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Vor einigen Jahren stand ich vor meinem Brettspielregal und vermisste etwas: Area-Control. Ein Genre, das ich eigentlich liebe, in seiner Reinform aber eher Mangelware auf meinem Brettspieltisch war. Dieser Umstand hat sich nun geändert, so sehr, dass ich mir selber ein Area-Control-Kaufverbot auferlegt habe. Das ist zwar so fest zementiert wie italienische Brücken, aber immerhin einen Versuch wert. Dafür ist es jetzt an der Zeit: Die Top 10 Area-Control-Liste! Da sich Gebietskontrolle als Mechanik in vielen Brettspielen wiederfindet, ist eine Selektion gar nicht so einfach. Für meine Top 10 war mir wichtig, dass Gebietskontrolle Hauptaugenmerk ist. Dementsprechend fliegen zum Beispiel Spiele wie Eclipse (4-X) oder Scythe (Wettrennen/Engine-Builder) raus.

Die Top 10 Area-Control-Brettspiele

10. Der Eiserne Thron

Hier geben sich Gebietskontrolle und Intrigen die Hand. Lange Zeit eines meiner absoluten Lieblingsspiele, zumindest mit der richtigen Gruppe. Durch sinnvolle Erweiterungen wurde dieses Spiel mit der Zeit immer besser. Die Gebietskontrolle wird aber nicht nur durch Intrigen spannend, sondern auch weil man eher wenige Truppen hat und für Nahrungsnachschub sorgen muss. Eine Silberzunge zu besitzen ist genauso wichtig wie gutes Taktieren, daher ist das Spiel sicher nicht für jedermann.

9. Belfort

Einer der Exoten in dieser Liste. Leider sehr wenig gespielt, was wohl an der Optik liegt. Dabei hatte ich beim Kampf um die Sektoren der Stadt in wirklich jeder Partie einen Mordsspaß. Fieses Workerplacement mit Area-Control, eine gute Mischung in Belfort. Auch liegen die Siegpunkte der Mitspieler bis zum Ende eng beieinander, was nicht nur alle am Tisch motiviert, sondern auch für Spannung sorgt. Die Spielzeit ist in Vollbesetzung auch nicht irre hoch. Für mich ist Belfort viel besser als sein Ruf.

8. Blood Rage

Ein Spiel, welches falsche Erwartungen schürt, dann aber mit schönen Mechanismen glänzt. Punktuelles kämpfen ist wichtiger als wildes gekloppe, dazu einfaches Draften und ein schickes Design. Das Aktionmanagement über die Wut führt einen immer wieder in taktische Zwickmühlen. Für mich das einzige überzeugende Brettspiel aus dem Verlag CMON. Wer mehr über Blood Rage lesen möchte, der darf sich gerne in meine Rezension reinfuchsen.

7. König von Siam

Ein weitere Exot! König von Siam ist in meine Sammlung geraten, weil ich ein reisetaugliches, schnell zu spielendes Area-Control-Spiel gesucht hatte. Das Spiel von Peer Sylvester erfüllt all diese Anforderungen! Die Kompaktheit täuscht aber, denn König von Siam ist ein absoluter Hirnbruzzler. Erfahrene Spieler beginnen schon nach der Auslage das gesamte Spiel zu analysieren. Man hat nur wenige Aktionskarten, die man sich über das gesamte Spiel einteilen muss. Reizvoll ist auch die Mechanik, dass man Anteile einer Fraktion vom Spielplan nehmen muss, um sich dort eine Mehrheit zu erkaufen. Das schwächt natürlich erstmal die Mehrheit der Fraktion auf dem Spielfeld. Tolles Spiel, das mit zwei bis vier Spielern anspruchsvoll und kurzweilig unterhält.

Kleiner Tisch im Urlaub, großes Drama im Kopf.
6. Lords of Hellas

Eines meiner jüngsten Neuzugänge ist Lords of Hellas. Miniaturenlastig, opulent gestaltet, erschlägt es einem erstmal mit Material. Aber ähnlich wie bei Blood Rage steckt hier viel Spiel dahinter. Man schwimmt ebenfalls nicht in Einheiten und muss mit seinen wenigen Aktionen extrem hart kalkulieren. Besonders interessant ist, dass von den Hauptaktionen jede nur einmal ausführbar ist, bis jemand das Aktionstableau resettet – und das für alle Spieler. Will oft keiner machen, weil das manchmal einem Aussetzen gleichkommt bzw. anderen Spielern einen Vorteil gibt. Auch wenn man hier definitiv immer eine Eroberung starten möchte, geht es einem nicht leicht von der Hand. Dazu gesellen sich Helden, die vornehmlich Monster jagen und Priester, die Götter anbeten, um den Helden stärker werden zu lassen. Ein schönes Spiel und für jemanden wie mich, der Griechenland im Herzen trägt, ein noch schöneres!

