Master of Orion ist neben Civilisation das 4X-Spiel der Videospielhistorie. Mutter und Vater sozusagen. Diese Titel sind heute einer der Gründe, warum ich mich in Brettspiele wie Eclipse absolut verlieren kann. Wenn nun Master of Orion: The Boardgame das Licht der Welt erblickt, ist die Erwartung hoch. Im ersten Moment denke ich an unendliche Weiten, Schiffsminiaturen und Hexfelder. Ein episches Spiel! Master of Orion: The Boardgame winkt einem dann aber mit ganz vielen Karten und einem kompakten Spieldesign aus der Schachtel zu. Ein typischer Zivilistationsaufbau über Karten- und Resourcenmanagement. Da schreien die ersten bei Board Game Geek schon etwas von verschwendeter Lizenz. Bevor ich schreie, setzte ich erstmal Kurs ins Orion-System und schaue was der galaktischen Rat so treibt!
Kurzcheck: Darum geht es in Master of Orion: The Boardgame
Du verkörperst eines der Völker, die um die Vorherrschaft im Orion-System kämpfen. Wenn du ein Langweiler bist, nimmst du die Menschen, alle anderen schnappen sich die Alienvölker, die mit kleinen Sonderregeln aufwarten. Je nach Arbeitsleistung deines Volkes hast du unterschiedlich viele Aktionen. Aber Vorsicht, wer sein Volk zu sehr schuften lässt, senkt die Moral! Das Ziel des Spiels ist es möglichst viele Siegpunkte zu erhalten. Also besiedelst du Systeme, baust dort dein Imperium auf und erhältst darüber Ressourcen. Die fördern dein weiteres Wachstum. Wer es darauf anlegt, darf auch Krieg führen und den Mitspielern ordentlich in die Parade fahren.
All das wird äußerst elegant durch Karten gesteuert. Master of Orion: The Boardgame spielt sich verdammt flott und verschwendet keine Zeit beim Spielaufbau. Die 4X-Formel ist definitiv spürbar, allerdings bleibt es durch die Karten eher abstrakt.
Schwing die Peitsche!
Was mir als erstes gefallen hat, ist die Bestimmung der Aktionen. Die Ressource, die man am Anfang einer Runde am meisten besitzt, bestimmt die Anzahl an Aktionen. Besitze ich nur wenige Ressourcen, darf ich zwar eine Karte ziehen, erhalte aber nur 3 Aktionen. Bin ich im letzten Drittel der Ressourcenleiste, sind ganze 5 fünf Aktionen möglich. Der Nachteil ist der Verlust von Moral, schließlich hast du die Peitsche geschwungen. Das ist erstmal nicht weiter schlimm. Wer sich allerdings zu spät um die Regeneration der Moral kümmert, kann arge Probleme bekommen. Erstens ist jeder Moralpunkt am Ende auch ein Siegpunkt wert, zweitens kann man einige Karten nicht mehr aktivieren oder ausspielen, wenn die Moral zu sehr fällt. Das trifft einen schon härter! Da man auch Moral verliert, wenn man vom Gegner angegriffen wird, kann es hier, gerade mit mehr Mitspielern am Tisch, zu einer echten Abwärtsspirale kommen. Die Möglichkeit die Moral wieder zu steigern, ist nämlich arg begrenzt!
Fiese Kartenauslage
Der Warpkern von Master of Orion ist aber die Kartenmechanik inklusive einer äußerst kniffligen Auslage. Betrachten wir erstmal die Karten an sich. Dadurch das jede Karte unterschiedlich benutzt werden kann, erhält Master of Orion mehr Tiefgang, als man zuerst erwarten könnte. Ausgespielte Karten fungieren je nach Typ als dauerhafte Ressourcenquelle für spätere Runden oder durch die Aktion Ausbeuten als einmaligen sofortigen Schub.
Ausgespielte Karten bilden Systeme, die jeweils fünf Karten fassen können. Jeder Spieler darf maximal vier Systeme besiedeln. Einfache Geschichte, die aber verdammt verzwickt wird. Die erste Kopfnuss: Nur die letzte ausgespielte Karte in einem System darf im Spiel aktiv benutzt werden. Ausgenommen sind die Ressourceneinnahmen, die zählen immer. Ich bin also stetig gezwungen für gute Karten auf der Hand, andere Karten zu überbauen. Da fast jede Karte einen interessanten Nutzen hat, ist das keine einfache Entscheidung.
Es wird aber noch fieser! Denn Karten die Siegpunkte generieren, haben oftmals Bedingungen an das jeweilige System. So gibt es für jede blaue Karte im System zwei Siegpunkte oder pro Karte im System allgemein. Einige davon müssen sogar aktiviert werden, heißt sie muss die letzte Karte sein. Hier muss ich die Karte also möglichst spät bauen, zeitgleich ein System aber schnell entwickeln, damit sie ordentlich Siegpunkte abwirft. Umkehrschluss: Ausgespielte Karten können aktiv kaum benutzt werden. Dieses Jonglieren macht ordentlich Spaß, was eben auch an den vielen interessanten Sonderregeln der Karten liegt.
