Lesezeit: 4 Minuten
Mindbug hat mich mit seiner innovativen Mechanik wirklich in Erstaunen versetzt. Dem Karten-Duell gelingt nämlich Außergewöhnliches, was andere Kartenspiele dieser Art bisher kaum umgehen können. Das Stichwort ist Kartenwertigkeit gepaart mit Kosten. Man kennt dieses Konzept aus unzähligen Vertretern. Von Trading Card Games wie Magic, Lorcana oder Pokémon über Living Card Games wie Conquest oder Marvel Champions bis hin zu  Vertretern wie Riftforce oder Hero Realms, alle diese Kartenspiele hantieren mit Kosten zum Ausspielen oder äquivalenten Mechaniken. Mindbug schmeißt dieses Konzept in den Häcksler, zertrampelt danach die Mechanikfetzen, um sie letztendlich zu verbrennen. Selbstbewusst! Aber kann das funktionieren?

Kurzcheck: Darum geht es in Mindbug

Suche dir einen fiesen Bug, ergo Mitspielenden, gegen den du spielen willst. Schnapp dir den dicken Packen Karten, mische ihn gut durch.  Teile danach zehn Karten aus. Der Rest der Karten kommt ungesehen in die Schachtel. Ihr zieht nun jeder fünf Karten auf die Hand. Heißt: fünf schlummern im Nachziehstapel. Stellt eure Lebenspunktescheiben auf drei und lasst die wildesten Kreaturen gegeneinander antreten. Zwei Aktionen sind das Grundgerüst. Entweder eine Karte ausspielen oder eine schon ausgespielte Karte angreifen lassen. Easy. Dabei darf die angegriffene Person überlegen, ob sie den Angriff mit einer eigenen Kreatur blocken möchte. Dabei werden ihre Stärkewerte verglichen und die schlechtere Karte vernichtet. Blockt man nicht, verliert man einen seiner drei Lebenspunkte. Der Clou: Wie in der Anleitung schon dargestellt, du darfst einfach alles ausspielen! Es gibt ja keine Beschränkungen wie Ressourcen aka Macht, Gold oder wie alle diese Versuche heißen, eine Balance in Duelle reinzubringen zu wollen. Wieso kann sich Mindbug über diese fast titanhaft verzurrte Mechanik im Genre entledigen?

Ganz einfach: Vor Spielstart bekommen beide Teilnehmende zwei Mindbug-Karten, die offen ausliegen. Spielst du eine Karte aus, dann darf die andere Person eine ihrer Mindbug-Karten dauerhaft verbrauchen, bekommt dafür aber direkt deine ausgespielte Karte. Ein famoser Kniff, der für richtige Spannung sorgt! Mindbug ernährt sich so vom Bluffen und Tabletalk. Dabei besitzt es eine Aufbauzeit von unter einer Minute und durch die kurze Spielzeit gibt es eigentlich nie einen Grund Mindbug nicht zu spielen. Aber gehen wir noch einmal auf den Clou genauer ein …

Mindbug
Passt auf jeden Tisch!

Schau mir in die Augen!

Stell dir vor, wir duellieren uns hier jetzt. Du hast den Frettchenbomber auf der Hand. Der hat die Fähigkeit Raffiniert und beim Ausspielen muss ich als dein Gegner zwei Karten abwerfen. Raffiniert bedeutet, dass der Angriff der Kreatur nicht geblockt werden darf, wenn die blockende Kreatur selber nicht auch raffiniert ist. Ich habe zumindest aktuell solche eine Karte nicht ausgespielt. Spielen wir das weiter durch. Ich habe nur 3 Lebenspunkte. Heißt, drei Angriffe dieser elenden Kreatur und ich habe verloren. Spiel sie aus, flüstert dir deine Sieger-DNA! Du spielst sie aus. Ich aktiviere jetzt einen meiner zwei Mindbugkarten. Nun gehört mir die Kreatur, so als hätte ich sie ausgespielt. Also wirfst du jetzt zwei Karten ab! Die Schadenfreunde gehört mir an dieser Stelle. Und bete, dass du jetzt selbst etwas gegen Raffiniert auf der Hand hast, sonst heißt es gleich für dich Game Over.

Klingelt der Groschen Mindbug jetzt? Jede gute eigene Karte ist potenziell auch eine Waffe gegen einen selbst. Welche Karte spielt man also? Eine, gegen die man sich selbst schützen kann? Die man mit anderen Fähigkeiten kontern kann? Starke Karten, aber nicht die stärksten, damit die Mindbugkarten des Gegners aufgebraucht werden? Denn sind die zwei Mindbugkarten aufgebraucht, kannst du danach jede Karte rausfeuern und niemand kann es mehr verhindern. Es ist so simpel wie genial und gebärt wirklich witzige und spannende Duelle.

