Die Überraschung
Gleiche Subline wie letztes Jahr. Ich könnte sogar fast den Text kopieren. Das zeigt mir vor allem eins, ich brenne noch für Brettspiele. Eigentlich hat es sich sogar weiter verstärkt. Die erwartete Ernüchterung durch Übersättigung trat nicht ein, im Gegenteil, ich kann mich nur vollumfänglich bei den Autoren und Verlagen für die irre Menge an hochwertigen Brettspielen bedanken.
Anders als bei den Videospielen, wo die großen Überraschungen ausbleiben und 2019 sicher eines der schlechtesten Jahre der letzten Zeit war, haben mich 2019 einige Brettspiele wirklich absolut abgeholt! Dazu gesellten sich dann einige ältere Titel, die ich erst dieses Jahr spielen konnte, aber auch überzeugten. Um das zu bewältigen ist meine Zeit am Tisch weiter gewachsen. Es verging so nicht ein Monat, wo ich nicht voller Begeisterung mit Familie und/oder Freunden in Brettspiel-Highlights versank. Ich habe dieses Jahr sogar etwas mehr Solopartien hinter mir, wobei das nach wie vor nicht mein Genre ist.
Das am häufigsten gespielte Brettspiel…
… ist dieses Jahr sicher ein Familienspiel. Ich weiß nur nicht welches. Dadurch das unser jüngster Sohn mit seinen fünf Jahren schon erstaunlich viel mitspielen kann, haben wir gerade kleine schnelle Kartenspiele sehr oft auf dem Tisch gehabt. An der Spitze tummeln sich daher Skull King, Heul Doch! Mau Mau und Dungeon Mayhem. Diese Spiele gefallen uns so gut, die werden auch 2020 sehr weit oben rangieren. Wenn wir kleine Spiele ausschließen, habe ich wohl am häufigsten Harry Potter: Kampf um Hogwarts, Nemesis und Cooper Island gespielt.
Brettspiel des Jahres 2019 – Die Top 5
5. Platz – Glen More II: Chronicles
Ich wollte über Glenmore II: Chronicles eigentlich noch dieses Jahr eine Rezension schreiben, habe es aber nicht mehr geschafft. Das Spiel ist allerdings ein echter Hochgenuss! Der Auswahlmechanismus für die Plättchen zum Bauen der Landschaft gefällt mir ungemein, weil hier die Interaktion auf dem Rondell Breakdance tanzt. Daneben begeistert die Punkteausschüttung, die immer im Vergleich zu den Mitspielern geschieht und daher das belohnt, was keiner macht. Der Ausbau seiner Ländereien mit taktischen Komboeffekten ist ebenfalls motivierend. Obendrauf gibt es dann noch das Maximum an Abwechslung durch 8 Module und pervers hochwertiges Material. Ein sehr sehr starker fünfter Platz!
4. Platz – Flotilla
Ein Spiel das viel einfordert! Ersteinmal sollte man mit mehr als drei Spielern spielen, dann besitzt es eine enorme Spielzeit und braucht extrem viel Platz auf dem Tisch. Dieser Invest lohnt sich, weil Flotilla einfach herrlich zu spielen ist. Es ist ein wenig Brettspielsalat, weil man wirklich alle erdenklichen Mechaniken wiederfindet, aber das macht das Spiel nicht schlecht. Der große Kniff der zwei verschiedenen Spielmöglichkeiten zwischen Seefahrer und Politiker und das diese Wahl innerhalb des Spiels einmalig getroffen werden kann, ist dann der große Clou! Es ist aber ein echter Brocken.
3. Platz – Marco Polo II: Im Auftrag des Khan
Meine Rezension zeigt, warum Marco Polo II mir so gefällt. Es ist danach auch nicht im Schrank verschwunden, sondern wird weiter fleißig gespielt. Es war herrlich anzusehen, wie der Marco-Polo-Ben, als Hardcore-Fan des Vorgängers, mit ordentlich Skepsis an die Partien ging und sich innerhalb kürzester Zeit in diesem Spiel verlor. Marco Polo II ist komplexer, trotz verzeihender Ressourcengewinnung und wesentlich wuseliger, was es anstrengender macht den Überblick zu behalten. Daher ist für Einsteiger das Erstwerk immer noch zu empfehlen. Ich finde Marco Polo II hingegen einfach wunderbar.