Kompetitiver als gedacht
Schau mal, ich baue gerade den Truppentransporter, jetzt darfst du deine aktive Siegpunktekarte nach hinten ins System legen. Oh, ich habe mehr Flottenressorcen, dann greif ich dich mal an. Dadurch hast du jetzt nur noch fünf Moral und kannst deine Siegpunktekarte nicht bauen! Schade, Schokolade. Auch das Battleship macht sich gut in meinem System, ups, er blockiert dann mal für diese Runde eure Aktionskarten.
Master of Orion: The Boardgame spielt sich interaktiv, je nach Spielgruppe bisweilen fast aggressiv. Wer solitär vor sich hinspielt, was der Titel anfänglich vielleicht ausstrahlen mag, der kann arge Probleme bekommen. Es ist schon nicht ganz unwichtig zu erahnen, was andere Spieler vorhaben könnten. Defensiven Naturen gibt Master of Orion: The Boardgame zum Glück Werkzeuge an die Hand, um sich zu schützen. Sei es durch Karten, die einen gegnerischen Angriff unattraktiv werden lassen oder man sorgt dafür, mehr Flottenpunkte als der Gegner zu haben. Dann ist ein Angriff nicht möglich. Trotz dieser Mechanismen gegen direkte Angriffe, Master of Orion: The Boardgame ist nie so ganz friedlich.
Braucht man Master of Orion?
Zu Master of Orion: The Boardgame kann man öfter lesen, das ein Race of the Galaxy besser wäre. Ich würde sagen, es ist einfach anders. Thematisch ist beides Science-Fiction, gesteuert über Karten, danach trennt beide Spiele ein Univerum. Master of Orion: The Boardgame schenkt einen mehr das Gefühl ein Volk zu lenken. Wenn man Vergleiche anstellen möchte, dann schon eher mit Imperial Settlers, 51st State oder, drei Stufen komplexer, Through the Ages. Je nach eigenen Präferenzen hat so Master of Orion: The Boardgame ganz sicher seine Daseinsberechtigung.
Fazit
Science-Fiction geht immer, aber bei Master of Orion: The Boardgame war ich skeptisch. Der Name hat Gewicht, schürt Erwartungen und man kennt die typischen Lizenz-Verwurstungen. Die eingangs erwähnte Skepsis wurde innerhalb weniger Runden atomisiert. Dafür sorgt das runde Spieldesign, das mit flexibel einsetzbaren Karten, pfiffiger Auslage und diversen Siegepunktestrategien den Spielspaßbooster zündet. In seinen besten Momenten ist sogar ein 4X-Gefühl greifbar und das trotz der kompakten Art. Die hohe Interaktion, die jedem galaktischen Rat das fürchten lehrt, tut dem Spiel auch gut. Hier wird nicht alleine optimiert, nein, man muss seine Mitspieler im Blick behalten. Der leichte Einstieg macht das Spiel auch für Wenigspieler interessant. Da sich Master of Orion: The Boardgame zusätzlich noch wirklich flott spielt, hat es seinen Platz in meinem Brettspielregal sicher!
Master of Orion: The Boardgame
39,99 €Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber
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AUSSTATTUNG
5
SPIELIDEE
2
SPIELSPASS
2
Dieses Spiel ist kein Moo Spiel. Es ist ein netter Engine Builder der die Lizenz besitzt.
Ein Master of Orion Spiel muss, analog zum PC Spiel, ein modulares sich von Spiel zu Spiel sich verändertes Spielbrett ( Weltall ) haben !
Das beste Brettspiel, das ein MOO2-Feeling vermittelt, ist “ INTERVENTION – Griff nach den Sternen. “
Ihr erkundet ein modulares Universum, das in jedem Spiel anders ist. Es gibt vier Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Ihr findet Planeten, die ihr kolonisieren könnt.
Es gibt Planeten, mit fremden Wesen. Mit ihnen könnt ihr Handels-Allianzen eingehen. Ihr könnt diese Welten aber auch erobern und ausbeuten. Vielleicht stoßt ihr auf Asteroiden, die euch Mineralien oder Neutronensterne für mehr Produktion liefern. Und natürlich gibt es das leere unendliche All.
Ihr baut Schiffe vom kleinen Entdecker bis zum mächtigen Schlachtschiff. Kolonieschiffe bringen eure Siedler zu Planeten im Weltraum. Ihr versucht nach besseren Produktionmöglichkeiten oder effektiveren Waffen zu forschen. Und es gibt überraschende Ereignisse, die über dich kommen. Manchmal gut, meistens schlecht. Und meidet schwarze Löcher. Sie zerstören alles in ihrer Reichweite.
Versuche friedlich das Spiel zu gewinnen, aber wenn nötig dein Volk militärisch zu verteidigen.
Das Spiel ist leicht zu lernen. Es braucht 3 Hausregeln und dann ist es ein absolutes „MOO“-ähnliches Weltraumspiel. Das Design des Spiels ist sicherlich etwas fragwürdig. Aber ich kenne kein Spiel, das MOO2 näher gekommen wäre.