Lesezeit: 5 Minuten

Ich kenne die Entstehungsgeschichte von Lawbreakers nicht! Aber ich habe eine Vermutung. Cliff Bleszinskis, Vater von markanten Titeln wie Unreal und Gears of War, wollte Videospiel-Nachwuchs zeugen. Was macht also ein Entwickler mit Hang zu Videospielhelden die zu viele Bullenhaihormone geschluckt haben? Er nimmt den Vater Unreal Tournament mit seinem aggressiven Aussehen, mehr Muskeln als Hirn und schneller Action und sucht ihm eine Braut. Die muss angesagt sein, verdammt heiß, aber cool genug bei dem Action-Ritt des Vaters nicht unterzugehen. Ich wusste es vorher auch nicht, aber es scheint das Blizzards Overwatch diese Frau ist. Das Kind von den zwei Shooter-Schwergewichten rotiert nun in meiner Konsole und ich sage euch eins, es ist nicht alleine die (Schwer)Kraft mit der man zu kämpfen hat. Und damit das vorher klar ist, eine Story oder Singleplayer sucht ihr hier vergeblich.

Die harte Schule von Lawbreakers

Lawbreakers erleben ist wie Kindererziehung. Du kannst was drüber lesen, aber, wenn Du mittendrin stehst, ist eh alles anders. Bei meiner ersten Anspielsession auf der PS4 gab es nicht ein Tutorial. Kein Erklärungsvideo. Das Menü sah mit seinen Personalisierungsmöglichkeiten, den Lootboxen und Infoscreen nach der Mutter Overwatch aus. Allerdings eben ohne Tutorial. Der Spieler wird hier anders erzogen und das heißt: Spiel starten und gleich gegen menschliche Gegner antreten. Schmerzlich vermisse ich zumindest Bots in selbsterstellten Spielen. Selbst Unreal Tournament war komfortabler zu lernen.

Der Tod kommt von oben!

Einspielen – die Sekunden zwischen den Ableben

Welche Klasse kann was? Was ist das Spielziel? Ich meine ich habe viele Shooter gespielt, aber während ich versuche mich einzugrooven, zerfetzt mich irre schnell ein Ninja. Oder Assassine? Keine Ahnung, was war das für eine Klasse? Wo kam der her? Bin zu schnell gestorben. Neustart. Was fliegt da oben? Äh, zack tot, es war ne Railgun. Überforderung hat einen neuen Namen. Lawbreakers, das ist erstmal sterben und daher abschreckend und unsexy! Hier frisst du Staub als Neueinsteiger. Erwarte kein Matchmaking was dich mit anderen Anfängern zusammenbringt. Hier rasiert dich der (Semi-)Pro in der ersten Sekunde. Aber irgendwie auch angenehm oldschool. Steckt hier etwa richtig viel Unreal Tournament DNA drin?

Patch bringt Besserung

Mittlerweile gibt es nach einem Patch auf der PS4 Tutorial-Videos zu jeder Klasse und ein Mini-Szenario, in dem man etwas rumprobieren kann. Das war schon bitter nötig. Denn anders als in klassischen Arena-Shootern vergangener Tage, ist hier nicht nur der Skill beim Movement und Zielen gefragt, sondern man muss, ganz genau wie in Overwatch, seine gewählte Rolle verstehen. Da ist es schon nett, wenn man etwas Ruhe hat und das nicht zwischen dem Sterben-im-Sekundentakt erledigen muss.

Den ersten Platz muss man sich hier hart erarbeiten!

Helden heißen Rollen

Es gibt 9 Klassen zur Auswahl die sich alle völlig voneinander unterscheiden. Ob Heiler mit Drohnenunterstützung, 1on1-Spezialisten, Nahkämpfer, Rollen die mehr aushalten, langsame oder wahnsinnig schnelle Kämpfer, die gerade in den oft auch vertikal gestalteten Maps enorme Vorteile haben können – die Abwechslung ist vielfältig. Es gibt aber einen spielerischen Unterschied zu Overwatch, auch wenn es auf den ersten Blick bis zum Matchbeginn wie eine eins zu eins Kopie wirkt. Die Rollen sind fast alle mit wesentlich mehr Wumms ausgestattet und das Teamplay wird nicht so offensichtlich gefördert. Hier geht es immer mit Waffengewalt und dynamischer Bewegung, eher auch mal egoistisch, nach vorne. Wer die Art seiner Waffen, Fähigkeiten und die Bewegung seiner Klasse nicht beherrscht, geht dafür aber auch wesentlich schneller unter als in Overwatch. Und wenn es mal richtig gut läuft, dann meist deshalb, weil das Teamspiel gut funktioniert. Denn in zweiter etwas versteckter Instanz steckt hier dann doch viel Gruppenspiel dahinter.

Abwechslungsreiche Spielmodi

Und das liegt auch an den Spielmodi, die durch die Bank weg motivierender und abwechslungsreicher als in Overwatch und Unreal Tournament sind. Reine Fragfeste oder immer gleiche Escort-Missionen sucht man hier vergeblich! Heruntergebrochen gibt es Variationen von bekannten Spielmodi wie Capture the Flag oder Zonenkontrolle, die durch das gute Mapdesign absolut abwechslungsreich daherkommen. Mir wurde hier weniger schnell langweilig als in Overwatch. Wer sein ballführendes Teammitglied bei Blitzball z.B. nicht schützt, der wird verlieren. Wer alleine versucht Zonen einzunehmen, wird schnell gefrühstückt. Es gibt übrigens nur eine Playlist in der man sich anmeldet und dann wird nach jedem Match per Zufall der Spielmodus geändert. Kann man blöd finden, aber so spielen zumindest alle immer in einem Pool.