2. Platz – Cooper Island
Ich weiß nicht, wann mich ein Eurogame das letzte Mal so begeistert hat. Cooper Island ist dadurch auch ganz nah dran an Platz 1 zum Brettspiel des Jahres 2019 und ich war sehr mit mir am Hadern. Cooper Island ist verdammt harte Optimierung, gepaart mit immer präsenten Mangel an Ressourcen und es ist wahnsinnig motivierend zu fühlen, wie man stetig besser wird oder neue Dinge ausprobieren möchte. Dazu sieht es auch noch fantastisch aus. Cooper Island, willkommen in meinen Top 10!
1. Platz – Nemesis
Ich wiederhole mich, aber als mich Christoph von Better Board Games auf der Berlin Con zu meinem Spiel des Jahres fragte, war Nemesis meine Wahl. Der Witz an der Sache, ich hatte es noch nicht einmal gespielt und es war eine ironische Antwort, auf die Leser von Board Game Geek, die ihre Kickstarterspiele alle mit einer 10 bewerten, obwohl das Spiel noch nicht einmal ausgeliefert ist. Nun ist es wirklich mein Brettspiel 2019 geworden! Am Ende kann ich euch nur meine Rezension empfehlen, bei der ich beim Schreiben ebenfalls richtig viel Spaß hatte. Es ist einfach das Spiel, welches über alle Partien hinweg für so viel atmosphärischen Spaß und Gelächter gesorgt hat, das es diesen Platz mehr als verdient hat. Ich liebe dieses Spiel von ganzen Herzen.
Knapp geschlagen geben müssen sich…
Als erstes Brass Birmingham. Ich bin euch auch hier noch eine Rezension schuldig. Ich habe es als vierten oder fünften Platz in Betracht gezogen, allerdings ist das Spiel wirklich schon länger auf dem Markt und ist daher rausgeflogen. Ähnlich verhält es sich mit Xia: Legends of a Drift System, das mit 9.4 Punkten richtig abgeliefert hat. Aber auch das war eine zweite Auflage. Star Trek Ascendancy ist auch hoch im Kurs und dieses Jahr erst in meine Sammlung gekommen. Veröffentlicht ist das 4X-Spiel aber 2016. Aus diesem Jahr und fast in die Top 5 gebeamt hätte sich Twilight Imperium 4. Edition. Der Grund hier ist, das Twilight Imperium eben genau das ist, was man erwartet und das Grundspiel in seiner ursprünglichen Form schon ziemlich alt ist. Am Ende noch natürlich Maracaibo, das ich nur einmal gespielt habe und damit aus dem Raster fällt, obwohl es mir ausgesprochen gut gefallen hat.
Bestes 2-Spieler Spiel
Underwater Cities hätte auch in die Top 5 des Brettspiel des Jahres 2019 rutschen können, ist aber eigentlich aus 2018 und vor allem finde ich das Spiel zu zweit am stärksten. Auch wenn es wie ein typisches großes Eurogame ausschaut, es ist optimal auf zwei Spieler ausgelegt inklusive eigenem Spielbrett. Die Spielzeit ufert weniger aus und die Interaktion ist trotzdem hoch. Ich bin jetzt wahnsinnig heiß auf die Erweiterung, die das Spielmaterial, einer der wenigen Kritikpunkte, verbessert.
Familienspiel 2019
Die Wahl fällt dieses Jahr nicht schwer, wenn man weiß, wie sehr wir bei Harry Potter: Kampf um Hogwarts am Tisch mit den Helden mitfieberten. Einfacher Einstieg, motivierende Kampagne und eine richtig gute Umsetzung des Themas. Mein großer Sohn lernte Deckbuilding kennen und schon bald war er der stolze Heiler am Tisch. Am Ende der Kampagne dehnt sich die Spielzeit zwar, aber wenn ein Spiel so fesselt, dann entwickeln selbst Kinder Sitzfleisch.
