Lesezeit: 5 Minuten
Der Herausforderer von Star Wars: The Clone Wars ist für mich ganz klar World of Warcraft: Wrath of the Lich King. Ich liebe einfache beide Welten, entsprechend gespannt war ich, wie sehr der Star-Wars-Ableger Spielspaß auf das Fundament von Pandemie schmiert. Vor allem deshalb, weil bei mir eben jenes Pandemie abseits der Legacy-Varianten für keine Begeisterungsstürme sorgt. Es ist okay. So wie ein bedeckter Sommertag bei 18,5 °C. Kooperativ holen mich andere Spiele wesentlich mehr ab. Als neugieriger Mensch, der thematische Abzweigungen feiert, bin ich trotzdem immer auf die Pandemie-Ableger gespannt und die Familie hat ja auch noch ein Wort mitzureden. Der Ausflug nach Northrend hat uns ja ebenfalls gefallen. Was aber hat das Lichtschwert-Universum nun zu bieten?

Kurzcheck: Darum geht es in Star Wars: The Clone Wars

Die Galaxie ist bedroht! Von wem? Da wären Count Dooku, Maul, General Grievous und Asajj Ventress. Alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die das Grundspiel durchaus verändern. Das gibt sich auf den ersten Blick allerdings recht vertraut. Jede Person wählt einen Helden oder eine Heldin, es gibt natürlich Planeten, die die Rolle der Städte aus dem klassischen Pandemie übernehmen und statt Virus-Würfel breiten sich in der Galaxis Droiden aus. Dann werden die Epidemiekarten in den Kartenstapel … äh halt Stopp! So läuft das hier nicht und wir nehmen deshalb direkt die nächste Abfahrt und entfernen uns vom bekannten Pandemie.

Ausbrüche werden nämlich nicht durch eingemischte Epidemiekarten in die Aktionskarten der Spielenden ausgelöst, sondern jeder Schurke hat sein eigenes Aktionsdeck. Geil: Je nach Schurke entwickelt sich das Spiel anders, wenn am Ende eines Zugs davon Karten aufgedeckt werden. In diesem Stapel schlummert natürlich auch die „Epidemie“, trotzdem bekommt das Spiel durch diesen Kniff wesentlich mehr Thema. Auch bei den Aktionskarten warten Überraschungen. Diese werden gesammelt und fungieren als Aktionsverstärkungen. Je nach Farbe kämpft, fliegt oder verteidigt man sich besser. Beim Kampf, den Held:innen und den Missionen, auf die ich gleich noch im Detail eingehe, orientiert sich Star Wars: The Clone Wars hingegen an Mechaniken von World of Warcraft: Wrath of the Lich KingZeit, die Macht nach mehr Details zu fragen.

Alles steht bereit!

Besser oder schlechter?

Zuerst einmal hat jeder Charaktere eine eigene starke Sonderfähigkeit! Cooler individueller Touch, der aber hinter World of Warcraft: Wrath of the Lich King bleibt, weil es dort zwei Fähigkeiten sind. Insgesamt sind die Charaktere in World of Warcraft präsenter. Wesentlich besser macht es Star Wars: The Clone Wars im Vergleich bei den Missionen. Auch hier gewinnt man als Gruppe, wenn man den gewählten Schurken oder Schurkin besiegt. Der Weg dahin ist allerdings im Krieg der Sterne wesentlich spannender.

Anders als die drei statischen Raids als große Gruppenaufgabe, erledigt man in Star Wars: The Clone Wars viele kleinen Missionen. Vor Spielbeginn wird je nach Schwierigkeitsgrad eine zufällige Anzahl an Missionen verdeckt gezogen. Zwei davon liegen dann immer offen aus und warten auf die Erfüllung. Jede Mission ist auf einem anderen Planeten und wartet mit einem thematischen Flufftext. Die Missionen erledigt man über die richtige Zusammenstellung von Handkarten und einem Würfelwurf. Da das Missionsdesign von den zu erfüllenden Bedingungen breiter aufgestellt ist und zusätzlich die ganze Galaxie abdeckt, ist eine Partie wesentlich dynamischer als bei der Konkurrenz in Nordend.

Die Missionen scheuen dich durchs Universum.

Weiterentwicklung?

