Kurzcheck: Darum geht es bei Die Tiere vom Ahorntal
Die Tiere im Ahorntal haben zu tun! Jedes Jahr aufs Neue im Frühling geht die Planung für den Winter los. Das Motto: Ostern die Schoko-Weihnachtsmänner kaufen. Vorbildlich diese putzigen Tiere. Nun geht es aber nicht um Schokolade, sondern um die heimeligste Behausung. Deine Tierfamilie schickst du auf Felder und in Wälder, um Ressourcen zu ergattern, treibst am Markt regen Handel und besuchst im Gasthof einmalige Tierfreunde für Sonderaktionen. Dein Ziel ist klar! Dein Bau soll der schickste sein und so benutzt du all deine Ressourcen, um Ideen zu verwirklichen. Du entwickelst Brettspiele, baust vielleicht ein Kamin oder Schaukelstuhl und kochst Suppe. Suppe? Dazu passt doch Brot. Winkt da etwas ein Extrabonus? Wer zueinander passende Ideen umsetzt, der bekommt halt mehr Siegpunkte. Dazu gesellen sich dann noch bis zu vier persönliche Verbesserungen, wodurch auch Siegpunkte durch andere Spieler:innen gewonnen werden können. Wer den Kräutergarten besitzt, profitiert eben von Mitspieler:innen, die Koch-Ideen umsetzen.
Spielerisch bewegen wir uns auf seichten Pfaden. Die Tiere im Ahorntal sind ein Mix aus einfachem Worker- und Dice-Placement, Ressourcenoptimierung und leichte Set-Collection. Sehr gut zu meistern von Kindern und Gelegenheits.spieler:innen. Zielgruppe ist damit klar abgesteckt, auch wenn man mit mehr Erfahrung aufgrund des liebevollen Themas trotzdem Spaß haben kann. Wenig Weltbewegendes, wäre da nicht ein kleiner Clou.
Poker-Placement
Die Tiere im Ahornthal besitzen beim Dice-Placement einen kleinen Kniff . Am Anfang jeder Runde, von denen es je nach Spielmodi 6 bis 8 gibt und durch die Jahreszeiten führen, setzen die Spielenden ihre vier Worker auf Aktionsfelder. Alle gleichzeitig, keine Downtime. Außer Taktik-Mom-Daddy bekommt Analysis Paralysis. Locker durch die Stachelschweinhose atmen, das wird schon! Ist wirklich einfach, da man sich keine Aktionsfelder blockiert. Jeder darf überall mitmischen. Um die Aktionen nun auszuführen, muss man allerdings auch noch passende Würfel platzieren. Da sind wir beim Clou. Zwei Würfel hat jede Familie persönlich. Die werden vor dem Platzieren der Worker geworfen. Du kennst also die Zahlenwerte. Vier weitere Würfel sind ein allgemeiner Vorrat und werden einmal pro Runde geworfen, aber erst nach (!) dem Platzieren der Worker. Die geworfenen Werte sind dann für alle verfügbar!
Es könnte also sein, dass du diese Runde im Wald Holz sammeln möchtest. Wenn du dort einen Worker und zwei Würfel platzierst, die zusammen mindestens einen Wert von 11 ergeben, würde das klappen. Deine persönlichen Würfel zeigen nun eine 2 und 1. Jetzt musst du hoffen, dass zwei hohe Zahlen im allgemeinen Wurf drin sein werden. Gehst du das Wagnis ein oder platzierst du deinen Worker lieber an anderer Stelle? Aktionen und Würfelwerte und damit die Ressourcengewinnung sind dabei modular aufgebaut und verändern sich in jeder Runde. Es gibt kleine Straßen, unter 3 mit einem Würfel, zwei gleiche Werte und viele weitere. So werden die Aktionen mit Spannung und Zufall unterlegt. Perfekt für ein Familienspiel.
Ein Manko! Egal?
Wenn Aktionsfelder nicht blockiert werden können, wo bleibt da die Interaktion? Nun, man kann sich Karten für Ideen klauen, denn davon liegen vier offen aus und wer zuerst kommt, kommt eben zuerst. Gleiches gilt für die Verbesserungen. Das ist aber auch schon alles an Interaktion. Oft spielt man also nebenher. Wir haben hier aber eben kein Kennerspiel, wo sich die Stachelschweine die Stacheln schärfen, um den Füchsen ihr Fell zu gerben. Die Tiere vom Ahorntal geben sich meist kuschelig und sind so perfekt geeignet, um Kindern oder Einsteiger:innen einen schönen Abend zu bescheren und sie an Worker- und Dice-Placement zu führen. Beim oben genannten Pokern um Würfelwerte ist schon genug Brisanz drin. Wer Pech hat oder zu viel Risiko geht, hat eben keine fette Apfelernte und dann auch keinen Apfelkuchen. Da kann ein Häschen schon genug Tränen vergießen. Passend zum Charme des Spiels bekommt man allerdings ein Trostpflaster, wenn Worker keine Aktion ausführen können. Pro Trostpflaster darf man in kommenden Runde dann Werte modifizieren.
