
Kurzcheck: Darum geht es in Council of Shadows
Die erste Karotte in diesem Spiel war übrigens das Cover. Das ist endgeil! Passt so gut zu den anderen Spielen von alea, wie ein Warpantrieb zur Deutschen Bahn, was als Kompliment für Council of Shadows zu verstehen wäre. Knallig, modern, tolle Farben! Ein visueller Magnet. Thematisch sieht es da schon schwieriger aus. Wir sollen für ein Council of Shadows Energie sammeln. Eigentlich denke ich da eher an einen Schattenrat, politisches Geplänkel oder, wenn in eine andere Richtung gedacht, an Galactus den Weltenzerstörer. Das hat etwas mit der optischen Darstellung des Rates im Spiel zu tun. Im Prinzip vergisst man den Rat aber Recht schnell.
Also Leute, schenkt euch diesen thematischen Aufhänger! In Council of Shadows fliegst du mit deinem Raumschiff jede Runde unzählige Systeme an, kolonisierst je nach deinem Tableauausbau unterschiedliche Planeten und baust Rohstoffe und Energie ab. Dabei kannst du für einen oft großen einmaligen Energiegewinn Kolonien auch abreißen. Doch Obacht, die Mehrheiten in den Systemen entscheiden über den Energiegewinn am Ende jeder Runde und über Siegpunkte am Spielende. Wer viel abreißt, hat wenig Kontrolle über Systeme und entsprechend geringere Energieeinnahmen. Area-Control ist also vorhanden, dazu reiht sich leichtes Deckbuildung und Ressourcenmanagement ein. Geplant werden die Aktionen über Karten und das gleichzeitig hinter Sichtschirmen. Interessant: Du musst die Aktion in der gelegten Reihenfolge der Karten abwickeln und am Ende der Runde wandert nur die am weitesten rechts liegende Karte wieder in deine Hand. Die anderen rutschen durch, bleiben aber in der ursprünglichen Reihenfolge liegen. Elegante Mechanik, ganz ohne Downtime wirklich schnell zu spielen. Der Knaller und damit die Erklärung zum Spielsieg kommt aber erst jetzt!

Karotte, Baumkuchen oder einfach nur Energie
Deine eingesetzten Karten haben Kosten, je stärker die Karte, desto höher sind diese. Am Ende jeder Runde werden die Kosten deiner geplanten Karten auf der Ausgabenleiste verewigt. Die Ausnahmen mal ignoriert, wandert der Ausgabenmarker also stetig nach vorne. Machst du vermeintliche Powerzüge, weil du weit entfernte Galaxien entdeckst und zusätzlich den Kolonisationsguru machst, fängt der Marker richtig an zu sprinten. Abartig ist das! Warum? Einfache Geschichte. Du beendest das Spiel, wenn dein Energiemarker deinen Ausgabenmarker dreimal eingeholt hat. Bei jeder Einholung wird der Energiemarker resettet, der Ausgabenmarker allerdings nicht. Du musst also die Karotte einholen, die du dir irgendwie selber vor die Nase hältst. Wer viel Energie produziert, aber eben auch massig ausgibt, der stagniert und gewinnt dieses Spiel nicht.

Immer wieder anders
Hier muss man umdenken. Genau das macht Spaß! Ich erlebte Partien, wo ich mit maximal geringen Ausgaben und nur punktuell explosiven Zügen zur Energiegewinnung so schnell immer wieder meinen Ausgabenmarker einholen konnte, dass ich auch ohne starke Ausbreitung und wenigen Aktionen das Spiel gewann. Weniger Aktionen? Tja, es ist durchaus möglich, sich Karten über den Markt zu kaufen, die keine Aktion auslösen, aber Minuspunkte bei den Ausgaben einbringen. Weniger Ausgaben, weniger Aktionen, trotzdem gewinnen? Klappt nicht immer. Andere Partie, andere Personen am Tisch, andere Ansätze. Erst eigene fette Ausbreitung, kaum Energiegewinnung, andere zogen davon, bis ich meine gewaltige Übermacht im Universum in Energie umwandelte. Der Witz: Durch den vorherigen krassen Ausbau, hatte ich trotzdem noch alle andere in Sachen Mehrheit blockiert. In wenigen Zügen ballerte meine titanische Energiegewinnung übers Spielbrett und holte den weit entfernten Ausgabenmarker trotzdem in Lichtgeschwindigkeit ein. Hilfreich sind bei der spielerischen Optimierung die Tech-Karten. Ein echtes Überraschungsei!