Auch das schon angesprochene Deck der Schurken oder Schurkinnen bringt wesentlich mehr Abwechslung ins Spiel als der sehr statische Arthas. Es warten unterschiedliche Missionen am Ende, einzigartige Sonderfähigkeiten und eben ganz eigene Ereignisse durch das individuelle Deck. Es ist der größte Unterschied zum klassischen Pandemie und aus meiner Sicht die beste Neuerung. Schurken oder Schurkinnen bewegen sich von Planeten zu Planet und stiften dort mit ihren Fähigkeiten abseits der klassischen Epidemiekarten Chaos. Heißt, auch schon während der Partie und nicht erst am Ende kämpfst du gegen die Schurken oder Schurkinnen. Stehen diese nämlich nicht auf dem Spielfeld, weil du sie temporär vertrieben hast, sind viele Ereigniskarten weniger heftig. Das Vertreiben wird aber damit erkauft, dass ihr euch weniger um Missionen und die allgemeine Bedrohung durch Eroberung der Droiden kümmert könnt.

Star Wars: The Clone Wars
Gewonnen!

Kleiner Schnelldurchlauf

Es warten noch ikonische Charakterkarten auf die Spieler:innen. Diese Karten geben kurzfristige und einmalige Verstärkungen. Kennt man aus jedem Pandemie, auch wenn das durch die bekannten Charaktere hier vielleicht thematisch etwas mehr abholt. Richtig stark ist auch das Material. Die Figuren sind nicht nur schick, sondern von den Droiden gibt es z. B. vier verschiedene Posen. Das kennt man aus vielen anderen Brettspielen anders. Details, die zeigen, hier wurde sich wirklich Mühe gegeben.

Star Wars: The Clone Wars
Der Herr der Clone.

Also alles besser?

Grundsätzlich ist das hier immer noch Pandemie und Star Wars eher ein Mantel. Es ist ein kooperatives Familienspiel, das sich vom Anspruch ähnlich wie das ursprüngliche Pandemie spielt und vielleicht etwas schwerer als der WoW-Ableger ist. Durch den einfachen und immer gleichen Ablauf der Pandemieformel ist Star Wars: The Clone Wars ein perfekter Kandidat für Gelegenheitsspieler:innen, Familien oder Experten:innen, die Fans des Themas sind. Dieser Satz wurde aus der Rezension World of Warcraft: Wrath of the Lich kopiert. Es zeigt, es bleibt eine Formel. Braucht man nun all diese Spiele? Das tolle Material und die veränderten Mechaniken, die durchaus den Anspruch haben, Star Wars abzubilden, sprechen eigentlich dafür. Doch selbst ich als Fan des Themas und als Spieler, der die Neuerungen zu schätzen weiß, bin mir unschlüssig. Das liegt zum einen am geringen Impact der ausgewählten Heldinnen und Helden, die leider nur eine Fähigkeit besitzen, die zudem oft auch recht unspektakulär ist. Zum anderen können die vielen Planeten, die z. T. auch eher unbekannterer Natur sind, für mich nicht den Charme der Erde des klassischen Pandemies oder der fantastischen Landkarte von Nordend einfangen.

Star Wars: The Clone Wars
Karten verbessern Aktionen und sind wichtig für Missionen.

Fazit

Ein Fazit, das ächzt wie der schrottige Millennium Falke. So zumindest hat Luke Skywalker die „Mühle“ bezeichnet. Wer Pandemie nicht abgeneigt ist oder den Einstieg in die Serie sucht und zudem übergroße schwarze Helme mit Röchelfilter erotisierend findet, der macht mit Star Wars: The Clone Wars nichts falsch. Einfache Struktur, spannende kooperative Absprachen und ein nettes Missionsdesign treffen auf fantastischen Material. Die Neuerung des Schurken-Decks fördert zudem die spielerische Abwechslung und wirft noch etwas Thema in den Hyperantrieb. Trotzdem ist das Spielbrett, abseits vom Wissen über die Galaxie gewisser Hardcore-Fans, seelenloser und die Heldinnen und Helden hätten spielerisch etwas frischer performen dürfen. In beiden Disziplinen empfinde ich World of Warcraft: Wrath of the Lich King als spannender. Insgesamt ist Star Wars: The Clone Wars das leicht bessere Lizenz-Pandemie, welches am Ende halt trotzdem einfach nur ein weiteres Pandemie ist. Nicht falsch verstehen, definitiv kein schlechtes Spiel, aber ich habe nun genug Pandemie-Lizenzspiele gesehen.

