Kurzcheck: Darum geht es in In the Hall of the Mountain King
In the Hall of the Mountain King übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Troll-Anführers, der sich in den verlassenen Berg zurück gräbt. Dafür werden Tunnel unterschiedlicher Wertigkeit erbaut (Puzzlemechanik), große Hallen erschaffen und Stauen ausgehoben, um diese möglichst tief ins Herz des Berges zu karren. Denn dort bringen sie die meisten Siegpunkte ein! Um das zu bewerkstelligen, sammelt man über ein frisches Kaskaden-System Ressourcen, heuert neue Trolle an, wirkt mächtige Zauber für Spezialaktionen und errichtet Werkstätten für weitere Bonusaktionen. Dabei steht man innerhalb des Berges mit seinem Tunnelsystem und anderen Spielelementen außerhalb der Puzzle-Mechanik in direkter Konkurrenz zu anderen Spielern. Insgesamt bettet In the Hall of the Mountain geschicktes Puzzeln und das Bilden einer Ressourcen-Engine in ein angenehm übersichtliches Spielprinzip, das aber trotzdem viele taktisch Entscheidungen bietet.
Das Highlight
Besonders gefällt gut gefällt mir das Kaskadensystem. Jeder Spieler startet mit vier eigenen Trollen in einer Reihe, die nach einem Auswahlmechanismus zum Start des Spiels durchaus unterschiedliche Ressourcen ausschüttet. Im Spielaufbau stecken also schon erste Entscheidungen. Jeder Troll bringt einem nun Ressourcen ein. Sind diese ausgegeben, war es das vorerst! Man kann allerdings neue Trolle anheuern. Diese liegen in einer Markt-Pyramide aus, erwirtschaften völlig unterschiedliche Ressourcen, wobei die mächtigen und damit teuren Trolle oben liegen. Denn jeder Troll, der unter dem angeheuerten liegt, muss mit einer Münze ausgezahlt werden. Das freut übrigens die Mitspieler, die bei der späteren Wahl eines solchen Trolls die Münze mit einsacken.
Habe ich einen passenden Troll und die Kosten bezahlt, kann ich ihn nun über zwei andere Trolle meiner vier ausliegenden legen. Der neue Troll und alle darunter befindlichen erhalten nun neue Ressourcen. Das fiese, liegen noch Ressourcen auf alten Trollen, erhält man diese nicht noch einmal! Man muss also wirklich gut mit seinen Ressourcen planen und zum richtigen Zeitpunkt mit passenden Trollen seine Kaskade aufbauen. Wer einen Troll an die Spitze seiner Ressourcen-Kaskade ausspielt, läutet das Spielende ein. Wir haben also auch noch ein Wettrennen! Die richtige Ressourcen-Engine für das Spielgeschehen zu finden, auch in großer Konkurrenz zu den Mitspielern, motiviert ungemein.
Nicht nur Kaskaden-Party
Die Ressourcengewinnung ist natürlich nicht das einzige Highlight. Äußerst präsent ist natürlich der Tunnelbau! Der ist verzwickter als man sich das anfänglich vorstellt. Zum einen gibt es wie bei Tetris nur feste Formen und man muss das Material beachten. Weniger wertiges Material ist einfach zu bekommen, allerdings erhält man für den Tunnel weniger Siegpunkte. Eines der Ziele des Tunnelbaus ist es ins Herz des Berges vorzustoßen. Dort sind aufgestellte Statuen wesentlich mehr Wert! Das Problem, in der ersten Schicht, also weit entfernt vom Herz des Berges, erzeugen platzierte Tunnel die Ausschüttung von Ressourcen. Jedes Symbol auf dem Spielfeld, welches ich mit einem Tunnelplättchen abdecke, erhalte ich als Ressource.
Also schnell im Zick-Zack Ressourcen einsammeln? Nun, wer große Hallen errichten will, was auch nicht wenig Siegpunkte einbringt, braucht rechteckige Räume! Wer hier schlecht mit den Tetris-Teilen baut, kann das gleich knicken. Ich hatte Statuen erwähnt, allerdings nicht, das auch diese durch Tunnel erstmal ausgegraben werden müssen und es drei Farben gibt. Will ich diese Statuen bewegen, brauche ich den passenden Karren gleicher Farbe. Karren erhalte ich über Trolle. Also Obacht, ob der schicke Troll, der so viel Eisen ausschüttet und wunderbar in meine Kaskade passt, auch die richtigen Karrenfarbe unterstützt. Bäm, die nächste Zwickmühle!
