L anschauen – Auch eine Art tetris-puzzle: zwar abstrakt, aber knallige Farben und eigentlich alles gut zu greifen. Leicht zu lernen, schwer zu meistern. Aufbau schnell und einfach, Zahlen gross genug auch für schwächere Augen.
Hi,
ich bin da ganz bei Christian. Der Aufbau ist nervig, weil man verschiedene Puzzleteile in verschiedenen Grüntönen übereinander packen muss. Dazu die Tiere die süss, aber klein und eng beieinander stehen. Also mich hat es genervt.
@Denny: Ich glaube, dass wurde einfach durchgewinkt und man hat ohne viel Aufriß ein Spiel produziert. Es sieht super toll aus, aber ich frage mich für wen es passen soll? Wie gesagt, meine Kinder nervt es, mich, meine Frau. Alle. Als ob Stephen King schnell eine alte Idee in ein neues Buch verwurstet hat. Grausam. Aber vielleicht gewollt und notwendig? Keine Ahnung. Oder man versucht einfach mit dem Namen die guten Zahlen der Spielebranche auszureizen.
Hi.
Also in meinem nicht-brettspielaffinen Umfeld ist das Spiel bisher immer gut angekommen und hat für Spaß am Tisch gesorgt.
Ist halt ein seichter Puzzler der mit seiner Optik glänzt.
Auch ich finde die drei eher geringen Abstufung der Grüntöne beim Aufbau unglücklich, aber drei Zipbeutel und ein bisschen Einsatz nach dem Spiel minimieren für mich den Nervfaktor.
Witzig das du dir darüber Gedanken machst, wohin die Meeple gehen. Ich denke sie werden zu anderen Zoos gebracht, um dort zu leben. 🙂
Die kommen ins Raubkatzengehege, die haben immer Hunger 😉
Sehr schön und bissig geschrieben! Hab das Spiel nicht und hatte nicht vor mir das zu holen, da reicht mir „Ein Fest für Odin“. Das Lesen hat aber sehr Spaß gemacht!
Das Spiel scheint zu polarisieren. Ich war gestern noch (Achtung Werbung) im „Spielbar“ in Trier und habe mit Dan und Ben über das Spiel gesprochen. Die finden es als Einsteiger, oder lockeren Appetizer ganz gut. Ben konnte sogar dem Platzieren der Meeple was abgewinnen. Ich war mit meiner Meinung gestern ganz alleine. Aber ich bleibe dabei. Das Spiel ist ein Zusammenwurf und ich frage mich wirklich was mit den Meeplen passiert, aber wahrscheinlich hat Martin recht. Zoo Sharing.
Freut mich, dass bissige Artikel bei euch gut ankommen.
Ich bin nach der Rezension etwas verwirrt.
Der Text ist ein astreiner Verriss, und dennoch bekommt das Spiel noch 6-7 Punkte von euch.
Ich frage mich wie ein Spiel sein muss, damit es noch weniger Punkte kriegt 😉
Wenn es um den Spielspaß geht, solltest du nicht auf die Gesamtwertung schauen. Den Rest muss dir Markus beantworten. Ich persönlich unterscheide da noch aus Totalausfall und spielbar. Ansonsten steht das unter Wertungsphilosophie.
Ansonsten bitte, hier eine 2: https://brettundpad.de/2018/01/05/coaster-park/
Danke für deine Antwort Christian!
Und entschuldige dass ich erst jetzt antworte und auch, dass ich die Bewertungsphilosophie erst jetzt lese.
Tatsächlich lese ich eure Texte auch viel lieber als eure Noten.
Hallo Tobi,
ja, für mich ist es ein Spiel, dass ich nicht mehr auspacke, weil ich persönlich viele andere besser finde. Zudem wollte ich den Kontrast zwischen anderen Rosenberg-Spielen darstellen. Das Material ist toll. Wirklich. Und, wenn du die Kommentare und meine Anmerkungen liest, dann wird es durchaus kontrovers gesehen. Ich bin beim Spielspass auf 5.5. Punkte gegangen. Das ist schon echt weit unten. Und es ist ja spielbar. Nur für mich echt öde.
Danke für deine Erklärung Markus!
Und entschuldige dass ich erst jetzt antworte.
Wie ich Christian auch schon schrieb, mir ist der Text viel viel wichtiger und er hilft mir so viel mehr als Noten um eine Vorstellung vom Spiel zu bekommen.
Ich glaube da bleibe ich einfach bei.
Viele Grüße
Hi Tobi,
ist überhaupt kein Problem. Wir stehen immer sehr gerne für alle Nachfragen und Anmerkungen oder Dialoge zur Verfügung.
Stay Magic, Markus
Ich habs letztens das erste Mal gespielt (zu zweit) und muss sagen, dass diese Partie gegen den Besitzer des Spiels, der es schon einige Male gespielt hatte, völlig anders lief als hier beschrieben:
„In der Mitte der Spielzeit ist irgendein Spieler sicher in Führung. Besteht eine Chance, ihn einzuholen? Negativ Dr. Doolitle. Der Sieger steht fest. Ein Balancing ist nicht vorhanden, taktische Möglichkeiten? Fehlanzeige.“
Ja, der Besitzer des Spiels lag schon kurz nach Beginn und fast das ganze Spiel bis etwa zwei, drei Runden vor dem Finale deutlich vorn, was das zugepuzzelte Areal anging (er hatte im verlauf des Spiels eben bei jedem vollen Gehege eine möglichst grosse Attraktion genommen) – bis ich am Ende nur noch meine kleinen Lücken zwischen den Gehegen füllen musste. Da mehr als genug meiner Gehege bis auf ein Tier voll waren, musste der Dickhäuter nur noch einmal über ein „Poppen“-Feld, und die Gehege waren alle voll und die kleinen Lücken auf einen Rutsch gefüllt.
Natürlich gibts auch bei diesem Spiel taktische Möglichkeiten – aber manche sehen offenbar den Zoo vor lauter Tieren nicht 🙂 Mut zur Lücke, sag ich nur.
Würde das Spiel zwar selber nicht anschaffen (eben weil der Aufbau doch etwas nervig ist), aber jederzeit wieder mitspielen. Kaum gehts mal nicht um Siegpunkte, kann ich hier mal entgegen meiner sonstigen Gewohnheit was positives zu einem Spiel schreiben – liege aber wieder konträr zur Blogmeinung. Mann, Mann, Mann, Frollein… 😉