Kurzcheck: Darum geht es in Azul
Muss man das zu einem gefeierten Spiel des Jahres noch erklären? Nun gut! Wir haben einen Beutel voll von haptisch tollen Fliesensteine (jeweils 20 in 5 Farben) – jetzt bin ich doch in die Falle getappt – die in Gruppen von vier Steinen zufällig gezogen und auf Manufakturenplättchen ausgelegt werden. Je nach Spieleranzahl hat man unterschiedlich viele Manufakturenplättchen. Die Aufgabe ist jetzt, eine der Gruppen zu wählen, dann eine Farbe und alle Fliesen dieser Farbe auf seinem Spielertableau zu platzieren. Dort wiederum hat man fünf Reihen, in den aufsteigend ein bis fünf Steine platziert werden dürfen. Wichtige Regel, jede Reihe darf nur eine Farbe beinhalten. Übrige Fliesen aus der Gruppe mit anderer Farbe kommen in die Mitte des Tisches. Ab sofort darf man auch hier eine Farbe auswählen.
Nun werden so lange reihum Fliesen gezogen, bis alle aufgebraucht sind. Kann man gewählte Fliesen auf seinem Tableau nicht mehr unterbringen, weil die Reihe voll ist oder die Farbe nicht passt, wandern diese in einen Pool der Minuspunkte einbringt. Kommen wir zur zweiten Phase! Jetzt schaut jeder Spieler, ob er auf seinem Tableau eine Reihe vollständig füllen konnte. Dann wird diese Reihe abgeräumt und einer der Steine wird auf dem Mosaikbereich in die entsprechende Reihe gelegt und gewertet – dazu gleich mehr. Das Spiel endet, wenn im Mosaikbereich eine Reihe komplett ausgefüllt ist. Sieger ist derjenige mit den meisten Siegpunkten. Das hört sich hier komplizierter an, als es ist! Das Spiel mag absolut abstrakt sein, aber es bleibt ein Familienspiel und entsprechend schnell ist es zu lernen.
Die Wertung
Der taktische Reiz in Azul entsteht aus der Wertung der Fliesen. Es fängt simpel an: eine Fliese, ein Punkt. Platziert man später horizontal daneben eine weitere, gibt es zwei Punkte für diese neue Fliese. Vertikal wird aber auch gezählt. Grenzt dort eine Fliese an, gibt es nochmal zwei Punkte. Insgesamt also vier. Wer seine Fliesen geschickt platziert, sammelt also immer mehr Punkte. Spannend wird es nun durch die Regel, das in jeder Reihe und Spalte, jede Farbe nur einmal vorkommen darf. Ding, Dong, das Hirn brennt, Soduku lässt grüßen! Für Einsteiger gibt es zum Glück eine Spielhilfe, die einem optisch vorgibt, welche Farbe wo gelegt werden muss. Das nimmt dem Spielelement etwas die Schärfe, allerdings muss man seine Farbreihen immer noch gut planen. Am Ende gibt es noch Extrapunkte, die man unbedingt versuchen sollte zu erreichen. Da wäre zum Beispiel der Bonus für vollständige vertikale/horizontale Reihen oder wenn man in jeder Reihe die gleiche Farbe verbaut hat.
Der Spaß
Das Optimieren des eigenen Spiels durch geschickte Wahl der richtigen Fliesen und die Generierung von schönen Punktekombos, lässt einen immer wieder gern zu Azul greifen. Für Einsteiger ist das auch erstmal völlig ausreichend. Der größte Spaß in Azul besteht aber darin, die anderen Spieler und ihr Tableau immer im Auge zu haben. Von welcher Kachel nehme ich welche Steine, damit meine Gegner davon nicht profitieren? Welche Kachel sollen übrig bleiben, damit die Kachelsammlung in der Mitte unattraktiv bleibt? Welche Farben sind gerade selten vertreten und werden von meinen Mitspielern vielleicht nachgefragt? Wie erreiche ich bei einem optimalen Zug für mich, dass mein Mitspieler zu viele Fliesen aufsammelt und somit Minuspunkte generiert? Mit zunehmender Spielerfahrung wird Azul immer interessanter. Die Fragen zeigen auch, es kann sehr kompetitiv gespielt werden. Wenn man nicht gerade mit einem Obergrübler spielt, bleibt der Spielablauf trotz der vielen Feinheiten zügig. Nach Azul ist also sehr oft direkt vor Azul.
Fazit
Azul und meine Begeisterung zum Fliesenlegen wäre zur Anschauung im Matheunterricht für exponentielles Wachstum durchaus geeignet. Ich wollte nicht. Mir war das alles zu abstrakt, thematisch zu uninteressant, dann diese Haptik-Diskussion und der Preis. Als dann aber einmal der Bann gebrochen war, wuchs die Begeisterung immer mehr. Partie reihte sich hinter Partie, auch gerade zu zweit! Hier eine Revanche, dort Schadenfreude, weil man dem Gegner eins ausgewischt hat, dann wieder den eigenen Rekord brechen wollen. Dabei skaliert der Anspruch ganz wunderbar. Es eignet sich für Wenigspieler, Familien und Brettspielexperten gleichermaßen und ist ein ganz starkes Spiel des Jahres! Absolute Kaufempfehlung und nicht umsonst bei Board Game Geek auf Platz 1 im Bereich Familie und abstrakte Spiele.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Dieses Spiel ist der absolute Hit!!!
Wir sind im AZUL FIEBER und lieben es!
Es treibt bestimmt manchmal den Blutdruck in die Höhe, man kann sich herrlich freuen, wenn man gewinnt! Wir fragen uns manchmal, inwieweit das Glück eine Rolle spielt.
Hallo Sabine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Richtig fett, wie ihr Spaß mit dem Spiel zu haben scheint. Ich mag es auch total gerne. Mit zunehmender Spielerfahrung wird es auch immer besser, weil interaktiver. Da sind schon herrliche Momente mit drin. Glück spielt sicher immer mal eine Rolle, eben bei der Verteilung der Steine. Grundsätzlich gewinnt aber aus meiner Sicht die Erfahrung bzw. Spielverständnis. Wer die Spielbretter und Wahrscheinlichkeiten besser im Blick hat, ist definitiv im Vorteil.