Wirklich schick! Die Figuren müssen unbedingt noch angemalt werden.
5. 1754 Conquest: French and Indian War

Auf den ersten Blick ist das hier Risiko. Auf den zweiten Blick wischt es mit Risiko den Boden auf. Der große Spaß ensteht dadurch, dass man im Team (2vs2) spielt und die vier möglichen Fraktionen leicht unterschiedlich sind. Sei es in der Kampfstärke oder wo man seine Truppen platzieren kann. Das alles in einem historisch korrekten Bezug! Wer gewinnen will, muss sich mit seinem Spielpartner gut absprechen, weil jeder die Truppen des anderen steuern kann, solange er selber Truppen in dem Gebiet hat. Ein Schlüssel zum Sieg! Weiter ist die Spielreihenfolge in jeder Runde zufällig, das erzeugt Spannung. 1754 Conquest ist sehr schnell gelernt, spielt sich zügig und hat eine ungeheure Teamdynamik. Mega Spiel!

Einer meiner schönsten Teamerfahrungen im Brettspielbereich 2018.
4. El Grande

Ein alter Schinken der immer noch rockt! El Grande als Spiel des Jahres 1996 war mein erster Kontakt zu Brettspielen mit Gebietskontrolle und es spielte sich sofort in mein Herz. Es ist auch heute, 22 Jahre nach dem Erscheinen, ein absolut gutes Spiel und bei BGG immer noch auf Platz 57. Das ist absolut beachtlich und spricht für sich. Knifflige Entscheidungen, wenige aber einschneidende Regeln, wie die der Königsfigur und dazu eine angenehme Spielzeit, sorgen dafür, dass ich auch heute jederzeit El Grande auf den Tisch packen würde.

3. Cry Havoc

Enge Kiste mit Cry Havoc, denn es hätte auch fast für den zweiten Platz gelangt. Ich persönlich finde Cry Havoc einfach nur excellent! Größtes Problem ist die hohe Einstiegshürde. Asymmetrische Fraktionen, anspruchsvolles Handkartenmanagement und ein enorm taktischer Kampf, der einem Spiel-im-Spiel gleicht, sorgen schnell für Überforderung. Wer die ineinandergreifenden Mechaniken nicht gleich versteht, geht schnell unter. Das man die nur wenigen Aktionen brutal effektiv spielen muss und auch die Wertung mit Kniffen versehen ist, verstärkt diesen Umstand. Für mich ist Cry Havoc aber ein Area-Control-Spiel der Extraklasse, randvoll gefüllt mit richtig guten Ideen und einer perfekten Spielerskalierung. Wie schrieb ich schon im Test, Cry Havoc ist Doppelrahmstufe!

Kaum Platz auf dem Brett und das ab der ersten Runde. Die absolute Konfrontation!
2. Tsukuyumi

Noch frisch ist die Begeisterung zu Tsukuyumi: Full Moon Down. Auch hier geht es in die Richtung komplexe Gebietskontrolle, ähnlich wie Cry Havoc. Die Fraktionen sind noch wesentlich asymmetrischer und vor allem kreativer, das Spielmaterial opulenter und die Modularität höher. Frische Ideen, wie den Angriff mit gekoppelten Verteidigungsaktionen oder die gesamte Aktionsmechanik über Karten und ihren vier Phasen, sorgen für grinsende Taktikgesichter am Tisch. Die Oni als NPC-Fraktion, gesteuert von allen Spielern, würzen ordentlich nach. Cry Havoc ist direkter und härter – je nach Spielgruppe kein Vorteil! In Tsukuyumi finden sich Einsteiger trotz der Komplexität besser zurecht, weil man mehr Zeit zu handeln hat. Wer Area-Control liebt, muss Tsukuyumi gespielt haben!

1. Cthulhu Wars

Es kann nur einer in diesem Genre an der Spitze stehen! Cthulhu Wars zerschmettert die Konkurrenz unter seiner Over-the-Top-Optik und dem spielerisch leichten, wie spannenden Spielablauf. Anders als bei Platz zwei und drei, ist Cthulhu Wars, trotz der Asymmetrie bei den Fraktionen und durchaus kniffligen Entscheidungen bei deren Entwicklung, einfach zu begreifen. Während ich bei Tsukuyumi und auch Cry Havoc noch mitten in der Erklärung stecke, habe ich in Cthulhu Wars, auch als Anfänger, schon Gebiete erobert und stecke mitten im Kampf um die Erde! Ich habe nur wenige Spiele im Schrank die optisch so beeindrucken, taktische Raffinesse bieten und trotzdem so leicht und schnell von der Hand gehen. Hier wurde ordentlich poliert und jedes Spielelement hat Gewicht, ganz ohne unnötigen Ballast drum herum. Für mich ist Cthulhu Wars, auch im Hinblick auf den möglichen Ausbau, mit großem Abstand, das Area-Control-Brettspiel überhaupt.

Im Gegensatz zu den letzten Bildern, sieht das hier geradezu übersichtlich aus – und das ist ein Vorteil!

 

Was sind eure Favoriten?

Wie immer an dieser Stelle die Frage an Dich: Was sind deine Favoriten und warum? Für mich die Existenzberechtigung solcher Listen, kann man doch schnell erfassen, was man im Schrank hat und was vielleicht auch verpasst hat. Nur eine bitte keine opulenten 4X-Orgien, das ist bei mir zwar auch gern gesehen auf dem Tisch, ist aber ein Genre für sich. Schreibt mir gerne eine E-Mail oder etwas in die Kommentare.

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