
Kurzcheck: Darum geht es in Cascadia
In Cascadia dreht sich alles um die gleichnamige Region im Pazifischen Nordwesten Nordamerikas. Diese besticht durch eine umwerfende Landschaft und bietet vielen Tieren einen Lebensraum. Für Autor Randy Flynn ist es seine Heimat und der Ursprung von vielen Wanderungen. Er wollte diese Vielfalt und Schönheit in einem Brettspiel näherbringen, um neugierig auf die Region zu machen. Ich kann schon hier verraten, dies ist ihm gelungen.
In Cascadia versuchst du durch das Auslegen von Wildnisplättchen zusammenhängenden Lebensraum zu erschaffen und dort gleichzeitig passende Tiere anzusiedeln. In jeder Partie liegen fünf unterschiedliche Wertungskarten aus, die für jede Tierart eine Vorgabe zum Punkten vorgeben. Bären dürfen z. B. nur in Paaren zueinander auftauchen, Wapiti vielleicht nur in einer geraden Linie und um jeden Bussard darf kein angrenzender Bussard ausliegen. Die Landschaft wird am Ende auch gewertet, dabei zählt von jedem Typ das größte zusammenhängende Gebiet. Bist du am Zug, darfst du aus der Tischmitte eine Kombination aus Wildnisplättchen und Tierplättchen wählen. Vier verschiedene Kombinationen hast du dabei zur Auswahl, die allerdings immer zufällig zusammengestellt werden. So wächst deine Landschaft und die darin wohnenden Tiere. Nach zwanzig Zügen ist Schluss und ihr wertet euren gebauten Lebensraum aus. Cascadia ist extrem schnell gelernt, weil die Grundmechanik wirklich simpel ist. Allerdings kitzelt es einen wie die frischen Sonnenstrahlen im Frühling deine Nase. Oder waren es die Pollen? Egal, rein in den Kniff des Spiels.

Der Kniff von Cascadia
Der Kniff ist das doppelte Legespiel. Du musst eben nicht nur die Landschaft auslegen, vielleicht ähnlich wie bei Kingdomino, sondern auch Tiere müssen nach den Kriterien der Wertungskarten platziert werden. Der Witz ist nun, dass eben nicht auf jedes Wildnisplättchen alle Tiere passen. Auf einem Wald kann manchmal nur ein Wapiti platziert werden, mal dazu noch ein Bär oder vielleicht sogar drei Tiere. Auch gibt es Wildnisplättchen mit zwei Landschaftstypen, die man geschickt verpuzzeln muss, damit eben die Landschaften am Ende punkten. Und die Kombination bei der Auswahl aus Wildnisplättchen und Tierart in der Tischmitte passt oft eben nicht zusammen. Da liegen in der Tischmitte ein Bär und ein Wasserplättchen für einen Lachs oder ein Lachs und ein Waldplättchen für Füchse. Fies: Tierplättchen, die nicht platziert werden können, kommen direkt weg. Etwas aufsparen darf man nicht!

Und bitte, denk immer daran, die Wertungsvorgaben der Tiere sind zu beachten. Da sollte um einen Fuchs jede andere Tierart verkommen, der angrenzende Bär muss einen weiteren Bären angrenzend haben, der Bussard, der am Fuchs liegt, muss mindestens ein Plättchen Abstand zum nächsten Bussard haben, die Lachse hingegen eine Reihe bilden. Kommst du noch mit? Und denk dran, die Landschaft sollte ebenfalls passen, auch im Vergleich zu den Mitspielenden. Wer nämlich die jeweils größten Gebiete eines Typs hat, bekommt am Ende Bonuspunkte. Cascadia ist damit kein Interaktionsmonster, aber gänzlich befreit davon ist es auch nicht.

Großer Spielspaß
Vereinfacht ausgedrückt legte man Wildnisplättchen als erste Ebene aus und bestimmt damit das zukünftige Auslegen in zweiter Ebene für die Tiere. Du bist also Architekt einer Landschaft und versuchst danach die richtigen Tiere zu ergattern, um sie dort zu platzieren. Wobei du bei der Auswahl der Tiere eben gleichzeitig ein Wildnisplättchen bekommst, das du wieder für die Zukunft der Tiere sinnvoll anlegen musst. Durch die unterschiedlichen Wertungskarten, die auch in der Schwierigkeit skalieren, ist man immer wieder vor neue Anforderungen gestellt. Auch die gezogenen Tiere aus dem Beutel sind zufälliger Natur. Sie sind zwar gleich oft im Beutel, aber es bleiben je nach Spieleranzahl viele davon am Spielende übrig. Es gibt also Partien, wo viel z. B. mehr Lachse als Bären gezogen werden. Auch das muss man beachten!
Wer zu große Lebensräume für die Tiere plant, kann sie am Ende vielleicht gar nicht füllen. Hier ist herrliche Schadenfreude möglich, wenn alle auf den Fuchs warten, weil er Mangelware ist und man beim eigenen Zug per Ansage das Tier aus dem Beutel zieht. Ich scheine da ein besonders magisches Händchen zu haben. Das Gesicht meiner Frau färbte sich da gerne lachsig. Thematische Gesichtsfärbung besitzt das Spiel also auch. Cascadia sorgte so bei mir, meiner Frau, aber auch bei den Kindern für einen enormen Sog. Eine Partie ist schnell gespielt und dann wären da ja noch die diversen Varianten.

