Kurzcheck: Darum geht es in Familiar Tales
Familiar Tales erzählt die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen, aber maximal charmanten Gefährten, die nichts anderes als ein Menschenleben retten wollen. Im magischen und fernen Königreich Prinzipalien greift nämlich eine dunkle Macht die Herrscherfamilie an. In letzter Sekunde wird ein Säugling aus dem Palast gerettet und zum weisen Hofzauberer gebracht. Das Baby ist nichts anderes als die Kronprinzessin. Während der Zauberer mit seinen vier Gefährten aus Frosch, Fuchs, Fee und Steingolem die Situation analysieren, hören sie in der Ferne das Fußgetrappel der Schergen näher kommen. Panisch flüchten die Gefährten mit dem Baby, während der Zauberer kampfbereit zurückbleibt, um Zeit für die Flucht zu gewinnen.
Und so beginnt ein spannendes Abenteuer über drei Akte und viele Kapitel. Professionelle Sprecher und märchenhafte Hintergrundmusik erschaffen über die App Kino für die Ohren. Schicke Figuren, meisterhaft präsentierte Panoramen in einem Spielbuch und unzähligen Entscheidungen warten zusätzlich! Der Clou, ihr begleitet nicht nur das Baby, sondern deren Entwicklung zu einer jungen Frau. All eure Entscheidungen auf den verschlungenen Pfaden in diesem Fantasy-Epos beeinflussen nicht nur das Ende der Geschichte, sondern auch, was für eine Frau die Kronprinzessin wird. Dabei wechselt das Spiel gekonnt zwischen interaktivem Hörbuch und analogen Abenteuerspiel, welches mit einfachem Deckbuildung, Karten-, Ressourcen- und Aktionsmanagement die Balance schafft, dass Erwachsene wie auch Kinder das Spiel mit Spaß erleben können. Die Sogkraft ist enorm! Wird aber durch einen wichtigen Umstand unterfüttert.
Pacing ist King
Familiar Tales ist ein perfekter Dealer, weil eine Partie unfassbar gutes Pacing besitzt und man so nur schwer das Spiel einpacken kann. Man bleibt einfach hängen! Anhand der gewählten Route startet eine Partie immer mit einer Hörbuchpassage. In dieser warten öfters erste Entscheidungen und folglich auch weitere thematisch dicht erlebte Geschichten. Unfassbar, wie lange man darüber diskutieren kann, ob man Milch klauen sollte oder aus einer Kiste ein Taschentuch entwendet, welches neben einer gruseligen Vodoo-Puppe liegt. Was für Konsequenzen hat man zu erwarten?
Nach einigen Minuten behaglichem Lauschens und Diskutieren über das weitere Vorgehen, landet man dann im Abenteuerbuch und erlebt ein kompaktes Szenario. Die taktischen Kämpfe, das gegenseitiges Helfen bei Aktionen oder das Sammeln von Ressourcen und Erfahrung motiviert. Man verbessert seinen Charakter mit neuen Karten und Gegenständen dauerhaft! Auch muss man sich immer um das Baby bzw. die Prinzessin kümmern . Es mutiert fast zum Tamagotchi, was besonders den Kinder gefällt. Trösten, Wickeln und Füttern, ansonsten verschlechtert sich der Gemütszustand. Wenn das Kind wächst, werden andere Dinge nötig. Gar nicht so einfach, wenn drumherum die Action tanzt und man Gegnerbewegungen antizipieren muss. Absprachen sind so immer nötig, um die Abenteuer gut zu überstehen!
Die Spielzeit ist der Clou
Auch während des Spielens im Buch werden durch Codes im Abenteuerbuch in der App weitere Hörbuchschnipsel ausgelöst. Trotzdem dauert so ein Ausflug nie mehr als 30 bis 45 Minuten. Am Ende eines Abenteuers warten wieder ein Hörbuchschnipsel und ein neuer Ort auf der Karte. Will man da als Gruppe aufhören? Ach komm, ein Hörbuchauszug geht doch noch. Was wartet denn auf der nächsten Seite im Abenteuerbuch? Ui, das sieht aber spannend aus. Und zack, hängt man am Haken und die nächste Partie hat schon begonnen, bevor man es gemerkt hat. Aufhören ist hier alles andere als einfach. Am Ende isst du dein Abendbrot auf dem Fußboden, denn Familiar Tales gehört auf den Tisch. Die Kinder haben eben immer recht!
