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Dann mal fröhliches Schreddern!

Soviet Kitchen, ich habe herzlich gelacht! Irgendwie scheinen Autoren, die das Thema Nahrungsmittel aufgreifen, besonders viel Humor zu besitzen. Die Anleitung zumindest hat mir nicht nur einmal ein Grinsen ins Gesicht gekocht. Dieser Humor zieht sich durch das ganze Spiel bis hinein in die App. Wo sonst kann ich bitte Kaviar, Atommüll und Wodka zu einer bekömmlichen Mahlzeit zubereiten? Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und an der Front haben die russischen Soldaten Hunger! Du isst, was du findest, dem Fleischwolf sei Dank. App-Verächter werden nun nervös, habe ich doch ganz perfide über das Zauberwort hinweg geschrieben. Ja, Soviet Kitchen ist ein kooperatives Hybrid-Kartenspiel und genau deswegen ist es auf meinem Vorschau-Teller gelandet!

Wildes Geschredder!

Dem Genossen verlangt es nach rosafarbener Wurst, gelben Kraut und irgendeiner hellblauen Plörre. Es soll wohl das Kraut bekömmlicher machen und ich habe bewusst nicht Sauce geschrieben. Starten wir also den Fleischwolf! Zuerst stellen wir die Wurst her. An dieser Stelle eine Entschuldigung an alle Würste dieser Welt –  das kommende ist nicht böse gemeint! Ich stürze mich in die Koch-Schlacht, ohne Talent aber mit Ausdauer.

„Freunde, ich habe hier Walspeck, zartrosa, guter Start für pinke Wurst. Einwände?“ Anscheinend niemand. Ich halte die Karte über die Schredder-App und logge damit den Walspeck ein. „Ich hätte hier eine Ziehharmonika, violett, damit sollten wir etwas dunkler werden,“ ertönt links von mir die Stimme der 3-Schrauben-Köchin Inga. Abgenickt. Zusammen kommen wir nun allerdings schon auf fünf Vergiftungen. Wir müssen aufpassen, dass uns bei den wilden Zutaten am Ende die Armee nicht vor die Hunde geht. Die App fordert uns auf, aufgrund der gespielten Ziehharmonika, jeder eine Karte nach links weiterzugeben. „Wie wäre es jetzt mit alten Autoreifen? Allerdings sehr schwarz. Zu Dunkel? Vielleicht lieber die orangefarbenen rostigen Nägel? Sorry, Leute, ich habe keine passende Karte“, irgendwie scheint Farbklaus Matthias verzweifelt. Ehrlich gesagt, er kann auch nicht so gut mit Farben. Wie will er denn mit schwarz auf Pink kommen? Wir entscheiden uns für die Nägel. Ratatatatar, der Fleischwolf ist aus Großmutters Zeiten und zersäbelt alles. Übereinstimmung: 76%! Jubel bei den Köchen, wir brauchten nur 50%. Level geschafft! So einfach bleibt Soviet Kitchen allerdings nicht.

Die Karten sind von der Qualität noch nicht final.

Die Technik

Ähm…*Hust*

Dieses Spiel um die Farbmischung ist die Hauptzutat von Soviet Kitchen. Die App fungiert dabei nicht nur als Schredder, sondern führt auch durch das gesamte Spiel. Wann man Karten aufziehen kann, wie viele Lebenspunkte man noch für das Level übrig hat und Sonderfähigkeiten der Karten, all das hat die App im Blick. Allerdings befindet sie sich noch in der Entwicklung und ist unvollständig. Daher kann ich nur die Kampagne beurteilen. Highscores, Onlineanbindungen und der Herausforderungsmodus sind mir noch unbekannt. Hier und da zickt die Technik noch etwas, grundsätzlich aber nichts was man nicht aus der Welt schaffen könnte. Beeindruckend ist die Erkennung der Karten. Selbst bei schlechteren Lichtverhältnissen flutscht es. Kritisieren muss ich die grandiose Sounduntermalung. Die ist so gut, da will ich gleich durch das Wohnzimmer tanzen, dabei soll ich doch Karten spielen. Weltklasse!

Ich will Nachtisch!

Die Wurstfarbe ist fast getroffen. Kein schlechtes Ergebnis.

Ein Stern für die Technik-Küche. Hybridkartenspiele sind eine coole Idee! Der Spielspaß steht auf einer anderen Menükarte. Geschmacklich muss man das Spiel um Farben und deren Mischung ebenso mögen, wie das skurrile Thema. Je mehr Spieler zusammenkommen, desto größer der Reiz. Beruflich habe ich viel mit Farben zu tun, da war es mir mit zwei Spielern etwas zu einfach. Mit mehr Mitspielern wird das Spiel interaktiver, herausfordernder und somit auch wesentlich spannender. Wer es öde findet, sich zusammen zu überlegen, wie man Handkarten ausspielt, um einen Farbton zu treffen, der braucht Soviet Kitchen nicht.

Mir hat es als Abwechslung zu herkömmlichen Kartenspielen aber durchaus gefallen. Besonders durch die Karten mit Sonderregeln entstehen witzige und bisweilen taktische Runden. Karten weitergeben, durch Karten-Kombinationen direkt Erfolg haben, den Giftwert senken, den Nachziehstapel anschauen, das ist das Salz in der verstrahlten Atomwurst. Diese Sonderkarten kommen allerdings erst Stück für Stück ins Spiel. Daher empfinde ich die ersten Level weniger spannend und hoffe auf weitere Karten mit Sonderfähigkeiten in der Kickstarter-Kampagne. Überraschungen sind in der Hinsicht zumindest angekündigt.

Fazit

Soviet Kitchen von Andreas Wilde besteht den Technik-Check und zeigt, dass keiner Angst vor einer App auf dem Tisch haben muss. Das Smartphone wird zur Spielleitung mit Humor, hat beim Erkennen der Karten ein scharfes Auge und wird zum mächtigsten Fleischwolf unserer Zeit. Die App drängt sich nie in den Vordergrund, dafür ist das skurrile Spielkonzept, wie grüne Würste geschaffen aus Munition, Zehennägel und Ölflaschen zu präsent und die Kommunikation am Tisch zu hoch. Die Kampagne macht Lust auf mehr, allerdings sollten noch weitere witzige Sonderkarten hinzukommen. Ebenso neugierig bin ich auf die weiteren Spielmodi, die in der aktuellen Version der App noch nicht spielbar sind. Wer Spaß an kommunikativen Koop-Kartenspielen hat und sich gerne über Mitspieler und ihre schauderhafte Farbwahrnehmung ärgert, könnte mit Soviet Kitchen einen zukünftigen Absacker im Regal stehen haben. Schauen wir, was die Kickstarter-Kampagne, die am 02.07.19 um 17h startet, für Überraschungen bereithält!

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