Lesezeit: 5 Minuten Das ein Nachfolger oder eine Erweiterung zu Hitster kommt, war logisch. Hitster Schlagerparty ist aus mehreren Gründen eine strategisch gut gemachte Entscheidung. Hitster war letztes Jahr auf der Spiel in Essen eine absolute Überraschung und überzeugte im Freundeskreis und auf Partys. Kein Spiel konnte ich im vergangenen Jahr öfter weitervermitteln und sorgte für so ausgelassenen Spaß wie Hitster. Gründe dafür könnt ihr in meiner Rezension nachlesen. Was macht jetzt die Schlagerparty besonders? Lohnt sich der Kauf? Oder kann man getrost an dem Sequel vorbeigehen?

Kurzcheck: Darum geht es in Hitster Schlagerparty

In Hitster Schlagerparty ist das Spielprinzip das gleiche wie bei Hitster, daher habe ich den Kurzcheck einfach übernommen. Auf über 300 Karten sind vier Dinge abgedruckt. Interpret, Jahr und Titel. Diese Informationen sind auf der einen Seite der Karte abgebildet. Auf der anderen Seite ist ein QR-Code abgebildet. Wenn ihr die Hitster App installiert, bekommt ihr die Spielanleitung und alles, was zum Spielen benötigt wird. Die Hitster App verbindet euch mit Spotify und spielt den abgedruckten Song auf der Rückseite ab. In der normalen Variante habt ihr eine zufällige Karte offen ausliegen und müsst jetzt einen Zeitstrahl mit zehn verschiedenen korrekten Titel bilden. Ratet ihr Interpret:in und Song zudem richtig, bekommt ihr einen Hitster-Token, den ihr für verschiedene Aktionen einsetzten könnt. Ihr könnt Teams bilden, alleine spielen oder sofort in den Expertenmodus gehen, bei dem ihr alles richtig nennen müsst.

Schlagerparty

Bei Hitster verhält es sich wie bei der beliebten Fetenhits Serie, die damals regelmäßig in meinem CD-Regal landete. Zu erst kamen The Real Classics, dann etwas Deutsches, die zweite Klassiker Edition und dann Schlager. Ein enormer Schlagerhype, der mich damals donnerstags ins Blaue Blut trieb und mich dem lokalen Kult DJ’s Axel Schweiß und Axel Zucken zujubeln lies. Auch unvergessen meine Schlagerparty mit meiner damaligen Bestie Nina und ihrer Freundin Petra auf dem Parkplatz eines Kaufhauses nachts um drei Uhr im Auto. Dass die Schlager- und Partyindustrie ein boomendes Geschäft ist, muss jedem logisch erscheinen, der in die zahlreichen Konzertangebote und gefüllte Stadien der Silbereisens und Co. reinschaut.

Die logische Konsequenz

Ja! Hitster Schlagerparty ist die logische Konsequenz. Sehr viele Menschen kennen Hitster. Viele Menschen hören Schlager. Die, die nicht Schlager hören, sind natürlich irgendwo mit den Hits aus diesem Genre vertraut. Schlager lassen sich zudem wunderbar auf jeder Party mitgrölen, singen oder sorgen für Stimmung. Und da das alles das Erfolgsrezept von Hitster ist und war, muss dass natürlich in Hitster Schlagerparty fortgeschrieben werden. Das Gute an dem Konzept wird hier deutlich. Hitster Schlagerparty funktioniert als Stand-alone oder als Zusammenspiel mit dem Original. Einfach alle Lieder zusammen mischen und losspielen. Etwas, was ich nicht empfehlen würde, denn dann wird es brutal schwer und unthematisch.

