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Im letzten Monat war neben der Berlin Con und dem Sommerurlaub vor allem eins Thema: Raumschiffe, fremde Planeten, Tabletalk, Kopfkino und Aliens. Der Fokus im Juli stand im Zeichen der Science-Fiction! Der Ertrag neben massig viel Spielspaß trudelt in den kommenden Wochen in Form von Rezensionen auf dem Blog ein, wobei mit Star Trek: Ascendancy und XIA: Legends of the Drift System zwei große Kaliber schon verewigt wurden.

Die Brettspiele im Juli

Der Juli ist bei uns wie jedes Jahr durchzogen mit Reise- und Familienspielen. Es verging kaum ein Tag an dem Skull King und Dungeon Mayhem nicht auf dem Tisch kam. Mit solch wahnsinnigen Runden, wo ein fünfjähriger die ersten acht Runden zu null spielte. Die Mama wurde bei Tiny Epic Mechs auseinandergenommen und die Eltern hauten sich in Targi mit Erweiterung die Rohstoffe um die Ohren. Als interaktives Hörbuch kam von Kosmos noch die Monochrome AG auf den Tisch. Mit Vorleser-App und spannendem Thema, war das ein spannendes Abenteuerbuch in Brettspielform. Zum Science-Fiction-Monat passte dann Kassiopeia, das meiner Frau leider weniger gefiel. Es ist zu zweit aber auch nicht ganz optimal. Mitte Juli durfte ich dann auch noch eine Partie DinoGenics spielen.

Größere Kaliber wurden aber auch gespielt. Star Trek: Ascendancy erobert einige Male die Spielfläche. Da wurden dann 200 cm in der Länge voll ausgenutzt. Weitere Spiele mit ordentlich interaktivem Konfliktpotential waren dann Twilight Imperium und Root. Richtig spannend wurde es dann auch bei Nemesis! Ein echter Knaller, dieses Kopfkino-Brettspiel, bei dem man an den Zügen seiner Mitspieler mindestens genauso viel Spaß wie am eigenen hat.

Die Highlight im Detail

Root
Ach wie niedlich die Kätzchen sind…

Gleich zweimal durfte ich mich bei Root um Waldlichtungen prügeln. Stark asymmetrische Spiele, mit dem Fokus auf Gebietskontrolle, haben bei mir immer einen hohen Aufforderungscharakter. In Root ist die Asymmetrie wie selten auf die Spitze getrieben. Für ein abschließendes Fazit reichen zwei Partien nicht aus, auch weil ich erst drei Fraktionen in Aktion gesehen habe. Eine erste grobe Einschätzung kann ich trotzdem geben.

Root hat einen putzigen Charme! Mäuse, Adler, Katzen oder Waschbären sind geradezu niedlich dargestellt und das ganze Artdesign wirkt wenig kriegerisch. Man könnte fast meinen, Root wäre aus einem Bilderbuch für Kinder entsprungen. Wer aber Adler, Katzen und Mäuse im Kampf um Bauplätze und Siedlungen streiten sehen hat, dem wird klar, hier wird sich mehr bekriegt als in Cthulhu Wars. Was mir gut gefällt, ist die Kompaktheit des Spiels. Es nimmt wenig Platz ein und ist in seiner Grundmechanik schnell erlernt. Klar liegt der Teufel im Detail, weil eben jede Fraktion ihre eigenen Regeln hat, aber das ist bei der Konkurrenz nicht anders.

Die besagte Asymmetrie ist ebenfalls grandios. Während die Katze mit zig Einheiten überall startet und ordentlich Bauplatz braucht, muss der Vogel alle Aktionen programmieren und sich über Nester ausbreiten. Die Allianz hat anfänglich gar nichts auf dem Tisch und kämpft um Sympathie auf den Lichtungen. Was nichts anderes bedeutet, dass sie jedem auf den Sack geht, der sie angreift. Der Vagabund hat nur eine einzige Figur im ganzen Spiel und ist eher ein Abenteurer. Das ist schon mega cool!

Was mir weniger gefällt ist die Abhängigkeit von gezogenen Karten. Da kommt mein persönlicher Magic-Hass wieder durch. Um das genauer zu beurteilen, brauche ich weitere Partien. Aber wer als Adler mit Karten programmieren muss und schlecht zieht, hat einen spielerischen Nachteil. Wer mit den Mäusen seine Stellungen aufbauen möchte, aber auch hier nicht die richtigen Karten hat, muss suboptimal spielen. Als Katze Einheiten nach einem Kampf retten? Nur mit richtiger Karte. Ihr merkt, die Karten sind sehr präsent. Root ermöglicht aber kein Deckbuilding oder Drafting, außer mehr Karten zu ziehen. Eine Abhängigkeit die ich vielleicht zu stark einschätze, aber mir sind Aktions- oder Machtpunkte für Spiele dieser Art lieber, weil ich einfach sicher planen kann.

Wir spielten im Sonnenuntergang. Man sieht es am Rotstich!
DinoGenics

DinoGenics könnte auch Jurassic World: Das Brettspiel heißen. Du baust einen Park auf, sorgst für Besucher und gewisse Annehmlichkeiten in deinem Park und züchtest Dinos, die du geschickt unterbringst. Am Ende gewinnt derjenige, der aus seinem Dino-Park das beste Erlebnis für seine Besucher über eine feste Rundenanzahl geschaffen hat. Dabei muss man aufpassen, das man die Dinos artgerecht unterbringt und füttert, ansonsten können sie ausbrechen. Was dann passiert kennen wir aus den Filmen. Man sollte es vermeiden!

