Dawn of War 3 zelebriert vortrefflich etwas was ich eigentlich verabscheue: Brutalen endlosen Krieg. Das Warhammer 40K Universum besteht gefühlt nur aus Boltergeschossen, Schmerzensschreien und ganz viel Heldenpathos. Ich mag diese martialische Präsentation nicht. Ist mir in seinen Posen oft zu sehr 80iger Jahre Heavy Metal. Aber trotzdem war Dawn of War 1 eines der von mir am meisten gespielten Echtzeit Strategiespielen auf dem PC. Abwechslungsreiche Völker, Basenbau und ein sehr dynamisches Eroberungssystem sorgten für viel frischen Wind im Genre. Der zweite Teil ohne Basenbau ohne starke Fokussierung auf die Helden war nichts für mich. Nun also der dritte Teil und mit dem Basenbau kehrt die Hoffnung zurück.
Das Drumherum ist mittendrin
Der Held meiner Blood Angels rennt mit seinem überdimensionierten Hammer die Brüstungsmauer einer imposanten Imperialen Festung entlang. Er wird flankiert von einem Squad Scouts und Scharfschützen, ein paar Space Marines sorgen für Nahkampfunterstützung. Hinter mir liegt meine Basis, die weiter fleißig für Nachschub in Form von Truppen sorgt. Vor mir auf der Brüstungsmauer hat sich die verdammte grüne Meute verbarrikadiert. Ich schicke meine Truppen in den Kampf, zünde Sonderaktionen meiner Helden. Geschosse fliegen durch die Luft, Explosionen hämmern aus meinen Boxen, Orks werden zerquetscht. Ich bin mittendrin. Nur das kennt man nicht anders von der Serie.
Das was mich wahrlich begeistert ist das drumherum. Dort wo ich gar nicht hinkomme, die Ecken der Karte die nur Staffage sind, auch dort tanzt die Action Pogo. Im inneren der Festung liefern sich etliche Truppen fiese Stellungskämpfe, im Hintergrund außerhalb der Festungsmauer kämpfen titanische Kampfroboter. Meine Schlacht auf der Festungsmauer ist die zweite Mission, spielerisch noch seicht gehalten und trotzdem habe ich aufgrund der imposanten Kulisse das Gefühl ich stehe in der wichtigsten Schlacht meines Lebens. Dieser Krieg im Games Workshop 40K Universum, das ist reiner Heavy Metal!
Kampagne mal anders
Die Atmosphäre innerhalb der Kampagne stimmt also. Dazu ist sie auch noch abwechslungsreich! Anders als bei der Konkurrenz erlebt man die Geschichte um die Eroberung des Speers von Khaine aus der Sicht aller drei spielbaren Völkern. Dabei wechseln sich die Fraktionen ab! Das sorgt erstens für spielerische Abwechslung und zweitens erlebt man die Geschichte so aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dabei wird man über die viele Missionen langsam an jede Fraktion heran geführt. So wird keiner überfordert und gleichzeitig wird man auf den Mehrspielermodus vorbereitet. Leider geizt die Präsentation außerhalb der Schlachtfeldern mit Höhepunkten wie fetten Videoeinspielern. Missionsbesprechungen werden auch nur über wenige Bilder und Funksprüchen abgehandelt. Da wäre mehr drin gewesen!
Immer nach vorne!
Auf dem Schlachtfeld begeistert Dawn of War 3 dann mit dem Feeling aus dem ersten Teil. Einbunkern ist hier nicht angesagt – nebenbei, es gibt gar keine defensiven Gebäude die das ermöglichen würden. Es geht immer nach vorne! Offensive ist Trumpf, denn nur so erobert man die begehrten Ressourcenpunkte. Hier gibt es keine Sammler-Einheiten die Rohstoffe abbauen, hier muss man mit seinen Truppen Punkte halten die dann entsprechend für Ressourcen sorgen. Das sorgt von der ersten Sekunde an für eine aggressive Spielweise und sorgt für fortwährende Kämpfe um diverse Knotenpunkte.
Dabei erfordert Dawn of War 3 relativ viel Micromanagement. Einfach eine Überzahl an Einheiten auf den Feind lostürmen lassen sieht zwar cool aus, aber zielführend ist das weniger. Viele Einheiten haben aktiv auslösbare Fähigkeiten, die den Schaden erhöhen oder z.B. Gegner verlangsamen, und manuell ausgelöst werden müssen. Dazu gibt es viele Vorteile durch Gelände wie Tarnung in hohem Gras, Erhöhungen für bessere Sicht oder diverse Deckungen. Selbstredend das Scharfschützen hinten bleiben müssen und Nahkämpfer an vorderster Front für Chaos sorgen sollen. Im Eifer des Gefechts und der großen Anzahl an Einheiten ist man dankbar über das sehr übersichtliche Interface, welches einem relativ gut die Truppenverbände organisieren lässt. Trotzdem ist Dawn of War 3 ein anspruchsvoller Vertreter seiner Zunft.
