Kompakte Qualität
Das erste was in Tides of Time beim auspacken auffällt ist das hervorragende Spielmaterial. Die vier Marker sind aus Holz, das erfreut jeden Brettspieler und die robusten Karten bestechen optisch wie auch haptisch. Jede Karte besitzt eine wirklich schöne Illustration, die sich zum Teil auch großformatiger als Wandposter machen würde. Dies alles ist in einer wirklich kleinen Schachtel verpackt, bei deren Größe es keine Ausrede zum nicht mitnehmen gibt. Da ist ganz sicher manches Tablet sperriger.
Gib mir deine Karten, ich geb Dir meine…
Das Spielprinzip ist schnell verstanden. Jeder Spieler verkörpert eine Zivilisation die innerhalb von drei Runden prunkvolle Bauwerke errichtet. Jede Runde besteht aus fünf Zügen. In jedem Zug lege ich eine meiner fünf Handkarten vor mir ab. Jedes Bauwerk hat dabei ein Symbol das die Art des Bauwerks definiert und eine Wertungsregel mit der man später Punkte generiert.
Der Clou an der Sache, haben beide Spieler ihre Karte offen gespielt, wird vor dem nächsten Zug die Kartenhand getauscht. Das geht so lange abwechselnd weiter bis alle Karten gespielt sind. Dann geht es in die Wertungsphase. Die Karte „Zitadelle der Propheten“ hat z.B. als Wertungssymbol eine blaue Pergamentrolle, die für Bibliotheken steht. Als Wertungsregel besagt sie das man für jedes Gartengebäude drei Siegpunkte erhält. Nach der Wertungsrunde bestimmt jeder Spieler aus seinem ausgelegten Pool eine Karte die komplett aus dem Spiel entfernt wird und eine die er für den Rest des Spiels vor sich ausliegen hat. Danach ziehen beide Spieler zwei neue Karten und das Spiel aus auslegen und Kartenhand tauschen geht von vorne los.
Es gibt bei fünf Symbolen und diversen unterschiedlichen Wertungsregeln unheimlich viele Symbiosen zwischen den Karten. Da jeder Spieler seine Karten offen ausliegen hat und ständig die Kartenhand getauscht wird, ist man in vielen Zügen am hadern, was spiele ich aus, was braucht mein Gegner. Wer hier nicht aufpasst, der kann durch Komboeffekte des Gegners schnell das Spiel verlieren. Seine eigene Zivilisation aufzubauen ist also genau so wichtig, wie die des anderen zu behindern. Tides of Time ist herrlich offensivund absolut kein Kuschelabenteuer. Großartig!
Leichte Schwäche und Zukunftswünsche
In unseren Spielrunden erschienen uns manche Karten etwas zu stark. „Das Dach der Welt“ oder „Das Königsnest“ sind zwei Karten die bei uns sehr oft dafür gesorgt haben das man als Sieger vom Tisch ging. Hier wäre es interessant zu wissen welche Erfahrungen andere Spielgruppen gemacht haben. Es ist sicher kein „Game-Breaker“ und gerade aufgrund der schnellen Spielzeit weit weniger problematisch als bei abendfüllenden Strategiemonstern.
Gut vorstellen könnte ich mir für die Zukunft weitere Karten die das Grundspiel um weitere Nuancen erweitern oder neue Taktiken ermöglichen. Die 18 Karten im grundspiel sorgen zwar für wirklich genügend Abwechslung, gerade auch deshalb weil die Spieler jede Runde Karten aus dem Deck vernichten und so das Spiel immer etwas anders ist, aber für Vielspieler wäre zusätzliche Auswahl sicher nicht verkehrt.
Fazit
Tides of Time ist in dem was es sein will ganz ausgezeichnet. Ich spiele es regelmäßig wenn wenig Zeit aber Lust auf ein Spiel vorhanden ist. Denn Tides of Time spielt sich wirklich extrem schnell, trotz des Taktieren. Aber nicht nur die Zeit, sondern auch der notwendige Platz ist positiv hervorzuheben. Es passt in jedes Gepäck und kann im Zelt oder Campingtisch problemlos gespielt werden. Gerade wenn beide Spieler die Karten kennen, wird Tides of Time so zu einem interessanten Schlagabtausch. Manche Karten sind aus meiner Sicht leider etwas zu stark geraten und es ist sicher kein abendfüllendes Strategiespiel – wer das weiß, der kann bei dem Preis gerne zuschlagen.
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