DinoGenics ist ist in seiner DNA absolut konservatives Workerplacement. Erwarte hier keine spielerischen Überraschungen. Es gibt rein mechanisch wesentlich pfiffigere Brettspiele und komplexere sowieso. Wäre das Spiel nicht auf Englisch, könnte mein achtjähriger Sohn locker mitspielen. Aber man sollte seine Handkarten, die fiese Effekte beim Gegner auslösen können, schon verstehen. Ich befürchte das DinoGenics sogar eher geringe Aufholmechanismen besitzt. Wer stark ist, wird stärker! Klingt jetzt nicht nach dem heiligen Pöppel, aber dieser Eindruck wird von gefühlt 1000 Tonnen Dino-Meeples zertrampelt und  in Jurassic Park Charme ertränkt. Es gibt diese drögen Eurogames mit toller Mechanik, DinoGenics ist genau das Gegenteil. Man will hier einfach immer wieder Dinos züchten! Ich vermute es steckt auch noch etwas mehr Potential in dem Titel, wenn man risikofreudiger spielt. Denn wer seine Dinos in seinen Park quetscht, der kann richtig Punkte absahnen. Mit der richtigen Karte auf der Hand oder einem glücklichen Würfelwurf lohnt sich das Risiko für mehr Siegpunkte.

Fragen zu den Spielen?

Das war es erstmal mit meinem kleinen Rückblick und ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. Falls du detailliertere Fragen zu den aufgeführten Brettspielen hast, kannst du mir wie immer ein Kommentar hinterlassen und/oder eine E-Mail schreiben. Ich antworte ganz sicher!

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Toller Artikel! Und ich merke immer wieder, dass sich mein Spielgeschmack mit deinem von allen Bloggern am besten deckt. Unser absoluter Dauerbrenner im Urlaub ist Skull King. Klein, schnell gespielt und erklärt und auch in größeren Runden immer gut.

    Bei den größeren Spielen ist nach den Pandemic Seasons gerade Spirit Island wenn immer möglich auf dem Tisch. Das lässt sich aber nur schwer mitnehmen oder im Zug spielen.

    Deswegen musste ich nach diesem Artikel gleich wieder Deine Top 10 Reisespiele-Liste herauskramen, um ein paar Perlen zu entdecken. Würdest Du dort Dungeon Mayhem jetzt mit aufnehmen? Oder denkst Du der Spaß hält hier nur kurz an?

    Was würdest Du noch einpacken, um Deinen Sohn nach einem verlorenen Spiel zu besänftigen? Unsere Tochter macht uns gerne in Spielen fertig, aber wehe sie verliert.. 😉
    Im Moment muss hier Qwixx herhalten, als weniger konfliktfreudiges Spiel, das sich aber inzwischen abgenutzt hat.

    Antworten
    • Vielen Dank für die netten Worte. Ja, Spirit Island ist kein gutes Reisespiel, zur SPIEL’19 kommt die erste Erweiterung auf Deutsch auf den Markt. Da werde ich zuschlagen, ich liebe das Spiel einfach.

      Dungeon Mayham ist bei uns ein Dauerbrenner, aber man muss das Setting und die Art des Spiels schon mögen. Es ist absolute Kartenkloppe! Wer da nicht verlieren kann, wird wohl nicht glücklich. Bei uns manchmal auch ein Problem, je nach Tagesform der Kinder. Insgesamt können sie es bei Dungeon Mayhem aber gut ab, weil die Partien schnell vorbei sind und man einen nächsten Versuch wagt. Und wer öfters gewinnt, wird dann von den anderen drei Spielern in der nächsten Partie einfach vom Tisch gefegt.

      Mein Artikel zu den Reisepiele zielt ja vor allem auf Erwachsene ab (und für 2 Spieler). Skull King z.B. ist da ja auch nicht drin, wird aber mit der Familie ständig gespielt. Ein Artikel mit Familienspielen für Reisen ist eine gute Idee! Aus dem Bauch würde ich Dungeon Mayham in die Liste packen, dafür wird es einfach zu gerne von den Kindern gespielt. Ebenso Haul Doch! Mau Mau, das aber auch fies ist. Ich weiß nicht wie alt deine Tochter ist, aber aktuell spielen wie gerne Draftosaurus. Dazu gibt es bald eine Rezension. Insgesamt finden meine Kinder interaktive Spiele mit Konfliktpotential überraschenderweise recht gut.

      Hektisch und Koop geht vielleicht noch 5-Minute Dungeon? Dice Town finden die Kinder auch super. Der Karton ist nicht so kompakt, aber eigentlich ist es nur ein Würfelspiel mit ein paar Karten.

      Antworten
      • Danke für Deine ausführliche Antwort! Die Erweiterung für Spirit Island muss bei uns auf jeden Fall auch her!
        Dann lege ich mir Dungeon Mayhem auf jeden Fall zu. Klingt vielversprechend, gerade wenn die Runden nicht so lange dauern, könnte das was sein. Kartenspiele sind einfach für unterwegs prima, da man überall damit loslegen kann. Man braucht keinen geraden Untergrund, der Tisch darf auch mal wackeln, nur mit Wind tut man sich schwer 😉

        Auch danke für den Tipp mit 5-Minute-Dungeon. Das habe ich komplett aus den Augen verloren. Wäre vielleicht der perfekte Absacker, bei dem am Ende jeder Happy ist. Konflikt zwischendurch macht jedem von uns mega Spaß. Allerdings schließe ich immer gerne den Zock-Marathon mit einem Koop, mit dem dann jeder ein Happy End hat. Vom letzten Spiel hält der Nachgeschmack am längsten.

        Auch noch großes Lob an Deinen Schreibstil. Ist immer kurzweilig und amüsant zu lesen.

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