Wo wir bei der Farbe von Karren und Trollen sind, wer doppelte Siegpunkte durch seine Statuen erhalten will, muss diese auf einen Sockel platzieren. Ich mach es kurz: Nur ein Sockel pro Farbe und Schicht, Sockel passen nur auf spezielle Tunnelplättchen und Sockel erhält man nur über teure Trolle. Wir haben also auch hier wieder ein Wettrennen und ein Dilemma beim Anheuern von Trollen. Das Spiel müsste eigentlich In the Zwickmühle of the Mountain King heißen.
Magie ist die Lösung!
Für all diese Probleme gibt es zum Glück mächtige Magie! Vor meinem normalen Zug darf ich Zauber wirken, die das Spiel extrem verändern können. Ich darf plötzlich zwei Tunnelplättchen pro Zug legen, Geld vom Markt klauen, Statuen neben Tunnelplättchen bewegen und vieles mehr. Die ausliegenden Zauber will man eigentlich immer benutzen, so mächtig sind sie. Das Problem: kein Zauberstein, keine Zauberei! Diese erhalte ich durch das geschickte Platzieren von Tunnelplättchen oder durch Trolle – dafür verzichte ich dann auf anderes. Zweites Problem, wurde ein Zauber dreimal benutzt, wird er abgelegt und ein neuer kommt ins Spiel. Hier muss man höllisch auf seine Mitspieler aufpassen!
Große Sorge
Meine größte anfängliche Sorge war der offensichtliche Fokus bei den Siegpunkten auf die Statuen. Das hätte mir für folgende Partie die Motivation genommen. Die Sorge war aber unbegründet, auch wenn Statuen mächtig bleiben, kann man mit dem Fokus auf große Hallen durchaus gewinnen. Es ist sogar möglich, durch geschicktes Benutzen der Werkstätten und Zauber Ressourcen stetig so umzuwandeln, dass man durch den Tunnelbau in der höchsten Kategorie massig viele Siegpunkte sammelt.
Mehr ist besser!
Und da wären wir beim wichtigsten Faktor bei In the Hall of the Mountain King: die Anzahl der Mitspieler! Wettrennen hier und dort, Konkurrenz bei den Zaubern, den Tunnelplättchen, bei denen schnell Mal eine Form aufgebraucht sein kann, der Kampf um Statuen, Podeste, Trolle und Farben und Platz für das eigene Tunnelsystem, all das bringt eine herrliche Würze ins Spiel, die aber auch gebraucht wird! Es gibt Spielfeldanpassungen bei weniger Spielern, das ist gut und richtig, aber kann den Spielspaßverlust nicht kompensieren. Zu zweit ist In the Hall of the Mountain King beileibe kein Totalausfall, aber weit vom Spielspaß entfernt, der bei vier Mitspielern aufkommt. Es ist selbst bei drei Spielern schon ein leichter Verlust spürbar. Wer sich in den Berg graben will, sollte dies mit genau vier Mitspielern machen!
Fazit
In the Hall of the Mountain King wird sicher nicht die Berühmtheit der musikalischen Vorlage erlangen, gräbt sich aber locker ins Herz eines jeden Brettspielers, der Freude an Pick-Up & Delivery, Wettrennen und dem Bilden einer Ressourcen-Engine hat. Gerade letzteres mit der Kaskade aus rekrutierten Trollen ist eine schlanke und übersichtliche, aber wunderbar frische wie knifflige Mechanik. In the Hall of the Mountain King lebt dabei durch seine vielen Entscheidungen, die taktisches Verständnis und das richtige Timing bei Aktionen voraussetzen. So gut wie jede Mechanik beeinflusst das Spiel der Mitspieler und entsprechend wichtig sind diese. Wer nie mit vier Mitspielern am Tisch sitzt, wird die volle Pracht von In the Hall of the Mountain King nicht erleben. Die Kickstarter Dreingaben wie Solo- und Koopmodus oder die Trollbosse, die Spielern individuelle Vorteile bringen, kann man aus meiner Sicht ignorieren. Das Grundspiel plus vier Spielern bilden das Zentrum des Spielspaßes. Für mich eines der wenigen Kickstarter-Highlights 2019.
In the Hall of the Mountain King
$ 49Kurzfakten
- Spitzen Material (Kickstarter-Version)
- Tolles Kaskadensystem
- Viele Entscheidungen
- Mit 4 Spielern optimal
- Erweiterung nicht nötig
Spielinformationen
- Genre: Puzzle/Ressourcenspiel
- Spieler: (1) 2 - 5
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: 75 - 90 Minuten
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