Star Wars: The Clone Wars

42,99 €
8

AUSSTATTUNG

9.0/10

SPIELIDEE

7.5/10

SPIELSPASS

7.5/10

Kurzfakten

  • Thema gut eingebunden
  • Tolles Material
  • Einfach zu spielen
  • Tolles Schurken-Deck
  • Schon ab 8 Jahren

Spielinformationen

  • Genre: Pandemie-System
  • Personen: 1 - 5
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: 60 Minuten
  • Autor/in: A. Ortloff
  • Rezensionsexemplar erhalten
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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8 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo. Danke für die Einschätzung. Diese deckt sich weitgehend mit meinem Gefühl. Es ist nur Pandemie, halt mit einem geilen Setting, denn ich liebe Star Wars. Spieltechnisch wirkt es für mich viel zu seicht und unspektakulär (laut einem Gameplay-Video) und dafür aber viel zu teuer. Apropos teuer, wie bitte kommst du auf einen Preis von 42,99? Ich habe das Spiel bisher noch nie unter 60 Euro gesehen. Liebe Grüße

    Antworten
    • TotoMagnus
      3. Mai 2023 6:49

      @Michael Das ist der aktuelle Preis bei MM/Saturn (+Versandkosten)

      Schönes Review, was sich mit meinem Bauchgefühl deckt bei dem Spiel.

      Antworten
  • Hab mir das Spiel jetzt mal geholt, da meine Frau und ich gern Pandemie spielen und es bei Saturn für 16 Euro verkauft wird. Zwei Anmerkungen zu deiner Rezi: 1.) sie ist auf luding.org nicht zu finden. 2.) Für die relativ unbegeisterte Besprechung sind 8,1 Punkte ziemlich hoch. Macht es nicht generell Sinn, eine solche Skala besser auszunutzen? Ansonsten erscheint so ein Punktesystem irgendwann redundant. Zum Spiel selbst kann ich noch nichts sagen, ich bin aber bei Koop eher Typ thematisches Familienspiel als Typ Robinson Crusoe. Mal sehen.

    Antworten
    • Hi JohnTheDon,

      da sprichst du etwas an, was hier ja öfters von uns schon thematisiert wurde. Ich glaube, das letzte Mal beim Jubiläum im Februar. Ein paar Gedanken dazu.

      Luding.org, da findest du zurzeit einiges nicht von uns. Die Spiele müssen da eingepflegt werden und gerade wenn das noch niemand gemacht hat, dann ist das wirklich Arbeit. Zeit ist mega kostbar, wenn man so einen Blog in seiner Freizeit macht. Social Media will auch noch bedient werden… Wenn die Zeit knapp ist, dann muss man sich aufs Kerngeschäft konzentrieren und das sind Artikel. Wir werden dort aber bald wieder pflegen.

      Zur Wertung zwei Punkte. Das eine ist die Technik. Ich möchte eigentlich ein komplett neues Wertungssystem einführen, bei dem der Spielspaß härter gewichtet. Vielleicht nicht einmal mathematisch. Ein Spiel kann aus meiner Sicht bei Material ne 10 besitzen und insgesamt in der Wertung trotzdem nur ne 5. Das geht bei meinem Tool nicht. Dafür müsste ich den Spielspaß weiter unter 5 ansetzen, was dann auch nicht passt. Wir haben schon ein neues Tool und ich habe da auch schon dran gebastelt. Ergebnis, der Blog crashte und ich musste 14 Tage in Datenbanken Müll aufsammeln. Der Blog ist über 8 Jahre alt mit unzähligen Rezensionen, das ist nicht einfach so umgestellt. Alle Rezensionen, Verlinkungen, die Strukturen im Blog umzustellen, dass dauert eher Monate.

      Zum Spiel hier direkt. Ich stand für die Bewertung. Ich habe sie mir jetzt noch einmal angeschaut. Ich habe beim Spielspaß 0.2 Punkte abgezogen. Ich bin da sogar unter dem BGG Ranking. Ich halte das Spiel für nicht schlecht! Das Material ist fantastisch für ein Pandemic. Fragt mich jemand, welches Pandemic und er mag Star Wars, würde ich es empfehlen. Es ist für mich sogar in den Top 3 der Pandemie-Reihe. Soll ich da jetzt beim Spielspaß auf ne 6 gehen? Niemals. Dafür habe ich es viel zu oft aus freien Stücken gespielt. Es steht auch immer noch in meinem Regal. Vielleicht klingt dir Rezension nicht so stark nach Begeisterung, es ist halt Pandemie. Es ist aber kein schlechtes Spiel. Hau ich euch ne 6 rein, dann wäre es das aber in den Augen sehr vieler Menschen. Bei BGG ist alles was ne 6 hat eigentlich Restmüll. Gleichzeitig ist das Material schick! Verschiedene Posen bei Mini-Figuren machen viele Brettspiele nicht. Die ikonischen Charaktere sind filigran und wirklich top! Entsprechend ist das die Note zusammengekommen.