Simpel, gut und zu viert
Das Pacing und die Spielzeit pro Partie sind also um einiges besser als bei Der Herr der Träume, aber auch spielerisch ist es runder. Die Kartenmechanik ist schnell verstanden und von Kindern ab 8 Jahren mit etwas Erfahrung selber zu händeln. Gleichzeitig bietet das Spiel aber durchaus Tiefgang. Fünf Karten bestimmen deine Möglichkeiten pro Runde. Du kannst sie abwerfen, um dich zu bewegen, Proben zu bestehen oder zu kämpfen. Dabei haben die Karten unterschiedliche Attributwerte und manch Sonderregel. Es ist also gar nicht so einfach, seine 5 Karten geschickt auszugeben, weil du sie für alles benutzen kannst. Wer sich erschöpft, zieht eine Strafkarte, darf aber weitere Karten nachziehen. Wie weit geht man da? Mit Gegenständen können zudem Symbiosen mit Handkarten geschaffen werden.
Familiar Tales ist damit kein Spiel für jüngere Kinder! Man müsste ihnen zu viel aus der Hand nehmen und bringt sie somit selbst um den Spaß. Passend dazu thematisiert das Spiel Verantwortung. Kinder sollten hier wirklich autark spielen können und nicht nur mitspielen. Optimalerweise dann auch mit vier Personen, denn alle Charaktere müssen gespielt werden. Ansonsten muss eine Person mehrere Charaktere spielen, was für Kinder gar nicht zu empfehlen ist und bei Erwachsenen für Verwaltungsaufwand sorgt.
Fazit
Familiar Tales ist eine enorm starke Symbiose aus atmosphärischen Hörbuch, spannenden Abenteuerspiel in perfekten Häppchen und einem wahnsinnig starken Thema. Die vier Gefährten sind eine zuckersüße Bande, die sich für den nächsten Pixar-Film eignen würden. Die Geschichte ist durchtränkt mit Spannung und Witz, handelt von großen Emotionen, tiefer Verantwortung und das man nicht immer alles richtig machen kann. Es kitzelt durch unzählige Entscheidungen Diskussionen aus der Familie. Es erheitert, es lädt zum Träumen ein. Familiar Tales klaut dir nicht nur den Tisch, es klaut dir die Zeit, ohne das du es merkst. Dabei ist es spielerisch leicht zu händeln und trotzdem bietet es keine spielerische Ebbe, weil das Deckbuilding und Ressourcenmanagement passenden Tiefgang besitzt. Darum, liebe Erwachsene mit Kindern, macht nicht den Fehler und lasst eure Kinder nur mitspielen. Auch wenn das Spiel knuddelig ausschaut, den größten Spaß erlebt man als Familie zu viert mit selbstständig (!) spielenden Kindern und dafür braucht es ein gewisses Alter. Wer das beherzigt, erlebt mit Familiar Tales wohl eines der derzeit besten Kampagnenspiele für Familien.
Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber
- 6. Januar 2025
- 2. Januar 2025
- 31. Dezember 2024
- 26. Dezember 2024
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24 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke Christian für diese Rezension! Ich habe das Spiel schon beim Händler gesehen aber links liegen gelassen weil wir Herr der Träume schon haben. Und bei letzterem wurde es irgendwie lahm. Aber dass Familiar Tales ein deutlich anderes Konzept verfolgt macht es sehr interessant. Perfekt für die Weihnachtszeit.. wir werden es testen.
Cool! Ja, Der Herr der Träume war auch cool. Hatte aber ein paar Hänger und war für die Kinder eigentlich oft zu lang. Familiar Tales macht vieles wirklich besser und die Kinder haben es wirklich hart gefeiert. Sie sind jetzt aber eben auch schon älter als bei Herr der Träume.
Hab es auch hier liegen, danke für die Rezension. Das deckt sich mit meiner Hoffnung, da Herr der Träume und auch Aftermath von den einzelnen Kapiteln sehr lang waren für den Jüngsten. Jetzt male ich noch heimlich die Figuren an und überrasche die Familie damit für die nächsten 2 Woche in Dänemark damit 🤗
Lieber Christian
Vielen Dank für die tolle Rezension 🙂 Meine Kinder fanden Herr der Träume gut aber irgendwie fehlte etwas an der Spielmechanik. Ich hatte das Spiel Familiar Tales schon bestellt und dann wieder abbestellt da dich dachte es sei genau so wie der Vorgänger.
Dann nach Deiner tollen Rezension erneut bestellt.
Wir alle sind gespannt auf das Spiel.
Macht weiter so 🙂
Lieber Gruss aus der Schweiz!
