Lesezeit: 5 Minuten
Heldbergs GamesEin absolutes Novum auf Brett & Pad mit Heldbergs Games, weil ich nicht nur ein Spiel rezensiere, sondern euch die volle Packung zu drei Spielen des Verlags unter die Hirnrinde pfeffere. Und Vorsicht, fette Warnung, dieser Text ist mit Genitalität gesegnet und an der Grenze des guten Geschmacks … oder wars der schlechte? Nein, ich habe nicht getrunken, sondern die Jungs von Heldbergs Games quellen einfach nur mit einem Charme in die Szene, dass es mir als Captain Zweideutigkeit und Herr des derben Humors einfach nur die Hose vor Freude platzen lässt. Heute werden mit Wonne Finger abgeschnitten, es wird in verseuchtem Wasser gebadet und Patronen an die Stirn gekuschelt. Bereit? Ihr denkt ja. Werden wir ja sehen …

Kurzcheck: Das ist Heldbergs Games

Auf der Website von Heldbergs Games kann man shoppen oder einfach nur rumklicken. Danke für den Lacher in euren Google-Infos. Die Pressemitteilung und Werbeflyer sind übrigens genauso wie die Anleitungen ein Fest. Hey, ich entdeckte dort ein infantiles Penisbild, gebastelt aus Spielmaterial. Heldbergs Games hatte direkt einen Stein in meiner Vorhaut. Erfrischend, wenn sich Verlage mal nicht so ernst nehmen. Sie selbst sagen, dass sie knallen … aber anders als ihr denkt. Und wer hat in seinem Portfolio schon Titel wie Love Hotel Manager oder Tokyo Poo Divers?

Kurzcheck: Darum geht es in Dan Dan, Yubitsume und Catch the Wave

Die Spiele im Portfolio von Heldbergs Games sind alles Mini-Brettspiele zwischen Absacker und Partyspiel. Sie haben gemein, dass sie durch besondere Optik bestechen, Themen bedienen, die mehr als außergewöhnlich sind und mit zwar wenig, aber sehr wertigen Material begeistern. Grenzt sich definitiv ab! Und die braunen Pappschachteln mit wildem Artdesign besitzen einen hohen Aufforderungscharakter.

DAN DAN DAN – ダンダンダン ist dabei ein Party-Reaktionsspiel, bei dem durch Aufdecken von Karten die Freunde Kackbratzen am Tisch abgeschossen werden müssen. Wirkt easy, wenn man es erklärt und am Ende ist man selber derjenige, dessen Hirn den Tisch ziert. Yubitsume ist auch eher ein Party-Absacker-Spiel, bei dem Reaktionsvermögen und eine schnelle Auffassungsgabe gefragt sind. Allerdings sind hier Würfel der Auslöser. Glaubt mir, ich wollte allen die Finger zerhacken. Am Ende war ich der Verstümmelte! Catch the Wave ist hingegen ein Memory-Legespiel, bei dem man gezogene Surfbretter in eine aufsteigende Reihe verbauen muss. Natürlich ohne sich die einmal gelegten Surfbretter anzuschauen. Ihr merkt, der Tiefgang ist insgesamt so flach wie fettige Flundern auf dem Hamburger Fischmarkt. Tiefgang wird aber überbewertet, wenn man Finger abschneiden kann. Oder?

Heldbergs Games
Drei Spiele mich zu foltern!

DAN DAN DAN – ダンダンダン und der Dämlichkeitstest

Es fängt so herrlich harmlos an. Begriffen ist das Spiel in 10 Sekunden. Alle am Tisch haben einen eigenen Stapel Karten vor sich liegen und legen reihum eine Karte offen in die Tischmitte auf einen gemeinsamen Stapel. Auf den Karten sind fette Revolver, manchmal auch zwei. Jetzt die Waffen gespitzt: Jedes Mal, wenn eine geladene (!) Waffe mit Griff und Lauf auf genau zwei von euch am Tisch ausgerichtet ist, kommt es zum Showdown. Hände hoch zum Abwehren, bevor der andere mit seinen Händen und Pistolengeräuschen einen abschießt. Wer verliert, weil er einen Fehler macht oder erschossen wird, bekommt zur Strafe alle Karten in der Tischmitte und der Spaß geht von vorne los. Nicht einfach und ultrabekloppt, wie ihr hier sehen könnt. Nur ist das nicht alles!

