Lesezeit: 4 Minuten
Man sieht schon wohin die Reise geht!

Als Unterstützer der deutschen Version von Tainted Grail von Awaken Realms muss man sich in Geduld üben. Irgendwann wird dieses Brettspiel bei mir aufschlagen, auch wenn ich in der Corona-Krise gerne mit meiner Frau schon jetzt ins düstere Avalon aufgebrochen wäre. Vor einigen Tagen ist mir dann eingefallen, das ich als Backer ja noch einen Key für die digitale Umsetzung auf Steam besitze. Klar, es ist eine Alpha und daher war die Erwartung entsprechend. Ich wollte nur einmal einen Hauch Tainted Grail schnuppern, vor allem weil die digitale Umsetzung eine eigenständige Geschichte erzählt und somit nicht die Kampagne des Brettspiels verrät. Nun zweifel ich ein wenig am Brettspiel…

Wunderbare Atmosphäre

Man startet direkt in einem düsterem und heruntergekommenen Dorf auf der Insel Avalon. Die melancholische Musik im Ohr tanzt mit der düsteren visuellen Darstellung einen dunklen Tanz. Das Dorf ist Umgeben von wabernder Finsternis, Wyrdness genannt. Vor dieser Seuche ist das Volk eigentlich nach Avalon geflohen und dort aufgestellte Menhire, mächtige magische Statuen, schützen das Land. Die erste Aufgabe ist es dem Menhir ein Blutopfer zu bringen, damit er seine schwindende Kraft nicht völlig verliert. Im Dorf muss jeder ran und heute ist man selbst an der Reihe. Hier beginnt die erste Quests mit Entscheidungen! Opfere ich eigenes Blut, töte ich ein paar Tiere und trickse den Menhir sowie die Dorfbevölkerung aus oder komme ich irgendwie am Wächter beim Kerker vorbei? Ich meine, der Gefangene taugt doch zu eh nichts mehr. Warum ihn also nicht heimlich um die Ecke bringen und das Blut von ihm opfern?

Gemütlich geht anders…

Viel mehr möchte ich euch inhaltlich gar nicht verraten, aber in der digitalen Version zeigt Tainted Grail schnell worum es geht. Wirklich enorm düstere Geschichten und Schicksale, eine Welt am Rande des Abgrunds und darin verwobenen unzählige Entscheidungen, die Auswirkungen auf den Verlauf der Kampagne haben. Aber nicht nur die Geschichte, sondern auch das Gameplay drückt bewusst auf die Stimmung. Schnell müsst ihr das Dorf verlassen und in die Wyrdness treten, damit diese Welt eine Chance hat. Ohne magische Kerze fallt ihr dem Wahnsinn an. Viele Kerzen habt ihr nicht! Auch andere Dinge wie Heilungen sind endlich. Dafür viele Orte an denen nichts Gutes lauert. Mal ist es schlauer zu reden, manchmal ist genau das falsch. Survival steht also auf der Speisekarte.

Das alles führt dazu, das man jeden Schritt und jede Antwortmöglichkeit abwägt. Tainted Grail will ganz und gar ein Roque-Like-Spiel sein. Scheitern ist hier zumindest später mit eingeplant! Tritt der Fall ein, geht es von vorne los, wobei Fortschritte in der gescheiterten Kampagne das anfängliche Dorf verbessern. Davon ist in der Alpha-Version noch nichts zu sehen ist. Die Spielwelt wird übrigens immer zufällig aufgebaut.

Überall lauert die Wyrdness.

Netter Kampf

Die Kämpfe, die ihr austragen müsst, werden über Karten gesteuert. Dabei geht es hauptsächlich um das richtige Ausspielen von Karten und der Schaffung von Symbiosen. Erst der Stun, damit die zweite Karte doppelten Schaden macht. Dazu hantiert man mit zwei Farben, Rot für den Angriff, Blau für die Verteidigung, die auch für Komboeffekten sorgen. Folgt z.B. auf manch blaue Karte, direkt wieder eine Blaue, darf man eine Karte nachziehen. Man kennt das alles, es läuft flüssig, ist gut verwoben, passt also! Durch Stufenaufstiege des Charakters darf man neue Karten wählen, somit ist Tainted Grail auch ein kleiner Deckbuilder.

Der Kampf macht Spaß!

Zustand der Alpha

Ich habe den ersten Abschnitt durchgespielt und habe dafür ungefähr 3 Stunden gebraucht, habe allerdings auch recht langsam gespielt. Danach ist die offizielle Alpha vorbei, allerdings kann man noch weiterspielen. Das ist dann aber wirkliches Testgelände! Mehr Platzhaltertexte, Quests die nicht funktionieren oder Abstürze. Man kann also durchaus noch mit dem Kauf warten, sofern man die Entwickler nicht unterstützen möchte. Am Ende haben mich die drei Stunden in Avalon aber mächtig in ihren Bann gezogen und ich bin richtig heiß auf das fertige Spiel!

Die Charakterentwicklung ist weniger komplex.

Fazit

Ich hoffe einfach, das sich die User bei BoardGameGeek nicht irren, denn die bewerten Tainted Grail zurzeit mit 8.7 Punkten und schon jetzt ist es in den Thematic Charts auf Platz 20. Mehr als beachtlich! Die digitale Version hat mich ehrlich gesagt aber richtig begeistert und bietet dabei Dinge, die das Brettspiel gar nicht leisten kann. In den Kämpfen wird einem Verwaltungsaufwand abgenommen und der Karten-Kampf flutscht einfach. Noch wichtiger, aufgrund der Möglichkeiten eines Videospiels, sind Abfragen bei Entscheidungen viel komfortabler. Man erlebt keine Quests nach dem Motto, wenn du ein Schwert dabei hast, lies bei 850 weiter, hast du Hans dabei, schlage 450 auf, hast du keins von beiden, lies Eintrag 129. Notgedrungen werde ich hier gespoilert, was möglich gewesen wäre. Das Abenteuerbuchprinzip eines Brettspiels hat eben seine Grenzen. Somit bleibt nach meinem begeisterten Ausflug nach Avalon die Sorge, das der Einblick in die digitale Welt von Tainted Grail am Ende das bessere Spiel zeigt.

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Hi Christian, lese schon lange deinen Blog und freu mich über jeden deiner Beiträge! Vor allem die Kinderspiele find ich super da meine jetzt auch bald ins Alter kommen 🙂 mir ging es ähnlich freue mich aber schon riesig auf tainted grail….

    Vielleicht zeigt forgotten waters von plaid hat games auf wie man das mit einer App lösen könnte mit dem abenteuerbuch, das Spiel ist auf deutsch noch nicht erschienen die playthroughs auf YouTube sehen aber sehr viel versprechend aus!

    Danke für deine tollen Rezensionen!

    Lg lukas

    Antworten

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