Ist die Schwerelosigkeit so bahnbrechend?

Für weitere Auflockerung sorgt das stark beworbene Element der Schwerkraft. Es gibt je nach Map unterschiedlich viele feste oder auch temporär von Spielern erstellte Zonen in denen die Schwerkraft außer Kraft gesetzt wird. Hier wird Lawbreakers dann zum dynamischen Luftkampf! Je nach Klasse ist das unterschiedlich zu handhaben. Einige Rollen können per Teleport oder Schubdüsen regelrecht durch die Luft fetzen oder über dem Schlachtfeld schwebend von weit oben große Bereich unter Beschuss nehmen. Andere Klassen bleibt der normale Sprung aber auch der Rückstoß der Waffe um sich schneller durch die Schwerelosigkeit zu bewegen. Der Wechsel zwischen normaler Fortbewegung und temporärer Schwerkraft macht definitiv Spaß und sorgt für Abwechslung. Allerdings ist Lawbreakers am Ende weniger darauf fokussiert als es Trailer oder Werbebilder vermuten lassen.

Wenig Schwerkraft und luftige Maps sorgen für ein frisches Spielgefühl

Der Spaß kommt auf erfahrenen Sohlen

Ich beginne das Match Zonenkontrolle mit der Guerilla-Klasse, drücke R1 voll durch und katapultiere mich mit dem Jetpack nach vorne. Somit umgehe ich seitlich das eigentlich Ziel. Ich kenne den Ausgang durch den das gegnerische Team öfters läuft. Ich warte kurz, schätze die Zeit ab, dann lasse ich die Gatlinggun heiß laufen, denn erst nach ein paar Millisekunden erhöht sich deren Zielgenauigkeit. Dann kommt passend der erste Gegner aus dem Gang und wird unter Beschuss genommen, dabei katapultiere ich mich in die Luft. Der Gegner ist erst verwirrt, dann tot. Zwei weitere kommen aus dem Gang und sind auf mein restliches Team in der umkämpften Zone fokussiert. Ich verballere das volle Magazin. Beide Gegner sind gut angeschlagen, aber haben mich jetzt im Visier. Ich halte nicht viel aus. Jetpack auf volle Kraft, ich stürze auf sie zu, schieße mit dem Sekundärfeuer ein Energiepuls aus, der die zwei zurückwirft und Schaden macht. Gleichzeitig feuere ich Streubomben ab. Klitsch, klatsch, DOPPELKILL. Aber ich bin selber fast hinüber. Nun ziehe ich mich, auch mit Hilfe des Jetpack, zwei Ecken weiter zurück, denn ich weiß um Healpacks, die dort auf dem Boden liegen.

Am Ende gewinnt mein Team haushoch und ich werde MVP. Das geht runter wie Öl. Aber vor allem deshalb, weil man weiß, dass man selber oft genug und gerade am Anfang, das Fallobst war. Wenn ich die Rolle wechseln würde, dann sehe die Welt sofort anders aus. Dann heißt es wieder einspielen, Synergien und das Timing der Waffen und Fähigkeiten lernen.

Fazit

Ich ziehe ungern direkte Vergleiche wie schon damals zwischen Overwatch und Battleborn. Hier bei Lawbreakers ist das anders. Unreal Tournament und Overwatch haben sich ins Zeug gelegt und einen Hybrid geboren! Fetzige, explosive und absolut schnelle Arena-Gefechte, die auch gerne in die vertikale Ebene gehen, treffen auf Helden mitsamt ihren Fähigkeiten aus Overwatch. Als auflockerndes Element gibt es Null-Schwerkraftszonen, wobei es weniger stark hervortritt als man vermuten mag. Doch trotz Tutorial-Patch, Lawbreakers ist kein Fan von Benutzerfreundlichkeit. Ob einüben mit den verschiedenen Rollen oder beim Matchmaking, man wird ins kalte Wasser geworfen. Wer nicht etwas Ausdauer mitbringt, könnte schnell frustriert sein. Lawbreakers ist ein anspruchsvolles Pflaster, in denen mit der Zeit die Anforderung durch immer eingespieltere Spieler sicher noch wachsen werden. Wem das egal ist oder vielleicht sogar liebt, erlebt allerdings ein absolutes Shooterfest für einen unschlagbaren Preis!

Lawbreakers

29,99 €
8.5

TECHNIK

8.5/10

GAMEPLAY

8.2/10

SPIELSPASS

8.8/10

Kurzfakten

  • Tolle Symbiose aus UT und Overwatch
  • Extrem schnelle Action
  • Spielerisch herausfordernd
  • Schwerer Einstieg
  • Nur reine Multiplayergefechte

Spielinformationen

  • Genre: Ego-Shooter (Arena)
  • Spieler: 1
  • Alter: ab 16 Jahren
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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