Fridemanns Frieses Futuropia feiert freudig Feierabend. Ferdammt, fenn fer Feierabend für Finstauben fählt. Ok, das funktioniert nicht. Futuropia hingegen kann man dies nicht absprechen. Aber da ich nicht Stiftung Warentest bin und eine Spielmechanik am Ende auch immer Spaß machen sollte, bringt mir eine funktionierende Funktionsweise herzlich wenig. Die Idee hinter Futuropia ist allerdings genial. Kann das Thema also der Funktion beistehen und Spielspaß-Öl zwischen die trockenen Zahnräder der Brettspielmechanik zaubern?
Kurzcheck: Darum geht es in Futuropia
In Futuropia ist das Ziel einen völlig automatisierten Wohnkomplex zu schaffen. Arbeit muss ausverkauft sein! Alles an Arbeit sollen Roboter erledigen, während der Mensch seiner Lust & Laune frönt. Durch die Digitalisierung 4.0 und weiteren Umwälzungen in unserer Gesellschaft, ist diese Utopie gar nicht so weit hergeholt. Die Idee klingt ganz fabelhaft, das Spielmaterial mit den niedlichen Bewohnern und den schicken Wohneinheiten macht auch was her. Etwas vereinfacht: Wer am Ende die meisten arbeitslosen Bewohner beherbergt und dabei alles mit Energie versorgen kann, gewinnt das Spiel. Großartig!
Die klaren Spielregeln versprechen in der Theorie viel Spaß! Fünf Aktionsplättchen hat jeder Spieler ausliegen. Wer eine Aktion auslöst, dreht das Plättchen um. Erst wenn alle Plättchen benutzt wurden, werden diese wieder umgedreht. Durch die Abgabe von Ressourcen darf man aber auch zwischendrin Aktionen wiederholen. Man sollte sich die Reihenfolge also gut überlegen – so hat es zumindest den Anschein. Hinzu kommt ein netter Marktmechanismus, bei dem die Preise je nach Nachfrage für Energie- und Nahrungsgeneratoren schwanken. Weitere Konkurrenz gibt es beim Kauf der Behausungen, die unterschiedlich viele Punkte einbringen, Einwohner beherbergen können und Elektrizität verbrauchen. Da kein Glück im Spiel vorhanden ist, geht es um das geschickte Planen seiner Wohneinheiten mit Robotern, Energie, Nahrung und natürlich den Menschen.
Kurzschluss
In der Praxis ist Futuropia aber belanglose solitäre Beschäftigung und verdammt zäh. Das fängt mit dem Spielaufbau an. Die Sortierung der ganzen Teile ist nervig und nicht intuitiv, dazu verbraucht Futuropia Unmengen an Platz. Der Wahnsinn für das, was das Spiel am Ende bietet. Bei vier Spielern hat ein 160 cm langer Tisch gerade so gereicht. Nehme ich in Kauf, wenn das Spiel dann rocken würde. Wenn! Die Wahl der fünf Aktionen klingt interessant, das Thema liebe ich, aber im Spiel selber fühlt sich alles belanglos an. Ich nehme eine Wohneinheit und Bewohner, danach kaufe ich Nahrungsgeneratoren, um diese zu ernähren, jetzt Energiegeneratoren um diese zum Laufen zu bringen, jetzt tausche ich Menschen gegen Roboter, nun kaufe ich Wohnheinheiten – plötzlich knallt der Kopf auf die Tischplatte. Verdammt eingeschlafen!
Ich kann den Kreislauf auch anders aufziehen. Es funktioniert irgendwie immer. Was meine Mitspieler machen ist fast egal. Wenn etwas nicht aufgeht, leihe ich mir Geld und bezahle damit die fehlenden Ressourcen. Was auf dem Papier wie eine interessante Mechanik ausschaut, da ich die Anleihen zurückzahlen muss, aber durch Zinsen bestraft werde, ist am Ende völlig nebensächlich. Denn spätere Überproduktionen einer Ressource kann ich nutzen, um die Zinsen zu begleichen. Leider ist die Überproduktion so sicher wie die Beliebigkeit in Futuropia. Geld ist gleich Energie ist gleich Nahrung. Nie fühlt man wirklich einen Mangel. Das Spiel ist zu zahm.
