Kurzcheck: Darum geht es in Andoria Battlefields
Jeder Spieler erhält ein Tableau auf dem er mit zwei Helden von unten nach oben laufen muss. Hat er das geschafft, gewinnt er das Spiel. Gleichzeitig bewegen sich aber auch Monster von oben nach unten. Wenn zwei Monster es in die Endzone schaffen, ist der Spieler ausgeschieden. Treffen sich nun Held und Monster auf ihrem Weg, blockieren sie sich im Regelfall und es kommt zum Kampf. Man versucht also gleichzeitig mit den Helden Lücken zu finden und schnell nach oben zu kommen und spielt beim Gegner die Monster so, das sie die gegnerischen Helden bestmöglich blockieren.
Das Einkommen pro Runde in Goldtalern muss sich dabei jeder Spieler zwischen Helden und Monstern aufteilen. Da das Einkommen niedrig ist und Helden wie Monster das Gold nur so wegfressen, muss man sich hier entscheiden, was man überhaupt ausspielt. Die richtige Balance ist der Schlüssel zum Sieg. Zumindest in der Theorie.
Strahlend in der Theorie
Mit guten Einfällen geht es weiter. Nicht nur Helden und Monster bevölkern das Spiel, sondern auch einmalige Effekte sind im Kartenstapel versteckt. Da gibt es fiese Feuerbälle, Goldregen, fette Mauern oder Zauber, die Truppen einen Zug lang verstärken. Auch diese kosten Gold und machen daher die Entscheidungen noch schwieriger. Die Helden wie auch Monster sind dabei schick gestaltet und haben alle ihre kleinen Sonderregeln. Der Ritter ist stärker, wenn er sich vor dem Angriff bewegt, der Kampfaffe darf zurückschlagen, wenn er angegriffen wird, Priester können heilen, Bogenschützen auch diagonal angreifen, was sonst verboten ist. Kurzum, die vielen Fähigkeiten versprechen taktische Finessen. Also auf in den Kampf!
Nun steh ich hier…
…und kann nicht anders. Das war mein Motto in der Praxis. Andoria Battlefields wirkt manchmal wie ein wilder Hengst, gezüchtet für den Wettkampf, mit Adrenalin im Blut und dann steht er stumpf im Pferdeanhänger auf der Autobahn. Im Stau. Bei Nieselregen in der Kälte. Zu oft blockieren sich hier Gegner einfach nur, weil der Angriffswurf gegen einen aktiven Verteidigungswurf verrechnet wird und die Symbole fast gleichwertig verteilt sind. Es ist mitunter brutal zäh. Wenn Affe und Oger sich drei Runden blockieren und keiner stirbt, dann schläft am Ende sogar der Würfel ein. Ich will doch Action!
Hinzu kommt, dass sich nur wenige Fähigkeiten auf andere Helden auswirken. Man setzt seine Einheiten, der Gegner die Monster und dann kuschelt man sich irgendwo fest. Effekte wie Diagonal angreifen, von der Seite oder ähnliches sind in der Praxis weniger spannend als auf dem Papier. Denn stehen die Helden einmal in ihrer Reihe, dann geht es fast immer nur geradeaus nach vorn und Entscheidungen müssen kaum noch getroffen werden. Ein großes Übergewicht zu erschaffen ist auch schwer, da es keinen wirklichen Motor gibt, um mehr Gold zu scheffeln. Mit den festen Einnahmen von 2 Gold und ähnlichen Wahrscheinlichkeiten beim Würfeln kann man sich keinen aktiven Vorteil erarbeiten.
Bei zwei Spielenden ist man immerhin oft dran. Eigentlich fast immer. In meinem Zug mit den Helden, im gegnerischen Zug mit den Monstern. Auch hier können sich die Würfe egalisieren und das Spiel strecken. Die richtige Downtime-Keule wird dann allerdings bei vier Spielern aus dem Schrank geholt und großzügig geschwungen. Ich bin zwar zweimal dran (Held & Monster), aber dafür muss ich fünf lange Züge warten. Fünf Züge in denen bei jedem Spielenden Helden und Monster erscheinen und oft zwei bis vier Kämpfe ausgetragen werden. Es mag nun an unseren stets guten Verteidigungswürfen liegen, aber Andoria Battlefields ist vom Gebotenen ein wirklich nettes Spiel für zwischendurch und sollte keine Stunde oder mehr verschlingen.
Und nun?
Irgendwo hakt es in der Mechanik. Mir ist klar, dass die Kämpfe in keinem Massaker ausarten dürfen, da man zu wenig Gold für Nachschub besitzt und die Wegstrecke zu kurz ist. Andoria Battlefields wäre einfach zu schnell vorbei. Eine Stärkung des Angriffs würde wohl auch keine Verbesserung bringen, nur das Spielgeschehen mehr hin und her schwappen lassen. Vielleicht ist das größte Manko die starre Mechanik der Vorwärtsbewegung in Spalten. Mehr Fähigkeiten zur Steuerung der Bewegung wie Schieben, Ziehen und das Wechseln der Spalten hätte mehr Dynamik ins Spiel gebracht und mich länger bei der Stange gehalten. Vielleicht haben wir auch nur ununterbrochen Pech mit den Würfen, die sich so oft egalisieren…
Fazit
Andoria Battlefields, ich will dich mögen. Das liegt vor allem an dem kleinen Kniff, dass man Held- und Monster-Spieler zugleich ist und sich die Ressourcen aufteilen muss. Dem Mitspieler mit Monstern in die Parade fahren oder die Fäuste zum Himmel strecken, wenn man mal wieder drei Schilde gewürfelt hat und die angeschlagene Figur doch nicht stirbt, macht Laune. Ja, Andoria Battlefields hat definitiv seine Momente, die zum Teil auch durch das richtige Ausspielen von Fähigkeiten zum Tragen kommen. Aber irgendwo nimmt dieses Spiel die falsche Abzweigung. Statt bei dynamischen Würfelgefechten mit taktischer Bewegung landet man bei zähen und stagnierenden Grabenkämpfen. Andoria Battlefields hat sicher seine Fans da draußen, vor allem wer Dice Throne liebt, sollte Probespielen. Ich gehöre allerdings nicht dazu.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Auch zu zweit kann ich dem Spiel nicht viel abgewinnen. Man ist zwar öfter dran, aber ob es das besser macht muss jeder für sich selber endscheiden!
Die Idee des Spiels ist nett und durchaus reizvoll, aber damit hat es sich dann auch.