Wer in den Rhythmus gekommen ist, der mischt Spezialkarten mit rein. Hier haben die Griffe der Pistolen Symbole wie den falschen Finger  … äh ist das ein Penis … oder Karl Arsch den Totenkopf, die mit ihren Sonderregeln das Spiel auf ein verrücktes Level heben. Karl Arsch z.B. darf nie die Hände heben und alle müssen ihn erschießen. Der falsche Finger löst hingegen immer aus, auch wenn die Pistole vom Symbol her ungeladen ist. Ganze 11 verschiedene Symbole verbreiten am Ende absolutes Chaos. Ein munteres, einfaches, aber gelungenes Party-Reaktionsspiel.

Yubitsume oder einfach nur Überforderung

Die Yakuza-Bosse von Osaka müssen durchgreifen, denn ihre Leute leiden unter Disziplinlosigkeit. Das Motto: Jede Verfehlung kostet einen Finger! Und das geht verdammt schnell. Bevor die Partie beginnt, legen alle eine Hand flach auf den Tisch. Das ist die Opferhand. Die bleibt da fest auf dem Tisch liegen! Wer anfängt? Laut Spielanleitung die Person mit den hässlichsten Griffeln. Mein Humor! Bist du dran, nimmst du dir die drei weißen Würfel und schmetterst sie mit Stolz auf den Tisch. Es gibt nun drei verschiedene Symbolarten, die jeweils ein bis dreimal zu sehen sind. Je nach gewürfelten Symbolen müsst ihr mit eurer Spielhand (nicht die Opferhand) auf den richtigen Würfel klatschen. Fehler gemacht? Du verlierst einen Finger. Ansonsten verlieren alle anderen einen Finger. Und Obacht, bitte nicht wirklich die Finger abschneiden, sondern mit den beiliegenden Gummiringen den Finger nur markieren. Wer keine Finger mehr hat, ist raus.

Das klingt jetzt wirklich so lapidar und simpel, aber ich drehe durch bei diesem Spiel. Im Easymode haut man auf den Würfel, dessen Symbol und Anzahl kein zweites Mal vorkommt. Sind alle drei gleich, haue ich stattdessen auf den Messermarker. Das ist schon nicht so einfach im Eifer des Gefechts, aber wer spielt schon im Easymode? Der schwarze Würfel ist das echte Hackebeil. Dessen gewürfeltes Symbol und deren Anzahl wird vom gewürfelten Ergebnis der weißen Würfel ausgeschlossen. Spielt es bitte nicht als „Saufspiel“, ihr kippt innerhalb von 30 Sekunden vom Stuhl!

Catch the Wave surft ins Nirgendwo

Ich zitiere Heldbergs Games: „Eine falsche Entscheidung und du bist am Arsch und ein anderer pamelt mit der Pamela.“ Ich unterschreibe das. Es klingt auch hier wirklich simpel. Grob erklärt: In der Tischmitte liegen unzählige verdeckte Karten mit Surfboards, die eine Zahl von 1 bis 20 besitzen. Du nimmst dir eine Karte, schaust sie dir an und legst sie verdeckt (!) in deine private Spielauslage. So geht es reihum, bis alle Karten weg sind. Du darfst dabei neu gezogene Karten an die Ränder deiner privaten Auslage legen oder auch dazwischen. Irgendwohin halt. Dein Ziel: Am Spielende deckst du alle Karten auf und die sollten nun in aufsteigender Reihenfolge sein. Wer die längste „Welle“ gelegt hat, gewinnt.