Charmeoffensive
Ich hatte einfach unfassbar viel Spaß mit der Familie. Durch den Kniff aus Workern und Würfeln ist genug Glück im Spiel, dass immer Spannung im Wohnzimmer wabert. Noch viel mehr Spaß beschert einem aber einfach das Thema. Es ist einfach maximal charmant. In einem Spiel hatte ich als Verbesserung erst das Rezeptbuch gebaut, welches für Koch-Ideen fette Extra-Punkte bringt. Danach folgte die Pilzsuppe, das frische Brot, der Apfelkuchen und Eintopf. Ich war der Gourmet im Tal und feierte mein reichhaltiges und thematisches Buffet. Ich wurde nur Zweiter, war aber Sieger des Gaumens.
Ein anderes Spiel, ein anderes Heim. Auf Schaukelstuhl folgte Kamin, Kerze, Kuscheldecke und ein Brettspiel. Geht es behaglicher? Mein Sohn zimmerte Schreibtisch, Brettspiele und Öllampe. Er war der Brettspiel-Blogger unter den Tieren. Du kannst als Verbesserung eine Ferienwohnung bauen, die du selbst mit deinem Worker nicht besuchen darfst, aber alle anderen und dann bekommst du dafür Ressourcen. Wie wäre es mit einer Schubkarre? Damit erhältst du immer eine Ressource mehr beim Ernten. Auch die Aktionen sind thematisch. Im Frühling gibt es kein Getreide, im Sommer keine Pilze, im Winter keine Wolle. Herrlich charmant! Wen all das kalt lässt, isst vermutlich zum Frühstück auch Steine auf Borke, zumindest aber ist das Spiel dann nichts. Wir hatten vom Feeling immer Regenbogen über dem Spieletisch!
Kurzes Spiel!
In der Anleitung wird für Erstpielende und Runden mit Kindern zu einem verkürzten Spiel geraten. Ich rate immer dazu. Erstens trägt das Spiel nicht unbedingt über eine längere Spielzeit. Vor allem aber vermindert es die Varianz. Im normalen Spiel gibt es drei Runden Frühling und Sommer und zwei Runden Herbst. Dargestellt durch Aktionskarten, die aufs Spielbrett gelegt werden. Die Reihenfolge der Karten innerhalb der Jahreszeiten ist zufällig, aber alle sind im Spiel. Im kurzen Spiel wird zufällig und ungesehen jeweils eine Karte vom Sommer und Frühling entfernt. Das erhöht für mich den Spielreiz, weil das Spiel nicht nur knackiger und jede Aktion wirkmächtiger wird, sondern weil man eben nicht weiß, welche Aktionen diesmal im Spiel sind.
Fazit
Die Tiere vom Ahorntal ist ein absolut familienfreundliches Worker- und Dice-Placement-Spiel, welches mit einem grandiosen Knuddelfaktor begeistert. Charme trifft seichte, aber enorm gute Spielbarkeit. Es ist schnell erklärt, meist ohne fiese Interaktion erlebbar und besitzt mit seinem kleinen Kniff aus der Verknüpfung von Worker-Placement und einem zweigeteilten Dice-Placement auch eine erfrischende Komponente. Motivierend sitzt man mit seiner Tierfamilie am Tisch, fiebert den Würfen entgegen und errichtet sich auf kuscheligste Weise sein Heim. Das Herzen hier für Siegpunkte stehen, passt wie der Apfel in den Hefeteig und die Kuscheldecke zum Schaukelstuhl. Dazu gesellen sich durch modulare Aktionskarten noch etwas Varianz und eine sehr ansprechende Anleitung. Für mich ist es bisher das Familienspiel des Jahres 2022!
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Schön zu lesender Text zu einem ebenso schönem und vor allem entspannten Spiel.
War ein reiner Optikkauf, aber ist als Familienspiel einfach super. Ich denke erst recht im Herbst und Winter