Wir fangen heute bei Gran Turismo Sport mit der Zielgeraden an! Gaspedal bis aufs Bodenblech der Wahrheit durchgedrückt, Fakten für die Zielgerade, Quintessenz im Tank! Gran Turismo Sport hat keine Kampagne, keine Millionen von Autos, das technische Aufmotzen der Boliden ist weggefallen und die Streckenauswahl wird manchen nicht genügen. Ja, du darfst jetzt meckern, zetern und auch ein bisschen weinen. Du kannst lamentieren und dir in Foren die Finger wund schreiben. Dann bleibst du auf der Rage-Strecke und wirst ganz sicher vom Spielspaß überholt. Deine einzigen zwei Möglichkeiten, auf die Xbox und Forza7 umsteigen oder lesen warum Gran Turismo Sport trotz des Wegfalls vieler Features, das beste Gran Turismo aller Zeiten ist.
Destruction Derby
Nichts gegen Singleplayerkampagnen, aber den echten Thrill, den erlebe ich meist Online gegen andere Mitspieler. Vor allem in Shootern! Fair ausgetragene Matches, Mensch gegen Mensch, das ist einfach packend. Für den Rennsport sah die Konsolen-Welt weniger spannend aus. Online-Spielmodi, Simulationen wie iRacing am PC mal außen vor, werden beherbergt von idiotischen Chaoten. Der Vordermann wird als Prellbock für die nächste Kurve benutzt und am Ende spielt man Destruction Derby. Das bockt so sehr wie Counterstrike mit Wall-Hack.
Online-Primus
In Gran Turismo Sport gehört dieses wilde Rasen der Vergangenheit an – zumindest, wenn man möchte. Denn das eigene Fahrverhalten wird während der Rennen intelligent gemessen und jeder Spieler erhält eine Fairness-Bewertung. Wer viel schnellere Fahrer vorbeilässt, keinem Vordermann vor Kurven ins Heck reinbrettert oder fies von der Piste drängt, steigt im Ranking. Dazu gehört aber auch Streckenkenntnis! Wer zu früh bremst oder bei langgezogenen Vollgaskurven auf die Bremse tritt, der verursacht beim Hintermann, der die Strecke kennt, Schweißausbrüche und wilde unnötige Bremsmanöver. Hier winkt dann die Abwertung! Zusätzlich gibt es ein Speedrating. Je schneller ich fahre, umso höher steige ich. Beide Wertungen sorgen für ein fast perfektes Matchmaking! Gran Turismo Sports katapultiert sich durch dieses eine Feature an die Spitze der Konsolen-Racer, zumindest, wenn man online rasen möchte. Ganz ohne Fanboy-Brille gibt es hier keine zwei Meinungen!
Dabei versucht Gran Turismo Sport Rennsport direkt ins Wohnzimmer zu bringen. Denn die Online-Rennen finden zu festen Uhrzeiten statt und die Rennklassen sind vorgegeben. Hier rast also keiner mit seinem überzüchteten getunten asiatischen Straßenwagen untermotorisierte Gegner von der Strecke. Alle 20 Minuten startet so ein Rennevent. Dazwischen begibt man sich auf die Piste und rast im Qualifying für die Bestzeit. Hier kann man diverse Fahrzeugeinstellungen vornehmen oder innerhalb der Klasse Fahrzeugtypen ausprobieren. Ein Porsche fährt sich halt anders als eine Corvette. In absehbarer Zeit kommen weitere nationale wie internationale Cups hinzu. Ich zumindest habe mich online in einem Rennspiel nie wohler gefühlt und der ganze präsentierte Rennzirkus inklusive Qualifying macht einfach nur ungemein viel Spaß!
Racing-Porn
Abseits des mehr als gelungenem Online-Parts ist Gran Turismo Sport bester Auto-Porn! Hübsch, hübscher, Gran Turismo Sport. Hier wird das Auto als Kunst gefeiert. Vom stylischen Intro über edelste und funktionale Menüs, hin zu den geschichtlichen Hintergründen zu Marken, Modellen und großen Momenten des Rennsports. Gran Turismo Sports zelebriert das Auto in Vollendung wie ein Dinner im 3-Sterne-Restaurant. Andere Racer mögen mittlerweile mehr Boliden besitzen, mehr Strecken, Lootboxen und Bling Bling, aber keines hat diese verrückte Verherrlichung, ja fast übertriebene Hingabe an das Automobil. Man kann sich diesem Charme nur äußerst schwer entziehen. Die Optik ist eine sensationelle Wucht! Jegliches weiteres Wort verwässert nur den Eindruck. Der Sound gibt dieser Optik fast die Hand. Etwas mehr wumms wäre nett gewesen. Egal. Hübscher als hier geht es nicht wirklich zu. Gran Turismo Sport ist etwas für Ästheten.