Leute, ich dachte, was für ein Pillepalle ist das denn jetzt. Und ich war mir beim Spielen immer sicher, genau zu wissen, wo welche Karte mit Zahlenwert liegt. Der Mist ist aber, du ziehst verdammt viele Karten und die Zahlen gibt es auch öfters. Wenn da plötzlich die dritte 7 gezogen wird, wird es irgendwann unübersichtlich. Ich hätte oft alle meine Finger verwettet, die perfekte Welle gelegt zu haben. Am Ende war irgendwo ein kleiner Spielfehler und der zieht sich dann leider wie ein Rattenschwanz durch die eigene Auslage. Du willst es schwerer? Dann spielt ihr mit den Störkarten. Wird so eine Karte gezogen, muss man gemeinsam am Tisch entsprechend der Karte auf bestimmte Art gemeinsam eine Zahlenfolge aufsagen. Brutal! Denn beim Spielen rattern bei mir natürlich die ganze Zeit die Zahlen im Kopf und das wird mit so einer Störkarte heftig durcheinandergebracht. Eine wirklich coole Art von Memory-Spiel! Nur kann ich Memory halt nicht …

Fazit

Wie bewertet man nun in einer Rezension abschließend drei Brettspiele? Das ist ganz einfach. Man zählt die abgeschnitten Finger und multipliziert den Blutverlust mit der Anzahl von Sondermüllwellen und dividiert dies am Ende durch Einschusslöcher am Körper. Heraus kommt Spaß! Catch the Wave fällt vielleicht etwas aus dem Raster, weil es weniger Partyspiel ist und als schneller Absacker mit Memory eine Mechanik bedient, die zwar frisch dargereicht ist, langfristig mir aber weniger gefällt. Memory ist nicht meins. Dan, Dan, Dan und Yubitsume hingegen sind sich sehr ähnlich. Hier stehen Reaktionsvermögen und eine schnelle Auffassungsgabe im Vordergrund. Ein kurzweiliges und witziges Vergnügen, alleine aufgrund der bedienten Themen. Außergewöhnlich und zum Niederknien. Und beide vereint eine Besonderheit: Auf die Ersterklärung folgt müdes Lächeln und innerhalb kürzester Zeit, spätestens mit den optionalen Regeln, endet es in absoluter Überforderung. Letzteres ist die Magie in diesen kleinen Spielen. Oft siehst du einfach wie der letzte Mensch aus, wenn man schon wieder falsch reagiert. Gelächter am Tisch, gewürzt durch Schadenfreude! Und wo gelacht wird, da spiele ich gerne, selbst wenn es nur einfache Mini-Spiele sind.

Heldbergs Games

ab 20 €
7.7

MATERIAL

8.5/10

SPIELIDEE

7.0/10

SPIELSPASS

7.5/10

Kurzfakten

  • Schnell zu spielen
  • Verrückte Themen
  • Besonderes Optik
  • Oft schwerer als gedacht
  • Chaos ist Teil des Spielreizes
  • Tiefgang sollte nicht erwartet werden

Spielinformationen

  • Genre: Party/Mini-Spiele
  • Personen: 1 - 4 / 5
  • Alter: 14+ Jahre
  • Dauer: von 10 bis 30 Minuten
  • Autor: Thade Precht
  • Rezensionsexemplare erhalten
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • „Ich hätte oft alle meine Finger verwettet, die perfekte Welle gelegt zu haben.“
    Du hattest nach Yubitsume tatsächlich noch Finger, die Du hättest verwetten können? 🙂

    Im Ernst, witzige Rezi offenbar noch witzigerer Spiele. Fühlte mich hinsichtlich politisch eher unkorrekter Thematiken etwas an meinen Vorschlag an Euch erinnert, der taugt ja auch zu eher morbidem tabletalk… DanDanDan sollte man sich bei Interesse wohl sicherheishalber noch vor der ins Haus stehenden Verschärfung des Waffenrechts zulegen 😉
    Im Gegensatz zu Dir kann ich Memo-Spielen aber durchaus etwas abgewinnen – wenn ich auch mit zunehmendem Alter immer schlechter darin werde.

    Danke jedenfalls für den Hinweis auf diese kleine Reihe ungewöhnlicher und dabei leicht zugänglicher Spiele.

    Antworten
    • Dein Spiel ist auch nicht vergessen 😉 Ich finde Heldbergs Games einfach super sympathisch und das sind ganz urige Typen. Als Absacker sind die Reaktionsspiele auf jeden Fall witzig.

      Antworten

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