Der Markt und die Optimierung
Der größte Reiz von Futuropia entsteht durch den Markt und dem Kauf von Generatoren. Generatoren verbrauchen unterschiedlich viel Platz, benötigen unterschiedlich viele Arbeiter (Roboter oder/und Menschen) und schüttet dabei ganz unterschiedlich viele Ressourcen ab. Durch schwankende Preise entsteht hier kurzfristig ein spannender Kampf um begehrte Generatoren. Durch die fehlende Knappheit und der Möglichkeit jederzeit Anleihen zu erhalten, senkt sich diese Spannung aber auch hier.
Es mag sein, dass mit vielen weiteren Partien irgendwo der Kniff zum Vorschein kommt und die Optimierung spannender wird. Uns ist vorher leider die Lust vergangen. Selten habe ich es erlebt, dass in unterschiedlichen Spielgruppen, wirklich keiner dabei war, der noch eine Partie wagen wollte. Teilweise war es so, das wildes Einkaufen, inklusiver massiver Anleihen und späteres recht lockeres Auslösen der Zinsen, zum Erfolg geführt hat.
Kleiner Aufschwung in Futuropia
Etwas besser ist es mit der B-Seite der Plättchen, die mehr Abwechslung und Sonderregeln bieten. Plötzlich gibt es stärkere Konkurrenz und Möglichkeiten sein Spiel zu gestalten. Auch ein varibaler Spielaufbau ist möglich. Nur der Grundablauf jeden Spiels, mit sehr starken Fokus auf den arbeitslosen Bewohner, bleibt gleich. Als munteres Familienspiel und Einstieg in Optimierbrettspiele ohne jegliche Glückskomponente mag Futuropia funktionieren, wäre da nicht die lange Spielzeit. Heruntergebrochen auf ein 30-Minuten-Spiel, ja gerne, aber mit vier Spielern sitzt man bei Futuropia schon 90 Minuten am Tisch, als Anfänger eher 120 Minuten. Viel zu lange für die immer gleichen fünf Aktionen!
Fazit
Ich finde Funkenschlag sehr gelungen und Fiese Freunde, Fette Feten ist zumindest mit der richtigen Gruppe der Knaller. Futuropia hat sich für diese starke Gesellschaft von Friedemann Friese ein thematisch schmuckes Mäntelchen übergestülpt und lädt zur Utopie mit kompakten aber scheinbar knifflige Aktionen und knuffigen Material ein. Anfänglich hält sich Futuropia auch passabel. Thema und Mechanik gehen Hand in Hand: Man kauft erste Wohnblöcke, tauscht Arbeiter durch Roboter aus und versucht die Nahrungs- wie Energiegewinnung zu optimieren. Das danach ist das Problem.
Denn so wie der Mensch in Futuropia am Ende arbeitslos ist, sind die Spieler in der Rolle der schuftenden Roboter. Der Spielspaß feiert die Freizeit und wir ackern mit immer gleichen Aktionen über eine viel zu lange Spielzeit, hauptsächlich darauf fokussiert, die meisten nicht arbeitenden Bewohner zu beherbergen. Ressourcen sind zu beliebig, Spannung durch ein Mangel an Energie und Nahrung kaum vorhanden. Die fortgeschrittene Version mag den Spielablauf etwas spannender gestalten, hat in seiner Gesamtheit aber zu wenig Umfang. Der asymmetrische Aspekt hätte hier noch größer sein müssen. Die Mechanik funktioniert, der Spielspaß aber verpuffte am Ende in nahezu jeder Runde.
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