Anmerkung

Wer in den Foren ein wenig über das Spiel recherchiert, der hat kritische Stimmen gehört. Kritik an Spotify und der App. Ein Premium Account ist natürlich von Vorteil und macht das Spielerlebnis gut. Das kann man kritisch sehen, aber so funktioniert Hitster. Auch die Kritik, die QR Codes und die Zettel könne man auch schnell selber machen, wurde thematisiert. Diese relativiert sich schnell, denn hinter jedem QR steckt schon etwas mehr Arbeit, als es das Papier suggeriert. Also: Kritiker erst mal etwas leise sein und die Arbeit hinter dem Produkt würdigen. Und die Mündigkeit des Käufers akzeptieren. Kauft keiner, dann ist doch alles gut. Aber wer kauft, akzeptiert das Produkt.

Meine Kritik

Musik was my first love, ich habe weit über 1000 CD’s im Regal und liebe meinen Spotify Account. Für mich ist Schlagerparty ein ambivalentes Vergnügen. Hitster Schlagerparty ist für mich nicht Fisch und nicht Fleisch. Ich hätte mich über eine saubere Schlagervariante gefreut. Stattdessen ein paar mittelklassige, fragwürdige B-Songs zu viel. Wusstet ihr, wer 2006 Schwarz und weis gesungen hat? Oliver Pocher. Horror. Ole ohne Kohle, Sarah-Jane, Voxxclub… alles sehr nichtssagende Titel. Ok, man kann jetzt argumentieren, dass das die Schwierigkeit nach oben treibt. Meins ist es nicht, denn auch mit einer besseren Songauswahl bleibt Hitster schwer und spaßig genug.

 

Eierlegende Wollmilchsau

Was mich aber am meisten stört: Das Genre ist nicht klar abgegrenzt. Die Box heißt Schlagerparty. Was denn nun? Schlager oder Party? Die Zusammenstellung gefällt mir persönlich nicht so gut wie bei der ersten Variante. Was mich allerdings richtig stört. Was haben Nur geträumt, Der goldene Reiter oder Küss‘ die Hand schöne Frau in dieser Box zu suchen? Das ist für mich ganz klar Neue Deutsche Welle. Aber keine Schlagerparty. Klar, ihr könnt jetzt sehr simple argumentieren: „Aber auf einer guten Party läuft doch auch NDW!“ Ja, ihr habt recht. Aber auf einer guten Partie läuft auch Don’t you Forget about me und keine Mirelle Matthieu. Hier hat für mich Hitster Schlagerparty Potenzial verschenkt und keine saubere Struktur geschaffen. Auch die redaktionelle Auswahl der Titel ist teilweise nicht nachvollziehbar. Von Ibo erwarte ich einfach einen anderen Titel als der, der auserwählt wurde. Himmelbett im Internet ist nichts gegenüber Ibiza. Und welche Titel mehr Partypotenzial hat, ist wohl eindeutig.

Fazit

Hitster Schlagerparty greift das bekannte und tolle Konzept auf und haut ein neues Genre raus. Dabei seid ihr in der Lage, Hitster Schlagerparty alleine oder aber in Kombination mit dem ersten Hitster zu spielen. Die Nutzung von Spotify Premium ist für den Spielspaß immer noch die beste Variante. Was mich aber deutlich stört: Hitster Schlagerparty hat bei der redaktionellen Auswahl der Titel nicht die beste Auswahl getroffen. Zudem sind in der Box zu viele Genre gemixt. Mallorca Ballermannhits, Neue Deutsche Welle, echte Schlager und Deutschpop tummeln sich wild durcheinander. Vielen mag das gefallen mir nicht. Ich stelle mir unter Schlagerparty eine andere Auswahl vor. Zudem ist der Titel wenig kreativ an die Fetenhitsklassiker ausgelegt. Und die wurden leider auch mit jedem neuen Album in der Musikauswahl immer schlechter. Alles auf Deutsch! hätte als Titel besser geklappt. Meine Hoffnung: Die dritte Ausgabe von Hitster soll bitte wieder mehr Wert auf die qualitative Auswahl der Songs legen. Trotzdem. Wer Hitster mag, freut sich sehr über Hitster Schlagerparty. Wir macht es trotzdem Spaß.