Kreative Community
Das gipfelt dann im Scape-Modus und dem Designer-Tool. Dazu muss gesagt werden, das ich Fahrräder eher liebe und ganz sicher keine Rennautos vergöttere, aber diese edlen Protzkarren ins rechte Licht rücken? Geil! Da wird mit der Blende und dem Fokus gespielt, Hintergründe ausgesucht, Autos drappiert. Dazu ein paar Filter, den Ausschnitt bewegen, mehr Einstellungen als ein Normalsterblicher verstehen würde. Auslöser betätigt und mit der Community teilen. Zack, eine Stunde rum. Äh, wie bitte? Unglaublich wie geschickt hier Gran Turismo Sports seinen Titel mit Kreativität, einem verkappten Instagramm und Social-Media-Klingbling aufplustert. Noch mehr Zeit versenken kann man in dem mächtigen Editor, bei dem man jedes Fahrzeug, den Helm oder Anzug individuell gestalteten kann. Hier kann man dann richtig Zeit investieren. Jeglicher Content kann veröffentlicht und geteilt werden und es verwundert kaum das Designs und Scape-Aufnahmen im Sekundentakt einflattern.
Der Singleplayer ist doch da!
So und nun erinnern wir uns kurz an die Vergangenheit von Gran Turismo. Die von einigen vermisste Kampagne bestand aus irgendwelchen Fantasy Cups, die man mit hochgezüchteten Auto bestritt, damit man das KI-Feld, aufgereiht an einer Perlenkette, hinter sich ließ. Am Anfang ging das über drei Runden, was sich dann steigerte. Dafür hat man ein paar Credits bekommen und sich stumpf von Fahrzeug zu Fahrzeug gefarmt. Leute, ich bitte euch, wer das vermisst, der trinkt auch Motoröl oder trägt die rosarote Brille.
Geblieben in Gran Turismo Sport ist die Fahrschule, Zeitprüfungen für die Streckenkenntnis und wirklich interessante Fahrherausforderungen wie Hochgeschwindigkeitsrennen, Überholmanöver oder unterschiedliche Rennszenarien. Hier darf man irgendwann auch 30 Runden fahren und muss mindestens dritter werden, inklusive Benzinverbrauch und Reifenabnutzung. Als Belohnung winken fette Autos, ganz ohne farmen. Wer unbedingt Cups fahren will, kann dies immer noch über den Arcade-Modus. Man muss es nur selbst erstellen. Den Aufschrei gewisser Leute kann ich nicht nachvollziehen.
Das Tuning beläuft sich auf simples aufstufen der Autos, geht für mich in Ordnung. Der Automechaniker darf da eine Träne verdrücken. Ansonsten kann man von Lenk- und Bremshilfen, über Traktionskontrollen, Optimalspur und Stabilitätsregeln alles seinem Fahrkönnen anpassen. Allerdings solltet ihr wissen das im Online-Modus viele Dinge automatisch abgeschaltet sind – gleiche Anforderung für alle. Im übrigen lassen sich die Boliden in Gran Turismo Sport sehr feinfühlig per Pad steuern, ich bevorzuge trotzdem das Lenkrad.
VR-Modus
Gran Turismo Sport hat einen VR-Modus, der wirklich schmerzt. Nicht weil er so schlecht ist, sondern so gut, aber leider abgespeckt vom Umfang. Zumindest in technischer Hinsicht ist das hier die Oberklasse! Kein Kantenflimmern, tolle Optik, auch im Innenraum der Autos. Wer im Sonnenuntergang über die Piste brettert und plötzlich einen das untergehende romantische Sonnenlicht realistisch blendet, der merkt in dem Moment, was VR alles kann. Wer dann noch ein Lenkrad plus Pedal-Set sein eigen nennt, der will gar nicht mehr aussteigen. VR ist wie gemacht für Rennspiele, das vorrauschauende Fahren, das abgekoppelte Lenken von der Blickrichtung, es verhilft einen zu Bestzeiten. Leider kann man nur einzelne Strecken auswählen und fährt auch nur gegen einen Kontrahenten. Schade, ich hoffe das hier noch nachgelegt wird!
Fazit
Ihr entschuldigt mich jetzt – ich muss zurück auf die Piste! Habe mir im Subaru WRX die Pole gesichert und das Lenkrad surrt schon. Und mein giftgrüner Porsche hat noch etwas Feinschliff bei der Gestaltung des Hecks nötig. Ach, und auf der Nordschleife kämpfe ich immer noch um die Gold-Zeit. Der Herzstück von Gran Turismo Sport ist allerdings der Online-Modus. Nirgends rast es sich auf den Konsolen spaßiger und kompetitiver – Glückwunsch zum Genrethron! Hier wird Rennsport und Fairness in jedem Ritzel zelebriert, zumindest wenn man das passende Ranking hat. Das Matchmaking wird so zum Traum jedes Feierabendrasers. Die klassische GT-Kampagne, die ihren Zenit längst überschritten hatte, wurde geschreddert. Übrig geblieben ist eine fordernde wie motivierende Mischung aus Fahrschule, Zeitprüfungen und Herausforderungen, die Singleplayer ordentlich beschäftigt. Der Content wird dabei umhüllt von reinstem Auto-Porn! Hochglanzoptik auf der Rennstrecke, tonnenweise Infos über Hersteller und ihre Fahrzeuge, Videoimplementierungen aus der Geschichte des Rennsports und eine edle Optik wie aus dem Klavierlack-Eimer. Da bleibt mir zu sagen, guten Bleifuß und atme wahren Rennsport mit dem besten GT aller Zeiten!
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Endlich mal ein Test mit Wahrheitsgehalt!