Passt hier!
Ich brauche in Brettspielen oft keine zig Varianten und Module, in Cascadia hingegen empfinde ich das als sehr spannend. So kann man Szenarien und Trophäen erfüllen. Wer schafft unter bestimmten Wertungskarten eine gewisse Anzahl an Punkten? Wer macht noch mindestens 90 Punkte, wenn die Extra-Regel eingestreut wird, dass Bären und Wapiti nicht nebeneinanderliegen dürfen? Genau solche zusätzlichen Regeln bringen immer wieder frischen Wind ins Spiel. Das ist hier nicht nur für Solo-Partien interessant, sondern kann auch in die Partien mit mehr Spielenden eingestreut werden.
Dann gibt es noch 10 Regel-Varianten, die die Grundregeln verschärfen. Wie gesagt, eigentlich nicht so mein Fall, aber hier passend, weil das Legespiel kurzweilig ist und zum Ausprobieren einlädt. Wer Kinder hat, der freut sich sicher auch über die zwei Wertungskarten für Anfänger und Fortgeschrittene, bei denen das Auslegen der Tiere einfacher zu bewerkstelligen ist. Irgendwie fehlt jetzt etwas Kritik. Einstreuen könnte ich vielleicht, dass zu viert die Spielzeit für das Erlebte nicht ganz passt, weil der fast chillige Rhythmus des Spiels etwas verloren geht. Ja, ich spiele es am liebsten zu zweit, aber das ist schon das Suchen von Bärenhaaren im Wapiti-Kadaver.

Fazit
Ist es jetzt besser als Azul? Ich kann mich nicht entscheiden. Was ich aber weiß, ist, dass Cascadia ein wunderbares Legespiel ist und sich als anspruchsvolles Duell und gleichermaßen kurzweiliges Familienspiel hervorragend eignet. Das Auslegen von Wildnis- und Tierplättchen über die zwei verschiedenen, miteinander verzahnten Ebenen ist einfach richtig cool. Als Architekt der Landschaft und damit Wegbereiter für die Zukunft der Tiere ist man hier durchaus am Grübeln. Trotzdem bleibt die Spielzeit kurz und knackig. Die vielen Wertungskarten, Regel-Varianten und Herausforderungen halten die Langzeitmotivation zudem irre hoch. So was packt mich eigentlich selten, hier war es aber ein Volltreffer. Entsprechend ist Cascadia ein wunderbares Brettspiel für Fans von Lege- und Puzzlemechaniken, welches einfach ins Regal gehört!
Cascadia
34,99 €Kurzfakten
- Hochwertiges Material
- Kompakte Spielzeit
- Einfache Mechanik...
- ...die Tiefgang ermöglicht
- Wunderbar zu zweit
- Extrem viel Varianz
Spielinformationen
- Genre: Legespiel
- Spieler: 1 - 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: 30 - 45 Minuten
- Autor/in: Randy Flynn
- Rezensionsexemplar erhalten
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Spiel kommt heute und ich freu mich nach deinem Review umso mehr. Es muss nicht immer das komplizierteste Spiel sein….
Habt ihr die Varianten einfach Mal ausprobiert? Ich bin sonst von sowas nicht der Fan. So wie bei Azul die Rückseite der Tableaus noch nie das Tageslicht gesehen hat.
Unbedingt ausprobieren! Das fühlt sich auch weniger aufgesetzt als in Azul an. Für mich sind die Varianten und wechselnden Bedingungen hier viel natürlicher.
Nach viel hin und her bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich als nächstes ein weniger komplexes Spiel kaufen möchte. Schlussendlich fällt die Wahl zwischen Parks und Cascadia. Wie so immer kann ich mich nicht entscheiden und brauche Hilfe 😀
Danke für Ratschläge!