      Liebe Grüße

      Christian

      Antworten
  • Hi, das war auch gar nicht so sehr als Kritik gemeint. Im Gegenteil – zu diesem aber auch einer ganzen Reihe andere Spiele, die ihr besprecht, gibt es nicht allzu viele Rezensionen auf luding.org und auf google muss man sich erst mal durch all die Shops wühlen. Ich hatte so lose in Erinnerung, dass du das Spiel mal besprochen hast und hab‘s einfach auf gut Glück über die Suchfunktion deiner Seite probiert. Das Thema Spielreiz ist sicher ambivalent – für eine aussagekräftige Skalierung macht es natürlich wenig Sinn, wenn 90 Prozent der besprochenen Spiele sich auf 10 Prozent der Skala wiederfinden. Dann wirkt es irgendwann beliebig. Aber ich verstehe deinen Punkt – vor allem auch die technische Seite. Danke für die Rezi und die Mühe, die ihr zwei in die Spiele steckt. Auch da gilt natürlich: auch blumige Sprache kann sich abnutzen und irgendwann sieht auch Wasser nach Wein aus. Aber genug der Metaphern: ich lese euch immer gern und habe lieber etwas mehr Poesie als immer nur Prosa.

    Antworten
    • Hallo JonTheDon,

      dazu auch noch einmal zwei Gedanken, weil es natürlich leicht ist, Wertungssysteme zu kritisieren und ich sehe auch deine Punkte. Ich habe ab 2003 10 Jahre für eine Gamingseite geschrieben und auch da war das Thema immer vorhanden. Ohne Wertung geht es nicht, das strafen Suchmaschinen ab. Auch viele Leser:innen wollen eine Wertung. Auf der anderen Seite will ich nicht jedes Spiel vorstellen. Ich selektiere vor und entsprechend sind negative Ausreißer absolut die Ausnahme. Ergo kann es gar nicht auf etwas anderes hinauslaufen als auf eine gewisse Beliebigkeit.

      Für die Rezension von all den echt mittelmäßigen bis schlechten Brettspielen kommt dann noch etwas anderes zum Tragen, womit z.B. Filmkritiken oder Videospielkritiken gar keine Probleme haben: Mitspielende. Ich kann mir kein Brettspiel besorgen und dann eine Rezension schreiben, ohne das andere bereit sind, mit mir und dem Brettspiel Zeit zu verbringen. Gleichzeitig fordern Leser:innen kein Hochjubeln nach einer Partie und wollen, dass sich Rezensierende mit Spielen auseinandersetzen. Ich will das auch. Mache gerne den Selbstversuch und kaufe eine Neuheit, wo du schon weißt, die wird wohl nichts werden und versuche dann Mal mit deiner Spielgruppe 5 Partien zu organisieren. Und das nicht einmal, sondern stetig. Unmöglich! Und hat man selber Bock drauf, mit einem Spiel, wo die Erstpartie schlecht war, dass dann noch mit 2 Leuten zu spielen, dann mit 3 und vielleicht noch Modul X, vielleicht ist es dann ja besser? (Das Problem betrifft manchmal auch verdammt gute Spiele. Ich habe niemanden mit dem ich ernsthaft Weimar: Kampf um die Demokratie mehrmals spielen kann. Das hätte hier sicher 9 Punkte bekommen).

      Anderes Konzept, das machen ja viele, sind so Halbrezensionen nach Erstpartien, wo dann möglichst viele Spiele durchgeschleust werden sollen. Davon halte ich gar nichts! Denn, je mehr ich ein Spiel kritisieren will, weil es wirklich schlecht ist, desto mehr muss ich auch wissen wovon ich spreche. Lange Rede, kurzer Sinn: In der Theorie kann man vieles kritisieren (sehe ich übrigens auch so), in der Praxis ist das dann aber gar nicht so einfach. Ich denke sogar, es ist unlösbar.

      Liebe Grüße

      Christian

      Antworten
  • Da hast du natürlich recht. Ich weiß auch, wie leicht es ist, Punkte zu bemängeln, solange man Konsument ist und nicht Produzent.

    Um das also mal zu sagen; eure Seite ist neben der von Udo Bartsch die einzige, bei der ich Rezensionen normalerweise auch bis zum Ende durchlese. Und ich schätze das Konzept der Seite sehr! ☺️ Auch die sachliche Auseinandersetzung mit Anregungen. Danke. Macht gern so weiter!

    Antworten

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