Kurzcheck: Worum geht es bei Neuroshima Hex?
Jeder Spieler übernimmt eine von vier verfügbaren Fraktionen und versucht das gegnerische Hauptquartier zu zerstören. Neuroshima Hex wird dabei auf einem Spielbrett gespielt, welches aus 19 Hexfeldern besteht. Der Spielablauf ist ebenso simpel wie die Grundmechaniken. In der ersten Runde platziert jeder Spieler sein Hauptquartier irgendwo auf dem Spielbrett. In den folgenden Runden zieht man immer auf drei Plättchen auf, muss eines abwerfen – das ist manchmal sehr schmerzhaft – und kann bis zu zwei Plättchen platzieren. Die Plättchen sind entweder Soldaten mit Kampfwerten, platzierbare Boni für angrenzende Felder oder einmal ausführbare Aktionen. Wie gesagt, sehr simpel! Aber warum verdammt habe ich die ersten zehn Spiele gegen die KI auf LEICHT auf den Sack bekommen?
Von allen Seiten
Bevor wir in dieser Wunde rumbohren noch eine spielmechanische Rechtfertigung Erklärung. So ein Hexfeld hat verdammt viele Seiten. Also eigentlich nur sechs, aber das waren oft vier zu viel. Denn die Plättchen die man auf das Spielfeld legt, haben oft nur ein oder zwei Kanten in deren Richtung sie etwas bewirken. Man muss sich also sehr gut überlegen, wo und wie man das Plättchen platziert, damit es Angreifen oder Unterstützen kann, gleichzeitig aber durch die zahlreichen schutzlosen Flanken nicht gleich wieder vernichtet wird. Irgendwie selbsterklärend – dachte ich zumindest.
Verzweiflung
Ich weiß nicht ob ich mich zu dämlich angestellt habe oder ich mir die Fraktionen mit all ihren Plättchen vorher im Optionsmenü hätte angucken müssen. Hat wohl doch einen Sinn, dass man sich jede Fraktion bis ins kleinste Detail anschauen kann. Ich hingegen dachte mir nach dem guten Tutorial, welches allerdings nicht interaktiv ist, dass ich mich einfach mal in ein Quickmatch stürze. Stürze, kommt von Sturz. Und ich bin tief gefallen. Mir wurde der Arsch versohlt! Ich war aber auch leicht überfordert. An der für sich guten Iconografie lag es nicht. Fernkampf und Nahkampfeinheiten wusste ich zu unterscheiden. Die Initiative war mir ebenso bekannt, wie defensive Sonderregeln von Panzerung oder Netzen. Auch die Aktionsplättchen mit denen man Kämpfe auslöst oder Truppen bewegen kann, waren mir klar. Förderlich ist zudem, dass man sich zu jedem Plättchen aktiv im Spiel eine Erklärung einblenden lassen kann.
Schummel-KI
Woran es scheiterte war das Bauen von Symbiosen. Das verstehen, wann ich aggressiv vorgehe und einen Kampf auslöse, fehlte. Welche Plättchen ich je nach Spielsituation abwerfe und wann ich welches Plättchen wo ausspiele. Zu wissen was die gegnerische Fraktion kann und für Konter besitzt. Neuroshima Hex ist wie Schach mit massig Sonderregeln. Man versteht es schnell, spielt es aber wie mit zwei linken Füßen. Oder schummelt die KI? Ja, dass muss es sein. Ehrlich, es kam mir so vor. Da baut man zaghaft mit Mühe seine Verteidigung auf, kriegt zwei Runden in Folge nur mistige Plättchen und der Gegner frühstückt in einem Symbiosen-Stakkato meine Armee. Manchmal verlor ich nur knapp, schöpfte Hoffnung, um dann wieder vernichtend geschlagen zu werden. Frustriert war ich aber selten, denn ich bemerkte meine Fehler und vor allem lernte ich immer mehr was die vier Fraktionen können.
Müdes Lächeln
In der Gegenwart spiel ich nun die KI an die Wand. Da wird zur richtigen Zeit per Unterstützungsplättchen die Initiative erhöht, der gefährlichste feindliche Soldat per Netzfähigkeit aus dem Spiel genommen, schnell eine Fernkampfeinheit aus dem Nahkampf gezogen und dann aktiv der Angriff ausgelöst. Dieses Siegerlächeln schmeckt so gut, weil man weiß, das die KI eben nicht schummelt, sondern man selber besser geworden ist.
Nicht nur gegen die KI
Auch wenn es mir niemals langweilig wird für lockere zehn Minuten gegen die KI die Messer zu kreuzen, bin ich froh dass es möglich ist, lokal gegen menschliche Gegner zu spielen. Wer möchte aktiviert zusätzliche KI Fraktionen! Und ich sag euch, seit ich das erlebt habe, steht dieses Spiel doch wesentlich höher auf meiner SPIEL’17-Liste. Mit vier Spielern sich die Plättchen um die Ohren hauen, ist vielleicht etwas weniger taktisch als zu zweit und bisweilen unfair wenn sich Spieler zusammenrotten, aber es macht trotzdem herrlich viel Spaß!
Zusätzliche Ausgaben
Die 2,80 € für Neuroshima Hex sind fair! Bei mir ist es zur Zeit der Dauerbrenner für das Smartphone, trotzdem finde ich die zusätzlichen Kosten für neue Fraktionen etwas happig. Bis zu fünf weitere sehr abwechslungsreiche Endzeit-Fraktionen saugen aus der Geldbörse mindestens 6,49 €, eher mehr, wenn man sie nicht gleichzeitig kauft.
Fazit
Wer anspruchsvolle taktische Unterhaltung in einem kriegerischen und düsteren Setting sucht, ist bei Neuroshima Hex richtig. Man lernt es ungemein schnell und kann sofort loslegen. Das liegt zum einem am guten Tutorial, aber auch an der während einer Partie abrufbaren Spielhilfe. Ganz engagierte Theoretiker können sich sogar zu jedem Fraktionplättchen vorab jegliche Information anschauen. Doch trotz drei KI-Stufen und Einarbeitungszeit muss man wissen, leicht lernen heißt eben nicht leicht gewinnen. Neuroshima Hex hat einen apokalyptischen Tiefgang und befeuert das Hirn mit Entscheidungen. Was werfe ich ab? Wo spiele ich meine Plättchen wie aus, um die besten Symbiosen zu erhalten? Der erfolgreiche Weg aus aggressivem unter Druck setzen bei gleichzeitig stabiler Defensive, ist nicht leicht zu gehen. Aber er macht jede Sekunde richtig viel Spaß. Was für ein gutes Spiel und vor allem tolle App!
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Hab es jetzt als Brettspiel gekauft. Mit meiner Freundin 2 Startpartien gespielt. Ist ein wirklich feines Taktikspiel mit etwas Glück durch das Ziehen der Plättchen. Macht Spaß.