Kurzcheck: Darum geht es in Wer hat Mr. Reed getötet?
Hobbydetektive aufgepasst, in Wer hat Mr. Reed getötet? geht es darum, herauszufinden, wer Mr. Reed getötet hat. Keine Überraschung. Eine Überraschung hingegen war, dass Mr. Reed in der ersten Episode noch lebt. Viel mehr will ich aber nicht verraten. Über solche Krimi-Fälle zu berichten ist ja immer ein Tanz auf dem rasiermesserscharfen Drahtseil. Bleibe ich bei den harten Fakten. Das besondere am Krimi-Spiel ist die sich im Spiel veränderte Stadtkarte ergo Spielbrett. Über die Episoden verteilt erhaltet ihr immer wieder Plättchen, die ihr auf dem Spielbrett an bestimmte Orte legen müsst und sich so die Gegebenheiten im Ort Havenburg verändern. Interpretation und Knobelei Incoming! Das ist schon cool und erinnert etwas an Die Abenteuer des Robin Hood. Dazu gesellen sich dann Ereigniskarten pro Episode, die versteckte Hinweise bieten, oft in Kombination mit dem Spielbrett oder den vielen QR-Codes, die zu Audio-Dateien führen. So puzzelt, hört und rätselt ihr euch durch die sieben Episoden, die teilweise auch übergreifend Informationen streuen.
Packt das neue Konzept?
Wir stiegen ein und schnell merkte ich, dieses Spielbrett als eine Art immer wieder leicht verändertes Wimmelbild macht schon Laune. Fiktives Beispiel: Wo eben noch ein Person stand, sehe ich jetzt vielleicht ein Blutfleck und eine verlorene rote Mütze. Wer hat so eine Mütze aufgehabt? Wieso steht die Person da nicht mehr? Durch Hinweise über die vielen Audio-Dateien und Ereigniskarten entsteht dann langsam eine Geschichte. Man muss schon etwas Kombinationsgabe besitzen und tauscht häufig Vermutungen aus. Hier und da gibt es durchaus Gänsehautmomente, wenn der Groschen im Hirn fällt, weil sich der Schleier des Nicht-Wissens lichtet. Die Qualität der Audio-Files trägt zur tollen Atmosphäre bei. Es sind weniger Sprachnachrichten, sondern richtige kleine Mini-Hörspiele. Über die Episoden hinweg taucht man so tief in die Geschehnisse von Havenburg ein, die eben auch einen zusammenhängenden roten Faden besitzen. Das ist durchaus gelungen!
Brot ohne Schmalz
Das Ziel innerhalb der Episoden ist wie so oft die Beantwortung von mehreren Fragen zu dem jeweiligen Fall. Uns fiel es vergleichsweise leicht, diese Fragen zu beantworten. Wir sind allerdings ein eingespieltes Team. Insgesamt würde ich den leichteren Einstieg dem Spiel auch nicht ankreiden. Etwas mehr Hirnschmalz hätte ich allerdings auf dem Krimi-Brot vertragen können. Andersrum hat es uns ein Stück weit irritiert, dass auch Informationen aus den vorherigen Episoden relevant sind. Irgendwie logisch, aber da wir zwischen den Episoden Pausen eingelegt hatten und entsprechend auch das Spielmaterial, wie z. B. die QR-Codes der alten Fälle nicht wieder aufgebaut hatten, kam das Krimi-Vergnügen etwas ins Stocken. Es ist auch wesentlich unpraktikabler sich noch einmal alte Audio-Dateien anzuhören als beispielsweise ein Foto zu begutachten oder einen Text zu lesen.
Weiter war es so, dass die Audio-Dateien schon den Kernpunkt ausmachen. So professionell diese auch gemacht sind, ich stöbere bei Krimi-Spielen lieber in mannigfaltigem Material, ergötze mich an Fake-Websiten, Anrufbeantwortern, WhatsApp-Nachrichten, Zeitungsschnipsel, Briefen und Fotos. Eben das, was Hidden Games sonst auch anbietet. Wer hat Mr. Reed getötet? zeigt hier ein anderes Konzept und das Spielbrett sammelt sicher Pluspunkte, aber die große Leidenschaft des Stöberns in Material bleibt mir hier verwehrt.
Fazit
Trotzdem ist Wer hat Mr. Reed getötet? eine gute Krimi-Erfahrung! Der Clou mit dem sich wandelbaren Spielbrett ist in Kombination mit dem liebevoll aufgemachten Hör-Kino aufgegangen, denn profane Sprachnachrichten sind das hier nicht. Das Episodenformat taugt zudem für eine schnelle Feierabendrunde, wobei aufgepasst werden muss, dann auch im Flow des Spiels zu bleiben. Da man das Spielmaterial gerade in Form der eher abstrakten QR-Codes wegpackt, fällt ein erneutes Eintauchen schwieriger. Der Fokus von Wer hat Mr. Reed getötet? liegt auch eher auf Gruppen, die gerne lauschen und gleichzeitig Wimmelbildfans sind und weniger auf Materialstöber:innen. Als willkommene Abwechslung zum herkömmlichen Aufbau diverser Krimi-Spiele taugt Wer hat Mr. Reed getötet? allerdings. Entsprechend gern habe ich gerade nach anstrengenden Tagen eine Partie eingestreut und mich mit meiner Frau in den Vermutungen und spannenden Wendungen verloren.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die Rezension. Gerade zu Krimispielen und One Shots liest man ja recht wenig Qualifiziertes. Wir haben hier noch „Unter Verdacht“ von und „Professor Charlies Reise durch die Zeit“ von Hidden Industries und auch da muss ich sagen, dem großen Namen der eigentlichen Hidden Games werden sie nicht gerecht. Auf die nächsten „echten“ Hidden Games freue ich mich trotzdem.
Moin,
Bitte 🙂 Ja, die Hidden Ganes „Originale“ sind schon echt cool. Zwar auch da wechselhaft, aber trotzdem immer ne gute Erfahrung. Meine Frau und ich waren ne zeitlang echt heiß auf Krimi-Spiele. Detective hatte uns auch mega gefesselt. Insgesamt haben wir dann aber so viel halbgares gespielt und tlw. auch richtig schlechte Sachen. Da war Mr. Reed jetzt schon kein solcher Reinfall. An die „echten“ Krimie-Fälle von Hidden Games kommt es aber nicht. Außer man steht total auf „Hörspiele“.