Das Überraschungsei
Immer wenn man seinen Ausgabenmarker einholt und in der Gunst des Council of Shadows steigt, darfst du dir eine Tech-Karte nehmen, die entweder dauerhafte Boni einbringt oder mächtige Einmalaktionen. Diese starken Karten wirbeln das Spiel gut durcheinander und supporten oder erschaffen durch den Erhalt Strategien. Fest planen kann man damit allerdings nicht, weil vor Spielbeginn immer welche ungesehen aus dem Stapel genommen werden und der Stapel verdeckt ausliegt. Beispiele gefällig? Du könntest deinen Ausgabemarker einfrieren und egal was du für Aktionskarten ausspielst, die Ausgaben werden ignoriert. Du könntest den Ausgabemarker aber auch um 7 Punkte verringern. Wer eh schon mit wenigen Ausgaben spielt, für den ist das ein mächtiger Boost. Vielleicht hast du aber auch die Mehrheit über viele Systeme und willst ab sofort Extra-Energie pro System mit Mehrheit erhalten? Viele Karten, viele Möglichkeiten und noch mehr Strategien!

Kurze Kiste
Es sollte klar sein, dass Council of Shadows ein waschechtes Wettrennen ist, wo allerdings jeder mit seiner Entfernung zum Ausgabemarker ein ganz persönliches Ziel definiert. Anhand der üblichen Vertreter, die auch mit Raumschiffen, Aktionsplanung, Kartenmarkt, Tableauentwicklung und Area-Control um sich schmeißen, könnte man nun vermuten, dass Council of Shadows eine abendfüllende Veranstaltung ist. Da zücke ich den sperrigen Stempel 50-Minuten-4-Personen-Erstpartie-inklusive-Erklärung. Bäm. Eine weitere Schmeichelei vom Spiel mit dem wunderschönen Cover, es spielt sich einfach unfassbar schnell. Es ist kein Absacker, aber wirklich sehr komprimiert. Es geht mehr um die äußerst dynamische Entwicklung aus Tech-Karten und den verschiedenen Strategien der Mitspieler:innen, die ein immer wieder anderes Spielerlebnis kreieren und weniger um ausuferndes Spielmaterial oder ein episches Sci-Fi-Gesamterlebnis.

Fazit
Council of Shadows ist ein einzigartiges Wettrennen, weil sich jeder sein Ziel über seine Spielstrategie in unterschiedlicher Reichweite selbst steckt. Dieser Ansatz ist nicht nur erfrischend, sondern er lädt auch dazu ein, viele verschiedene Strategien auszuprobieren. Wirklich gelungen ist auch der verdeckte Planungs- und Programmiermechanismus! Dieses Spiel erschließt sich zwar inhaltlich aufgrund seiner Kompaktheit locker in der Erstpartie. Spielerisch aber braucht es eigentlich nicht nur weitere Partien, sondern vielleicht sogar andere Personen am Tisch. Es beeindruckt, mit welcher Dynamik sich die Partien trotz des sehr schmalen Deckbuildings und vielen ähnliche Aktionskarten verändern, je nachdem wie Mitspieler:innen agieren. Der beste Beweis dafür sind die mächtigen Tech-Karten, die Partien so brutal dominieren können, dass das Wort Unbalance so sicher wie das Amen in der Kirche fällt. Nur damit in der nächsten Partie die gleiche Tech-Karte völlig uninteressant zu sein scheint. Thematisch gewinnt das Spiel zwar keinen Preis und es ist auch kein Spiel für Planungsallergiker:innen, dafür finde ich es hübsch. Aufgrund der wirklich kurzen Spielzeit rotiert Council of Shadows so immer wieder gerne auf den Tisch!
Council of Shadows
39,99 €Kurzfakten
- Kurze Spielzeit
- Geheime Programmierung
- Innovatives Wettrennen
- Große Dynamik
- Weniger für Bauchspieler:innen
- Thema eher Beiwerk
Spielinformationen
- Genre: Strategiespiel
- Personen: 1 - 4
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: 60 - 90 Minuten
- Autor/in: Martin Kallenborn, Jochen Scherer
- Rezensionsexemplar erhalten
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9.1
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
MATERIAL
8.5
SPIELIDEE
9
SPIELSPASS
9.5
Bin begeistert von dem Spiel und über eure Seite erst auf eben dieses gestoßen. Vielen Dank dafür!
Das freut mich zu lesen. Vielen Dank für den Kommentar!