Gewöhnungsbedürftig
So sehr ich Dawn of War 3 in vielen Dingen schätze, stören mich zwei Dinge. Zum einen ist es der etwas zu starke Comictouch. Man gewöhnt sich dran, aber gerade manch Einheit sieht mit ihren starken Konturen und bunter Farbe fast nach Cel-Shading Soldat aus. Wesentlich nerviger ist der ständige Impuls aus dem Geschehen rauszoomen zu wollen. Man befehligt zum Teil wirklich viele Truppen, hat das angesprochene Micromanagment zu lösen und dafür wirkt der maximale Bildausschnitt irgendwie zu klein. Dieses Gefühl, oft zu denken, das man noch eine Stufe weiter rauszoomen möchte, kenne ich aus anderen Echtzeit-Strategietitel so nicht.
Die Königsdisziplin
Die Kampagne von Dawn of War 3 verschlingt um die 15 Stunden, spätestens dann ist es Zeit für den Multiplayer. Gegen eine gute KI oder gegen andere Spieler. Hier spürt man dann eine Prise MOBA! Zum einen durch die Helden (Eliten genannt) und zweitens durch die Siegbedingung. Bevor man nämlich den Energiekern in der Basis vernichten kann, und somit das Spiel gewinnt, muss man davor zwei weitere Punkte einnehmen. Es entstehen also nicht nur Kämpfe um Knotenpunkte für Ressourcen, sondern auch um den Spielsieg zu ergattern.
Die Eliten können eine Schlacht fast im Alleingang entscheiden, doch bis sie losgeschickt werden können, muss man Kommandopunkte sammeln. Dies geschieht durch das Zerstören von Missionszielen oder durch Ressourcenquellen. Abhängig von der Stärke der Eliten braucht man unterschiedlich viele Kommandopunkte. Jede Fraktion hat fünf dieser Eliten, darf aber nur drei in die Schlacht schicken. Die Eliten selber lassen sich durch sogenannte Doktrinen verbessern. Diese bringen passive Fertigkeiten die in Zusammenhang zu bestimmten Truppen stehen. Heißt, je nach Elite unterstützt man andere Einheiten und ändert dadurch seine Strategie. Nicht alle Doktrinen sind von Anfang an verfügbar. Hier heißt es: Freischaltung durch hochleveln über mehrere Partien hinweg.
Als dritte Säule des Multiplayers gibt es nun ein Eskalationssystem. Vereinfacht ausgedrückt verändert es die Spielparameter, wie z.B. erhöhte Ressourcenproduktion. Nach festgeschriebenen Zeitintervallen erhöht sich die Eskalationstufe und sorgt dafür das man mehr Risiko gehen kann. Es fördert weiter eine dynamisch aggressive Spielweise und ermöglicht das Ausbügeln manch Patzer.
Fazit
Dawn of War 3 rockt die Schlachtfelder wie Ork-Boyz auf Pilzen. Hier geht es immer von der ersten Sekunde zur Sache! Defensive Naturen, da ist der Notausgang. Stumpf nach vorne ist aber auch der Untergang, man sollte sich bewusst sein das Micomanagement dazugehört. Die Inszenierung und Action ist eines WH40K absolut würdig, wenn auch manchem der Comic-Look etwas zu viel sein könnte. Der Multiplayer gehört mit zum Besten aus den letzten Jahren und sorgt mit seiner leichten MOBA Beimischung für richtig packende Duelle. Etwas mehr Abwechslung bei den Spielmodi und vor allem bei den Völkern wäre aber sehr wünschenswert gewesen, hier wird in der Zukunft sicher der Spieler mit DLCs gemolken.
Dawn of War 3
51,99 €Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
DoW1 ist auch in meiner RTS-Liste ganz oben 😉 Ich werde DoW3 mal testen, vom Background und dem Micromanagement verspricht es einfach für einen WC und SC-fanboy eine Menge 😉 Gefährlich wird es aber vor allem bei micro-intensiven games, wenn das Gameplay nicht mitmacht, vor allem die Kamera ist da schon ein Thema… Und DLCs… ja… -.- Fazit: Top-Artikel, der mich auf jeden Fall vorm Anspielen ins Grübeln bringt – so muss das sein 🙂
Das was mich an DoW 3 langfristig begeistert hat ist einfach die Inszenierung auf dem Schlachtfeld! Kannst ja mal deine Erfahrung posten wenn du es angespielt hast.