Eine Mindbug-Karte schon benutzt. Verbrauche ich die zweite für den Frettchenbomber?

Einsamer Yeti vs. Haihund vs. Steuereintröter

Zweite Sache, die ich in Mindbug liebe, sind die Illustrationen und Wortschöpfungen der Kreaturen. Kängusaurus Rex? Steuereintröter? Haihund? Absolut mein Humor. Die wilden Kreaturen sind aber eben nicht nur lustig, sondern besitzen alle Fähigkeiten, die richtig eingesetzt enorm stark sind. In Mindbug gibt es keine Füller-Karten. Jede starke Fähigkeit hat ihre Konter! Was in den ersten Partien vielleicht enorm stark wirkt, wird dank besserem Verständnis später revidiert. Die Kinder brüllten nach den ersten Partien aufgrund Raffiniert nach dem „Peter Balance“. Danach war es plötzlich Raserei. Hohe Stärke und Doppelangriff ist eben auch sexy. Halt, wie übertrieben ist denn Robust mit Gift gepaart? Gift tötet trotz geringerer Stärke immer die andere Kreatur. Robust gibt Kreaturen einen zweiten Lebenspunkt. Fiese Kombo. Killt alles, bleibt aber selbst immer am Leben.

Dabei glänzt Mindbug nicht einmal mit vielen Fähigkeiten. Es bleibt auch hier so schlank wie die Grundregeln. Aber das ist eben auch der Reiz! Wenige Fähigkeiten, alle situativ stark und in unterschiedlicher Kombination und fertig ist ein Duell über maximal 20 Minuten, wo knifflige Entscheidungen und oftmals knappe Siege an der Tagesordnung sind. Glück über die anfängliche Verteilung aus dem Pool der Karten gehört sicher manchmal dazu. Diese Partien verlaufen dann in einem Ungleichgewicht, aber das stört nicht einmal Wayne bei dieser knappen Spielzeit.

Mindbug
Karten ohne Ende!

Fazit

Kartenspiele, wo man andere ordentlich vermöbelt, kommen bei mir oft wesentlich besser an als bei meinen Kindern oder meiner Frau. Es spricht für dieses Spiel, dass die beiden letztgenannten noch mehr Partien untereinander gespielt haben als ich insgesamt. Mindbug steht bei uns seit Wochen nicht im Regal, es steht auf dem Tisch. Griffbereit zu jeder Zeit! Aber auch abseits der Familie ist das Käfer-Fieber ausgebrochen. Kein Wunder, denn die Kartenmechanik begeistert ganz ohne kompliziertes oder nerviges Ressourcengeschacher. Kreative und witzige Kreaturen, die mit fein aufeinander abgestimmten Fähigkeiten glänzen, sorgen für spannende Entscheidungen. Jede Karte ist stark, du musst sie nur zur richtigen Zeit ausspielen! Und jede eigene Karte kann gegen dich verwendet werden. Das vermengt mit einer kurzen Spielzeit und einen denkbar einfachen Einstieg und fertig ist das unfassbar gute Kartenspiel!

Mindbug: Der erste Kontakt
Spielinformationen
Genre: Karten-Duell | Personen: 2 | Alter: ab 8 Jahren | Dauer: 15 - 20 Minuten | Autor: S. Elias, R. Garfield, M. Hegen, C. Kudahl | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
8
AUSSTATTUNG
7.5
SPIELIDEE
9
Positive Aspekte
Super simpel
Genialer Ressourcenverzicht
Extrem kurzweilig
Negative Aspekte
Glück kann entscheiden ...
(... in der Regel gewinnt aber die bessere Strategie)
8
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Seit der SPIEL 2021 unser meistgespieltes Spiel! Hab auch alle (Standalone) Erweiterungen und es wird meiner Meinung nach immer besser.

    Antworten
    • Hallo Andi,

      Witzig, dass du das schreibst. Ich spoiler mal ein wenig. Wir haben aus der kommenden Crowdfunding-Kampagne schon ein Presse-Muster und ich bestätige das gleich einmal, was du geschrieben hast. Die neuen Dynamiken machen das Spiel noch besser! Ich kenne die alten Erweiterungen nicht, kann aber trotzdem absolut nachvollziehen, dass du so fühlst.

      Liebe Grüße

      Christian

      Antworten

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