Vielen Dank für dein Kommentar und ich hoffe, es wird euch gefallen. Viele Grüße in die Schweiz zurück!
Hallo Christian,
danke für den Test. Kannst du auch was zum Wiederspielwert des Spiels sagen? Ein anderer Test sprach davon, das dieser hier sehr gering sei. Bei einem 70 Euro Spiel wäre das natürlich interessant zu wissen.
Danke und Gruß,
-hotte
Es ist ein Kampagnenspiel und besitzt wirklich viel Spielzeit. Es gibt Abzweigungen und Entscheidungen und ob man alle Karten sieht, ist auch die Frage. Auch im Hörbuchanteil gibt selbst unter gleichen Zahlen andere Beiträge. Ich würde es trotzdem kein zweites Mal spielen wollen. Man hat 79 Spielseiten, also 79 Szenarien. Auch wenn einige schneller rum sind, diese 79 Szenarien plus die Hörbucheinträge, ich empfinde es für den Preis und einmal spielen mehr als fair.
Dankeschön für die tolle Rezension! Wir mögen das Spiel auch sehr gerne! Hast Du empfehlenswerte Alternativen zu Familiar Tales? Wir suchen neues kooperatives Futter für die Familie, gerne mit Fantasy-Setting und toller Optik.
Hallo Michael,
das ist gar nicht so einfach. Wie alt sind die Kinder? Was spielen sie sonst? Problem ist auch, dass Familiar Tales halt die Messlatte sehr hoch legt, gerade wenn die Kinder nun auch Entscheidungen, Vertonungen und ein fluffiges Spielerlebnis erwarte .
Hast du Die Chroniken von Avel mal gecheckt? Arkeis? Herr der Träume (ist anders und ein Stückchen schlechter als Familiar Tales)? Wonder Book? Kenne ich zwar noch nicht, höre aber viel Gutes.
Liebe Grüße
Christian
so. nach eurem Beitrag hab ich nun endlich Maus und Mystik und Familiar Tales bestellt.
nachdem ich sehr blauäugig versucht habe meinem 7 jährigen Pranken des Löwen beizubringen (kein Kommentar..ich weiß), wir aber von Abenteuer des Robin Hood begeistert warten und auch Paleo super gefunden haben (in der Familie mit den Kids ist kooperativ aktuell angesagt.
Ich denke wir starten mit Maus und Mystik und zum 8. Geburtstag gibts Familiar Tales.
Danke für wieder mal eine super Rezession.
Hallo Gerd,
hahaha, Pranken des Löwen. Aber ganz ehrlich, versuchen kann man es ja und manchmal klappt das auch. Nur noch eine Sache zu deiner Auswahl. Maus & Mystik ist am Anfang sicher cool, es kann aber sein, dass es zu lang und „unspektakulär“ auf Dauer ist. Viele mögen es, ich kenne aber auch einige, bei denen ist es gescheitert. Falls das so kommt, bitte trotzdem Familiar Tales eine Chance geben. Das Spiel ist wirklich aus meiner Sicht noch einmal eine Spur besser. Die Partien kürzer, die Vertonung 1+ und die Entscheidungen spannend.
Liebe Grüße
Christian
🙂 Danke. ich war da zu optimistisch
Ich denke genau deswegen gebe ich Maus und Mystik eine Chance. Als Einstieg. Auf Familiar Tales freue ich mich schon sehr und sehe Maus und Mystik als Vorbereitung darauf.
Hallo, wollt nochmal Feedback geben. Mein Sohn und ich lieben Maus und Mystik. Haben die figuren bemalt was nochmal mehr Motivation ist. Sind fast durch und freuen uns auf jeden neuen Level. Muss aber auch sagen dass wir einige Hausregeln eingeführt haben, da es vor allem am Anfang echt schwierig ist und für Kids frustrierend ist.
Aber selbst der Autor schreibt ja man soll es nicht so streng mit den Regeln sehen sondern einfach spaß dran haben.
Von daher freu ich mich auf familiar Tales. Auch schon aufs Bemalen 😀
Hallo Christian,
wie würdest Du Familiar Tales für eine Erwachsenenrunde einschätzen?
Wir sind zwei Paare, die einige Kilometer auseinander wohnen und uns ein- bis zweimal im Jahr zum Spielen treffen. Wir lieben storybasierte Spiele und hatten viele Jahre (mehr oder minder) viel Spaß mit T.I.M.E. Stories. Nun sind wir fast durch und es scheint ja aus der Ecke auch nichts mehr zu kommen.
ich hatte folgende Spiele ins Auge gefasst: Forgotten Waters, Robin Hood, Reise durch Mittelerde, Maus und Mystik. Nun klingt aber Familiär Tales in Deiner Rezension noch einen Ticken unterhaltsamer als drei der genannten Spiele.
