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Und der weiße Hai, der hat Spielspaß und den trägt er mitten im Gesicht! Gut, manchmal ist es auch der Blogger, wenn er als Hai ein Badegast nach dem anderen vernascht und am Ende das Boot der menschlichen Jäger in seine Einzelteile zerlegt. Was hier so lapidar in einem Satz steht, ist auf dem Tisch ein asynchrones Spiel in zwei Akten, bei dem die Spannung des bekannten Filmklassikers am eigenen Leib zu spüren ist. Bei so einer positiven Einleitung steht dem Vergnügen ja nichts mehr im Wege – oder?

Kurzcheck: Darum geht es in Der weiße Hai

Der weiße Hai ist eine thematisch dichte Umsetzung des Films. Eine Person übernimmt die Rolle des mörderischen Hais, während alle anderen die drei Hauptakteure Brody, Quint und Hooper übernehmen. Dabei ist die Personenanzahl egal, es spielen immer alle drei Charaktere mit. Eine Partie teilt sich in zwei gänzlich unterschiedliche Akte auf.

Im ersten Akt haben wir eine Art Scotland Yard oder Fury of Dracula auf dem Tisch, bei dem der Hai verdeckt um die Insel Amity schwimmt und versucht möglichst viele Badegäste an den vier Badestränden zu verschlingen. Die drei Helden haben ihrerseits Werkzeuge um die Badegäste zu schützen und den Hai aufzuspüren. Je aggressiver der Hai spielt und je länger der Akt dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er aufgespürt wird. Wird der Hai entdeckt oder hat er neun Badegäste gefressen, endet der erste Akt.

Im zweiten Akt geht es um den tödlichen Kampf auf der Orca. Je nachdem wie sich die Parteien im ersten Akt geschlagen haben, erhalten sie unterschiedlich viele Unterstützungs-Karten für die Auseinandersetzung. Nun beginnt ein würfelastiger Kampf, bei dem der Hai versucht das Boot zu zerstören, damit Brody, Quint und Hooper ins Wasser stürzen. Nur dann kann die scharfe Kauleiste zuschlagen und ihnen Lebenspunkte abziehen! Die Menschen hingegen müssen die Angriffe des Hais vorausahnen, sich richtig positionieren und dann der Bestie mit Waffen und fiesen Gegenständen auf die Haut rücken. Ein Kampf auf Leben und Tod!

Spielaufbau Akt 1.

Aufs Messers Schneide

Das Wunderbare bei den erlebten Partien ist die hohe Spannung, gerade im Finale! Im ersten Akt scheint der Hai alle Trümpfe in seiner Hand zu haben, denn mit besonderen Fähigkeiten kann er die Menschen zum Narren halten. Als Hai ist es herrlich zu sehen, wie verzweifelt die Hai-Jäger im Trüben fischen. Der Druck auf Seiten von Brody, Quint und Hooper ist groß, denn der Hai wird für Akt II mit jedem gefressenen Badegast mächtiger. Allerdings kann das Team der Menschen durch Erfahrung, guter Absprache und einer Portion Glück den Hai auch arg in Bedrängnis bringen. Ein Selbstläufer ist das für das Tier nicht, vor allem weil das Spielfeld von Amity sehr kompakt angelegt ist. Viel Platz zum Ausweichen oder gar verstecken ist hier nicht vorhanden! Entsprechend schnell brandet die Spannung am Eiland an. 

Teamarbeit: Hooper versucht den Hai aufzuspüren, Brody hält mit dem Fernglas Ausschau und schleppt ein Fass zum Dock, während Quint diese gerade zu Wasser bringt.

Der zweite Akt auf dem Boot bedient sich gänzlich anderer Mechaniken. Jede Runde werden drei Auftauchkarten aufgedeckt, die mögliche Angriffspunkte des Hais am Boot markieren. Die Karten schenken dem Hai unterschiedliche viele Angriffswürfel, definieren seinen Ausweichwert und ermöglichen manchmal das Abschütteln von Gegenständen. Der Hai wählt nun verdeckt einen der drei Punkte aus und spielt optional eine Verstärkung. Danach müssen die sich die Charaktere auf dem Schiff positionieren, was je nach Spielsituation Absprache erfordert. Wo wird der Hai auftauchen, welche Waffen benutzen wir, wie teilen wir uns auf? Fernkampfwaffen sind in ihrer Benutzung endlich, Nahkampfwaffen riskant und Unterstützungsgegenstände situativ. In dieser Phase wird viel gewürfelt. Entsprechend kann die beste Taktik in schlechten Würfen zunichtegemacht werden. Durch die coole Inszenierung, die langsame Zerstörung des Bootes und das Schwinden der Gegenstände bei den Film-Helden, springt aber das Kopfkino an. Wenn Brody sich todesmutig mit einem Netz auf den Hai stürzt, damit der Schuss von Hoopers Gewehr sitzt, dann sitzen alle gebannt am Tisch. Gewinnen wird zweitrangig, was zählt ist das erlebte Drama!