Beste Erweiterung
Detective war eines der besten Spiele aus 2018, welches auch in meine Top 10 wanderte. Die Erweiterung L.A. Crimes war mit seinem cool umgesetzen 80er Setting ein echter Traum. Weniger groß aufgezogen, eher wie eine Mini-Serie, dafür zusammenhängender und mit der besseren Geschichte. Ich hoffe, es gibt bald Nachschlag!
Größte Enttäuschung 2019
Die größte Enttäuschung war von der eigenen Erwartungshaltung definitiv Black Angel. Bei einer guten Bewertung von 8.0 liest sich dies vielleicht merkwürdig, aber das Spiel hat das Potenzial für eine Platzierung in der Top 10. Extrem interaktiv, fiese Würfeleinsetzmechaniken und knifflige Erkundung des Weltraums sorgen mit dem Technologie-Puzzle auf dem Spielertableau für großen Spielspaß. Nur fühlen sich die Partien am Ende mit Pech frustig an. Es ist viel Glück im Spiel und die Mechanik der Verwüster, die das Raumschiff zerstören, passt thematisch einfach nicht, weil man dies als Spieler forcieren kann.
Wenn man die Enttäuschung durch die netto Wertungsfallhöhe bewerten möchte, macht Black Angel dann aber einfach zu viel Spaß. Und damit betritt Eco: Der erste Kontinent das Feld! Mir ist bis heute schleierhaft, warum dieses Spiel seine Fans hat. Zu zweit kann man es vielleicht noch spielen, aber ansonsten? Üble Downtime, viel Glück im Spiel, harte Komboketten, bei denen man zu oft machtlos zuschaut. Wer meint mit Drafting wird das Spiel besser, hat recht, allerdings ist das Drafting hier so ausschweifend, das es mir trotzdem die Laune verdirbt. Eco: Der erste Kontinent wurde auch schon wieder verkauft und ist daher netto wie brutto meine Enttäuschung des Jahres!
Größter Flop 2019
Das Jahr startete unfassbar schlecht mit Futuropia, dem ich in Sachen Spielspaß eine grandiose 4.5 einschenkte. Der Titel kommt auch aus dem Jahr 2018, war bei uns dann aber erst Januar 2019 auf dem Tisch. Das Thema ist zwar wirklich originell, aber die Spielmechanik kann null überzeugen. Das ich es seit 11 Monaten nicht schaffe zu verkaufen, sagt eigentlich alles aus.
Es ging im Jahr 2019 aber noch weiter bergab: Andoria Battlefields. Das Spielprinzip in der Theorie super, blieb der Spielspaß am Boden. Ganze 3.5 Punkte heimste er ein – Schade, Schokolade, aber das war für mich gar nichts.
Leserwahl – Brettspiel des Jahres 2019
Und nun zur Leserwahl zum Brettspiel des Jahres 2019! Bis zum 12.01. (23:59h) könnt ihr hier für euer Brettspiel des Jahres abstimmen. Ich habe ein paar meiner aufgeführten Brettspiele aufgelistet, ihr könnt aber auch gerne selber Brettspiele über die Abstimmung hinzufügen. Diese Brettspiele stehen dann für alle folgenden Lesern ebenfalls zur Verfügung. Ihr könnt jeder drei Stimmen vergeben, wobei die Gesichtung gleich ist. Das Ergebnis erfahrt ihr kurz nach dem Ende der Abstimmung.
Thema Datenschutz: Es werden für die Abstimmung keine Cookies gesetzt und eure IP-Adresse nur anonymisiert registriert, um Doppelabstimmungen zu vermeiden.
Als kleinen Bonus verlose ich unter allen Teilnehmern, die mir eine E-Mail mit dem Betreff Spiel des Jahres 2019 schicken, ein KeyForge Deck der Brett & Pad-Sonderedition.
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