Was meinst Du?
LG Kai
Hallo Kailander,
puuh, das ist schwierig zu beantworten. Die Spiele sind halt alle sehr unterschiedlich. Ich würde Maus und Mystik ausschließen. Zu den anderen ganz kurzes Schlagwort Massaker:
Forgotten Waters: Vertonung gut, sehr sehr humorvoll, wenn man auf diese Art Humor steht, dazu etwas chaotischer. Schneller durchgespielt, weil nicht so viele Szenarien und leichte semi-koop.
Robin Hood: Außergewöhnliche Mechanik, die sehr erfrischend ist, spannendes Back-Building, voller Koop und auch nicht so viele Partien pro Durchgang
Mittelerde: Sehr bombastisch. Das längste der Spiele und am meisten ein Dungeon Crawler.
Familiär Tales: Kurze, knappe Szenarien, mega Vertonung, sehr süß, sehr kurzweilig und als Thema auch cool (Fabelwesen, sich um ein Kind kümmern), aber man muss als Erwachsener auf jeden Fall ein inneres Kind besitzen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Liebe Grüße
Christian
Hey Christian,
eine Freundin und ich überlegen uns, ob familiar tales auch für zwei Spieler geeignet ist oder es doch vier benötigt. Was ist deine Meinung dazu?
Kannst du denn ein gutes Koop-Spiel für zwei Personen mit einer spannenden Kampagne empfehlen? Die Partien sollten aber nicht zu lange dauern. Wir haben bereits Arkham Horror LCG und Pandemic Legacy gespielt.
Hallo Johann,
vielleicht Die Abenteuer des Robin Hoods?
Familiar Tales würde ich eher zu viert spielen. Ich weiß gar nicht, ob man es mit weniger Charakteren spielen kann. Ich glaube fast, da müssten jeder von euch mehrere Charaktere spielen.
Liebe Grüße
Christian
Die Abenteuer des Robin Hood haben wir nach dem Eingangsszenario nicht mehr auf dem Tisch gehabt; ist auch mE nicht wirklich für zwei Spieler gedacht. Das ist eher was wie früher die Abenteuer-Spielbücher, da das Lesen doch stark das Spielen überwiegt.
Zu zweit gut funktioniert bei uns immer The LOOP, aber das ist nicht wirklich eine Kampagne im Sinne des Fortgangs einer Art Geschichte.
Sorry, aber da muss ich jetzt wirklich sehr hart widersprechen. 😀 Wir reden hier über Kampagnen-Spiele, die auch einen narrativen Kern haben (wie z.B. Familiar Tales oder Arkham Horror). The Loop ist ein tolles Spiel, aber weder ist es eine Kampagne, noch hat es irgendetwas mit den angefragten Spielen zu tun.
Zur Metapher mit dem Abenteuerbuch empfehle ich dir diesen Artikel: https://brettundpad.de/2021/04/20/narrative-brettspiele/
Bei Robin Hood überwiegt ganz sicher nicht das Lesen, alleine weil es kooperative Absprache braucht, eine spannende Bag-Buildung-Mechanik besitzt, eine einzigartige Bewegung und im ersten Szenario bei weitem nur einen Bruchteil des Spiels zeigt. Auf BGG ist übrigens die empfohlene Personenanzahl „2“: https://boardgamegeek.com/boardgame/326494/the-adventures-of-robin-hood Natürlich hat es ein Buch, wo man stetig kleine Geschichten und Ereignisse vorliest, ganz so wie Ereigniskarten. Dafür ist man aber eben am Tisch. Es ist ein narratives Brettspiel. Es ist aber weit mehr als ein Abenteuerbuch.
Viele Spiele zum Vorschlagen fallen leider raus, weil sie keine kurzen Partien bieten.
Wir habens zu dritt gespielt, und zwei davon hatten nach der ersten Partie keine Lust mehr auf weitere, weil „zu viel Lesen und zu wenig Spielen“ (O-Ton des Jüngsten am Tisch). Ich war der Dritte, ich hätte dem Spiel durchaus noch eine Chance gegeben, und habs auch nochmal mit guten Zureden versucht, keine Chance – und ohne Mitspieler gehts halt nicht. Und so toll, dass ich mich mit anderen Leuten nochmal durchs erste Kapitel spielen möchte, fand ich es dannauch wieder nicht.