Im zweiten Akt wird eskaliert das Spiel.

Leichte Schlagseite

In Zeiten von Kickstarter und polierten Brettspielen, die durch die Materialfülle fast mit dem Laster ins Wohnzimmer gekarrt werden müssen, ist Der weiße Hai eher das Gegenteil. Die Holzboote waren ziemlich angeknabbert, was thematisch passt, aber nicht gewollt ist und auch Spielbrett und Karten sind im Detail nicht von höchster Qualität. Dabei darf man nicht vergessen, das dieses Spiel für zwischen 20 € und 30 € schon ins heimische Regal einziehen darf.

Etwas schwerer wiegt die fehlende Langzeitmotivation. Die Spielzeit ist nicht sonderlich lang, das Thema ist frisch, entsprechend gut kann man eine Partie Der weiße Hai einschieben. Es ist auch nicht übermäßig komplex und somit ist die Zielgruppe extrem breit und in jeder Konstellation war der Spielspaß greifbar. Trotzdem sind die taktischen Möglichkeiten begrenzt und wer ein paar Mal beide Seiten gespielt hat, wird nicht viel Neues entdecken.

Die Belohnungen für das Abschneiden in Akt 1.

Und die Atmosphäre?

Keinen Vorwurf kann man dem Spiel in Sachen Atmosphäre machen. Ob Zitate aus den Filmen oder Ereignisse im Spiel, Fans des Filmklassikers werden hier absolut angesprochen. Diese liebevolle Umsetzung des Themas durch das Spielmaterial ist aber nur ein Baustein! Das, was den Film ausmacht, wird spielerisch genau umgesetzt. Der weiße Hai ist kein plumpes Kampf-Spiel, so wenig wie der Film ein blutiges Monster-Gemetzel ist. Der Erfolg des Films einstand durch seine Dramaturgie und Erzählweise und genau das gelingt auch dem Spiel durch seine zwei Akte: Erst spannende Deduktion, dann taktisch wie nervenaufreibender Kampf!

Hier hat der weiße Hai gut gefressen!

Fazit

Die Langzeitmotivation ist das Karies für das Haigebiss, das sich eigentlich im Spielspaß festgebissen hat. Ist das Problematisch? Für mich nicht! Was viel mehr wiegt, ist die erlebte Atmosphäre des Filmklassikers, durch die zwei unterschiedlichen Akte, die sich wunderbar ergänzen. Im Tiefgang ihren mechanischen Ablegern unterlegen, sind sie zusammen durch ihre Kompaktheit trotzdem eine ganz starke Mischung. In 60 Minuten erlebt man zwei thematisch dichte Spiele, die zudem schnell verstanden sind. Hier muss sich nichts stundenlang entfalten, hier ist man direkt mittendrin im Geschehen. Dabei gelingt es dem Spiel fabelhaft die Spannung hochzuhalten, vor allem im Finale, wenn ein stark verwundeter Hai und eine halb gefressene Mannschaft auf dem sinkendem Boot um den Sieg ringen. Es mögen nüchtern betrachtet nur einfache taktische Absprachen und simple Kampfwürfe sein, trotzdem herrscht hier dank der thematisch astreinen Umsetzung in fast allen Partien ordentlich Drama. Ihr entschuldigt mich, ich muss jetzt den Film schauen…

Der weiße Hai
Spielinformationen
Genre: Filmumsetzung | Spieler: 2 - 4 | Alter: ab 12 Jahre | Dauer: 60 Minuten | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
8
AUSSTATTUNG
7
SPIELIDEE
7.5
Positive Aspekte
Thematisch super umgesetzt
Abwechslung durch 2 Akte
Absolut spannende Partien
Negative Aspekte
Material verbesserungswürdig
Langzeitmotivation eingeschränkt
7.5
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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