Und nach dem ersten Szenario kann ich mir nur zwei Figuren auf dem Plan nicht wirklich vorstellen.
Wenn das ein typischer Vertreter solch narrativer Kampagnenspiele ist, dann sind die offenbar nix für uns.
Es kann a) sehr gut sein, dass diese Art von Spiel für euch nichts ist und b) hätte ich da eine Frage. Habt ihr eine Anleitung gelesen? Das Spiel besitzt ein geführtes Tutorial, ergo Einstieg. Ab Mission 3 geht es erst in das ganz freie Spielen über, wo keine weiteren Mechaniken mehr ins Spiel kommen (wenn mich meine Erinnerung nicht trügt). Dafür braucht man eben keine Anleitung lesen und hat einen seichten Einstieg. Kann auch doof gefunden werden, für Familien kann es aber ein großer Vorteil sein.
Wenn euch diese Art der narrativen Spiele nicht zusagen, dann ist das absolut legitim. Wie bei jedem anderen Genre auch. Empfehlen kann man sie trotzdem, wenn Leute sowas suchen. Andere mögen genau diese Art zu spielen sehr gerne. Kooperativ, Entdeckungen, Kampagne und gerne auch begleitet von einem Buch. Und man kann dieses Spiel gut zu zweit spielen. Ich habe es selbst getan. Bei Board Game Geek sagen es auch verdammt viele. Du hast eine Partie gespielt, die nichts weiter als eine Einführung in das Spiel ist, mit nicht einmal allen Mechaniken im Spiel. Und genau darum muss ich widersprechen, weil die Erfahrung einfach viel zu gering ist. 😉
Nein, wir haben keine „Anleitung“ für Robin Hood gelesen bis auf das, was in der Schachtel war.
Bei solchen Kampagnenspielen ist es ja so, dass man sie in gleicher (zumindest Stamm-)Besetzung durch spielen sollte bzw. bei Robin Hood ja eigentlich sogar muss (und andere ähnlich gelagerte narrative Spiele mit fortschreitender Geschichte sicherlich auch). Und wenn die einzige Gruppe, in der mir das möglich wäre, schon nach der ersten Partie keine Lust mehr auf weitere hat – ja, dann ist das tatsächlich nix für uns. Ich selbst hätte dem Robin ja durchaus noch eine Chance geben wollen. Shit happenz.
T.I.M.E.-Stories, das ja in Johanns Frage als Vergleich herangezogen wurde, haben wir in nahezu gleicher Besetzung (in einer von drei auf vier erweiterten Runde) auch neulich mit dem ersten Fall angefangen, das wollen alle weiter spielen. Da war auch spielerisch mE ein deutlich höherer Anspruch von Beginn an, der erste Fall war bereits extrem knackig. M.E. kein Vergleich.
Ja, die gleiche Gruppe sollte es schon sein. T.I.M.E.-Stories sehe ich oben im Kommentar aber nicht, vielleicht übersehe ich da auch was. Das würde ich z.B. zu zweit auch nicht gerne spielen. Es ist da übrigens wie auch in jedem anderen Genre. Nur weil einem das Genre liegt, muss nicht jeder Titel passen. T.I.M.E.-Stories z.B. finden viele die Repeat-Mechanik im Zusammenspiel mit dem Würfel (Glück) als supernervig. Ich hatte als letztes großes narratives Spiel mit ISS Vanguard meine Probleme. Bei Etherfields hingegen war mir zu viel schlechte Mechanik drin und zu wenig Story. Robin Hood empfand ich als mega erfrischend und später wirklich enorm spannend. Geschmäcker sind da halt verschieden und bei mir kann ich den Erfolg dieser Spiele nicht an der Menge oder Tiefe von Spielmechanik festmachen, sondern es geht da um das Gesamterlebnis.
Sorry, bezüglich TIME-Stories bin ich wohl übers Ziel hinweggescrollt… der Vergleich kam wirklich nicht von Johann, hatte sich aber in mir festgesetzt.
Bezüglich TIME-Stories sind wir jetzt aber einig, dass wir nicht wie im ersten Szenario zig-mal neu anfangen und alles am Anfang immer wieder neu durchkauen, sondern früher als das Regelheft vorgibt einfach durchspielen werden.
Mit einem anderen inzwischen regelmässigen Mitspieler möchte ich demnächst Vienna Connection auf den Tisch bringen (https://brettundpad.de/2021/10/25/vienna-connection/) – wäre das vielleicht was für Johann, Du kennst es ja schon?